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Heute hatte der Protagonist noch einen Schnelltest gemacht. Das Wetter war gut und er überlegte, ob er ein Eis essen gehen wollen würde. In seiner Waschmaschine drehte sich schon seine Bettwäsche und er wollte als nächstes seine Zähne putzen. Aber weil das angeblich den Test verfälschen würde, machte er schnell einen. Das Ergebnis würde dann feststehen, sobald er sich fertig gemacht hätte. Er hatte dabei auch daran gedacht, dass er morgen wieder zur Arbeit gehen müsste und es besser wäre, vorher einen Test gemacht zu haben. Da er manchmal direkten Kundenkontakt hat und er nicht alle anstecken wollen würde, es waren vor allem Rentner, würde es wohl besser sein, auf einen negativen Test zu warten.

Als er aus dem Badezimmer zurück kam, war sein Test negativ. Das konnte er nicht so ganz glauben, da er schon wieder mit einer verstopften Nase aufgewacht war und auch ein paar mal husten musste. Also hatte er den Test noch etwas liegen lassen und angefangen, sein Badezimmer zu reinigen. Aber auch als er damit fertig war, war der Test negativ. Er hatte das Stäbchen gegen unterschiedliche Arten von Licht gehalten, um sicher zu sein, dass nicht doch irgendwo ein heller Strich zu sehen wäre, aber auch da suchte er vergeblich.

Er hatte seine Bettwäsche auf dem Balkon aufgehängt, wo schon wieder fast 40 Grad waren, sodass er sich dabei wie in einem Backofen fühlte. Dennoch würde das auch bedeuten, dass die Wäsche schnell trocknen würde, was positiv ist. Und dann war endlich Zeit für ein Frühstück. Eine Schreibe Brot, zwei Eier als Rührei, eine Kiwi und ein Keks. Das konnte er alles essen, ohne dass ihm schlecht wurde. Außerdem hatte alles so geschmeckt wie es schmecken sollte. Als er sein Geschirr gewaschen hatte, war ihm aufgefallen, dass Sonntags bei Animal Crossing doch die Rübenfrau unterwegs war. Allerdings war es schon nach 12 Uhr, er hatte es leider verpasst.

Weil die Sonne so stark durch seine Fenster schien, entschied er, dass er etwas raus gehen müsse, um das Wetter zu genießen. Er packte sich sein schwedisches Buch und etwas Geld ein, falls er ein Eis kaufen wollen würde. Mit seinen Sachen setzte er sich an den Hafen, bis dahin war er ohne größere Probleme gekommen, und laß für etwa eine Stunde in seinem Buch. Was von seinem Balkon aus nicht sichtbar war, ist der kalte Wind, der zwischendurch immer wieder wehte. Vor allem wenn die Sonne hinter einer Wolke verschwand, dann war dem Protagonisten schon fast kalt. Außerdem hatte sich auf die Bank neben ihm ein älterer Mann gesetzt und das fand er komisch. Man kann natürlich niemandem verbieten, sich auf eine Bank zu setzen, aber da es am Hafen zahlreiche Bänke gibt, auf denen niemand saß, war es ihm ein Rätsel, warum sich dieser Fremde so nah zu ihm gesetzt hatte. Deshalb hatte er sich dann auf den Weg nachhause gemacht. Für ein Eis fand er es zu kalt, stattdessen könnte er nach dem Abendessen zuhause eins essen.

Zuhause fand er, dass er die Sonne auf seinem windgeschützten Balkon ausnutzen wollte. Dieser war durch die Bettwäsche jedoch schon sehr voll, eigentlich passt da kaum etwas anderes dazu. Mit seinem Klappstuhl quetschte er sich in eine Ecke und laß noch ein bisschen. Das war vor allem deshalb schön, weil man so von dieser duftenden Wäsche umgeben war.

Als die Sonne weg war, hatte er dann noch gesaugt und ein bisschen aufgeräumt. Schnell kam es jedoch dazu, dass er Hunger hatte. Es war nur erst 15 Uhr und so früh isst der Protagonist normalerweise nicht zu Abend, also hatte er sich als Snack ein paar Kekse raus gesucht. Weil die auch nicht besonders lange gehalten hatten, machte er sich trotzdem schon sein Essen. Ein Focaccia mit Ziegengrillkäse. Darauf hatte er schon seit Tagen Lust, Focaccia gehört eben zu den Lebensmitteln, die er mit am häufigsten und am liebsten isst. Außerdem lohnt es sich jetzt wieder richtig, weil er endlich wieder alles schmecken kann.

Während des Kochens wurde er von einem Lärm überrascht, der von draußen kam. Weil er immer neugierig ist und es sich wie eine Demonstration anhörte, sah er aus dem Fenster. Das erste, was er sehen konnte, war die lesbische Pride-Flagge. Das würde er tolerieren können, die dürfen ruhig kurz laut sein, hatte er gedacht. Und zum siebten mal in Folge hatte er einfach den Termin für die Pride Parade in seiner Stadt verpasst. Er war es von anderen Orten gewohnt, dass diese erst Ende Juli oder Anfang August statt finden und war deshalb jedes Jahr wieder irritiert. Aber das war das erste mal, dass die Parade an seiner Wohnung vorbei lief. Seit einigen Jahrne hatten seine Freundin und er sich vorgenommen, auch einmal mit zu laufen. Aber offensichtlich waren beide zu blöd dafür, mitzubekommen, wann die Demonstration passieren würde. Vielleicht ja nächstes Jahr?

Der Protagonist freute sich über die bunte Menge und die ganzen Fahnen, die im Wind wehten, obwohl die Parade im Vergleich mit den größeren Städten eher klein ist. Faszinierenderweise fühlten sich auch direkt ein paar Passanten davon gestört und pöbelten die Demonstranten an. Der Protagonist ist sich gar nicht sicher, ob man die Teilnehmer der Parade überhaupt als Demonstranten definieren kann, es wirkt eigentlich eher wie eine Party als wie eine Demonstration. Aber weil es dafür kein besseres Wort gibt (oder er zumindest keins kennt), muss das jetzt herhalten. Eine der Aufpass-Personen der Parade hatte tatsächlich begonnen, ein Gespräch mit den pöbelnden Leuten zu starten. Das war schon interessant, aber eigentlich ein völlig sinnloses Unterfangen. Menschen ohne Intelligenz kann man mit logischen Argumenten nicht überzeugen. Nun waren das (der Interpretation des Protagonsiten nach) auch noch Urlauber aus Sachsen. Zumindest hatten sie diesen Dialekt. Und wer ernsthaft diesen Dialekt spricht, ist vielleicht sowieso schon verloren.

Morgen kann der Protagonist also zur Arbeit gehen. Er hofft, dass es nicht zu anstregend wird. Der Weg ist ja schon relativ weit und oft genug bekommt er Aufgaben, die körperliche Arbeit beinhalten, obwohl er ja eigentlich im Büro sitzt. Deshalb nimmt er sich für morgen auch nichts anderes vor.

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