Kapitel 12

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--- Yuki ---

So sehr Yuki auch versuchte weiterzugehen, sie konnte nicht mehr. Ihr Auftrag war Suna zu beschützen, doch in ihrem Zustand würde sie keine große Hilfe sein. Erschöpft lehnte sie sich an einen Baum. Knurren war aus ihrem Magen zu hören und müde waren ihre Augen. Sie musste Pause machen. Sie hatte gar keine andere Wahl und auch Guren würde bald zurück müssen. Sie konnte ihn nicht ewig mit sich mitnehmen. Er war noch immer ein vertrauter Geist und seine Heimat war der Bärenwald Kumamori. „Okami.." Sprach Guren und kletterte endlich von ihrem Kopf herunter. Sie waren schon lange sichtbar, doch erst jetzt sahen sie einander wieder in ihre Gesichter. So viel Sorge und Traurigkeit lag in seinen Augen. Yuki wusste warum. Früher hatte sie solcherlei Traurigkeit nicht nachvollziehen können. Damals war ihre Aufträge zu erfüllen ihr einziger Sinn im Leben. Das menschliche Leben nur ein grobes Konstrukt, das keine Bedeutung für sie hatte. Keine große jedenfalls. Jetzt hatte sie ein Leben und Freunde, die sie den Wert von Leben gelehrt hatten. Guren machte sich Sorgen. Weil er wusste, das sie weiter gehen würde. Zu einer möglichen Schlacht, in der sie eine weitere Heldentat vollbringen sollte und sie Beide wussten, was das bedeutete. Weitere Morde. Sie sah seine braunen Augen, doch sie ertrug den Blick darin nicht und so drehte sie den Kopf weg und musterte die Gegend. Dort hinten waren essbare Beeren. Sicherlich ein Anfang. „Du solltest darüber reden." Brach Guren sein Schweigen, obwohl sie ihn nicht betrachtete. Gerade deswegen erhob er die Stimme und sie wusste er redete von Kyu. Es erinnerte sie an ihre Verfolgung und den Grund dafür. Auch Kyu hatte braune Augen gehabt. Ertrug sie deswegen Gurens Blick nicht? „Und du musst zurück." Erwiderte sie erkennend. Leise Fußtapser waren zu hören, als Guren näher trat. „Du solltest auch zurück. Du mutest dir zu viel zu." Zu viel. Yuki war sich dessen mehr als bewusst. Seit ihrem Zögern im Lager Kumos und ihrer überstürzten, panischen Flucht, wusste sie, das sie der Aufgabe körperlich aber nicht geistig gewachsen gewesen war. Würde es jetzt leichter sein? Wenn sie Suna erreichte und sich einmischte. Würde sie diese Blicke besser ertragen? Würden die Schicksale ihr weniger bedeuten? Bei einer Schlacht würde sie sicher nicht einen Namen erfahren. Viele namenlose Gestalten würden ihr zum Opfer fallen, vorausgesetzt sie überlebte und erfüllte ihren Auftrag. „Wenn Suna fällt, fällt auch Konoha." Yuki sagte es bleiern und selbst sie hörte, wie schwach ihre Erwiderung klang. „Und was ist mit dir? Was ist, wenn du fällst." Wenn sie fiel. Bis jetzt hatte sie sich dieser Möglichkeit nicht gestellt. Bei der Verfolgungsjagd, war es ihr bewusst gewesen und doch schwang etwas folgenschwereres in Gurens Frage mit. Sie würde fallen und ein Name auf dem Gedenkstein werden. Jenem, bei dem Kakashi sie gebeten hatte, dort nie zu stehen. Für sie wäre es vorbei, doch für Guren, Team Reika und Kakashi würde das nicht zu treffen. Sie würden wütend werden. Auf Rache sinnen und traurig sein. Wie Hideto über Kyu und Yuki über Tobio. Sie hätte gerne geschworen, das ihr nichts geschah, doch das war ein verlogenes Versprechen. Niemand konnte das versprechen. Entweder man hatte das Glück, oder eben nicht. Der Tod war im Möglichen, egal wie hart man trainierte und wie viel Talent man mitbrachte. „Konoha bedeutet mir viel. Vielleicht kann ich nach Konoha zurückrennen, aber ich würde auch dort kämpfen, wenn wir attackiert werden und das werden wir. Ich bin dort nicht sicherer als bei Suna. Ich werde nicht fliehen." Guren schnaubte erschöpft, während Yuki sich endlich aufrichtete und langsam zu den Beeren ging. Es waren nicht gerade viele. Sie musste mehr finden. Ob es hier noch weitere Büsche gab? „Und was ist mit Kyu und deiner Psyche?" Yuki stockte und erstarrte einfach. Sofort hatte sie wieder Bilder im Kopf. Braune Augen und Isshins Lilanen. „Du hast mit Glück überlebt. Du bist in Panik geflohen und hast Fehler gemacht! Sie hätten dich fast erwischt. Verarbeite das erst einmal oder du wirst weitere Fehler machen." Yukis Augen starrten auf die Beeren. Sie waren in greifbarer Nähe, doch sie hob nicht ihren Arm. Blickte einfach auf die grünlichen Früchte, die im Schein einer aufgehenden Sonne langsam zu erkennen waren. Yuki hatte eine ganze Nacht geopfert um bis hier hin zu kommen. Es war wenig verwunderlich, das sie erschöpft war. Gurens Worte hallten noch immer in ihrem Geist. Sie sollte es verarbeiten, doch wie tat man das? Sollte sie darüber reden? „Meinst du, sie geben ihm ein schönes Grab?" Fragte sie offen, während ihre Augen sich von den Beeren lösten und zu Blumen wanderten, die im Wind wehten. „Sie sahen wütend aus. Er hat ihnen viel bedeutet. Ich glaube, sie werden sein Grab mit vielen Blumen zieren." Antwortete Guren ehrlich und Yuki nickte. Es wäre wohl verwerflich, aber zu gerne wäre sie zu dem Grab und hätte dort Blumen niedergelegt. Blumen der Entschuldigung. Kyu war ihr Feind, doch vielleicht hätte er auch ein Freund werden können, wenn der Krieg nicht zwischen ihnen gestanden hätte. Obwohl sie noch immer Hunger verspürte, löste sie sich von dem Busch und trat zu den Blumen herüber. Es waren ganz wunderschöne Weidenröschen mit orangenen Blumen, die zum Rand hin rosa wurden. Im Grunde hatten sie nichts mit Kyu gemein und doch verspürte sie den Drang ihm Blumen zu schenken. Ihre Augen überflogen die Gegend, bis sie einen schönen Stein erkannte. Ohne zu zögern lief sie darauf zu, während Guren ihr mit den Augen folgte. „Was hast du vor?" Fragte er verwundert, als sie den Stein erreichte. „Ich nehme Abschied." Verkündete sie zur Antwort und hob den Stein an. Sie zog einen Kunai hervor und setzte sich dann zu Guren an den Baum. Begann den Stein mit ihrem Kunai zu verzieren. Sie musste sowieso etwas Zeit Tod schlagen und sie fühlte nicht das Bedürfnis zu schlafen, obwohl es sicher gesünder für sie wäre. „Okami..." Langsam trat Guren näher. Legte eine Hand auf ihren rechten Schenkel. Zwang sie damit zu ihm zu blicken. Sicher hätte er gerne mehr gesehen, als nur ihre Augen, die hinter der Maske hervorblickten. Braune, weil sie ihre Gestalt längst wieder verwandelt hatte. Ohne ihre Wolfsgestalt. Auch ihre Stimme hatte sie verändert. Es war ihr durch Hideto und Ginji gekommen. Es war gut wenn die Welt überzeugt war, das Okami ein Mann war. Immerhin war sie jetzt Okami und nicht mehr Yuki. „Guren. Richte den anderen Grüße von mir aus. Du musst zurück. Sammel Kraft. Ich werde dich sicher bald wieder brauchen." Guren schüttelte energisch den Kopf. „Nein ich bleibe!" „Du weißt, das du nicht bleiben kannst." Sie sahen einander an, ehe Guren geknickt zu Boden starrte. Er wusste genauso gut wie sie, das ein vertrauter Geist nicht ewig bleiben konnte. Im Moment der Beschwörung opferte man einen Teil des Chakras um den Geist zu rufen, genau diese Menge hatte der Geist dann zur Verfügung. In diesem Teil der Welt zu bleiben, verbrauchte Chakra mit der Zeit und seine Fähigkeit zu benutzen ebenfalls. Es konnte nicht mehr lange reichen. „Bitte Okami. Versprich mir, das du vorsichtig bist! Und sobald du kannst. Ruf mich. Du musst das nicht alleine durchstehen!" Yuki blickte ergriffen zu dem kleinen Waschbär. Nickte, denn sie verstand. Sie war sogar dankbar. Seine Worte zeugten davon, wie nahe sie sich gekommen waren und alles hatte mit einem gestohlenen Kuchen begonnen. „Ich rufe dich, sobald ich in der Höhle bin." „Versprochen?" Hakte Guren nach und Yuki nickte erneut. „Versprochen." Guren sah noch immer nicht begeistert aus, doch das Chakra ging ihm aus. Widerwillig sah er sie ein letztes Mal an. „Stirb nicht." Weiter kam er nicht, da machte es puff und Yuki war allein. Verloren blickte sie einen Moment auf die leere Stelle. Gurens Abschied schmerzte mehr als sie erwartet hatte. Auf sich allein gestellt zu sein, war schwerer, als sie gedacht hatte.


Falling Snow - Die Welt der Schatten || NarutoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt