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Nur noch 4 Tage. Es wird immer unrealistischer. Und dann? Was macht er dann, der Protagonist weiß es noch nicht. Er hat ein paar Ideen gesammelt, aber es muss ja auch irgendwie passen. Nochmal 100 Tage irgendwas schreiben? Mal schauen. Das wäre wohl auch davon abhängig, welches Fazit er nach diesen 100 Tagen gezogen hat. Aber bis dahin ist noch Zeit. Klar ist im Moment nur: am Mittwoch, wenn er seinen letzten Arbeitstag nach dem alten Arbeitsvertrag hatte, wird er Tagebucheintrag Nummer 100 schreiben. Fast so, als wäre es geplant gewesen.

Die erste Nacht mir seiner neuen Schlafmaske war vollbracht. Leider roch sie wieder genau wie in dem Moment, als er sie aus der Verpackung genommen hatte. Die Handwäsche hatte also nichts gebracht, er würde es in ein paar Tagen nochmal versuchen, entgegen der Waschempfehlungen in der Waschmaschine. Wenn das die Schlafmaske zerstört, kann er immer noch eine neue kaufen. Auf jeden Fall hatte er mit der Maske besser geschlafen. Innerhalb weniger Minuten befand er sich schon im Land der Träume, was aber daran liegen könnte, dass er einfach von dem Ausflug so kaputt war.

Bis 8 Uhr hatte er geschlafen, was für ihn ausreichend war (wahrscheinlich waren das etwa 9 Stunden). Er stellte die Waschmaschine mit seinen Handtüchern an und bereitete sein Frühstück vor. Zur Feier des Wochenendes gabs ein gekochtes Ei zu den beiden Scheiben Brot. Als die Wäsche hing, machte er sich schnell fertig, um zu Rewe zu fahren. Zu seinem Erstaunen war es extrem windig. Dafür dass Samstag war, war aber auch wenig auf der Straße los, sodass er wenigstens kein Auto gestört hat, während er versuchte, gegen den Wind an zu kommen. Bei Rewe gab es ganz tolle Sachen, Sachen, die er eigentlich gar nicht auf der Einkaufsliste stehen hatte. Einen norwegischen Schokoriegel zum Beispiel. Mini-Donuts. Ein großer Donut mit Glitzerstaub und pinken Kugeln oben drauf. Wassermelone.

Zuhause angekommen hatte er erst einmal den großen Donut gegessen und dazu eine Faxe Kondi getrunken, die er ja gestern gekauft hatte. Er fühlte sich schon fast so, als wäre er im Urlaub. Da kann man auch ignorieren, dass Faxe Kondi ungefähr so ungesund ist wie Coca Cola. Vielleicht sogar noch schlimmer. Im Urlaub kann man sowas mal machen. Auch wenn er gar keinen Urlaub hatte.

Endlich war es auch mal wieder so weit, dass er eine weitere Bewerbung geschrieben hatte. Nach so vielen Wochen ohne passende Stellenausschreibung war er darüber ganz froh. Immerhin kann ihm jetzt keiner mehr sagen, dass er es nicht versucht. Wirklich 100% Lust hatte er nicht auf diese Stelle, aber er hatte sich gedacht: Am Ende entscheiden die, ob sie ihn wollen oder nicht. Und das, was passiert, soll passieren. Immerhin würde ihm die Stadt gut gefallen, in der die Arbeitsstelle wäre.

Die Sonne hatte den ganzen Morgen so auf den Balkon gestrahlt, dass die Handtücher nun schon trocken waren. Das Wetter war viel zu gut, um drinnen zu sitzen. Aber eigentlich wollte er ja sein Buch lesen. Da er das zur Not noch abends machen könnte, nahm er sich sein Handy und lief seine gewohnte Runde. Heute war er etwas langsamer gelaufen, wodurch er fast 45 Minuten gebraucht hatte. Normalerweise benötigt er für den Weg nur 30 Minuten. Immer noch war es echt Windig und seine Haare wehten durch die Gegend. Es wäre unmöglich, draußen zu lesen. Er war extra an seinem gewohnten Platz am Hafen vorbei gelaufen, um zu schauen, ob es nicht vielleicht doch funktionieren würde. Aber die Blätter des Buches würden sich die ganze Zeit von alleine umblättern. Die Geräusche des Windes würden auch beim Lesen stören.

Als er wieder zuhause war hatte er schon etwas Hunger, aber er wollte zumindest das erste Kapitel des dänischen Buches lesen. Nach 30 Minuten war sein Hunger schon zu groß, aber er hatte immerhin schon 20 Seiten und damit die ersten beiden Kapitel gelesen. Die Geschichte ist jetzt schon interessanter als das finnische Buch, das er zuletzt gelesen hatte. Aber das ist wohl auch nicht so schwer.

Zum Abendessen hatte er sich das zweite Zwiebel-Focaccia gemacht, das noch von Mittwoch übrig war. Dazu gabs einen Salat mit Granatapfel-Kernen und Grana Padano. Und natürlich der obligatorische Grillkäse, dieses mal wieder der von Rotkäppchen. Den hatte er als Kind am liebsten gegessen, weil der knusprig ist. Die meisten anderen Grillkäse quietschen ja so ekelhaft, wenn man in sie hinein beißt. Zum Nachtisch gab es die letzte Portion Vanilleeis mit Eiswunder. Eiswunder ist noch ein bisschen übrig, das schmeckt aber wohl auch auf anderem Eis.

Endlich war der Protagonist auch dazu gekommen, sein Geschirr zu spülen. Seit Donnerstag hatte sich alles angesammelt, was gar nicht so wenig war. Allein schon weil er am Donnerstag Besuch hatte und dadurch das meiste schon doppelt dort lag. Gestern war ja nicht all zu viel dazu gekommen, aber er hatte Abends auch keine Lust mehr gehabt, noch großartig irgendwas zu machen in der Küche.

Für den Rest des Abends will er nun eine Stunde tanzen, vielleicht noch etwas weiter lesen. Animal Crossing will er auch noch spielen und danach weiter an seinen Socken stricken. Zum Geburtstag seiner Mutter müssten die Socken fertig sein. Dann hat er drei Paar und die Frauen der Familie könnten sich jeweils eins aussuchen. Es sei denn, seine Tante kommt auch zu Besuch, die geht dann leider leer aus. Aber sie hatte vor kurzem erst ein Paar Socken bekommen, das wäre wohl zu verkraften.

Morgen bezieht er sein Bett neu, den alten Bezug wird er waschen. Hoffentlich scheint die Sonne dann wieder so wie heute. Der Wind hatte beim Trocknen auch nicht geschadet. Der Protagonist nimmt sich für morgen vor, nach dem Putzen raus zu gehen. Er würde gerne mal wieder die größere Runde spazieren gehen. Und danach natürlich weiter in seinem Buch lesen. Optimal wäre es, wenn er bis Seite 100 kommen würde. Außerdem muss er seine Brotdose für die Arbeit vorbereiten, aber das geht ja schnell. Er muss sich nur einen Apfel klein schneiden, ein paar Kekse hatte noch von Freitag übrig, die er mitnehmen könnte.


100 Positive TageWo Geschichten leben. Entdecke jetzt