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Heute war irgendwie verwirrender als erwartet. Das lag erstmal daran, dass er grauenhaft geschlafen hatte. Morgens wurde er von einem verrückten Traum wach, an den kann sich der Protagonist kaum noch erinnern, aber er weiß, dass er dabei ständig von einer Schlange verfolgt wurde, die nur ganz klein war, aber umso ekelhafter. Nur halb so lang wie sein Unterarm war sie, gelb und zog sich immer ganz seltsam um seinen Arm.

Wirklich wach wurde er erstmal nicht, auch wenn er wieder eine Stunde Zeit hatte, bevor er los musste. Das war nicht gut, denn er musste ja seine Wäsche noch anstellen. Beim ersten mal hatte er die Uhrzeit falsch eingestellt, zu der die Wäsche fertig sein sollte. So früh wäre er noch nicht zuhause. Also Neustart. Dieses mal war die Uhrzeit richtig und damit verließ er das Badezimmer, in dem die Maschine steht. Und wie es dann weiter geht, folgt natürlich nach ein paar Worten zu seiner Arbeit.

Er hatte nichts zu tun. Gar nichts. Die Antworten auf die Mails, die er bekommen hatte, waren alle ernüchternd, alles Absagen. Dabei ging es gerade doch nur darum, ein Restaurant zu finden, in dem ein Kunde im Oktober ein Mittagessen zu sich nehmen könnte. Aus irgendeinem Grund sagten alle Restaurants ab. Naja, bis Oktober ist noch etwas Zeit, aber so lang will man es auch nicht hinaus zögern.

Seine neue Kollegin war wieder da. Er wollte sie heute mal eine Rechnung schreiben lassen. Etwas ausgedachtes. Dazu die Buchhaltungs-Arbeit. Das fällt immerhin auch in sein Aufgabengebiet. Aber sein Chef hatte dann anderes mit ihr vor und saß mit ihr gegenüber am Schreibtisch, um ihr Powerpoint Präsentationen zu zeigen, von Vorträgen, die er vor 2014 gehalten hatte. Abschließend, als sie weg war, kommentierte er die neue Mitarbeiterin als eine seltsame Person, mit der es schwierig werden könnte.

Der Protagonist fand die Aussage lustig, denn sein Chef war eine seltsame, schwierige Person. Genauso die Sekretärin. Und er selbst. Deshalb passten sie so gut zusammen. Und er fand, dass die neue Mitarbeiterin deshalb auch wunderbar passen würde. Nur sein Chef sah das anders. Es war dem Protagonisten natürlich auch aufgefallen, dass sie sehr emotional war. Von grundauf eigentlich positiv eingestellt, sie fand immer alles "toll" oder "spannend" oder "lustig". Sowas kann einem schon suspekt sein. Aber sie war auch so ängstlich. Obwohl sie so selbstbewusst wirkte, immer wieder hatte sie Angst, Aufgaben alleine zu erledigen. Und das ist wirklich hinderlich, wenn man arbeitet. Sein Chef setzt jetzt auf die andere Bewerberin, was der Protagonist dreist findet. Nach der langen Einarbeitung, inzwischen waren es ja schon 4 Wochen, wäre es wirklich unterirdisch, ihr jetzt noch ab zu sagen. Immerhin würde sie nächste Woche Donnerstag mal einen Arbeitstag alleine machen.

Der Protagonsit kommt gut mit ihr klar, auf menschlicher Ebene. Sie verbreitet gute Laune, weil sie eben immer alles toll und spannend findet. Ein bisschen geisteskrank ist das vielleicht, aber er mag das. Bis jetzt ist das die Person, mit der er in seinem bisherigen beruflichen Leben am liebsten zusammen gearbeitet hatte, dabei hatte sie noch keine Stunde wirklich gearbeitet. Er hofft, dass sein Chef sie einfach machen lässt, ein paar Wochen würde sie doch wohl bekommen, um sich beweisen zu können. Wenn es dann so desaströs wird, wie sein Chef vermutet, kann man ihr wieder kündigen.

Nach der Arbeit zuhause angekommen stellte der Protagonist fest, dass er beim zweiten Versuch, die Wäsche an zu stellen, vergessen hatte, Temperatur und Umdrehungszahl ein zu stellen. Seine Wäsche wurde also gerade gekocht und 1500 mal pro Minute geschleudert. Er dachte an seine geschrumpfte Socke, die er ausversehen mit den Handtüchern gewaschen hatte. Immerhin würde die zweite jetzt dazu passen. Er dachte an seine T-Shirts, die teuer gewesen sind, weil es Band-Shirts von Konzerten waren. Er dachte an die drei selbst genähten und die zwei selbst gestrickten Sachen. Und dann piepte die Maschine auch schon. Er zog alles heraus, es sah aber nichts geschrumpft aus. Beim Aufhängen freute er sich über die blaue Unterhose, so ein schönes Blau, daran konnte er sich gar nicht erinnern. Ein Moment stopp. Er hatte doch gar keine blaue Unterhose.

Seine gesamte Wäsche war blau. Auch die Kissenhülle, seine Socken, seine gestreiften Schlanfanzughosen. Alles war blau. Er konnte nicht anders, als sich darüber kaputt zu lachen. Niemanden würde interessieren, ob seine Unterhosen weiß oder blau waren. Genauso wenig bei den Socken, auch wenn es nun seltsam aussah, denn seine weißen Snoopy-Socken mit dem gelben Vogel waren nun blau mit grünem Vogel. Oft schon hatte er sich über den wießen Kissenbezug geärgert, weil er so schnell gelb wurde. Das Problem hatte sich jetzt auch gelöst. Zum Glück ist nichts geschrumpft. Seine gestrickte Jacke, die eigentlich weiß, grün, gelb und rot gestreift war, war nun auch eher blau. Aber damit kann er leben. Es wäre viel schlimmer, wenn alles so klein geworden wäre, dass er es nicht mehr tragen könnte. Die Socke, die ihm beim letzten mal geschrumpft war, passte jetzt farblich nicht mehr zur zweiten Socke, aber das hat seinen eigenen Charme, findet er.

Danach hatte er sich beim Bäcker Brötchen geholt, denn er wollte sich für die Zugfahrt morgen ein paar belegte Brötchen mitnehmen. Dazu einen Apfel und einen Schokoriegel. Damit muss er auskommen, aber so weit ist der Weg auch wieder nicht. Das Problem ist nur die Langeweile, die man beim Zugfahren teilweise hat und dazu führen kann, dass das gesamte Essen schnell verschwunden ist.

Sein Buch hat er auch fertig gelesen und regt sich nun über den banalen Inhalt auf. Als nächstes liest er wieder etwas Finnisches, man muss ja daran arbeiten und niemals aufhören. Ihm war auch aufgefallen, dass er am Wochenende wohl nicht dazu kommen würde, weiter an seinem Buch zu schreiben, er wollte seinen Laptop auch nicht mit nehmen. Aber er schiebt die zwei Kapitel, die er diese Woche eigentlich schreiben wollte, einfach um eine weitere Woche auf. Also muss er nächste Woche vier schreiben, aber das schafft er schon, denkt er. Jetzt wartet er darauf, dass seine Gemüselasagne fertig wird und seine Wäsche trocknet.

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