Der Protagonist hat es nicht geschafft, überhaupt irgendwas von seinen Plänen zu erledigen. Weder hat er weiter gelesen, es war draußen viel zu windig dafür, noch hat er selbst an seiner Geschichte geschrieben.
Der Grund dafür ist, dass seine ältere Schwester und auch seine Mutter heute noch frei hatten. Das hatte er gar nicht richtig auf dem Schirm. Aber so kam es dann, dass sie zu dritt beim Frühstück einen weiteren Horrorfilm sahen, heute Evil Dead Rise. Das ist eigentlich ja gar nicht gruselig sondern eher ekelig. Der Gruseleffekt kommt nur davon, dass man mit den Personen mit leidet. Zumindest glaubt er das.
Nach dem Film wollte seine Mutter unbedingt ihren Schrank aus sortieren. Das wollte er dann zum Anlass nehmen, um in seinem alten Schrank auch mal nach zu schauen. Darin befanden sich viele Kleidungsstücke, die er seit der Schulzeit nicht mehr getragen hatte, hatte sich sowohl sein Stil geändert als auch seine Körpergröße. Scheinbar hat er nun einen normalen Stoffwechsel, was zunächst dazu führte, dass er erstmal 20 Kilo zu nahm. Als ihm irgendwann gar nichts mehr passte und er realisierte, dass neue Kleidung echt teuer war, hatte er 15 Kilo abgenommen. Das ist wahrscheinlich kein besonders Ziel, sollte es doch vor allem darum gehen, dass man sich in seinem eigenen Körper wohl fühlt. Probleme mit seinem Körper hatte er nicht, außer dass er seine Oberarme manchmal zu breit fand.
Während Corona war ja Zeit, also hatte er jeden Tag Sport gemacht und nach 20 Uhr bis 12 Uhr nichts gegessen. Das ging erstaunlich gut, hatte er doch davor immer mal wieder versucht, ein paar Kilo abzunehmen und war daran gescheitert. Nach 3 Monaten waren dann wie schon erwähnten 15 Kilo weg und seine Kleidung passte wieder optimal. Seine Familie ist seitdem der Meinung, dass er sehr sportlich sei und sich gesund ernähren würde, was beides eine Lüge ist. Aber sie reden sich das so ein, da sie alle stark übergewichtig sind und es wäre einfacher, das Problem nicht bei sich selbst zu suchen. Teilweise wurde ihm sogar vorgeworfen, er sei magersüchtig, dabei lag er immer noch über seinem Idealgewicht.
Besonders viel hatte er heute nicht aussortiert, nur drei Sachen, die er nicht mehr so gerne trug. Eigentlich hatte er noch viel mehr, das ihm schon gar nicht mehr passte, aber er verband mit vielen Dingen Erinnerungen, also wollte er sie behalten. Einige Dinge, die er farblich oder vom Muster nicht mehr mochte, waren noch so gut, dass er sich einredete, man könne sie nochmal anziehen.
Manchmal ist der Protagonist überrascht davon, dass er damals tatsächlich eine Art Stil hatte. Heute trug er jeden Tag das gleiche, immer ein einfaches T-Shirt und eine einfache Hose. Er hatte sich also vorgenommen, beim nächsten Einkauf wieder abwechslungsreichere Kleidung zu kaufen. Vor allem mal was blaues, war seine Lieblingsfarbe doch blau. Das spiegelt sich in seinem fast komplett schwarzen Schrank nicht wieder.
Am längsten hat es gedauert, seiner Schwester beim Aussortieren zu helfen. Sie hatte in den letzten Jahren stark zugenommen und so passte fast gar nichts mehr. Am Ende war ihr Schrank fast leer. Der Protagonist wunderte sich darüber, dass sie die Klamotten schon so lange aufbewahrt hatte. Ein paar wenige Sachen wollten sie noch aufbewahren für einen ihrer Cousins, der kleine Töchter hatte. Er würde im Sommer vorbei kommen und vielleicht würde seinen Kindern etwas von den Klamotten gefallen. Wenn nicht, kann man sie immer noch spenden.
Am Ende hatten sie zwei große schwarze Säcke voller Kleidung, wobei fast alles davon seiner Schwester gehört hatte. Jetzt war ihr auch aufgefallen, dass sie nur drei Hosen hatte, die ihr passten. Deshalb schlug der Protagonist vor, dass sie zusammen in die Stadt gehen würden, um nach neuen Klamotten zu schauen. In fünf verschiedenen Läden waren sie, dennoch konnte seine Schwester nichts finden außer einer schwarzen Hose und einem gepunkteten Nachthemd. Der Protagonist wollte eigentlich nichts kaufen, hatte er ja noch genug. Dennoch kam er mit einem neuen hellblauen Hemd, einer blauen Hose und einem schwarzen Strickpullover nachhause. Es gab auch endlich eine neue Bürste, bei seiner alten löste sich das Plastik in Einzelteile auf und klebte ganz ekelhaft.
Mit seinen Käufen war der Protagonist sehr zufrieden, er fand gerade das hellblaue Hemd toll. Der Stoff war so luftig und der Schnitt war bequem. Es erinnert ihn an diese gestreiften Hemden, die Seefahrer trugen, zumindest in den stereotypen Darstellungen. Nur war sein Hemd nicht gestreift. Trotzdem hatte es sowas nordisches an sich, was ihm gut gefiel.
Zum Abendessen gab es heute Kroketten mit Karotten und Hollandaise. Sein Vater würde so spät von der Arbeit kommen, dass sie heute ohne ihn essen würden, deshalb störte sich auch keiner daran, dass es kein Fleisch gab. Der Protagonist freut sich darüber, er isst selbst eigentlich nie Kroketten, obwohl er sie gerne mag. Immer wenn er bei seiner Familie war, freute er sich darüber, Dinge essen zu können, die er sich selbst nie kochte.
Am Abend wollten sie dann noch Bauer sucht Frau international gucken. Das hatte der Protagonist ja auch letzte Woche schon gesehen, ihr erinnert euch bestimmt. Er hoffte sehr darauf, dass heute eine Entscheidung fallen würde bei dem Bauern in Togo. Er würde sich wünschen, dass die Wahl auf Caro fällt, aber hat das Gefühl, dass Susanne besser zu dem Bauern passt. Das war das wichtigste, im Idealfall würden sie zusammen kommen und da müsste man auf Kompatibilität achten und nicht auf das, was sich der Protagonist wünscht. Caro war ihm von Anfang an sympathisch, auch wenn er sich nicht vorstellen könnte, dass sie länger in Togo bei dem Bauern leben würde. Es bleibt also spannend.
Morgen möchte der Protagonist tatsächlich mal seine Geschichte weiter schreiben, denn sonst gehen irgendwann die Kapitel aus, die er bereits vorgeschrieben hatte. Dafür würde er aber sicher Zeit haben, denn morgen müssen alle arbeiten.
Wenn das Wetter besser ist, also weniger windig, möchte er auch weiter in seinem Buch lesen. Am besten auf der Terrasse.
Morgen wird er berichten, ob er dieses Mal dazu gekommen ist.

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100 Positive Tage
RandomEine Challenge für den Protagonisten, der versuchen wird, in Tagebuchform jeden Tag nur positiv zu berichten. Der Protagonist erhofft sich dadurch eine optimistischere Einstellung und ein besseres Weltbild. Ob das klappt, sehen wir in 100 Tagen