53

2 0 0
                                    


Heute konnte der Protagonist bis 9 Uhr ausschlafen. Darüber hatte er sich total gefreut. Vielleicht hätte er sogar weiter geschlafen, aber er wurde davon geweckt, dass die Putzfirma, die den Flur reinigt, mit ihrem Wischmopp gegen seine Tür klopfte. Das ist jeden Freitag so und eigentlich ganz beruhigend, denn so weiß man, dass irgendwie alles okay ist. Das ergibt wahrscheinlich keinen Sinn, aber so fühlt es sich für den Protagonisten an, er mag es, wenn jede Woche wie gelohnt abläuft.

Bis zum Frühstück hatte er sich Zeit gelassen, denn er wollte nicht, dass die Lücke bis zum Eisessen zu groß ist. An Eis kann man sich schlecht satt essen. Deshalb hatte er erst gegen 11 Uhr gefrühstückt. In Gedanken war er schon beim Eis und überlegte, ob er lieber ein Spaghettieis oder einen Schokobecher bestellen wollte. Das Wetter wurde immer schlechter und ein Gewitter zog auf, was auch ganz angenehm war, denn so kühlte sich die Luft auf 26 Grad herunter. Rechtzeitig zu seinem Treffen mit seiner Freundin hörte es auf zu regnen.

Er hatte sie an der Bibliothek abgeholt, wo sie den Morgen damit verbracht hatte, an ihrer Masterarbeit zu schreiben. Das war ein großer Umweg, aber er war froh, das Haus zu verlassen und ein paar Schritte zu machen. Von der Bibliothek aus gingen sie in die Innenstadt, direkt am Marktplatz befindet sich der Italiener, bei dem sie sich eigentlich verabredet hatten. Da der Eisladen einige Sonnenschirme aufgestellt hat, konnte man auf trockenen Stühlen draußen sitzen. Da merkte seine Freundin an, dass sie keine Lust auf ein Eis hätte. Okay, nicht so schlimm, was würde sie denn stattdessen wollen, hatte er sie gefragt. Er schlug vor, dass er sich ein Eis auf die Hand holen könnte, dann wäre es möglich, dass sie weiter gehen und etwas anderes für sie suchen.

Nein, sie möchte beim Bäcker einen Eislatte (oder wie auch immer man das schreibt) trinken. Kurz standen sie schweigend vor dem Eisladen, denn der Protagonist hatte verstanden, dass er schlecht mit einem Eis in der Hand zum Bäcker gehen könnte. Es würde sicher nicht gut ankommen, wenn er sich mit anderen Lebensmitteln dort hinsetzen würde. Er konnte nicht verstehen, warum sie ihm nicht vorher gesagt hatte, dass sie kein Eis möchte. Vor allem weil er vor einigen Tagen spezifisch danach gefragt hatte, ob sie mit ihm ein Eis essen geht. Wenn sie sich umentscheiden würde, wäre das natürlich nicht schlimm, aber das hätte er dann gerne vorher gewusst.

Egal, er versprach sich selbst, morgen ein Eis essen zu gehen, alleine. Dabei hätte er wenigstens seine Ruhe. Also ging er mit seiner Freundin zum Bäcker. Dort bestellte er sich einen Eiskakao und eine Sahnetorte. Irritiert hatte ihn, dass sie nur mit einem kleinen Stück Erdbeerkuchen hinterher kam. Sie waren ja zum Bäcker gegangen, weil sie diesen Latte haben wollte, oder zumindest hatte sie das gesagt. Scheinbar hatte sie sich erneut spontan umentschieden und da sie deutlich weniger zu Essen hatte als er, saß sie gefühlt 10 Minuten ihm gegenüber und sah ihm beim Essen zu.

Danach hatte er sie zurück zur Bibliothek gebracht, denn sie wollte bis zum Abend weiter an ihrer Arbeit schreiben. Vor Ort entschied sie sich wieder um, nun wollte sie lieber zuhause weiter arbeiten. Das ärgerte den Protagonisten, denn der Bäcker ist quasi direkt neben seiner Wohnung und er war den ganzen Weg zur Bibliothek umsonst gelaufen. Wenig später standen die beiden vor seiner Wohnung, er wusste schon genau, was kommen würde. Sie würde ihn jetzt fragen, ob sie mit hoch kommen kann, um fernzusehen oder ähnliches. Aber darauf war er nicht vorbereitet, er hätte vorher aufräumen und wischen müssen. Das hatte er nicht getan, weil er das für Sonntag eingeplant hat und vorher abgemacht war, er würde sie zurück zur Bibliothek bringen. Er hatte nicht damit gerechnet, dass sie zu Besuch kommen könnte.

So kam es dann tatsächlich auch, sie fragte, ob sie mit seiner Switch spielen dürfte. Darauf hatte er keine Lust, das lag aber nicht am Zustand seiner Wohnung. Wahrscheinlich wäre ihr nicht aufgefallen, dass nicht aufgeräumt wurde. Es störte ihn aber, dass sie unangekündigt fragte und er wusste, dass sie dann wieder bis 19 Uhr bei ihm sitzen bleiben würde, obwohl er spätestens 18 Uhr Essenszeit hat. Er würde wieder Probleme haben, sie los zu werden. Und er sieht auch nicht ein, dass sie immer nur vorbei kommt, um bei ihm Shopping Queen zu gucken oder um mit seiner Switch zu spielen. Er hatte sie letztes Wochenende erst eingeladen, dass sie gemeinsam einen Spieleabend machen könnten, wo sie Just Dance, Mario Kart und sowas spielen. Da hatte sie abgelehnt, da sie angeblich so viel für ihre Masterarbeit machen müsste, sie hätte keine Zeit.

Als er geantwortet hatte, dass sie nicht mit hoch kommen kann, verabschiedete sie sich. Da war er auch ganz froh drum, denn sie waren jetzt fast 3 Stunden zusammen unterwegs und er wollte seine Ruhe haben. In der Wohnung angekommen stellte er den Ofen an und machte sich ein paar "rustic chips", so steht es auf der Packung. Quasi Pommes in Form von Chips. Dazu hatte er Aioli. Und tatsächlich hatte ihm das sehr gut geschmeckt. Er überlegt, ob er die andere Hälfte der Packung heute Abend zum Fernsehen noch macht. Aber vielleicht wäre das dann auch übertrieben. Mal schauen, wie sich sein Hunger entwickelt. Auf jeden Fall würde er diese Pommes-Art nochmal kaufen.

Er überlegt auch, gleich noch schnell zu Edeka zu gehen, denn samstags ist es dort immer so voll. Außerdem würde er morgen bestimmt froh sein, wenn er nichts weiter zu tun hätte. Es reicht ihm, dass er nochmal zu diesem Unternehmen muss. Das zerstört seine ganze Laune. Nach dem Treffen hat er auch nicht vor, sich nochmal dort zu melden. Am Dienstag wurde ihm versprochen, dass man so schnell wie möglich nach einem anderen Angebot gucken würde und ihm noch vor Samstag deswegen schreiben würde. Das ist nicht passiert und er Protagonist hat kein Interesse, erneut 3 mal nachfragen zu müssen. Generell ist sein Interesse, dort zu arbeiten, verschwunden.

100 Positive TageWo Geschichten leben. Entdecke jetzt