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Der Protagonist glaubt, die Aufgabe, die er sich gestellt hat, 100 Tage positiv zu berichten, gelingt ihm nicht so gut. Er berichtet oft von negativen Dingen und versucht nicht, sie positiver dar zu stellen. Aber er will sich darüber nicht ärgern, denn auch das Negative gehört zum Leben dazu.

Nach dem Aufstehen hatte er sich bereits die Wäsche angestellt. Dabei musste er schätzen, wann er von der Arbeit wieder kommt, denn er kann die Maschine so anstellen, dass sie erst dann fertig ist, wenn er wieder nachhause kommt. Das Problem ist, dass er eigentlich nie vorher weiß, wie lang er tatsächlich bei der Arbeit bleiben muss, aber er hatte einfach mal auf gut Glück eine Stunde mehr eingestellt, als er laut Vertrag arbeiten muss. Und das hatte am Ende auch ganz gut geklappt, 20 Minuten vor Waschgang-Ende war er zuhause.

Bei der Arbeit lief eigentlich alles gut, denn sein Chef hatte am Wochenende einen wichtigen Kunden gehabt, der sehr zufrieden war. Wenn der Kunde zufrieden ist, die Sonne scheint und es nichts dringendes gibt, ist sein Chef gut gelaunt und wenn der Chef gut gelaunt ist, gibt er dem Protagonisten nicht so viele Aufgaben. Dennoch hatte er heute von Anfang bis Ende jede Sekunde an seinen Aufgaben gesessen, es war auch nicht so entspannt wie an manch anderen Tagen. Dem Protagonisten ist das sogar lieber, denn es kann anstregend sein, nichts zu tun und im Büro sitzen zu müssen.

Bei der Arbeit hatte er aber auch kurz Zeit, um die Wahlergebnisse der Euopawahl und auch der beiden Kommunalwahlen in seiner Stadt zu googlen. Er war bestürzt, irritiert, nicht wirklich überrascht. Wo kommen denn diese ganzen Menschen her, die so einen Müll wählen? Er kennt diese auf jeden Fall nicht, aber davon scheint es ja mehr zu geben, als von denjenigen, die seiner Meinung nach etwas vernünftiges gewählt haben.

Wie gesagt, er hatte dann die Wäsche aufgehängt. Um die Zeit, zu der er Feierabend hat, ist die Sonne leider schon so weit um das Haus gewandert, dass sein Balkon im Schatten liegt. Aber dennoch schadet es nicht, die Wäsche draußen auf zu hängen, weil der Wind beim Trocknen hilft und sein Raum so frei ist.

Die freie Zeit, die er dann hatte, wollte er sinnvoll nutzen. Ob Just Dance so sinnvoll ist, darüber kann man vielleicht streiten, aber er wusste, dass er heute wieder eine Stunde spielen wollte. Und irgendwie hatte er keine Lust auf ernsten Kram, also hatte er die Dinge so getauscht, dass er Abends die stressigen Sachen machen würde. Inzwischen tut ihm sein Körper auch schon weniger weh, sodass er beim Tanzen keine Einschränkungen mehr hat.

Zum Abendessen gab es Nudeln mit Pesto, weil der Protagonist noch Pesto im Kühlschrank stehen hatte und das gerne aufbrauchen wollte, bevor er am Mittwoch zum Konzert fährt. Das würde auch bedeuten, dass er ab Mittwoch Wochenende hätte, worüber er sich sehr freute. Morgen muss er noch ein paar Sachen packen, denn er fährt nach dem Konzert nicht nachhause, sondern weiter zu seiner Familie. Die wollen ihn zu seinem Geburtstag gerne sehen, der auch noch diese Woche sein wird. Er weiß noch nicht so richitg, ob er das gut finden soll, denn Treffen mit der Familie bedeutet auch immer, dass einem Fragen über die Zukunft gestellt werden. Der Protagonist denkt gar nicht so weit in die Zukunft. Jetzt gerade denkt er nicht weiter als bis Sonntag. Alles andere ist manchmal psychisch auch nicht zu ertragen, aber das ist ein anderes Thema, das in ein 100 positive Tage Buch nicht passt.

Er möchte nachher auch noch weiter lesen, er ist jetzt schon auf Seite 30. Ja, er hat gestern nur 4 Seiten gelesen, aber das dauert wie gesagt immer so lang, dass er meistens die Geduld verliert. Wahrscheinlich hatte er für die 4 Seiten gestern 20 Minuten gebraucht und das empfindet er als relativ viel für so wenig Text. Dennoch ist er stolz auf sich, dass er sich die Zeit nimmt und bis jetzt relativ viel vom Inhalt verstanden hatte. Zumindest das Wichtigste hatte er herausfiltern können.

Morgen würde bei der Arbeit eine Studentin vorbei kommen, die quasi einen Probetag machen wollte, bevor sie sich entscheidet, ob sie eventuell in dem Büro anfangen möchte. Sie soll dann wohl der Ersatz für den Protagonisten sein, wenn er denn demnächst weg ist. Von dem Unternehmen hatte er heute leider noch nicht gehört, aber da die Chefin heute erst aus dem Urlaub gekommen war, hatte sie vielleicht so viel anderes zu tun, dass sie einfach noch nicht dazu gekommen war. Auf jeden Fall möchte er positiv bleiben und hofft, dass er morgen eine Antwort bekommen wird. Vielleicht gibt es ja auch direkt ein spezifischeres Angebot. Aber er will sich nicht zu sehr hinein steigern, nicht dass er wieder davon träumt.

Morgen wird er wie bereits erwähnt seine Sachen packen in seinen Koffer, der für so wenige Tage eigentlich viel zu groß ist. Er muss sich auch überlegen, ob er seinen Laptop mitnehmen will oder nicht. Dieser ist ja doch relativ schwer und nimmt viel Platz weg. Wirklich brauchen würde er ihn in den drei Tagen bei seiner Familie auch nicht. Also wäre es wohl am sinnvollsten, ihn nicht mit zu nehmen. Gleichzeitig könnte es auch eine gute Quelle der Ablenkung sein, wenn ihm seine Familie mal wieder auf den Sack geht. Aber er hat ja noch über 24 Stunden Zeit, um darüber nach zu denken. Die wichtigsten Dinge hat man eigentlich auch auf dem Handy.

Dann will er auch noch putzen, auch wenn er das gestern erst getan hatte. Er möchte nur schnell saugen und die Waschbecken reinigen, weil ihn das so glücklich macht, wenn er wieder zurück nachhause kommt und alles sauber ist. Außerdem ist der Boden schon wieder voller Krümel, von denen der Protagonist gar nicht so richtig weiß, wo sie her kommen.

Morgen wird also auch der letzte Arbeitstag vorm Wochenende sein, deshalb wünscht sich der Protagonist einen guten Start ins Wochenende und vor allem, dass nicht wieder zu viel Schwachsinn passiert, wie letzte Woche mit dieser komischen geistig verwirrten Kundin.

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