Wiedersehen Teil 4

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Zusammen mit Lily stand ich die restliche Schulzeit und die Prüfungen problemlos durch, ohne mir allzu viele Gedanken wegen Sirius zumachen. Dafür waren ja die Ferien da. Ich hatte meinen Eltern schon geschrieben, dass ich für nur eine Woche nach Hause kommen würde. Die restlichen fünf Wochen war ich bei Lily. Natürlich wäre sie lieber zu mir gekommen, aber ich wollte James und Sirius aus dem Weg gehen. Am Bahnhof umarmte ich Lily und verabschiedete mich von Remus, Sirius und Peter. Sirius starrte mich an, als ich zusammen mit James zu unseren Eltern ging. Sie freuten sich sehr, dass wir wieder da waren und zusammen fuhren wir nach Hause. Die Woche verlief sehr ruhig. James und ich erzählten Mum und Dad alles, was wir erlebt hatten. Mum wollte unbedingt wissen, wie wir die Prüfungen fanden. Ich hatte ein recht gutes Gefühl, und auch James fand sie nicht sehr schwer. Am Sonntag packte ich meinen Koffer erneut. Ich nahm alles mit, was ich in Hogwarts brauchen werde. Dad wollte mich gegen Nachmittag zu Lily bringen. Wir würden mit Flohpulver reisen, da sie fast drei Stunden Fahrzeit entfernt wohnte. Gerade schleppte ich mit James Hilfe meinen Koffer nach unten, als es klingelte. Er ließ den Koffer los und rannte zur Haustür. „James!" Der Koffer für mich alleine, war viel zu schwer. „Hilf mir!" Anstatt James erschien Sirius und grinste mich an. „Du siehst aus, als ob du die Hilfe eines starken Manns bräuchtest." „Deshalb ich auch nach James gerufen, aber ich scheine ihm gerade egal zu sein." Sirius half mir endlich den Koffer ins Wohnzimmer zubringen. „Danke", keuchte ich. „Immer gerne für dich." Jetzt kam auch James ins Zimmer. „Tut mir leid, Ria. Mum hatte auch Hilfe gebraucht." „Schon gut, ich hatte ja Sirius." Dieser grinste. „Wenn du nicht da bist, kann er doch auch dein Zimmer haben, oder?" fragte James. „Wenn es sein muss." „Du bist die Beste, Ria." Die beiden Jungs liefen lachend nach oben. „Dad? Kommst du? Ich würde gerne los!"

Lily schloss mich begeistert in ihre Arme, als ich aus ihrem Kamin stieg. Mrs. Evans und Mr. Evans kamen gerade verwundert angelaufen. „Ich wusste gar nicht, dass man in Kaminen reisen kann", bemerkte Lilys Vater. „Wir haben ihren Kamin nur kurzzeitig im Flohnetzwerk angeschlossen", erklärte ihm mein Vater. „Kommen sie, Mr. Potter. Wir setzten uns in die Küche. Möchten sie etwas trinken?" „Nur ein Glas Wasser, wenn es keine Umstände macht." Komm schon, Ria. Ich zeige dir mein Zimmer." Ich folgte ihr durch das große Haus. Lily wohnte im zweiten Stock, direkt unterm Dach. Auf dem Weg nach oben, redeten wir wild durcheinander und lachten. Plötzlich wurde eine Tür aufgerissen und eine junge Frau, die etwas älter war als Lily und ich. Sie hatte ein spitzes Gesicht und lange blonde Haare. „Du musst Petunia sein, freut mich dich kennen zu lernen", begrüßte ich sie freudig. Meine ausgestreckte Hand ignorierte sie. „Du bist also Lilys Freundin." Sie sprach das Wort aus, als ob es eine Krankheit wäre. „Ja, bin ich." „Du bist also auch eine von denen." „Wenn du damit meinst, dass ich eine Hexe bin, ja, das stimmt." Petunia verzog ihr Gesicht. „Komm Ria, wir gehen nach oben." Lilys Zimmer war riesig, es erstreckte sich fast über die gesamte Etage und hatte sogar ein eigens Badezimmer. „Wow. So ein großes Zimmer habe ich nie gesehen." „Früher habe ich es mir mit Petunia geteilt, aber als ich nach Hogwarts gegangen bin, hat sie drauf bestanden, nach unten zuziehen." „Das ist wirklich schade, das Zimmer ist doch toll." Lily ließ sich auf ihr Bett fallen. „Du kannst das Bett dahinten haben." „Es wäre am besten, wenn ich erstmal meinen Koffer hole." „Stimmt, das habe ich ganz vergessen." Sie sprang wieder auf und wir liefen wieder nach unten. Mein Vater machte sie gerade Aufbruch bereit. Ich verabschiedete mich von ihm, er mahnte mich brav zu sein und die Evans nicht zu nerven. Ich versprach artig zu sein und er apparierte. Mit Lily schaffte ich meine Sachen noch oben und packte aus. Wir waren uns einig, dass das die besten Wochen aller Ferien werden würden. Lilys Familie war super nett zu mir, bis auf Petunia. Sie sah mich an, als würde ich sie anfallen. Mrs. Evans fand es sehr spannend, dass ich aus einer Zaubererfamilie stammte und ich erzählte ihr viel von zuhause. An diesem Abend lagen Lily und ich noch lange wach und unterhielten uns über Gott und die Welt. Ich berichtete ihr gerade, wie Sirius meinen Koffer die Treppen nach unten trug. Lily kicherte. „Nach den Ferien musst du ihn einfach umhauen." „Du James aber auch." „Ich habe auch schon eine Idee. Wir gehen morgen einkaufen, hier in der Nähe gibt es einen hübschen kleinen Laden." „Einverstanden." Glücklich schliefen wir spät in der Nacht ein.

Wie abgesprochen besuchten wir zusammen den Laden, von dem Lily erzählte. Dad hatte mir etwas Geld dagelassen, damit ich mir etwas kaufen konnte. Der Laden war eng und überall hingen Klamotten. Kichernd stürzten wir uns auf die Auswahl. Lily hatte sich relativ schnell für ein hübsches, weißes Kleid entschieden, dass ihre roten Haare und grüne Auen herrlich betonten. Für mich hatten wir eine enge, schwarze und ein hellen roten Pullover gewählt, der mir gut stand. Zufrieden verließen wir gegen Mittag den Laden und gingen gut gelaunt nach Hause. Die ganzen Ferien über plante Lily, wie ich Sirius um den Finger wickeln konnte. Sie hatte wirklich absurde Ideen, und umso näher der erste September kam, umso nervöser wurde ich.

Aber dann war es soweit. Lilys Eltern fuhren uns mit dem Auto zum Bahnhof und verabschiedeten sich von uns. Wir rannten durch die Absperrung, und landeten auf dem überfülltem Gleis neundreiviertel. Wie abgesprochen trugen wir die Klamotten, die wir uns gekauft hatten. Lily sah toll aus, und sie versicherte mir immer wieder, dass ich mindestens genauso gut aussah. Zuerst entdeckte ich Remus und fiel ihm glücklich um den Hals. Zusammen mit ihm suchten wir uns ein leeres Abteil, und keine fünf Minuten später stießen James, Sirius und Peter zu uns. James hatte nur Augen für Lily, die ihm kurz zulächelte, aber sich dann in ein Gespräch mit Remus vertiefte. Ich schmunzelte und umarmte dann meinen Bruder. „Wie waren eure Ferien?" fragte ich ihn. „Ich glaube deine Eltern waren froh, uns wieder loszuwerden." Sirius grinste und ließ sich neben mich fallen. James warf ihm einen Blick zu, den ich nicht deuten konnte. „Remus wir sollten nochmal zu den anderen Vertrauenschülern, was meinst du?" „Ja, gute Idee." Die Beiden standen auf und verließen das Abteil.

Sirius P.O.V:

Sie sah einfach toll aus. Das war der erste Gedanke, der mir durch den Kopf schoss. James schien das Gleiche über Lily zudenken. Sie ignorierte ihn aber, und auch Ria hatte mich bisher nur eines Blickes gewürdigt. Ich ließ mich neben sie fallen und versuchte ein Gespräch mit ihr anzufangen. Klappte aber nicht. James warf mir einen Blick zu. In den Ferien hatten wir ein ziemlich ernstes Gespräch über Ria, aber schlussendlich hatte er nichts dagegen, wenn ich mit ihr zusammen käme. „Wenn sie wegen dir auch nur eine Träne vergießen muss, töte ich dich eigenhändig", hatte er mir gesagt. Innerlich lachte ich. Ich habe nicht vor, ihr irgendwie wehzutun. Lily und Remus, unsere beiden Musterschüler, verabschiedeten sich und James warf ihr einen langen Blick hinterher. Ria trat ihrem Bruder vors Schienbein. „Was ist denn?" „Das weißt du ganz genau." „Nein..." Seiner Schwester konnte er wirklich nichts verheimlichen. Ria zog eine Augenbraue hoch. „Versuch nicht, mich anzulügen. Ich kenne dich besser, als du denkst, James Potter." „Ja, ja." „Also stimmt es? Das mit Lily?" „Ja, verdammt nochmal!" „Ich wusste es!" Ja, von mir, aber das sagte ich jetzt nicht laut. Ria sprang auf und lief zur Tür. „Wo willst du hin?" fragte James panisch. „Aufs Klo. Bin gleich wieder da." Sie öffnete die Tür und verschwand. Ich lachte. „Was ist so lustig?", wollte Wurmschwanz wissen. „Nichts, nur James' Gesicht." Ich japste nach Luft. Er sah aus, wie als hätte er zum ersten Mal einen Zauberstab gesehen. „Mensch James, es war doch klar, dass sie es rausfindet." „Ja, aber sie wird es bestimmt Lily erzählen." „Na und? Bestimmt freut sich Lily total darüber." „Ich weiß nicht..." Seufzend wechselte ich das Thema. In den Ferien hatten wir viel Quidditch gespielt, was sich zu zweit als schwierig herausstellte. Es war trotzdem sehr lustig. Gerade schwärmte James von einem Spieler aus seiner Lieblingsmannschaft, als ich laute Stimmen auf dem Gang hörte. „Wurmschwanz, schau mal nach, was da los ist." Er tat, wie ihm geheißen. „Es sind nur Schniefelus und Ria. Er sieht aber ziemlich wütend aus. Was macht er denn da mit seinem Stab?" Sofort waren James und ich aufgesprungen, hatten Peter zur Seite geschoben und auf den Gang gerannt. Severus hatte mit einer Hand Ria gepackt und bedrohte sie mit seinem Zauberstab. Niemand. Tut. Ria. So. etwas. An. Ich ging auf Severus los, neben mir James, der seine Schwester ebenfalls verteidigte. Ich verpasste Schniefelus einen gezielten Schlag auf die Nase und James traf ihn in der Magengegend. Er hatte keine Chance sich in diesem engen Gang zu wehren. Mit einer heftig blutenden Nase lag er auf dem Boden und stöhnte leise. James nahm Ria in den Arm. Sie hatten einen langen Kratzer im Gesicht. „Was ist hier los?" Das war Moony, neben ihm stand Lily. Ihre grünen Augen funkelten wütend. „Das wüsste ich auch gerne." James zog seine Schwester mit sich in unser Abteil. Sie lehnte sich gegen ihn, als wir wieder saßen. „Ria, was ist passiert? Wieso hat er dich angegriffen?" „Ich wollte an ihm vorbei gehen und habe ihn versehentlich angerempelt. Er hat es wohl als Attacke gegen ihn gesehen und hat mich wütend gepackt und mit einem Zauberstab bedroht." „Und dieser Kratzer?" Remus wies auf ihr Gesicht. „Er trug einen Ring." Also hatte Schniefelus sie geschlagen! Ich war kurz davor aufzuspringen, als ich Lilys Gesicht sah. Sie war kreidebleich und zitterte leicht. „Wieso macht Severus das? Er war nie so." Niemand antwortete. Lily setzte sich neben James und lehnte sich ebenfalls gegen ihn. Verwundert nahm er auch sie in den Arm. Ria und Lily taten mir wirklich leicht.

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