Kapitel 88

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--- Yuki ---

Yuki wollte einfach immer weiter rennen, damit sie nicht zu spät kam. Doch auch sie brauchte Pausen und so hatte sie sich, verwandelt als unscheinbarer Mann, für die Nacht in einem Gasthof eingefunden. Sie saß gerade abgeschieden in einer Ecke an einem Tisch und vertilgte einen Fleischeintopf. Die letzten zwei Tage hatte sie nichts als Nahrungspillen und Wasser aus Flüssen gehabt. Das war auch für sie verdächtig wenig, egal ,wie gut sie damit umgehen konnte. Jetzt verspeiste sie hastig die zweite Schüssel. Gierig, als gab es nichts besseres auf der Welt. Nach all den Entbehrungen fühlte es sich himmlisch an endlich etwas zwischen die Zähne zu bekommen. Es tat ihr leid, aber Guren würde sich gedulden müssen, bis sie wieder auf dem Zimmer war. Auch wenn sie ihm bereits einen Apfel zum Essen gegeben hatte. Sie hatte auch schon geduscht und ihren Umhang geflickt. Alles Vorkehrungen um morgen Abend im Konoha anzukommen. Sie war trotz ihren Verletzungen gut voran gekommen. Hatte sich sogar einen Abend Zeit genommen sie wieder zu nähen, nachdem sie sich in einem Dorf eine neue Heilpaste besorgt hatte. Zu ihrem Glück waren keine ihrer Wunden entzündet. Sie war stärker im Nehmen, als sie erwartet hatte. Yuki stopfte sich gerade einen Löffel in den Mund, als sie Satzschnipsel am Nachbartisch aufschnappte. Sie hob nicht den Blick, doch sie fokussierte sich auf die Männer. Sie hatten die Köpfe zusammengesteckt und flüsterten sich besorgt zu. „.. hast du von diesem Okami gehört?" Fragte einer leise und Yukis Augen weiteten sich fast. Im letzten Moment unterdrückte sie den Impuls. Sie durfte unter keinen Umständen auffallen. „Als ob ich nicht von dem gehört hab. Jeder hört von dem." Antwortete ihm der zweite Mann. Man hatte von ihr gehört? Sie war das erste Mal seit Tagen wieder in einem Dorf. Lang genug, das sie Gerüchte aufschnappen konnte. Sie tat es absichtlich. Sie wollte wissen, ob in Konoha bereits etwas vor sich gegangen war. Vielleicht war sie längst zu spät? Doch das man von ihr gehört hatte? Waren es die Flüchtlinge? „Der soll Konoha beschützt haben. Angeblich auch Suna. Der scheint überall zu sein. Meinst du, er ist jemand aus dem Feuerreich? Vielleicht ein Ninja aus Konoha?" Spekulierte der Erste nachdenklich und da schnaubte der Zweite. „Der soll sich eingemischt haben, aber wo war er, als die Vorhut Konoha angriff? Ich war noch dort! Der hat nichts gemacht. Tut einen auf groß und versteckt sich bei den entscheidenden Schlachten. Wie viele Ninja sind gestorben? Wenn er so toll ist, soll er sich am Krieg beteiligen." Zischte der Zweite wütend. Worte, die wie Messer in Yukis Herz stachen. Es hatte Tote in Konoha gegeben. Angst breitete sich in ihr aus. Waren Freunde von ihr unter diesen? Sie hatte Wunder vollbracht und doch war sie nicht für sie da gewesen. War im Auftrag des Hokagen weit weg von ihren Freunden. Zwar war Mara an ihrer Seite, doch das bedeutete nicht, das alle überlebt hatten. Auch Mara war keine Zauberin. „Glaubst du, er hat einfach Spaß am Morden?" Fragte der Erste nachdenklich und der Zweite schnaubte. „Ja. Glaub ich. Der ist nichts anderes als ein Mörder, der sich aus Spaß einmischt." Jetzt musste Yuki schlucken. Nichts als ein Mörder? Ein Verbrecher. Abschaum. Das dachten also Leute über sie, die nicht die Wahrheit kannten. „Hat nicht mal die Eier, sich zu zeigen. Glaub mir. Wenn er auf einer Seite stehen würde, würde er sich zeigen. Kein Held muss sich verstecken." Kurz schloss Yuki die Augen und ihr Löffel stoppte auf halbem Weg. Einiges des Eintopfes tropfte in die Schüssel zurück. Sie fühlte wie Guren sich in ihr Haar krallte. Er war wütend. Wollte die Männer angehen, doch sie wusste, er würde es nicht. Ihr zuliebe. Niemand erwähnte etwas von Yuura. Von ihrem Attentat auf Suna. Ob es sich noch nicht verbreitet hatte? „Vielleicht hast du Recht. Ich hab Gerüchte gehört. Flüchtlinge aus Suna haben davon erzählt." Flüchtlinge. Menschen flohen von einem Land in ein anderes mit der Hoffnung nicht teil des Krieges werden zu müssen. „Du meinst sein Einbruch? Ich schwör dir, der will sich nur beweisen." „Glaubst du es ist etwas daran?" „Bestimmt. Hat sicher wen abgemurkst." „Aber wen?" „Spielt doch keine Rolle. Mörder ist Mörder." >Mörder ist Mörder.< Langsam ließ Yuki den Löffel sinken. Mörder war also Mörder. Es stimmte. Egal, wie schön sie sich die Morde einredete oder welchem Zweck sie dienten. Sie hatte gemordet. Mehrfach. Sie hatte diesen Einsatztrupp aus Iwa einfach eiskalt abgeschlachtet. Nicht einmal Gurens Krallen konnten diesen Fakt beschönigen. Niemand wusste, warum sie wirklich in Suna gewesen war. Okami wirkte wie jemand, der keiner Seite angehörte. Das war immerhin der Plan des Dritten. Das war der große Plan um von Yuki Itou abzulenken. Okami als jemanden darzustellen, der unsystematisch und wahllos in das Geschehen der Welt eingriff. Dafür war sie sogar in Suna eingebrochen. Kurz musste sie die Augen schließen. Sie hatte sich eingeredet Wunder zu vollbringen. Irgendwo war es vielleicht so, aber jetzt zu hören, das es für die Bevölkerung nur Morde waren. Das war hart. Härter, als jeder Schnitt, den sie während ihrer Reise erduldet hatte. Keine Wunde schmerzte so sehr, wie diese Erkenntnis. Man verachtete sie. Nicht jeder, aber doch einige. Sicher waren diese Zwei nicht die Einzigen, die so dachten. Dachten ihre Freunde auch so von Okami oder ahnten sie nichts? Hatten die Gerüchte nicht aufgeschnappt. Nicht von Okami gehört. Mühsam hob Yuki den Löffel und stopfte ihn sich in den Mund. Plötzlich schmeckte es fad und ekelhaft, als wäre es zu einer Giftsuppe verkommen. Unverdient. Was würde wohl Haru darüber denken? Sicher käme er sich verarscht vor, wenn er davon erfuhr. Davon, das sie ihm vom Zögern und der Sonne erzählte und dann selbst zu einem Schatten wurde, der in Dunkelheit versank. In grausamen Taten und geplanten Morden. War das nicht schlimmer, als das, was Haru sich all die Jahre vorgeworfen hatte? Hatte ihr Vater all die Jahre so gefühlt? Yuki ließ den Löffel einfach im Eintopf stecken und legte Geld auf den Tisch. Plötzlich hatte sie das Gefühl das Glück von leckerem Essen nicht verdient zu haben. Doch sie brauchte die Energie. So hob sie die Schüssel und schluckte alles hastig in ihren Mund. Schluckte es in eine geschnürter Kehle hinein. Verschluckte sich fast, ehe sie alles abstellte und aufstand. Langsam und unscheinbar durch die Menge schritt und im oberen Stock verschwand. Langsam in den Raum trat, in dem sie endlich wieder gut schlafen konnte. Doch konnte sie so schlafen? All ihre Taten lagen schwer auf ihren Schultern. Egal, wie schön sie sich all das hinstellte. Es waren Morde gewesen. Eiskalt und mit schönen Ausreden durchgeführt. „Diese scheiß Säcke!" Zischte Guren wütend, doch Yuki setzte sich einfach nur aufs Bett. „Sie haben Recht." Brachte Yuki leise über die Lippen. Jetzt war sie nicht mehr das Vorbild, das sie Haru sein wollte. „Haben sie nicht! Du hast das getan um den Krieg zu entscheiden!" „Hab ich das?" „Ja." „Es waren trotzdem Morde." Erwiderte sie leise und jetzt krallte sich Guren nicht mehr in ihr Haar. „Lass dir das nicht einreden. Du wolltest das nicht." Er versuchte ihr zu widersprechen, doch sie lächelte einfach nur traurig. „Legen wir uns schlafen." Sie wollte weiter, doch sie konnte nicht in Konoha einbrechen ohne vorbereitet und erholt zu sein. Es könnte am Ende der Untergang sein, doch sie ahnte, das sie keine andere Wahl hatte. Ihr Körper war am Ende. Ihr Geist war am Ende. Ihre Seele nun ebenfalls. „Du bist immer noch du." Das waren wohl die Worte, die Guren ihr noch mit in den Schlaf geben wollte. Sie legte sich hin und Guren rollte sich neben ihr zusammen, doch sie erwiderte nichts mehr. Sie fand keine Worte. Zu wissen, was die Welt über Okami dachte. Es war zu schmerzhaft. Okami war kein Held.


Falling Snow - Die Welt der Schatten || NarutoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt