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Der Protagonist hatte keinen guten Tag, deshalb wird es ihm umso schwerer fallen, etwas positives zu berichten oder das Gute in den Geschehnissen zu finden. Gut war beispielsweise, dass er zur normalen Zeit aufgewacht war. Etwas zu früh, aber das war nicht schlimm. Er hatte nach dem Aufstehen wieder etwas Bauchschmerzen, wenn man das so nennen kann. Er schiebt das auf die Nervosität und den Stress, denn es hatte sich gelöst, als er bei der Arbeit angekommen war.

Er hatte sich entsprechend des Wetters der letzten Tage gekleidet, zur Zeit trägt er die ganzen Hemden, die er für seine zukünftige Arbeit gekauft hatte, um sich daran zu gewöhnen. Im Moment fühlt er sich dadurch verkleidet und gestern hatte er auf Grund des ungewohnten Kragens, der bei dem einen Hemd scheinbar tiefer ist als bei seinen Tshirts, einen Sonnenbrand im Nacken bekommen. Heute war das Wetter jedoch frischer, es war vor allem einfach windig. Dadurch war er unpassend gekleidet und irgendwie zog er während der Arbeit auch immer wieder an seinem Hemd. Wirklich bequem fand er es nicht, aber er fühlte sich darin etwas wohler als in dem von gestern, denn heute hatte es zumindest dunkle Farben.

Der Sonnenbrand brannte in seinem Rücken und die Ärmel seines Hemds schnitten seltsam in seine Haut, aber er wollte positiv sein. Er hatte sich vorgenommen, genauso entspannt zu bleiben, wie er es in der letzten Woche auf der Arbeit war. So richtig wollte das nicht funktionieren, denn er hatte einiges zu tun und dabei handelte es sich auch noch um Aufgaben, die er nicht leiden konnte. Tatsächlich rief dann eine Kundin an, die ihm auf den Sack ging. Anders kann man das leider nicht formulieren, das ist schon positiv.

Das Schlimmste wollte erst noch kommen. Gegen 12 Uhr kam eine wütende, schreiende, um sich schlagende Frau durch die Eingangstür, beschwerte sich dann lauthals über die ganzen Ausländer, die hier lebten, und vorderte einen Erstattung vom 100€. Der Protagonist machte das Licht in seinem Büro aus und schloss die Tür von innen zu. Immerhin hatte die Kundin noch nicht gesehen, dass er anwesend war, dafür hätte sie die Treppe hoch gehen müssen.

Er war nun wirklich nicht in der Stimmung für so eine Diskussion, die so ähnlich schon oft genug stattgefunden hatte. Scheinbar zieht dieses Unternehmen komische Leute magisch an. Wie immer war er dann auch ganz alleine, sein Chef und die Sekretärin waren nicht vor Ort, sodass er entschied, es wäre besser, sich vor der Irren zu verstecken. Er wartete dann ab, dass sie endlich verschwand, bevor auch er seine Sachen packte und ging. Sein Chef hatte ihm gesagt, er solle heute nur bis 12 Uhr arbeiten und dafür morgen länger bleiben. Darauf hatte er keine Lust, aber er wollte die dadurch gewonnene Zeit heute nutzen.

Zuhause angekommen war er immer noch aufgeregt von dieser seltsamen Situation. Er hatte erstmal zwei Stunden auf seinem Stuhl gesessen, der Protagonist hat ja nur einen Stuhl, und nachgedacht. Er war die Situation immer und immer wieder im Kopf durchgegangen und schließlich zu dem Ergebnis gekommen, dass er wirklich dringend den Job wechseln muss. Solche Situationen kommen einfach zu oft vor, ohne dass es dafür einen Grund gibt.

Er entschied sich dann, heute schon einkaufen zu gehen. Eigentlich war das noch nicht nötig, aber er wusste nicht, wie spät er morgen nachhause kommen würde, wenn er doch länger arbeiten müsste. Und er wollte das gute Wetter nicht herausfordern, viel zu wahrscheinlich wäre es, dass es dann hagelt, blitzt und donnert, wenn er doch erst Mittwoch oder Donnerstag einkaufen gehen würde.

An der Kasse stellte sich das Problem dar, dass der Kassierer die Äpfel nicht einscannen konnte. Er fragte den Protagonisten, was die Äpfel denn kosten würden, aber so etwas weiß er nicht. Er gehört zu den glücklichen Menschen, die sich beim Einkaufen keine Gedanken um den Preis machen. Das liegt aber auch daran, dass er immer das gleiche kauft und daher weiß, dass er bei etwa 35-45€ für die Woche landen würde.

Es hatte dann etwas gedauert, bis endlich herausgefunden wurde, wie teuer die Äpfel waren. Während der Wartezeit tauschte er ein paar ironische Kommentare mit den Kassierer aus, um nicht seltsam schweigend daneben zu stehen. Er wollte die Situation ein wenig auflockern.

Wieder zuhause setzte er sich auf die Treppenstufe vor seiner Balkontür und schaute in sein Zimmer. Er war so kaputt von dem Tag, dass er gar nichts machen konnte, er starrte nur. Er wusste aber auch, dass er gerne anfangen wollte, Rezensionen über die Bücher zu schreiben, die er so liest. Das würde ihm helfen, die Gedanken, die er beim Leseprozess hatte, los zu werden. Es würde ihn auch motivieren, weiter zu lesen. Und in ein paar Monaten oder Jahren würde es ihm helfen, sich an die Bücher zurück zu erinnern. Die letzten drei Bücher, die er gelesen hatte, hat er bereits in seine Reszensionen mit auf genommen. Weiter zurück zu gehen, lohnt sich nicht, da er vorher jahrelang nur akademische Literatur gelesen hatte, die eine Rezension nicht wert ist. Das stellt er sich langweilig vor. Es soll daher nur um Bellestristik gehen.

Zum Abendessen gabs, welch Überraschung, einen Salat mit Focaccia. Und der Protagonist schämt sich schon fast, das zu schreiben, weil er das ja so oft isst. Im Sommer empfindet er das als einfach, da er nur das Brot kurz aufwärmen muss und dann hat sich das. In der Küche wird es nicht unnötig warm und es dauert nur 15 Minuten, bis er sein Essen verzehren kann.

Nun nimmt sich der Protagonist vor, morgen bei der Arbeit nicht zu sehr auf die Uhr zu schauen. Er weiß, dass es wahrscheinlich lang wird und sich noch viel länger anfühlen wird. Deshalb will er sich auch für den Nachmittag/Abend nichts weiter vornehmen, er will sich dann einfach nur noch entspannen. Die letzten Tage hatte er jeden Abend 25-45 Minuten Yoga gemacht, gegen Rückenschmerzen. Das würde morgen wohl auch ganz gut tun. Außerdem möchte er morgen bei dem Unternehmen anrufen, das ihm nicht mehr auf seine Rückfragen geantwortet hat.

100 Positive TageWo Geschichten leben. Entdecke jetzt