Zum ersten mal seit bestimmt einer Woche hat der Protagonist heute nicht getanzt. Dafür ist er nämlich zu müde. Bereits 2 Stunden vor seinem Wecker war er aufgewacht und danach immer nur für etwa 15 Minuten eingeschlafen. Aber trotz der Müdigkeit war er relativ motiviert, zur Arbeit zu gehen. Da er heute alleine sein würde, ging er so los, dass er wirklich erst zu Arbeitsbeginn dort war.
Eine Kundin, die der Protagonist über mehrere Wochen beraten hatte und für sie sogar Überstunden in Kauf genommen hatte, lehnte die Buchung nun doch ab, da sie demnächst umziehen muss und daher kein Geld hat (angeblich, er glaubt, sie hat einfach eine günstigere Variante gefunden oder nimmt die Beratung als Grundlage, um den Rest selbst zu machen). Sie fragte, ob sie ihm jetzt etwas schulden würde. Nein, die Beratung ist konstenlos, aber wenn ein Kunde sowas schon anbietet, wäre es aus kapitalistischer Sicht dumm, nicht darauf ein zu gehen. Der Protagonist dachte nach. Bei besonders zeitintensiven Beratungen, bei denen der Protagonist davon ausgeht, dass am Ende keine Buchung zustande kommt (nach einiger Zeit bekommt man ein Gefühl für solche Kunden), verlangt er einen Stundensatz von 23€. Das ganze mit dem Versprechen, dass es verrechnet werden würde, sobald der Kunde die Buchung getätigt hat. Kunden, die von Beginn an keine Buchung planen, lehnen die Beratung wegen der Kosten, was dem Protagonisten unnötige Arbeit ersparte.
Bei dieser Kundin war er auch von Anfang an davon ausgegangen, dass es nichts werden würde. Aber er hatte kein Geld für die Beratung verlangt und das jetzt im Nachhinein doch zu tun, ohne es vorher jemals erwähnt zu haben, wäre dreist. Das denkt er aber auch nur, weil er die Frau als vollkommen unfähig für normale Lebenssituationen empfunden hatte. Er glaubt, dass sie wirklich nicht überblicken konnte, dass sie sich die Buchung nicht leisten könnte. Außerdem hat sie drei Kinder, deshalb würde er es nicht verantwortlich finden, ihr eine Rechnung in einem dreistelligen Bereich zu schreiben. Wahrscheinlich war er mal wieder viel zu nett.
Die Umbuchung eines anderen Kunden konnte er nun auch vollständig vornehmen, dann kam die Sekretärin mit ihrer Enkelin vorbei, um schnell das Telefon um zu stellen, weil dieses während ihres Urlaubs auf ihr Handy eingestellt war. Während sie das tat, beauftragte sie ihre Enkelin, dem Protagonisten die Post zu bringen. Diese wollte das nicht, sie schien sehr schüchtern zu sein. Ohne etwas zu sagen und mit einem verlegenen Blick zur Seite kam sie in sein Büro und überreichte ihm Werbung und einen Brief. Er hofft, dass er ihr das Gefühl gegeben hatte, dass sie keine Angst vor ihm haben muss. Aber er erinnert sich auch noch gut daran, wie viel Angst er selbst als Kind vor fremden Erwachsenen gehabt hatte.
Der Brief war eine Mahnung. Sein Chef weigert sich, 5€ zu überweisen. Und der ganze Streit wird nun über den Kopf des Protagonisten ausgeführt, denn der Protagonist erhält die ganzen Mahnungen und Mails. Wer in diesem Fall Recht hat, kann er wohl nicht entscheiden, auch wenn er eher auf der Seite seines Chefs steht. Es geht darum, dass das andere Unternehmen 5€ mehr als im Angebot vereinbart in Rechnung gestellt hat. Das geht natürlich nicht, stellt euch vor, ihr geht ins Kino und nach dem Film will das Kino nochmal 5€ von euch haben. Wofür? Andererseits sind es halt auch nur 5€ und der Protagonist versteht nicht, warum daraus nun so ein großer Kampf entstehen musste.
Nach der Arbeit aß er zuhause zwei Scheiben Brot und eine Kiwi. Er fühlte sich nun schon wirklich müde und er hatte auch keine Lust mehr, raus zu gehen. Aber er wollte noch zu Aldi, weil dort dieser Schlafanzug im Angebot war, den er wollte. Weil das Wetter gut war und er keine Lust aufs Fahrradfahren hatte, ging er zufuß. Das würde immerhin auch bedeuten, dass er nicht mehr kaufen konnte, als in seine Tasche passte. Eigentlich hatte er in den letzten Wochen schon zu viel Geld ausgegeben, deshalb wäre es gut, nicht mehr als 20€ auszugeben kurz vor Monatsende. Etwas beruhigt ist er dennoch, denn er weiß, dass er im nächsten Monat durch die ganzen Überstunden etwa 100€ mehr bekommen würde (Für Überstunden bekommt er leider auch nur Mindestlohn).
Neben dem Schlafanzug kaufte er noch Zwiebelringe, Canneloni, Focaccia (zwei Sorten, die er noch nie vorher hatte), Milchmäuse und Brot. Endlich hatte er ein Saatenbrot gefunden, denn heute hatte er wieder Probleme mit seinem normalen Brot gehabt. Es könnte nicht schaden, für ein paar Wochen auf Abstand zum normalen Brot zu gehen. Auf dem Rückweg lief vor ihm ein junges Pärchen, auf 19 oder 20 würde er sie schätzen. Sie leckten sich gefühlt ab und er griff ihr zweimal an den Po. Diese Situation fand der Protagonist so seltsam und irgendwie auch peinlich, dass er laut lachen musste. Bis sich ihre Wege trennten, drehte sich der Typ in regelmäßigen Abständen immer wieder zu ihm um und sah ihn vorwurfsvoll an. Der Protagonist fragte sich, was sie erwartet hatten, wenn sie in der Öffentlichkeit so ein Verhalten an den Tag legten.
Das Wetter war so gut, dass er eigentlich hätte draußen lesen müssen. Aber er war nun so müde, dass er gefühlt keinen Schritt mehr gehen konnte. Auf dem Sessel war es jetzt viel angenehmer und so saß er dort zum Lesen. Etwa 80 Seiten hatte er geschafft, wobei er dazu erwähnen muss, dass er einzelne Passagen, in denen es um politische Strittigkeiten in Helsinki ging, aus Langerweile überspringen musste. Deshalb kam er schneller voran. Die Hauptfigur hat nun nochmal 2 neue Anwärter für eine Ehe und langsam wird das schon penetrant, wie sie die Männer immer wieder ablehnt. Naja, die letzten 70 Seiten würde er morgen noch lesen und dann wüsste er, ob es doch noch zu einer Hochzeit kommen würde.
Neben der Arbeit und dem Lesen nimmt er sich für morgen noch vor, in die Drogerie zu gehen. Er benötigt gar nicht viel, sodass es fast unnötig erschient, aber die Dinge, die er benötigt, können nicht wirklich länger warten. Müllbeutel zum Beispiel.
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100 Positive Tage
RandomEine Challenge für den Protagonisten, der versuchen wird, in Tagebuchform jeden Tag nur positiv zu berichten. Der Protagonist erhofft sich dadurch eine optimistischere Einstellung und ein besseres Weltbild. Ob das klappt, sehen wir in 100 Tagen