Kapitel 6

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--- Yuki ---

Erst, als die provisorischen Unterkünfte einem kleinen Platz vor dem großen Zelt boten, stoppte sie. Blieb versteckt und sah von ihrer Position vor. Es war leichter, als sie gedacht hatte. Dort vor dem Zelt stand der Befehlshaber der Kumo-Armee und gab Befehle in alle Richtungen. Vier Wachen standen um ihn herum und keiner bemerkte sie. Nichtmal jene Arbeiter, die nah an ihr vorbei liefen und über den Platz gingen um ihre Aufgaben zu erledigen. Es herrschte reges Treiben und für Minuten beobachtete Yuki das Geschäftige. Die vier Ninja sahen gut und talentiert aus. Sicher waren sie stark. Konnten sie mit Isshin und Kakashi mithalten? Wie mächtig war wohl dann erst dieser Mann in der Mitte? Hatte er Familie und Freunde? Wie wichtig war er seinen Leibwachen? War er grausam wie Isshin oder sanft wie Atsuko? Würde sie überleben? Wie schnell konnte sie sein? All diese Dinge gingen Yuki durch den Kopf, während sie zögerte. Niemand war dort um ihr zur Seite zu stehen oder ihr die Last von den Schultern zu nehmen. Von ihrem Schicksal erschöpft, schloss sie kurz die Augen und sammelte sich ein letztes Mal. Der Hokage wollte ein Bauernopfer, das für eine Heldentat sorgte. Eine Heldentat, die für sich allein sprach. Die sich in der Welt verbreitete. Okami, das Eisschwert. Okami, der fallende Schnee. Nachdenklich horchte sie in sich hinein. Sie hatte Guren um sein Einverständnis gebeten, aber was war mit dem Wolf. Würde er ihr seine Macht leihen? Ihr helfen jemand völlig fremdes zu werden? >Ich beschütze dich.< Das waren immer seine Worte gewesen. War sie diesem Schutz mit ihrer Entscheidung würdig? Sie würde es erfahren. Endlich öffnete sie ihre Augen wieder und formte die Fingerzeichen. Rief ihr Chakra. Noch immer rührte sich keiner der Wachen. Alle gingen ihren Aufgaben nach, als wäre es eine ganz normale Nacht. Eigentlich sollte ihr Chakra ihre Position verraten. Man konnte Chakra fühlen und sicher waren die Wachen dazu in der Lage, doch es schien als verdeckte Guren auch das. Trotzdem war sie vorsichtig. So aktivierte sie erstmal ganz wenig. Formte die Siegel, die sie die letzten Wochen so oft verwendet hatte. Nie außerhalb des Trainings verwendet durfte. Ihre Form hatte sich in Kiri gezeigt, aber verborgen hinter dem Nebel. Diesmal war dort nichts, das die Wolfsgestalt verstecken würde. Jetzt würde die ganze Welt von ihrer Fähigkeit erfahren. Sie erreichte das Zeichen des Bäres und ihr wurde klar, das es jetzt kein zurück mehr gab. Sie schluckte, als sie die Worte flüsterte. „Hyouton – Wolfsgestalt." Diesmal schloss sie die Augen nicht. Diesmal sah sie zu, wie kleine, feinen Schneeflocken vom Himmel rieselten. Nur die Sterne verrieten, das dort keine Wolke war. Die Ersten, die es bemerkten, waren die Wachleute und der Befehlshaber Kumos. Sie alle hoben den Kopf und sahen zum Himmel hoch. Waren von dem Schnee abgelenkt. Noch nie hatte Yuki das probiert, aber es war ihr über die Jahre klar geworden. Auch sie hatte über ihre Fähigkeit nachgedacht. All der Schnee war nichts anderes, als fallendes Chakra in Form von Schnee. Je mehr fiel, desto mehr würde sie in dem Treiben verschwinden. „Ein Feind!" Erklang die erste Warnung von einem der Wachen. Ein Mann. Yuki konnte ihn grob im Licht einer Lampe sehen. Er hatte graue Haare mit einer blauen Strähne darin. Auch seine Augen waren blau. Er wollte zu dem Befehlshaber hüpfen, als der wenige Schnee zu einem Speer wurde und ihn fort trieb. Die Köpfe der Wachen drehten sich hin und her und noch immer hatten sie Yukis Position nicht lokalisiert. Ihr Anführer wollte flüchten, als aus dem wenigen Schnee eine kleine eisige Fläche wurde. Es traf ihn unerwartet und er konnte sich nur mit Mühe und Chakra auf den Beinen halten. Yuki war gelähmt, doch sie durfte nicht noch länger zögern. Sie musste es jetzt erledigen. Jetzt, da die Form der Feinde durcheinander war. Die Wachen wollten ihrem Befehlshaber zur Hilfe kommen, doch der Schnee fiel stärker. Häufte sich an. Eis wanderte ihre Füße hoch und hielt sie auf ihren Positionen. Das alles, war in Sekunden passiert. In wenigen Augenblicken, die Yuki wie in Zeitlupe beobachtet hatte. Ihre Hand zitterte, als sie mehr Chakra rief und mehr des Eises an den Körpern der Ninja hoch wanderte. Immer schneller. Sie formten noch Handzeichen, als Yuki sich bückte und mit kaltem Blick in den Schnee griff nur um langsam ein Eisschwert daraus hervorzuziehen. Sie fühlte die Kälte in ihrer Hand. Es war so kalt und doch gefror ihre Haut nicht. Hielt der Kälte stand und blieb beweglich. War das ein Teil ihrer Fähigkeit? Sie fühlte die Kühle in ihrer Hand und das Gewicht Gurens auf ihrem Kopf, als sie sich mit Chakra abstieß und die Geschwindigkeit ihrer Fähigkeit nutzte. Es war fast, als teleportierte sie sich vor den Befehlshaber. War es das also? Wie war eigentlich sein Name? Hatte er ihm Bericht gestanden, so wie sein Bild? Wie bei Isshin blickte sie dem Befehlshaber ins Gesicht. In die Augen. Braune Augen, die die Gefahr zu wittern schienen, aber dem nichts mehr entgegen zu setzten hatten. Dafür ging es zu schnell. Nichts wahnsinniges lag in seinen Augen. Keine Mordlust strahlte der Mann aus. Das war also ihr erster Auftragsmord und der erste Moment, das sie tötete um ein Ziel zu verfolgen und nicht um ihr eigenes Leben zu retten. Töten sollte der letzte Ausweg bleiben. Das hatte sie Kakashi gelehrt. Das hier war nicht der letzte Ausweg. Das hier war das Leben eines gegen das Leben vieler. Es gab immer noch Diplomatie und Verhandlungen. Die Chance ihn nur zu verletzen statt ihn zu töten. Trotz all dieser Gedanken umgriff sie das Schwert fester und riss es hoch. Im Grunde wiederholte sie den Moment mit Isshin. Sie nutzte den Schwung ihres Sprints um das Schwert in den Brustkorb des Mannes zu rammen. Seine Augen weiteten sich noch, als es bereits durch Haut und Knochen brach. Als sein Schicksal besiegelt war. Binnen eines unscheinbaren Augenblickes erlosch das Licht in den Augen des Befehlshabers und er sackte rückwärts fort. Yuki hätte das Schwert herausziehen können, doch sie ließ es einfach wieder zu Schnee zerfallen und sprang sofort zurück, bevor das Blut einen Duft auf ihr hinterließ. „KYU!" Rief die Wache mit den grauen Haaren mit Fassungslosigkeit in seinen blauen Augen. Eine Frau mit zotteligen braunen Haaren war unter ihnen. Sie hatte sich aus dem Eis befreit und sprang vor. Legte ihre Hand auf den toten Kyu und versuchte ihn zu heilen. Yuki wusste. Für Kyu kam jede Hilfe zu spät. Sie machte noch einen Satz zurück, als weitere Ninja angerannt kamen und bei dem Toten ungläubig erstarrten. Noch einen Schritt wich Yuki zurück, als einer der Wachen hasserfüllt aufblickte. Ein Hass, der Yuki hart traf. Wäre das Kakashi. Sie würde das selbe empfinden. Kyu war also nicht nur kalt und herzlos. Es war ein Mensch mit Leben und Verantwortungen. Liebe und Freude gewesen und Yuki hatte dieses Leben vernichtet. Ihre Hand begann zu zittern. Sie ertrug den Anblick einfach nicht mehr und so wandte sie sich ab und rannte los. „FINDET DEN EINDRINGLNG!" Rief der Kerl mit dem langen, blonden Haaren. Mehr hörte Yuki nicht. Da rannte sie weiter und weiter. Menschen drängten zum Zentrum, während sie selbst davon floh und doch schienen sie braune Augen zu verfolgen. Egal, in welches Gesicht sie blickte. Sie sah das Braun überall. Ein jeder schien plötzlich leblose, braune Augen zu besitzen.


Falling Snow - Die Welt der Schatten || NarutoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt