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Tag 98, das heißt es folgen nur noch 2 Tage. Der Protagonist war gestern nicht früher schlafen gegangen als sonst, aber er war 2 1/2 Stunden zu früh aufgewacht und fühlte sich wach. Er hatte gerade 6-7 Stunden geschlafen, wie kann das sein? Vor allem hatte er aber keine Ahnung, was er so früh am Morgen für 2 Stunden machen sollte, also blieb er liegen. Immer wieder schlief er für etwa 15 Minuten ein. Irgendwann ging ihm das so auf den Keks, dass er doch deutlich zu früh aufgestanden war. Er dachte, er würde heute einfach früher zur Arbeit gehen, wieso nicht?

(Wtf, wer denkt denn sowas?)

Auf jeden Fall war er tatsächlich zu früh bei der Arbeit, aber immerhin nur 10 Minuten. Irgendwie hatte er es doch noch geschafft, die extra Zeit zu verplempern. Der Slush-Stand war heute leer, hatte sich das schon wieder aufgelöst? Sein Chef war auch noch nicht da, als er das Büro geöffnet hatte. So hatte er etwas Zeit, um alle Informationszettel, die er am Freitag vom Workshop mitgebracht hatte, in die Ordner im Büro zu verteilen. Wahrscheinlich wird da nie wieder jemand drauf gucken, aber man weiß es nicht.

Bei der Arbeit ging alles drunter und drüber, vor allem als sein Chef dann noch kam. Er wollte gleichzeitig 100 Sachen vom Protagonisten, der gerade irgendwie versuchte, durch das durch zu blicken, was seine Kollegin am Donnerstag gemacht hatte. Es kann manchmal echt schwierig sein, sich in die Gedankengänge anderer Personen hinein zu versetzen. Wirklich geschafft hatte er es auch nicht. Nach einer Stunde hatte er seine Arbeit eigentlich schon erledigt, also wollte er sein Anliegen bezüglich der Arbeitsstunden an seinen Chef weiter leiten.

Irgendwie haben sie dann an einander vorbei gesprochen. Der Protagonist erzählte von den Handwerken, die nächste Woche kommen und von dem Geburtstag seiner Mutter. Sein Chef sagte, das sei kein Problem. Der Protagonist wollte vorschlagen, dafür zwei mal freitags zu arbeiten, um die Stunden vor/nach zu holen. Sein Chef hatte ihn angestarrt und gesagt: nö. Er hatte dann auch die neuen "Öffnungszeiten" vorgelegt, die etwa 4 Stunden weniger einplanten, als der Protagonist laut Vertrag arbeiten müsste. Darauf hatte er natürlich hingewiesen, aber seinem Chef war das auch egal. Er meinte nur, dass bestimmt auch mal Tage kommen würden, an denen er mehr machen müsste.

Damit kommt der Protagonist nicht gut klar. Er weiß, wie viele Stunden er diesen Monat laut Vertrag arbeiten müsste und er weiß, dass allein dadurch, dass er zwei Tage fehlt, 10 Stunden mindestens an Arbeitszeit fehlen würden. Es kann doch nicht sein, dass seinem Chef das egal ist? Und der Protagonist sieht auch nicht ein, in einem anderen Monat dann mehr als die abgemachte Stundenzahl zu arbeiten, warum sollte er das tun? Sein Chef versteht aber nicht, warum er so spezifisch auf die Stundenzahl achten will. Und nach einigen Versuchen hatte der Protagonist dann entschieden, es sein zu lassen. Er würde sich jeden Monat aufschreiben, wie viele Stunden er arbeiten müsste, um seine Stunden voll zu bekommen. Wenn es weniger sein würden und das ist seinem Chef egal, um so besser. Aber er nimmt sich eigentlich vor, das möglichst punktgenau hin zu bekommen, um am Ende niemandem irgendwas zu schulden.

Der Protagonist hat diesen Monat noch keinen Lohn bekommen. Da er nur noch 65€ auf dem Konto hatte und demnächst Wlan abgebucht werden würde und er noch eine offene Rechnung über 47€ hatte, würde das knapp werden. Sein Chef beschwerte sich, dass er noch keinen Lohnzettel vom Steuerbüro bekommen hatte, um das genaue Gehalt zu überweisen. Damit der Protagonist erstmal Geld haben würde, hatte er geschätzt, wie viel Gehalt er bekommen würde. Der Protagonist weiß natürlich, wie viel Geld er bekommen müsste und vor allem steht das auch im Ordner, wo er seine Arbeitszeiten immer einträgt. Aber das schien für seinen Chef nicht auszureichen. Das führte dazu, dass er nun 120€ zu wenig Lohn überwiesen bekommen hatte. Aber gut, das sollte sich in den nächsten Tagen hoffentlich noch klären. Wichtig war nur, dass er heute wieder einkaufen gehen konnte.

Nach der Arbeit hatte er schnell zwei Scheiben Brot gegessen und war dann auch direkt zu Aldi gegangen. Dort sollte es die Milchmäuse mit Cornflakes geben. Der Protagonist dachte, wenn er schon mal da war, könnte er noch ein paar andere Sachen kaufen. Eine Schokolade für seine Mutter, die er mit auf das Geburtstagsgeschenk legen könnte zum Beispiel. Aber: es gab nichts vernünftiges. Man verschenkt ja keine Aldi-Schokolade, oder? Lindt sollte es schon sein. Also ging er noch rüber zu Edeka. Wenn er sich an seinen Plan gehalten hätte, hätte er heute nur 6€ ausgegeben. Ungefähr. 2,70€ für die Milchmäuse und 3€ für die Lindt-Schokolade. Aber er hat sich natürlich nicht an seinen Plan gehalten. Er hatte noch Focaccia gekauft, Wassermelone, eine Johannisbeer-Konfitüre und Minttu. Minttu, eigentlich hatte er das doch erst am Freitag gekauft? Aber: der Minttu von Freitag liegt im Büro im Kühlschrank. Und wann gibt es bei Edeka schon mal Minttu, vor allem den mit 50% Alkohol?

An der Kasse bereitete er sich vor, seinen Ausweis zu zeigen. Bis jetzt wurde er eigentlich immer nach seinem Ausweis gefragt, wenn er Alkohol kaufen wollte. Heute aber nicht. Und jetzt denkt er darüber nach, wie alt er für andere Menschen aussieht. Normalerweise beschwerte er sich hinterher darüber, dass er seinen Ausweis zeigen musste, weil er der Meinung war, seinem Alter entsprechend auszusehen. Er sieht doch nicht aus wie unter 18?! Aber heute fühlte er sich beleidigt, weil er seinen Ausweis nicht zeigen musste. War er optisch so gealtert? Man weiß es nicht. Eigentlich ist es auch was gutes, nicht so auszusehen, als wäre man noch minderjährig.

Wieder zuhause angekommen hatte er die Schokolade zum Geschenk gelegt und 50 Seiten gelesen. Er möchte das Buch zum Wochenende gerne fertig bekommen. Dafür fehlen jetzt noch 250 Seiten, das sollte er bis Samstag Abend geschafft haben. Morgen hat er eigentlich nichts vor, außer nach der Arbeit wieder 50 Seiten zu lesen. Dieses mal vielleicht am Hafen? Wenn viel Zeit ist, könnte er noch spazieren gehen.

100 Positive TageWo Geschichten leben. Entdecke jetzt