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Der Protagonist hatte heute mal wieder das Gefühl, dass seine Geduld getestet werden soll. Zunächst war er heute 1 1/2 Stunden vor seinem Wecker aufgewacht und danach nicht mehr eingeschlafen. Langsam wird das echt ärgerlich. Aber da er nach heute Wochenende haben würde, war er relativ motiviert. Auf dem Weg zur Arbeit hatte er auch noch seinen Müll rausgebracht, sodass er sich schon vor der Arbeit poduktiv gefühlt hatte.

Heute war seine neue Mitarbeiterin wieder da, um weiter eingearbeitet zu werden. Sie war dabei wirklich motiviert und optimistisch, was den Protagonisten irritiert. Er ist ja meistens eher pessimistisch und denkt selten positiv über die Aufgaben, die er bei der Arbeit machen muss. Da sie eigentlich studiert, musste sie gegen Mittag zur Uni für eine Vorlesung. Erst danach hatte sich die Kundin, die sie zuvor bearbeitet hatte, als Problemfall herausgestellt. Darum musste sich jetzt der Protagonist kümmern, aber eigentlich ist das auch ganz gut so. Immerhin bleibt die erste Kundin für die neue Mitarbeiterin so positiv in Erinnerung, was ganz wichtig für das eigene Selbstbewusstsein sein könnte.

Außerdem hatte sich heute auch noch eine weitere Studentin gemeldet, die gerne nebenbei in dem Unternehmen jobben würde. Er ist sich nicht sicher, ob er sie kennt, aber ihr Name kommt ihr bekannt vor und er glaubt auch, zu wissen, wer das ist. Sein Chef hatte ihn direkt nach seiner Meinung gefragt, aber es wäre unfair, diese abzugeben, bevor sich überhaupt herausgestellt hat, dass es sich tatsächlich um diese Studentin handeln würde.

Die Kundin, die extra einen Termin außerhalb der Öffnungszeiten bekommen hatte, weiß scheinbar nicht wirklich, was sie will. Das Beratungsgespräch war chaotisch und ohne Ergebnis. Der Protagonist hatte sich mehrfach während des Gesprächs gefragt, warum er eigentlich länger geblieben ist. Man überlegt sich doch, was man überhaupt will, zumindest grob, bevor man so einen Termin wahrnimmt?

Zuhause angekommen gabs erstmal ein paar Scheiben Knäckebrot, das er noch übrig hatte von den Tagen, in denen er krank gewesen ist. Dabei schaute er ein paar Youtube Videos und versuchte, sich von den beiden verwirrenden Kunden abzulenken. So wirklich wollte ihm das nicht gelingen und das ist ein Problem, das er häufig hat. Der Protagonist nimmt Dinge aus der Arbeit häufig gedanklich mit nachhause. Außerdem war ihm etwas wichtiges eingefallen, das er heute bei der Arbeit vergessen hatte, zu erledigen. Aber gut, er versucht sich zu beruhigen, denn vor Montag kann er das nicht lösen. Zumindest hat er nicht vor, bis dahin nochmal dort hin zu gehen.

Vor der eigentlichen Zeit fürs Abendessen war er noch relativ satt vom Mittagessen. Deshalb setzte er sich in seinen Sessel und las weitere 50 Seiten in seinem schwedischen Buch, das über finnische Saunapraktiken erzählt. Die Autorin ist selbst Finnin und der Protagonist findet es absurd, dass sie in einer anderen Sprache als Finnisch über etwas typisch Finnisches schreibt. Teilweise hat man ja das Gefühl, dass die schwedische Sprache gänzlich ungeeignet ist, diese Traditionen in die richtigen Worte zu fassen. Das scheint der Autorin ähnlich zu gehen, denn sie benutzt immer wieder finnische Vokabeln und sagt dazu, dass man diese eben nicht übersetzen könnte. Für einen schwedischen Leser, denkt der Protagonist, müsste es grausam sein, dieses Buch zu lesen. Für einen finnischen Leser aber auch. Also: an wen ist dieses Buch gerichtet?

Zum Abendessen gabs den Rest vom Ziegengrillkäse. Wirklich lecker ist das eigentlich nicht, deshalb ist er ganz froh, den Rest aufgebraucht zu haben. Dazu gabs ein Kräuterbaguette von Meggle. Das erinnert ihn an seine Kindheit, wenn er ein Wochenende bei seiner Oma geschlafen hat. Dann gabs auch immer Kräuterbaguette, aber weil da so wenig Kräuterbutter drin ist, hatte seine Oma zusätzliche Kräuterbutter auf die einzelnen Scheiben geschmiert. Und darauf hatte sie immer Salami gelegt. Diese fing durch die Wärme des Brotes immer an zu schwitzen, verlor dabei das ganze Fett. Der Protagonist findet, dass es kaum besseres Essen gibt, auch wenn er inzwischen keine Salami mehr ist, denn er ist ja Vegetarier. Er kann sich trotzdem noch sehr gut daran erinnern, wie das ganze geschmeckt hat.

Gesaugt hatte er auch noch, weil aus irgendeinem Grund wieder richtig viele Krümel auf dem Boden lagen. Und zum Nachtisch gab es ein Schokotörtchen aus der Patisserie. Eigentlich war er immer noch beleidigt wegen des letzten mals, als er 4 mal nachhause geschickt wurde, um später nochmal vorbei zu kommen. Auf Instagram hatte er aber gesehen, dass das Schokotörtchen aus weißer Schokolade heute nur 50% kosten würde, immer noch 2,50€ dennoch. Und er fand, dass er das mal probieren wollen würde für den Preis. Er ist immerhin erwachsen genug, um damit klar zu kommen, dass er einmal schlecht behandelt wurde. Den original Preis würde er dafür jedoch niemals zahlen, das kann er jetzt nach dem Essen sagen. Es schmeckt gut, aber auch 2,50€ ist dafür sehr viel, denn das Törtchen ist vielleicht insgesamt 50gr schwer.

Da er letztes Wochenende noch keine Wäsche gewaschen hat, würde es dringend Zeit werden. Das nimmt er sich also für morgen vor. Es soll außerdem sehr warm werden, dabei waren heute bereits 30 Grad und 38,5 Grad auf seinem Balkon. Er kann sich gar nicht vorstellen, dass das noch mehr werden könnte. Der Juni ist seiner Meinung nach eigentlich noch kein richtiger Sommer. Deshalb wäre es morgen gut, die Wäsche zu waschen und aufzuhängen, aber mehr würde er wohl draußen nicht machen wollen. Allerdings war er auch schon seit seiner Erkrankung nicht mehr in der Stadt unterwegs gewesen, vielleicht würde er einen kleinen Stadtbummel machen. Das lässt sein Portmonnaie eigentlich nicht zu, aber man kann ja auch mal nur gucken und nichts kaufen. Das wäre wohl erwachsen und sparsam.

Generell nimmt er sich für das Wochenende vor, weitere zwei Kapitel für seine Geschichte zu schreiben, das schwedische Buch fertig zu lesen und nach neuen freien Stellen zu suchen. Und am Samstag muss er noch mal zu dem Unternehmen, das hat er ja gestern alles schon geschrieben. Vielleicht könnte er auch das erste mal wieder eine Stunde tanzen, das will er aber nicht herausfordern. Immerhin hat er nach Corona immer noch etwas Lungenprobleme.

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