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Im Vergleich zu den letzten Nächten hatte der Protagonist heute gut geschlafen. Er war wieder eine Stunde zu früh aufgewacht, aber das war okay, weil er schon ausgeschlafen war. Dieses mal gab es auch keine komischen Träume, an die er sich erinnern konnte. Dennoch hatte er Probleme, pünktlich zur Arbeit zu gehen. Warum? Da ist er sich auch nicht sicher. Irgendwo auf dem Weg ins Bad, vielleicht auch im Bad, da war ihm Zeit verloren gegangen. Wahrscheinlich lag es daran, dass er relativ lange Quizduell gespielt hatte. Und er hatte für zwei Druckstellen an seinen Füßen Pflaster über Nacht getragen, die sich kaum lösen ließen. Sie zerfielen in 1000 Teile und jedes einzelne musste er irgendwie vom Fuß abziehen. Aber Füße sind eklig, deshalb genug davon.

Bei der Arbeit hatte er nichts zu tun. Nach einer Stunde waren alle Aufgaben erledigt. Er saß dann dort und hat Sudoku gespielt, solange bis ihm seine Augen weh taten. Das hat er bei Sudoku irgendwie immer, irgendwann verschwimmen die ganzen Kästchen. Darauf hatte ein Streit mit seinem Chef gefolgt, der einen neuen Computer besorgen will. Zu erst konnten sie sich nicht einigen, ob die Tatsatur noch gut war. Der Protagonist findet: sie funktioniert doch noch, er braucht keine neue. Der Chef findet: Die Tatsatur klemmt. Das hat der Protagonist in den zwei Jahren, die er da jetzt schon arbeitet, noch nicht festgestellt. Und überhaupt, woher will sein Chef wissen, ob die Tastatur des Computers klemmt, an dem er gar nicht arbeitet?

Danach folgte eine Diksussion darüber, welches Office Programm auf dem Computer installiert ist. Dafür hatte der Protagonist extra nachgesehen im Programm: Microsoft 365 buisness. Sein Chef meinte: Nein, das ist der Computer, aber welche Word-Version hat er?? Der Protagonist schreit zurück (Die komplette Diskussion hatte schreiend stattgefunden, weil sein Chef ein Büro weiter sitzt und keiner der beiden eingesehen hat, auf zu stehen): Microsoft 365 ist Word, Excel, Powerpoint und sowas! Sein Chef: Nein das heiß Word 2010! Ich hab 2010!. Der Protagonist: Ich hab Microsoft 365!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

Es ging dann noch etwas weiter, indem sie sich auch über die Zollmaße des Bildschirms stritten. Der Protagonist sagt: 57,5cm, also 22 oder 23 Zoll. Der Chef: Also 58 Zoll? Und dann hatte er begonnen, im Internet nach Computerbildschirmen mit der Größe 58 Zoll zu suchen (was größer wäre als der Fernseher des Protagonisten).

Diese Diskussion war zwar anstregend, lenkte aber wenigstens von der Langenweile ab. Und pünktlich konnte er seine Arbeit verlassen. Zuhause war ihm genauso langweilig. Er hatte nichts zu tun, einkaufen muss er nicht, da er Donnerstag fährt. Es regnet, also lohnt es sich auch nicht, durch die Stadt zu laufen. Er hatte überlegt, seine Wäsche zu waschen, das muss vor Donnerstag erledigt werden, weil er es nicht mag, schmutzige Wäsche zuhause auf sich warten zu lassen. Aber diese würde heute nicht mehr trocknen, er kann sie bei Regen ja auch nicht draußen aufhängen. Stattdessen plant er jetzt, die Maschine morgen vor der Arbeit an zu stellen, natürlich so eingestellt, dass sie pünktlich fertig ist, wenn er wieder zuhause ist. Dann kann er sie direkt aufhängen, falls das Wetter besser ist sogar draußen. Das ganze sollte dann bis zur Nacht trocken sein, zumindest hofft er das.

Irgendwie musste er sich aber beschäftigen und da er aktiv entschieden hatte, heute mal nicht nach freien Stellen zu suchen, setzte er sich auf seinen Sessel und las weiter in seinem Buch. Ganze 150 Seiten hatte er geschafft. Er möchte das Buch unbedingt vor Donnerstag fertig kriegen, damit er es nicht mit nehmen musste. Eine Lücke von mehreren Tagen würde dem Leseerlebnis nur schaden. Vielleicht schafft er es sogar noch, den Rest heute abend zu lesen, damit er morgen eine Rezension dazu schreiben kann. Ansonsten hat er ja auch morgen noch Zeit, um zu lesen.

Zum Abendessen gab es, wie vor zwei Tagen angekündigt, Focaccia mit Grillkäse. Es schmeckte ihm immer noch vorzüglich, wahrscheinlich könnte er das tatsächlich täglich essen, ohne davon zu viel zu bekommen. Aber das wäre keine ausgewogene Ernährung. Wobei man bestreiten könnte, dass sich der Protagonist ausgewogen ernährt, unabhängig vom Focaccia. Jetzt muss er gleich noch schnell das Geschirr spülen, danach tanzt er wahrscheinlich etwas Just Dance, so wie die letzten Tage auch. Und Abends wird er beim Fernsehen (etwas vernünftiges kommt ja leider nicht, also wird er sich mit Bobs Burgers begnügen) weiter seine Socken stricken. Eigentlich ganz unpassend, er strickt sich bei dem heißen Wetter ein paar dicke Kniestrümpfe. 8 Fädiges Garn, also doppelt so dick wie normale Wolle. Aber das hat einen Grund, denn er hat diese Wolle in einem nicht ganz so gesunden Rausch vor mehr als einem halben Jahr gekauft, weil sie seiner Meinung nach so lecker aussieht (wie Eiscreme), sie aber seitdem nur rumliegen gehabt. Das erfüllt natürlich seinen Sinn nicht, also ist es an der Zeit, die Wolle zu verwenden. Eventuell hat er die Socken jedoch nicht ganz richtig gemacht, wahrscheinlich zu eng. Das stellt er erst fest, wenn er damit schon über die Hacke ist, also hält er bis dahin noch durch, es ist bald geschafft. Zur Not kann er alles wieder auf machen und neu anfangen. Er hat aber auch dicke Waden, zumindest im Vergleich mit der Strickanleitung, die er aus einem seiner Bücher hat. Eigentlich findet er seine Waden nicht dick. Eher schmal. Normal aller höchstens. Wer auch immer diese Anleitung geschrieben hat, muss Stöcker-Beine haben.

Morgen ist zum Glück der letzte Arbeitstag vorm Wochenende. Er weiß noch nicht so viel, was er davon halten soll, dass er wieder unterwegs sein wird und seine Eltern besucht. Das klingt halt schon wieder danach, als würde er sich selbst foltern. Geplant war das so nicht, aber seine Schwester hatte ihm geschrieben, sie muss zum Arzt, naja dann soll er auch dort sein. Hatte sie so nicht gesagt, aber er konnte das aus ihrer Nachricht heraus lesen. Eigentlich hätte es ihm ganz gut getan, ein Wochenende nichts zu tun und nur für sich zu sein. Aber das kommt dann vielleicht nächstes Wochenende? Morgen muss er also auch noch packen.

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