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Tag 50, die Hälfte ist schon geschafft. Das fühlt sich gar nicht so an, manchmal fühlt es sich viel weniger an, manchmal aber auch viel länger. Manchmal war es sehr schwer, auf 1000 Wörter zu kommen, manchmal war es sehr schwer, unter 1000 Wörter zu bleiben. Aber so ist das wohl, alles hat zwei Seiten.

Heute ist der Protagonist eine Stunde vor seinem Wecker aufgewacht, aber er war auch eine Stunde früher schlafen gegangen, da er einfach so müde war. Dennoch findet er das ärgerlich, man könnte ruhig mal mehr als 7 Stunden schlafen. Dafür hatte er heute weniger Angst vor der Arbeit, schließlich hatte er gestern viel geschafft und einen guten Überblick bekommen. Seiner Einschätzung nach würde er heute relativ viel freie Zeit haben.

Das war dann auch so. Er hatte bei der Arbeit nichts zu tun, zumindest nichts dringendes. Die eine offene Kundin von gestern hatte er heute nicht bearbeitet, weil morgen seine neue Kollegin vorbei kommen wird. Sie soll dann anhand der Kundin morgen verfestigen, was sie beim letzten Treffen hauptsächlich theoretisch gehört hatte. Für die restlichen Stunden, in denen nichts zu tun war, hatte er Instagram Reels geguckt und noch ein paar Sachen von Mittsommer aufgeräumt. Das war gar nicht so leicht, er musste mehrfach die Treppen hoch und runter laufen, um Kisten zu transportieren. Eigentlich hatte er seinem Chef gestern schon gesagt, dass er sich noch nicht wieder ganz 100% normal bewegen konnte, weil das auf seine Lunge geht, aber das war dem wohl egal. Dafür hatte sich der Protagonist relativ viel Zeit gelassen und zwischendurch immer wieder Pausen gemacht.

Nach der Arbeit war er schnell nach Hause gegangen, um noch etwas zu essen. Er frühstückt ja nicht, wollte aber vor dem Gespräch bei dem Unternehmen, das ihm ein Angebot gemacht hatte, irgendwas in den Magen bekommen, um da nicht Kreislaufprobleme oder ähnliches zu bekommen. Besonders viel Zeit hatte er nicht, er musste sich auch noch umziehen und sich etwas halbwegs schickes anziehen. Letztlich hätte er sich eigentlich nicht so beeilen müssen, da er vor Ort erstmal unabgholt stand und gewartet hat. Es scheint schwierig zu sein, zu abgemachten Zeiten anwesend zu sein.

Als dann doch jemand gekommen ist, wurde ihm viel Schwachsinn erzählt. Unter anderem, dass sein Outfit ungeeignet wäre (schwarze Jeans, blau/weißes Hemd). Dabei sah er dieser Frau direkt auf die Flecken von Essensresten auf dem T-Shirt und auf die Keks Krümel in ihrem Haar. Das ganze Gespräch war vollkommen absurd. Es glich eher einem Monolog und der Protagonist hörte zu. Er bemerkte auch, dass sich sein Gegenüber jedesmal, wenn er sich umsetzte, genau wie er verhielt. Es war fast wie ein Spiegel und er fragt sich, in das Absicht war.

Letztlich hatte er zum Abschluss gesagt, dass das Angebot nicht seinen Vorstellungen entspricht, er hatte noch einmal hervorgehoben, worauf er sich eigentlich beworben hatte und was er sich entsprechend vorstellt. Sie war dann direkt der Meinung, dass die Stelle eigentlich seinen Qualifikationen nicht gerecht wird und sie möchte nun noch einmal mit der Verwaltung sprechen und ein neues Angebot erwirken. Jetzt fragt sich der Protagonist, ob er dann nochmal 3 mal nachfragen muss, bevor ihm wieder geantwortet wird. Verblieben sind sie jetzt zumindest dabei, dass er am Samstag nochmal hin gehen soll, um mit einer weiteren Person zu sprechen. Das wäre dann schon Person Nummer 5. Er ist sich nicht sicher, was das bringen soll. Er möchte einfach nur ein vernünftiges Angebot und mehr nicht.

Als er wieder Zuhause war, schreib er erstmal seiner Freundin und seiner Familie. Da seine Mutter dienstags immer frei hat, antwortete sie auch direkt. Sie war genauso empört über das Angebot wie er. In dem Moment hatte es ihm gut getan, direkt seine Gedanken teilen zu können, ohne das typische Gelaber "probier es doch einfach aus" oder "manchmal muss man erstmal etwas machen, das man nicht machen will", all diese Dinge, die ihm sonst immer gesagt werden. Nö, er wollte sich jetzt einfach nur über dieses seltsame Gespräch beschweren, ganz ohne Tipps und Meinungen.

Morgen muss er länger bei der Arbeit bleiben, weil eine Kundin außerhalb der Öffnungszeit vorbei kommt. Weil er nicht weiß, wie spät er nach Hause kommen wird, war er heute bereits einkaufen gewesen. Zum ersten Mal seit seiner Erkrankung war er mit dem Fahrrad gefahren, das ging ganz gut. Er muss nur dringend die Reifen aufpumpen, hatte er gleich nach wenigen Metern festgestellt. Vielleicht hätte er am Wochenende Zeit dafür, wenn er es nicht vergisst.

Beim Einkaufen war er völlig eskaliert. Er hatte schon relativ starken Hunger, seine Abendessen-Zeit war in wenigen Minuten, deshalb hatte er einige Dinge gekauft, die er gar nicht auf dem Einkaufszettel hatte, die aber in dem Moment lecker aussahen. Außerdem war er der Meinung, dass er sich nach der Erkrankung ruhig etwas gönnen könnte. Nun hat er genauso viel Geld ausgegeben wie er normalerweise für einen Wocheneinkauf bezahlt, dabei würde er am Wochenende eigentlich noch einmal einkaufen müssen. Diesen Monat reizt er sein Geld bis an die Grenze aus, das macht ihn etwas nervös, aber er will sich da nicht hinein steigern. Letztlich ist es auch nur Geld und nicht mehr. Nächste Woche gibt es neues und dann hat sich das Problem auch gelöst.

Zum Abendessen gab's Gnocchi mit Kiri Füllung und eine Tomatensoße. Der Protagonist isst am liebsten die Kinder Soße, weil darin keine Gemüsestücke enthalten sind. Er mag es nicht, wenn sich eigenartige Stücke in einer flüssigen Soße befinden. Als er noch Zuhause gewohnt hatte, was inzwischen lange her ist, hatte seine Mutter aus Prinzip Soße mit Stücken gekauft, weil sie der Meinung war, der Protagonist sollte sich erwachsen verhalten. Zum Glück ist er jetzt erwachsen genug, um selbst zu entscheiden, dass er sich nicht mit Stücken in der Soße quälen will.

Morgen nimmt er sich nichts vor, außer Arbeit. Da wird einiges zu tun sein, mit seiner neuen Mitarbeiterin und mit der Kundin, die erst nach der Öffnungszeit kommt. Er freut sich, dass er danach Wochenende hat und will sich dann ausruhen.

100 Positive TageWo Geschichten leben. Entdecke jetzt