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Der Protagonist hat Schmerzen im kompletten Körper, was darauf zurück zuführen ist, dass er gestern Abend zwei Stunden lang Just Dance gespielt hat. Vor allem sein Rücken leidet jetzt und heute morgen konnte er sich kaum bewegen. Nach den ersten Dehnübungen ging es dann einigermaßen, aber er musste sich nach dem Frühstück ziemlich zwingen, nochmal aufzustehen.

Da er die letzten Scheiben Brot gegessen hatte, führte kein Weg daran vorbei, schließlich ist Sonntags alles geschlossen. Er könnte also nicht bis morgen warten. Er überlegte, ob er tatsächlich bis zu Netto gehen sollte oder stattdessen in einen nähergelegenen Laden gehen würde. Er fand aber, dass er auf dem Weg gerne noch bei der Patisserie vorbeigehen würde. Auf dem Hinweg war die Verkäuferin gerade mit einer Beratung beschäftigt, also entschied er, auf dem Rückweg nochmal vorbeizuschauen.

Auf dem Hinweg hatte ihm jemand von der Tierschutzpartei einen Flyer gegeben. Das fand der Protagonist sinnvoll, denn er sieht wahrscheinlich so aus, als würde er so eine Partei wählen. Zumindest in seinen Freizeit-Klamotten. Außerdem hatte er sich schon immer gefragt, was diese Partei eigentlich will, außer Tiere zu schützen.

Bei Netto kaufte er dann doch wieder für 15€ ein, was aber auch daran lag, dass er Kleiderbügel gekauft hatte. Inzwischen hatte er nämlich mehr Hemden für die Arbeit als Bügel in seinem Schrank. 8 Hemden hat er jetzt insgesamt, die alle irgendwie identisch aussehen, denn er hat dunkelblaue Hemden ausgesucht. Oder eben weiß mit dunkelblauen Streifen, eins hat kleine blaue Blumen, die jedoch so klein sind, dass es eher aussieht wie Punkte. Er findet, dass er in blau gesünder aussieht als in schwarz, obwohl er sonst nur schwarz trägt. Außerdem ist dunkelblau seine Lieblingsfarbe. Dem Protagonisten ist wichtig, dass er zwar für formellere Arbeit geeignete Kleidung besitzt, aber darin dennoch nicht zu erwachsen oder steif aussieht. Er möchte, dass die Kleidung zu seiner Persönlichkeit passt.

Auf dem Rückweg wurde er erneut von dem gleichen Mann der Tierschutzpartei angesprochen. Das war bemerkenswert, denn es waren gerade mal 20 Minuten vergangen. Eigentlich müsste man sich daran erinnern können, findet der Protagonist. Vor allem, weil er seiner eigenen Meinung nach relativ auffällig aussieht. Der Mann hatte dann geantwortet, dass der Protagonist 7 Stimmen hätte bei der Wahl morgen. Darauf hin hatte er gefragt, ob er deswegen 7 Flyer bekommen solle. Das fand der Tierschutzpartei-Typ nicht lustig, wahrscheinlich hat er das nicht als Witz verstanden.

Bei der Patisserie war gerade wieder ein Kunde, der für eine Hochzeitstorte beraten werden wollte. Da das länger dauert, hatte der Protagonist entschieden, später noch mal wiederzukommen. Er packte zuhause erstmal seinen Einkauf aus und ruhte sich kurz aus, denn sein Rücken tat vom Tragen des Einkaufs weh. Nach etwa 30 Minuten ging er wieder raus, um zur Patisserie zu gehen und sich ein Stück von der Schokotorte zu holen. Als er den Laden betrat, lächelte ihn die Verkäuferin an, sagte zu ihm, dass er in 15 Minuten wieder kommen sollte. Er sah sich irritiert um, mit ihm im Geschäft stand noch eine weitere Frau. Die beiden deuteten an, dass sie kurz zusammen den Laden schließen würden, um irgendeine Sache zu erledigen.

Jetzt war der Protagonist enttäuscht. Er war bereits zum dritten mal vor Ort und sollte wieder ohne Torte gehen? Er erzählte der Verkäuferin, die ihn inzwischen schon sehr gut kennt, weil er Stammkunde ist, dass er doch zuvor schon da war und da auch schon nichts kaufen konnte. Sie sah ihn genauso wie die andere Frau schweigend an. Da sie hinter dem Tresen stand und er mehrfach in der Woche dort Kuchen holt, hatte er gedacht, sie würde ihm vielleicht noch schnell ein Stück verkaufen (die Kasse war ja auch noch an). Aber dem war nicht so. Er will sich darüber nicht zu sehr ärgern, weil es bestimmt einen wichtigen Grund für alles gab. Dennoch hatte er sich verarscht gefühlt und hatte ganz sicher nicht vor, dort noch ein viertes mal auf zu tauchen, um eventuell ein Stück Kuchen kaufen zu dürfen. Zu dem Zeitpunkt fühlte er sich, dass das einem "auf Knien darum betteln, etwas kaufen zu dürfen" nahe kommen würde. Das hatte er mit Sicherheit nicht nötig, fand er.

Er ging nachhause und dachte über diese Situation nach. Er dachte darüber nach, wie er seit die Patisserie eröffnet wurde, wöchentlich (mehrfach) dort etwas gekauft hatte, weil er ein kleines Unternehmen unterstützen wollte, auch wenn die Sachen dort deutlich teurer als beim Bäcker waren. Er dachte darüber nach, dass er der Verkäuferin öfter Trinkgeld gegeben hatte, weil sie nicht genug Rückgeld in der Kasse für ihn hatte. Er dachte darüber nach, wie er sich nun fühlen sollte. Dass zuvor zwei Kunden beraten werden wollten, was immer etwas länger dauert, dafür kann die Verkäuferin nichts. Es wäre auch unhöflich gewesen, die Beratung zu unterbrechen, nur um etwas zu verkaufen. Da sie ihn aber drei mal hintereinander im Laden gesehen hatte, konnte er nicht verstehen, warum sie ihm nicht schnell ein Stück verkauft hatte. Wahrscheinlich hatte sie in dem Moment nicht so weit gedacht. Er fand es trotzdem dreist.

Statt des Kuchens holte er sich ein großes Eis. Drei Kugeln mit Sahne. Und das war 1. günstiger als ein Stück Kuchen in der Patisserie und 2. Größer als ein Stück Kuchen in der Patisserie. Jetzt überlegt der Protagonist, ob er überhaupt nochmal dort einkaufen wollen würde. Er hatte das in den letzten Wochen vor allem wegen der zwischenmenschlichen Beziehung zu der Verkäuferin getan, er wollte gerne der Stammkunde sein, der immer das neuste probierte. Sie fragte dann beim nächsten mal immer, wie es ihm geschmeckt hatte. Aber er würde sehr viel Geld sparen, wenn er dort nicht mehr hingehen würde. Und nach heute würde er eigentlich nicht wieder kommen wollen.

Morgen wäscht der Protagonist seine dunkle Kleidung und schreibt ein weiteres Kapitel für seine Geschichte. Heute hatte er tatsächlich sogar zwei geschafft und eine Idee entwickelt, wie es weitergehen soll. Er hatte das Ziel, 100 Seiten bei Word zu schreiben. 51 hat er nun und er denkt, dass 100 Seiten vielleicht nicht reichen. Aber das wird er dann sehen.


100 Positive TageWo Geschichten leben. Entdecke jetzt