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Der Protagonist hat heute die Sonne genossen. Die Kopfschmerzen sind weniger stark als gestern und der Schnupfen hat sich weitestgehend gelöst. Lag wohl doch an den Pollen in der Luft.

Normalerweise frühstückt der Protagonist ja nicht, aber heute war eine Ausnahme. Er hatte sich morgens Zeit dafür genommen und sich zu seinem belegten Brot sogar noch ein Omlette gemacht. Das hat ihn fast an ein Frühstück im Hotel erinnert und heute sollte sich ja ein bisschen anfühlen wie Urlaub.

Zum abgesprochenen Zeitpunkt stand er dann vor der Post, die in direkter Nähe des Museums liegt. Dort wollte seine Freundin ihn treffen. Obwohl sie ihm schrieb, dass sie zu spät sein würde, ärgerte er sich nicht. Stattdessen blickte er auf den Marktplatz und freute sich über das Wetter. Auf dem Marktplatz war verhältnismäßig wenig los, was ihm Hoffnung gab, dass auch im Museum wenig Besuch war.

Der Museumsbesuch war sehr interessant und umfangreich. Noch nie war der Protagonist in diesem Museum und hatte mit einem Aufenthalt von einer Stunde gerechnet. Das Museum bot jedoch direkt mehrere Ausstellungen, nicht nur Gemälde, sondern auch Informationen über die Entwicklung der Region, angefangen bei der Eiszeit bis zur Entstehung des Museums. Viele Bereiche waren interaktiv gestaltet, wahrscheinlich eher für Kinder. Der Protagonist liebt interaktive Museen und hat sich deshalb vor allem damit beschäftigt. Außerdem sind die Erklärungen viel leichter als auf den großen Tafeln, ist er doch manchmal so lesefaul.

Wahrscheinlich hatten der Protagonist und seine Freundin nicht genug Geduld mit eingepackt. Nach etwa 3 Stunden waren sie überhaupt nicht mehr aufnahmefähig. Es gab so viele verschiedene Themen und Informationen in diesem Museum, dass man es wahrscheinlich besser auf zwei Tage aufteilen musste. Aber er sah auch nicht ein, zweimal Eintritt zu bezahlen. Also verließen sie das Museum nach über drei Stunden und holten sich ein Eis. Es würde bestimmt nochmal ein Tag kommen, wo man alles andere, das man heute verpasst hatte, nachholen konnte.

Die Eisverkäuferin gab dem Protagonisten 90ct zu viel Rückgeld, was er als Karma verbuchte. Immerhin hatte bei seinem letzten Besuch dort der Verkäufer 1,50€ Rückgeld von ihm behalten und es als "Trinkgeld" bezeichnet. Mit dem breit gebauten Araber wollte man sich auch nicht streiten und so akzeptierte er den Verlust. Es war ja keine Unsumme. Eigentlich wollte der Protagonist nach dieser Veraschung nicht mehr zu diesem Eisladen zurück. Seine Freundin wollte aber eine spezifische Eissorte, die es nur dort gibt, also ist er ihr zuliebe mitgegangen. Normalerweise ist der Protagonist ehrlich und würde nie mehr Rückgeld behalten, als er eigentlich bekommen sollte. Aufgrund der vorherigen Erfahrung empfand er es nun aber als fair.

Mit dem Eis setzten sich die beiden an den Hafen, wo bereits etliche halbnackte Männer betrunken gröhlten. Mit möglichst viel Abstand war es aber auszuhalten. Der schrecklichen Musik und dem peinlichen Verhalten der Personen ungeachtet war der Platz am Wasser sehr angenehm. Die Sonne schien und es war sehr warm, was aber durch den Wind etwas verringert wurde. Und so konnte sich der Protagonist ganz gut mit seiner Freundin unterhalten.

Manchmal hatte er das Gefühl, dass die Unterhaltungen eher Monologe seiner Freundin waren. Es ging auch fast immer nur um das gleiche Thema. Der Protagonist nimmt das so hin, denn er denkt, dass sie diese Dinge einfach gerne los werden will. Er weiß auch, dass viele andere ihr bereits gesagt hatten, wie genervt sie von dem Thema waren. Deshalb wollte er ihr die Möglichkeit bieten, einfach zu reden. Heute war es aber tatsächlich eher ein Gespräch als ein Monolog und es wurden dieses mal auch andere Themen behandelt. Der Protagonist war auch froh, dass das Treffen dann schnell zuende ging, denn manchmal konnte seine Freundin kein Ende finden und verstand die ganzen Andeutungen von ihm nicht, dass er nun bald gehen wollen würde. Er hatte deshalb begonnen, die Treffen auf Tage zu legen, wo er wusste, dass sie Abends Training hatte. So war er auf der sicheren Seite, dass sie irgendwann tatsächlich nachhause gehen würde. Es brachte ja nicht mal etwas, wenn man ihr vor dem Treffen schon sagte, dass man nur bis zu einer bestimmten Uhrzeit Zeit hatte. Sie blieb dann einfach auf seinem Sessel sitzen und bewegte sich kaum. Auch nach mehrfachen Anmerkungen nicht. Inzwischen war der Protagonist darin übergegangen, sie ab dem Zeipunkt einfach zu ignorieren und die Dinge zu erledigen, die er eigentlich vor hatte. Irgendwann ging sie dann von alleine.

Es würde der Zeitpunkt kommen, dass der Protagonist nochmal spezifisch mit seiner Freundin über dieses Problem sprechen müsste. Aber das fällt ihm schwer, vermeidet er doch so gerne Konflikte. Wirklich drum herum kommt man aber nicht, zumindest nicht auf lange Sicht.

Am Abend kochte sich der Protagonist schnell ein paar Nudeln mit Pesto. Nudeln sind sein Lieblingsessen, aber da er auf seine Ernährung achten möchte, isst er sie nun seltener. Einmal die Woche hat er sich als Maximum gesetzt, alles andere wäre zu viel. Es würde auch seiner Haut ganz gut tun, sich besser zu ernähren.

Eine warme Dusche rundet den Tag für ihn ab. Er liebte es, unter dem warmen Wasser zu stehen. Außerdem benutzt er gerade sein Lebkuchen-Duschgel. Der Protagonist kauft gerne Duschgel, das nach Süßigkeiten riecht. Leider benutzt er es dann aber nie, fand er es doch viel zu schade, die Produkte anzubrechen. Aber heute war er stark, heute brach er sein Lebkuchen-Duschgel an, das seit Oktober in seinem Badezimmer stand und benutzt werden wollte. Man könnte darüber streiten, ob der Geruch für die Jahreszeit angemessen ist, aber das ist dem Protagonisten egal. Ihm gefällt, dass er jetzt den restlichen Abend und die Nacht nach Lebkuchen riecht.

Der Protagonist wird heute wieder auf seinem Sessel sitzend stricken und Reality-TV schauen. Er freut sich schon darauf, morgen seine Wäsche zu waschen. Er freut sich auch schon auf den Einkauf, obwohl er relativ viel einkaufen musste und das Nachhause-Tragen anstregend war. Viel wichtiger war ihm aber, das Haus zu verlassen und dafür einen guten Grund zu haben. Er wollte auch gerne seine neuen Schuhe einlaufen.

Der Protagonist wird morgen berichten, ob er von seinen Schuhen Blasen bekommt.

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