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Der Protagonist hat heute nur wenig an die nicht vorhandene Antwort des Unternehmens gedacht. Das gute Wetter hatte ihn abgelenkt, er ist genau wie gestern der Meinung, dass er einen sehr erfolgreichen Tag hatte. Begonnen hatte dieser Tag damit, dass er wieder früher als erhofft aufgewacht war, aber heute nahm er sich etwas mehr Zeit zum aufstehen. Beim Zähneputzen hatte er dann Kreislaufprobleme bekommen und sich erstmal wieder hingelegt.

Nachdem er Angst hatte, er würde den ganzen Tag diese Probleme haben, beruhigte es sich zum Glück nach einigen Minuten und er konnte sich ein Frühstück machen. Heute wollte er sich wieder ein Rührei zubereiten, weil er der Meinung ist, dass er das Wochenende noch deutlicher von der Woche abgrenzen möchte, um daraus etwas ganz besonderes zu machen.

Das Frühstück hatte ihn dann auch motiviert, tatsächlich heute schon zu Netto zu gehen. Er würde vorher noch etwas Geld abheben, weil er auf dem Rückweg an der Patisserie vorbei kommen würde, die für Kartenzahlungen eine extra Gebühr verlangte. Die Bank befindet sich direkt am Marktplatz, also bemerkte er auch, dass dort relativ viel los war. Es fand ein Töpfermarkt statt und der Protagonist entschied, kurz die unterschiedlichen Stände an zu sehen, bevor er zu Netto gehen würde. Er war nur etwas enttäuscht davon, dass fast alles gleich aussah. Wenn er töpfern würde, würde er außergewöhnliche Formen herstellen und alles in verschiedenen Farben anmalen. Die meisten hatten normale Schüsseln und Tassen, die entweder grau/braun waren oder weiß mit blauen Mustern.

Bei Netto angekommen suchte er direkt nach den Angeboten. Er hatte im Online-Prospekt gesehen, dass es Schlafanzüge geben sollte, die im Prinzip genau dem entsprachen, was er am liebsten als Schlafanzug trug. Ein dunkelblaues Tshirt und dazu eine weiße Hose mit blauen Streifen. Leider war seine Größe bereits ausverkauft, dafür fand er einen viel besseren Schlafanzug, der viel bunter war. Er trägt ja eigentlich nichts buntes, aber er fand, dass er beim Schlafen ruhig mal etwas farbenfroher sein könnte. Mit seinem Einkauf war er sehr zufrieden, auch wenn er mal wieder mehr gekauft hatte, als erwartet. Eigentlich brauchte er ja nur Wasser und etwas Camembert.

Auf dem Rückweg kam er natürlich an der Patisserie vorbei, diese hatte jedoch nur fruchtige Törtchen und etwas mit Kaffee. Der Protagonist mag keinen Kaffee und für Früchte-Torte war er auch nicht so zu haben. Er entschied also, heute mal nichts zu kaufen, was besser für sein Portmonnaie wäre. Statt des Törtchens, das er eigentlich eingeplant hatte, aß er dann ein Sandwich-Eis, das er bei Netto gekauft hatte.

Schon als er zuvor auf dem Töpfermarkt war, hatte er das Gefühl gehabt, er müsste mal wieder zu Hugendubel. Damals, als er in die Stadt gezogen war, kannte er Hugendubel nicht. Als er gemeinsam mit einigen anderen Studenten durch die Stadt lief, freuten sich einige von ihnen total darüber, dass es diesen Laden gab. Dabei handelte es sich ausschließlich um Frauen und der Protagonist schlussfolgerte, dass es sich dabei um diesen Unterwäsche-Laden handeln würde, den er mal in der Werbung gesehen hatte. Dass er Hugendubel und Hunkemöller verwechselt hatte, fiel ihm erst nach fünf Jahren in dieser Stadt auf, als er zum ersten Mal näher an dem Geschäft vorbei lief und ins Schaufenster guckte. Das hatte er vorher nie getan, denn warum sollte er in ein Unterwäsche-Geschäft schauen?

Heute wollte er jedoch dorthin, denn er hatte dieses Gefühl tief in sich, dass er ein Buch kaufen müsste. Der Protagonist liest ja nicht gerne und findet Bücher in Deutschland viel zu teuer. Er hat auch meistens nicht genug Geduld, um sich die kurzen Zusammenfassungen auf dem Buchrücken durch zu lesen. Er konnte also nicht wirklich verstehen, warum er nun dieses Bedürfnis hatte, dort vorbei zu schauen. Aber er dachte, er würde vielleicht nochmal die Strickbücher durchschauen, ob es etwas neues, interessantes geben würde.

Am Ende war er überhaupt nicht bei den Strickanleitungen gewesen, dafür hätte er die Treppe hoch gehen müssen. Nein, er hatte bereits beim Hereingehen auf dem Stapel der beschädigten Bücher ein Buch des finnischen Autors Soininvaara gefunden. Er liest keine Krimis und der Text auf dem Buchrücken war auch nicht sonderlich überzeugend, aber er war der Meinung, dass er den Markt der finnischen Übersetzungen in Deutschland ankurbeln musste. Da es das Angebot gab, 3 beschädigte Bücher für 10€, suchte er noch nach weiteren. Er fand auch noch das Tagebuch eines Mädchens, das darüber geschrieben hatte, wie Leningrad besetzt wurde. Der Protagonist findet, dass das auch ein wichtiger Teil der finnischen Geschichte ist. Aus dem gleichen Grund - er wollte Hugendubel vermitteln, dass es eine erhöhte Nachfrage nach Werken aus/um Finnland gibt - kaufte er auch dieses Buch. Ein drittes zu finden, gestaltete sich schwer, aber er hatte dann am Ende einfach das nächst beste genommen. Immerhin würden die Bücher ungefähr 3,33€ kosten, da würde das wohl gehen.

Danach ging er auch noch an den nordischen Büchern vorbei, wo er am Montag bereits einige mitgenommen hatte. Er war sich sicher gewesen, dass noch welche übrig sein würden, denn wer nimmt finnischsprachige Bücher mit, selbst wenn sie zu verschenken sind? Es hatten doch einige gefehlt und der Protagonist hatte entschieden, einfach alles, was noch irgendwie interessant aussah, mit zu nehmen.

Zuhause angekommen, blätterte er etwas in den Büchern. Dabei fiel ihm auf, dass in den meisten auf der ersten Seite etwas herein geschrieben worden war. Es waren kurze Botschaften an die Besitzerin, die scheinbar Helmi Dill heißt. Es stand auch immer dabei, von wem diese Botschaften waren und in welchem Jahr sie hinein geschrieben wurden. In einem Buch war sogar eine Geburtstagskarte enthalten. Der Protagonist möchte sich also bei Helmi bedanken, dass sie ihm die Bücher überlassen hatte (vermutlich war sie inzwischen schon tot und ihre Familie hatte die Bücher deshalb verschenkt).

Außerdem hatte er auch zwei weitere Kapitel für seine Geschichte geschrieben. Der Protagonist nimmt sich vor, morgen noch weiter daran zu schreiben. Inzwischen hatte er die ersten 25.000 Wörter geschrieben und damit ein Viertel seines Plans geschafft.

Morgen möchte er mit einem neuen Buch anfangen und mindestens das erste Kapitel lesen. Außerdem muss er putzen.

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