Weiterleben 6

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Die nächsten Monate waren wir mit Lernen beschäftigt. Trotzdem trafen wir uns regelmäßig im Raum der Wünsche und arbeiteten an der Karte des Rumtreibers. Die ZAGs kamen näher und wir steckten ziemlich im Stress. Manchmal musste ich auch Remus' Hausaufgaben machen, da er erschöpft im Bett lag. Ich hasste Vollmondnächte! Es wurde wärmer und uns blieben noch zwei Wochen zum Lernen. In der letzten Zeit mied mich Sirius. Ich hätte ihn gerne darauf angesprochen, aber er wich mir aus. Deshalb hatte ich beschlossen, Remus zu fragen, sobald die Prüfungen geschrieben waren. Endlich! Ich legte den Stift zur Seite. Die letzte Prüfung war zu Ende. Verteidigung gegen die dunklen Künste. Grinsend sah ich zu Remus. Er hob einen Daumen. Frage zehn hatte ihm wohl gefallen. Genau das fragte Sirius, als wir die Halle verließen. Remus lachte. Wir schlugen den Weg zum See ein. Es war heiß und in dem Schatten der Bäume konnte man es gut aushalten. Ich hatte beschlossen Sirius einfach ganz normal zu behandeln, bis ich rausbekommen hatte, was los war. Deshalb legte ich meinen Kopf in seinen Schoss und streckte mich. Remus schlug ein Buch auf. James unterhielt sich mit Sirius und spielte mit seinem Schnatz. Ich schloss die Augen und genoss die Ruhe. „Schläft Ceyda?" hörte ich James fragen. „Ich weiß nicht. Sie war die letzte Zeit so müde", antwortete Sirius. „Wieso weißt du das so genau, Tatze?" Ich hörte, dass James grinste. „Halt die Klappe, James." James lachte leise. „Auf jeden Fall ist mir langweilig", kam es wieder von Sirius. „Na, entschuldige mal. Wer hat gerade eine Schönheit im Arm?" „Krone, du würdest das hübscheste Mädchen nicht erkennen, wenn es nicht Lily ist." Ich grinste. „Ist es ein Zufall, dass sie gerade da drüben sitzt?" Ich deutete zu den Mädchen weiter weg von uns. „Du bist wach?" „Natürlich. Obwohl mein Kissen nicht schlecht ist." Ich grinste zu Sirius. James lachte. „Hey, ist das nicht der alte Schniefelus?" Er deutete auf Snape, der in ein Blatt vertieft, an uns vorbei lief. James stand auf, ich richtete meinen Kopf auf und Sirius folgte seinem Freund. „Was haben die schon wieder vor?" Remus sah von seinem Buch auf. „Remus, kann ich mal mit dir reden? Nachher, alleine?" „Klar, gerne." „Danke." Mein Blick wanderte wieder zu Sirius und James. Gerade entwaffnete James Snape und ließ ihn Kopf über hängen. Ich kicherte leise. „Wer will sehen, wie ich Schniefelus die Hosen ausziehe?", rief James und die Umstehenden jubelten. Seufzend vertiefte sich Remus wieder in sein Buch und ich stand auf. Ich wollte nicht, dass James zu weit ging, obwohl Snape das verdient hätte. Jemand rannte an mir vorbei und schrie James an: „Lass ihn sofort runter, Potter!" Es war Lily. „Nur wenn du mit mir ausgehst, Evans." „Niemals, und jetzt lass ihn runter." James Gesicht verdüstertet sich. „Krone", sagte ich langsam. Seufzend ließ er Snape auf die Erde fallen und Lily rannte zu ihm. Doch anstatt sich helfen zu lassen, schimpfte er: „Ich brauche keine Hilfe von einem Schlammblut." Lily wurde kalkweiß und drehte sich um. „Du hättest ihn hängen lassen sollen", flüsterte Sirius zu James. Er nickte wütend. Snape hatte seinen Zauberstab wieder und sah böse zu uns. Sein Blick fiel auf mich. „Was schaust du so, Schlammblut", rief er wütend. „Stupor!" Warum war er eigentlich wütend auf mich? Ich hatte nichts getan. Der Zauber traf mich in der Schulter und ich fiel zu Boden. Das nächste was ich sah, war Remus Gesicht. „Alles klar?" „Ja, geht schon. Wo ist dieser Mistkerl? Ich habe gerade Lust auf einen Flederwichtfluch." Ich stand auf. Sirius und James hatten sich auf Snape gestürzt. „Jungs", sagte ich ruhig. „Ich kann das selbst regeln." Die Beiden ließen ihren tatsächlich los. Snapes Nase blutetet und er war bleicher, als sonst. „Du denkst also muggelstämmige Hexen sind schlechter, als andere?", ich grinste böse. Snape spuckte mir vor die Füße. Daraufhin kassierte er einen weiteren Schlag von Sirius ins Gesicht. Ich hob meinen Zauberstab und richtete ihn auf Snape. „Vielleicht ändert ein hübscher Flederwichtfluch deine Meinung." Ich schwank meinen Stab und der Zauber gelang mir perfekt. Die Schüler lachten, als Snape panisch aufsprang und wegrannte. „Lasst uns rein gehen. Mir ist gerade nach Ruhe." Remus, Peter, James und Sirius folgten mir. Der Gemeinschaftraum war leer. Ich setzte mich auf das Sofa. Sirius ließ sich vor mich fallen. „Ceyda, geht es dir gut? Wenn dieser Mistkerl dir nochmal irgendwas tut, bringe ich ihn um. Wie ich Schniefelus hasse!" Er regte sich fürchterlich auf. „Sirius, mir geht es gut. Und du bringst niemanden um!" Er seufzte. In diesem Moment ging eine Tür auf und ein Mädchen kam aus dem Schlafsaal. Es war Lily Evans. Als sie uns sah, drehte sie sich schnell um. Ich sprang auf und folgte ihr. „Lily?" Ich klopfte an die Tür. „Ja", hörte ich es leise. Ich öffnete die Tür. „Ich wollte nur schauen, wie es dir geht." „Geht schon." Sie war blass und ihre Augen gerötet. „Kann ich mich setzten?" fragte ich. Sie nickte. „Wieso bist du hier? Normalerweise bist du doch immer bei Remus und den anderen." „Ich brauchte etwas Ruhe. Als du weg warst, hatte Snape mich angegriffen." „Was? Das kann nicht sein! Er hat sich so verändert." Sie schluchzte. Ich lauschte, als sie mir erzählte, wie sie ihn kennengelernt hatte. Als sie geendet hatte, schniefte sie: „Vielen Dank, dass ich mit dir reden konnte." „Es hilft immer, wenn man darüber spricht." Sie lächelte schief. Wir blieben noch etwas sitzen und schwiegen. „Vielleicht sollten wir zum Essen gehen", schlug sie irgendwann vor. „Ja, deine Freundinnen suchen dich sicher schon." Sie nickte. Im Gemeinschaftsraum war niemand, außer Remus. Als er uns sah, lächelte. „Geht es euch wieder besser?" „Ja." Lily lächelte schief. „Hast du eine meiner Freundinnen gesehen." „Ja, sie wollten unten auf dich warten." „Vielen Dank. Wir sehen uns." Sie verschwand. „Die Anderen sind schon unten?" „Ja." „Remus, warum ist Sirius momentan entweder so verschlossen, oder kümmert sich übertrieben um mich?" „Ich dachte, du das fragst. Ich erzähle es dir, wenn wir runter gehen." Ich verließ hinter ihm den Gemeinschaftsraum. „Ich glaube, Sirius... wie soll ich es sagen..." „Denkst du er hat sich in mich verlieben?" „Ja, er hat es James und mir gesagt." „Aber Remus, er ist mein bester Freund. Was soll ich denn machen?" „Was sagt dir dein Herz?" „Ähmm..." Wir waren an der großen Halle angekommen. Ich erkannte James, Sirius und Peter sofort. „Ich weiß es nicht. Ich mag ihn wirklich gerne, aber mit ihm zusammen sein? Ich bin hin und her gerissen. Ich will unsere Freundschaft nicht zerstören." „Vielleicht tut euch etwas Abstand gut." „Ja, wird es wahrscheinlich."

Remus sollte Recht behalten. In den Ferien konnte ich mir über Sirius endlich klar werden. Ich fühlte mehr für ihn, als Freundschaft, aber ich wollte auf keinen Fall den ersten Schritt tun. Er sollte es nicht zu leicht haben. Die Ferien verbrachte ich mit meinen Eltern in Spanien. Es war wunderschön und ich kam glücklich und braungebrannt zurück. Meine Eltern brachten mich an den Bahnhof, wünschten mir viel Spaß und verabschiedeten sich wieder. James war schon da, die Anderen hatte ich noch nicht gesehen. „Wie waren deine Ferien", begrüßte ich ihn. „Ganz gut, für Tatze weniger. Erst ist von daheim abgehauen." „WAS?" „Ja, wusstest du es noch nicht?" „Nein!" „Er hatte einen Streit mit seiner Mutter. Dann hat er seine Koffer gepackt und ist zu mir gekommen." „Wo ist er?" „Steht genau hinter dir", sagte eine Stimme hinter mir. Erschrocken schrie ich auf. Dann umarmte ich ihn stürmisch. „Wieso hast du mir nicht geschrieben? Ich habe mir Sorgen gemacht." „James' Eule hatte einen verletzten Flügel." „Wo willst du denn jetzt hin? Du bist noch nicht volljährig." „Ich werde es dieses Jahr. Ich suche mir ein schönes Haus. Ich habe sogar ein Fahrzeug. Ich zeige es dir bald mal." „Da ist Remus!", unterbrach uns James. Unser Freund war blass und müde, wie immer, aber er lächelte. Zusammen mit Peter, der ebenfalls gerade gekommen war, suchten wir uns ein Abteil. Wir lachten und redeten durcheinander. Die Fahrt verging wie im Flug und schon fuhren wir in den Bahnhof. Es war bereits dunkel und Remus blickte wütend in den Himmel. Der Mond war fast voll. „Jungs, mir fällt gerade die Karte ein. Sie war doch fast fertig, oder?" „Ja, noch ein, zwei Zauber und sie ist bereit." „Dann treffen wir uns heute Abend." „Wenn du das sagst." Nach dem Abendessen lief ich schnurstracks zum Raum der Wünsche. Peter folgte mir. Remus und James kamen kurz danach und Sirius trudelte als Letzter ein. „Meine Herren, wir brauchen einen Titel und ein Passwort." Vorschläge flogen durch den Raum, aber letzten Endes einigten wir uns auf: Die Herren Moony, Wurmschwanz, Tatze, Krone und Lady Shadow präsentieren die Karte des Rumtreibers. Die Passwortwahl war deutlich schwieriger. Wir diskutierten fast eine viertel Stunde, bis Peter sagte: „Ich schwöre feierlich, dass ich ein Tunichtgut bin." „Perfekt!" „Und um die Karte zu löschen: Unheil angerichtet." „Dann fehlt nur noch eins, zückt eure Zauberstäbe." Wir richteten unsere Stäbe auf die noch leere Karte und begannen die Formeln aufzusagen. Das Pergament leuchtete immer stärker auf, bis es plötzlich erlosch. Ich nahm es in die Hand und tippte es mit meinem Zauberstab an. Die Karte erkannte ihre Herrin und Hogwarts erschien: „Darf ich ihnen die Karte des Rumtreibers präsentieren?" Ehrfürchtig hielt ich die Karte hoch. „Wir haben es wirklich geschafft!" James führt einen kleinen Freudentanz auf und klatschte uns ab. Remus deutete mit seinem Stab auf die Karte und sie löschte sich. „Abgefahren!" Sirius jubelte. Nachdem wir die Karte mehrmals gelöscht und sichtbar gemacht hatten, begannen wir einzelne Personen zu beobachten. „Da ist McGonagall!" „Und da sind Filch und Mrs. Norris!" „Dumbledore ist dort!" „Das ist einfach genial." „Wir müssen nur noch auf diese Karte schauen und wir wissen, wer wo ist!" Ich lachte. „Einer von uns sollte sie mitnehmen." Alle sahen sich an. Es war klar, dass jeder sie haben wollte. Langsam sagte ich: „Ich bin dafür, dass Tatze sie mitnimmt. Es war deine Idee." James nickte. Peter sagte nichts und Remus hielt sie Sirius hin. „Meint ihr wirklich?", fragte dieser. Wir nickten. Sirius strahlte und verstaute die Karte in seiner Tasche. „Gehen wir zurück. In ein paar Tagen werden wir wenig Schlaf bekommen", sagte Remus mit bitterer Stimme. Alle stimmten zu und wir gingen früh schlafen.

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