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Der Protagonist hat wahrscheinlich Corona. Er fühlt sich zwar nicht richtig krank und hatte einen negativen Test, aber dennoch haben alle anderen inzwischen Symptome (in seiner Familie), also wird es ihn wohl auch bald treffen. Wäre ja seltsam, wenn nicht.

Weil er sich gut gefühlt hat und einen negativen Test hatte, konnte er für die Arbeit nicht absagen. Macht man ja auch sonst nicht, wenn man gesund ist. Man kann sich wohl schlecht von der Arbeit abmelden mit den Worten: ich könnte irgendwann in den nächsten Tagen krank werden. Er hatte sich dennoch den Rest des Tages kriminell gefühlt, als würde er mutwillig eine Krankheit verbreiten. Allein schon, weil die neue Mitarbeiterin bei der Arbeit neben ihm gesessen hatte, um ihm zu zu sehen. Sie hat am Wochenende eine Exkursion für die Uni, deshalb will er sie nicht anstecken. Aber wenn es einem gut geht und man negative Tests hat, bleibt nur die Frage: womit? Womit soll er sie anstecken?

Bei der Arbeit hatte ein großer Geschenkekorb auf seinem Tisch gewartet. Gefühlt gigantisch, wirklich. Der Protagonist war überfordert, so viel Schokolade stand dort. Dann kam sein Chef herein und sagte ihm, dass das sein Geburtstagsgeschenk sein soll, die Sekretärin hätte das besorgt. Zwei Tafeln Lindt Schokolade, drei Tafeln Schogetten, Macarons, Kekse, Minikuchen, Mikado und Käsestangen. Wie soll er das denn alles essen? Weil er glaubt, dass Menschen so etwas machen, hatte er eine Tafel ausgesucht, um sie mit allen anderen zu teilen. Schogetten Popcorn. Warum? Er ist generell nicht so der Schogetten-Fan. So würde er sie schneller los werden. Und er wollte unbedingt wissen, ob das wirklich nach Popcorn schmeckt. Antwort: Ja. Da sein Chef nur ein Stück wollte und die neue Mitarbeiterin gar nichts, bleibt er trotzdem auf dem Rest sitzen. Deshalb hatte er die Tafel bei der Arbeit liegen lassen und würde in den nächsten Wochen immer mal wieder etwas davon anbieten.

Ach ja, nochmal zum Hintergrund, warum er das mit Corona jetzt so denkt. Seine Mutter hatte ihm Abends, als er endlich zuhause angekommen war, geschrieben, dass sein Vater Corona hat, er hätte einen positiven Test. Kein Wunder also, dass es seinem Vater den ganzen Tag schon so schlecht ging und er Fieber hatte. Seine Mutter hatte auch einen Test gemacht, war aber noch negativ. Mitten in der Nacht, gegen 3:30 Uhr, schreib ihm dann auch seine Schwetser, die Halsschmerzen hatte, genau wie die ersten beiden Male, als sie Corona hatte. Der Protagonist hatte bis jetzt noch kein Corona und wollte eigentlich auch gerne, dass es so bleibt. Auch seine Tante hatte noch kein Corona und war immer sehr bedacht darauf gewesen, sich auf keinen Fall anzustecken. Mal schauen, ob es die beiden nun doch treffen würde.

Um sich auf eine Woche im Bett vorzubereiten, wenn er jetzt tatsächlich krank werden sollte, hatte er nach der Arbeit einen Großeinkauf getätigt, der vollkommen unverhältnismäßig war. 50€ hat er ausgegeben, also 20€ mehr als sonst. Und jetzt hat er Knäckebrot und solche Sachen, die er immer dann isst, wenn er eigentlich nichts essen will, weil er so krank ist. So langsam hatte er dann auch das Gefühl, wirklich krank zu werden. Er kann gar nicht richtig sagen, warum. Schmerzen hat er nicht, er fühlt sich auch nicht schlapp. Aber er fühlt das so in sich, dass er krank wird. Vielleicht ist das auch psychisch. Das wird sich in den nächsten Tagen zeigen.

Ein paar Worte möchte er noch über die neue Mitarbeiterin sagen. Sie schien total überfordert. Auf den ersten Blick wirkt das wahrscheinlich auch alles viel, wenn man auf einen Schlag alles mitbekommt, was man bei der Arbeit machen muss. Das reflektiert gar nicht, wie oft sie einfach gar nichts machen wird. Das hatte er ihr auch versucht, zu erklären, aber geglaubt hat sie ihm nicht. Wie durch ein Wunder war nicht nur eine Kundin vor Ort, nein es hatten auch mehrere per Mail geschrieben. Das fand sie extrem "aufregend", so hatte sie das gesagt. Der Protagonist denkt, sie kann doch nicht ganz dicht sein, wie kann man sowas aufregend finden. Für morgen hatte sich eine weitere Kundin angemeldet, die außerhalb der Öffnungszeiten kommen möchte. Das hatte der Protagonist so mit ihr abgemacht, weil sie ansonsten keine Zeit hat, um vorbei zu kommen. Jetzt hofft er, dass er morgen noch gesund ist und sie tatsächlich beraten kann. Es würde auch nichts bringen, wenn er morgen krank zur Arbeit kommt und sie dann ansteckt. Aber das stellt sich erst im Laufe der Nacht/des Morgens heraus. So viele Corona-Tests hat er auch nicht mehr, dass er sich jetzt jeden Morgen testen könnte. Er wird abwarten, ob er Symptome bekommt, dann weiß er bescheid. Ansonsten ist es inzwischen eh erlaubt, auch mit Corona raus zu gehen, aber der Protagonist ist nicht geisteskrank, er will niemanden bewusst anstecken, sollte er krank werden.

Er hatte nicht wirklich Lust auf ein Abendessen, weil er relativ spät erst zu Mittag gegessen hatte, das auch reichlich. Aber er wollte nicht ohne Essen schlafen gehen, deshalb hatte er sich schnell ein paar Wraps gemacht. Das geht schnell und er denkt auch, dass er das im kranken Zustand in den nächsten Tagen eher weniger gerne essen wollen würde. Er spricht immer so davon, als würde er ab morgen ans Bett gefesselt sein, obwohl noch nicht mal fest steht, ob er wirklich krank ist.

Zeitlich hatte er es heute einfach nicht geschafft, sich noch weiter mit Bewerbungen zu beschäftigen. Er hatte außerdem beschlossen, morgen nochmal in dem Unternehmen anzurufen, das sich nicht mehr bei ihm meldet. Wenn sie das Angebot zurück nehmen, sollen sie ihm das wenigstens sagen, damit er nicht mehr wartet. Das wird er dann morgen nach der Arbeit tun.

Er nimmt sich auch für morgen vor, wirklich auf seinen Körper zu hören. Wenn er krank ist, muss er leider bei der Arbeit absagen und sein Chef würde hoffentlich seine Kundin informieren, damit sie nicht umsonst vorbei kommt. Wenn er nicht krank ist, umso besser. Er möchte morgen auch nach weiteren Stellen suchen und sich bewerben, unabhängig davon, wie das Telefonat läuft.


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