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Heute hat sich der Protagonist eine viel zu scharfe Tomatensoße gemacht. Aber ansonsten lässt sich eigentlich nur positives erzählen.

Er hatte einigermaßen schlafen können, natürlich wieder mit seltsamen Träumen, aber dieses Mal fühlte er sich davon nicht so kaputt wie in der letzten Woche. Er war wie gewohnt etwa eine Stunde vor seinem Wecker aufgewacht und hatte direkt Quizduell gespielt. Er spielt das in den letzten Tagen sehr oft, weil er denkt, dass sein Vater im Krankenhaus dann wenigstens etwas zu tun hat, wenn er gegen ihn spielt.

Er war nervös vor der Arbeit, denn heute war die neue Bewerberin angekündigt. Eigentlich gibt es gar keinen Grund, dass er aufgeregt war, denn besonders viel zu tun gab es nicht und auch die Bewerberin sollte kein Grund sein. Immerhin kennen sie sich nicht und der Protagonist ist eigentlich in der Position, dass er hierarchisch über ihr steht. Auch wenn er solche Gedanken nicht mag, er fühlt sich nicht wichtiger oder bedeutender als andere Menschen.

Sein Chef kam etwa 40 Minuten zu spät, denn er war am Wochenende schwimmen und hatte sich dabei sein Knie kaputt gemacht. Immerhin war er letztes Jahr im November operiert worden und hatte sich seit dem kaum geschont. Immer, wenn es halbwegs möglich war, bewegte er sich direkt zu viel. Fahrradfahren, laufen, jetzt auch noch schwimmen. Heute konnte er sein Knie deshalb nicht mehr knicken, was ein Problem für Mittwoch sein würde, denn im Haus ist Sperrmüll angemeldet. Das bedeutet, dass der Protagonist am Mittwoch Abend nochmal zu Arbeit muss, drei Stunden nach dem eigentlichen Feierabend, um die ganzen Möbel nach vorne zu tragen.

Die Bewerberin ist selbstbewusst, findet der Protagonist. Sie scheint kompetenter zu sein als die neue Mitarbeiterin. Aber nicht unbedingt netter. Wenn er sich eine aussuchen könnte, würde er die erste nehmen. Auch wenn sie für das Unternehmen wahrscheinlich weniger geeignet ist. Für ihn ist wichtiger, mit wem er sich gut versteht und im Notfall zusammen arbeiten kann, sollte er noch länger bleiben. Er fand auch, dass sich die Bewerberin heute viel zu viel Mühe gegeben hatte. Sie hatte sich professionell verhalten und Dinge gesagt, die man so auch online in Texten über Vorstellungsgespräche findet. Das kann nicht schaden, bei einem anderen Arbeitgeber würde das sicher gut ankommen. Das heißt aber auch, dass sie sich nicht richtig vorbereitet hat auf das Unternehmen, denn dann hätte sie gewusst, dass das nicht wirklich zusammen passt. Naja, wahrscheinlich macht sich der Protagonist deutlich mehr Gedanken über alles als sein Chef.

Er hatte nach dem Gespräch wirklich viel geschafft, einen Kunden hatte er vollkommen abgeschlossen, obwohl er wirklich spezielle Wünsche und Vorstellungen hatte. Jetzt wartet er noch auf die Antwort, ob alles in Ordnung ist oder nicht. Außerdem hatte er auch viele andere Mails geschrieben. Für morgen bleiben keine weiteren Aufgaben liegen, deshalb wird er sich dann wahrscheinlich wieder langweilen und Sudoku spielen, bestimmt hätte der Kunde bis dahin noch nicht geantwortet.

Nach der Arbeit hatte der Protagonist noch den gewohnten Wocheneinkauf getätigt. Endlich gab es auch mal wieder die Cola light, die er so gerne trinkt. Aus irgendeinem Grund war diese seit 2 Wochen immer ausverkauft, aber auch nur diese. So konnte er seinen Vorrat aufstocken. Glücklicherweise gab es auch sonst alles, das auf seiner Liste gestanden hatte, sogar noch ein paar Dinge, die dort gar nicht drauf standen. Zwei Gläser Tomatensoße hatte er auch gekauft.

Es war dann doch schon relativ spät, als er alles eingeräumt hatte, seine Brotdose für den Arbeitstag morgen vorbereitet hatte und die Wassermelone in kleine Würfel geschnitten hatte. Seine Wohnung hatte er auch schon gesaugt, weil von den Rollen des Koffers viele kleine Steine in der Wohnung verteilt wurden. Das letzte richtige Essen war schon ein paar Stunden her, deshalb machte er sich schnell ein paar Nudeln. Es war ja schon wieder unnormal warm, deshalb hatte er keine Lust, lange in der Küche zu stehen. Dazu gab's Tomatensoße. Und er hatte dann beim Essen bemerkt, dass er ausversehen die Arabiata Variante gekauft hatte, welche mit Chili gemacht wird. Nach wenigen Bissen brannte der ganze Mund. Aber zum Glück isst er gerne scharf, sonst hätte er das wahrscheinlich nicht runter bekommen. Er musste dabei an seine Mutter denken, die gefühlt ungewürzte Lebensmittel schon scharf findet. Jetzt hat er noch das halbe Glas übrig, aber immerhin weiß er jetzt, worauf er sich einstellen muss.

Nach dem Abendessen will er jetzt noch etwas Just dance spielen, abends beim Fernsehen gibt es ein bisschen Wassermelone und er möchte weiter seine Socken stricken. Vielleicht schafft er es auch noch, animal crossing zu spielen. Aber dann ist der Tag auch schon wieder vorbei. Der Protagonist findet es ganz schlimm, wie wenig Zeit man an einem Montag so hat. Mit der Arbeit und dem Einkaufen ist der Tag eigentlich schon gelaufen, dabei ist das Wetter eigentlich so gut, dass man noch rausgehen sollte.

Rausgehen will er aber nicht, weil er das Gefühl in seiner Lunge, das er nach seiner Corona Erkrankung gehabt hatte, wieder bekam. Heute morgen auf dem Weg zur Arbeit tat ihm das Atmen schon nach der Hälfte des Weges weh, obwohl er es letzte Woche schon fast wieder vollständig ohne Probleme geschafft hatte. Wahrscheinlich war es wirklich nicht so intelligent, dass er gestern so viel gerannt war. Jetzt muss er schauen, wie es sich entwickelt, wenn er Just dance spielt. Wenn es nicht geht, muss er sich noch etwas schonen. Immerhin hatte er fleißig den Hustensaft von seiner Mutter genommen, denn er hat eben doch keine Lust auf eine Lungenentzündung. Schaden kann sowas doch auch nicht, immerhin sind die Inhaltsstoffe pflanzlich.

Für morgen hat der Protagonist nichts vor, außer zur Arbeit zu gehen. Wenn möglich, dann würde er gerne in seinem Buch weiter lesen. Bei dem Wetter würde er das sogar draußen machen können. Er hofft, dass sein Vater morgen aus dem Krankenhaus entlassen wird, weil er gerne Fussball gucken möchte und der Protagonist eigentlich nicht. Sollte er im Krankenhaus bleiben, müsste er das aber tun, um wieder einen Liveticker bei WhatsApp machen zu können.

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