Weiterleben 8

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„Du bist verrückt!" „Komm schon, du willst doch sehen, wo wir wohnen werden." „Ich wollte es aber noch lebend erreichen." „Seit wann bist du so ängstlich." Sirius grinste. Unser siebtes Schuljahr war zu Ende, und wir hatten beschlossen zusammen zuziehen. Meine Eltern hatten nichts dagegen. Am Bahnhof hatte ich mich unter Tränen von Remus, Peter, James und Lily verabschiedet. Zu unser aller Erstaunen waren James und Lily wirklich zusammengekommen. Gemeinsam mit Sirius habe ich den Bahnsteig verlassen. Jetzt wollten wir zu unserem neuen Zuhause, aber ich weigerte mich, in dieses „Motorrad" zu steigen. Es war klapprig, ein Zweisitzer und konnte fliegen. „Ich werde sicher nicht in diesen komischen Beiwagen steigen!" schimpfte ich. „Dann sitzt du halt hinter mir." Sirius hatte mich einfach gepackt und zu sich gezogen. „Seit wann vertraust du mir nicht mehr?" „Ich vertraue dir immer." „Na, dann. Woran zweifelst du noch? Aufsteigen und los geht's!" Ich gab mich geschlagen. Unser Gepäck lud Sirius in den Beiwagen, er stieg auf und ich klammerte mich an ihn. Er startete und ich vergrub mein Gesicht in seinem Rücken. Das Motorrad hob ab und stieg in den Himmel. „Ich bin verrückt", murmelte ich. Sirius lachte. Er hatte sich eine dieser Fliegerbrillen aufgesetzt, mit der er sehr albern aussah. Ich überlebte den Flug knapp. Als wir endlich da waren, stolperte ich gegen ihn. „He, nicht so stürmisch", grinste er. „Erstmal solltest du dir das Haus ansehen." Das Haus war wunderschön. Es lag etwas abgelegen und hatte einen großen Garten. Es war aus Holz und Stein gebaut und hatte zwei Stockwerke. Von innen war es recht modern eingerichtet. Das Wohnzimmer war riesig und die Küche war offen. Das Schlafzimmer war hell und hübsch mit einem großen Schrank. „Du hast wirklich das schönste Haus ausgesucht, was es gab." Ich küsste Sirius liebevoll. Er lächelte. „Ich wusste es würde dir gefallen." „Ich gehe auspacken." Sirius hatte sogar an eine Katzenklappe für Sola gedacht. Sie fühlte sich hier genauso wohl, wie ich. Es war unser neues Zuhause, für unsere Familie. Sola, Sirius und ich.

„Ich hoffe sie kommen wirklich alle", murmelte er unentwegt. „Setz dich hin! Du machst mich ganz nervös." Gehorsam setzte er sich zu mir aus Sofa nur um eine Sekunde später wieder aufzuspringen. „Vielleicht sollten wir doch draußen Stühle aufstellen." „Sirius", sagte ich geduldig. „Wir haben Anfang November. Es ist kalt und es regnet. Niemand möchte nach draußen, glaub mir." „Wenn du meinst." Sirius und ich hatten Lily, James, Remus und Peter zu uns eingeladen, um Sirius' Geburtstag zu feiern. Sie sollten gegen drei kommen. Sirius sah nervös zu Uhr. Wir waren seit über zwei Jahren zusammen und ich wunderte mich immer noch, wie er so nervös sein konnte, wenn etwas Wichtiges anstand. Ich stand auf und ging in die Küche. Sola folgte mir, wie ein Hund. „Du bekommst jetzt kein Leckerli", sagte ich zu ihr. Sie miaute und lief wieder ins Wohnzimmer. Ich goss mir ein Glas Wasser ein und ging wieder zurück. Sirius stand am Fenster und streichelte Sola. Ich legte meinen Arm um seine Hüfte. „Das letzte Mal, dass wir alle zusammen waren, war an ihrer Hochzeit." „Du weißt doch, die Zeiten sind unsicher." „Du sahst so toll aus, in deinem Kleid und du warst die beste Trauzeugin, die es gab." Ich lächelte. Es klingelte. Erschrocken setzte Sirius Sola auf den Boden und eilte zur Tür. Ich kicherte. Es war Remus, der Sirius umarmte und ihm gratulierte. Dann kam er zu mir und küsste mich auf beide Wangen. „Ich denke, ich habe gewonnen", lachte ich und Sirius knirschte mit den Zähnen. „Gewonnen?" „Wir haben gewettet, wer zuerst kommt. Ich habe gesagt, du. Sirius hat auf James und Lily getippt." Remus lachte. „Komm mit, wir sitzen in der Küche." Im Wohnzimmer stolperte Remus erstmal über Sola, die ihm begeistert um seine Beine strich. „Na, Kleine. Hast du mich vermisst?" Er nahm sie auf den Arm und sie miaute fröhlich. Jetzt folgte er mir in die Küche. „Setz dich doch. Willst du etwas trinken?" „Nein, ich warte noch auf die Anderen." Nachdem er sich gesetzt hatte, sah er mich an. „Wie fand Sirius sein Geburtstagsgeschenk?" „Er hat sich ziemlich gefreut, zu mindestens hat er eine Minute kein Wort rausgekriegt und das ist sehr untypisch für ihn." Ich hatte ihm einen Urlaub geschenkt. Seit wir meine Eltern besuchten hatten und er Bilder aus der Karibik gesehen hatte, wollte er unbedingt dort hin. Ich war durch meinen Job im Aurorenbüro recht eingespannt. Ich war selber kein Auror, aber die persönliche Sekretärin von Rufus Scrimgeour. Es war ein ziemlich stressiger Job, aber ich würde ihn auf keinen Fall eintauschen wollen. So hatte ich viele interessante Leute kennengelernt, wie zum Beispiel Alastor Moody. Im April nächsten Jahres hatte ich mir einen drei Wochen Urlaub genommen. Zum Glück hatte sich Rufus leicht überreden lassen. Deshalb werden wir im April drei Wochen in die karibische Sonne reisen. Ich freute mich schon. Die Türklingel riss mich aus meinen Gedanken. Ich hörte laute Stimmen und Lachen. Lily und James waren also da. Keine Minuten später betraten sie die Küche und ich begrüßte James stürmisch. Dann umarmte ich Lily ebenfalls überglücklich. Im Wohnzimmer polterte es. „Ist Peter mit euch gekommen?" „Nein, aber wir waren gleichzeitig da." Sirius und Peter kamen ebenfalls in die Küche. Ich begrüßte ihn warmherzig und bat alle Platz zunehmen. Der Nachmittag wurde wunderbar. Es war fast wie in alten Zeiten. Sirius und James hatten gerade eine Sektflasche verzaubert und sie öffnete sich über dem Tisch. Der Schaum ergoss sich über uns und wir wurden alle pitschnass. Lily und ich zückten kopfschüttelnd unsere Zauberstäbe und reinigten Tisch und Besucher. Remus lachte laut. „Ihr müsstet euch mal sehen", kicherte er, als sowohl Lily, als auch ich James und Sirius genervt zurechtgewissen hatten. Die Beiden grinsten frech. James gab Lily einen kurzen Kuss und Sirius legte seinen Arm um mich. Remus kicherte immer noch: „Die zwei hübschesten Mädchen aus unserem Jahrgang zusammen mit den beiden größten Idioten, die auch noch meine Freunde sind. Es geschehen noch Wunder." Wir mussten lachen und ich kuschelte mich etwas gegen Sirius. Es war schon nach Mitternacht, als sich auch Lily und James verabschiedeten. Remus und Peter waren schon früher gegangen. Ich drückte James an mich. „Wir sehen uns, Krone. Nerv' Lily nicht so." „Gleichfalls, Shadow." „Ich würde wirklich gerne wissen, was diese Spitznamen bedeuten." „Ohh, ich fürchte, dieses Geheimnis werden wir mit ins Grab nehmen", witzelte ich. James lächelte seiner Frau liebevoll zu. „Das Geheimnis wird mit den Rumtreibern untergehen." „Schon gut, schon gut", lachte Lily. Die Beiden disapparierten. Ich schloss die Haustür und sah zu Sirius. Er grinste. „Weißt du was wir jetzt machen?" „Die Küche aufräumen?" „Und danach?" „Ich weiß nicht? Fernsehen, vielleicht?" Er grinste noch breiter. „Du weißt, dass ich heute Geburtstag habe?" „Nein, sag bloß! Wäre ich gar nicht drauf gekommen", sagte ich ironisch. „Das heißt, ich darf mir was wünschen." „Ja." „Ich will, dass du mit mir zu den Sternen fliegst. In meinem Motorrad." „Du weißt, dass ich dieses Ding hasse." „Aber mir zu liebe machst du es trotzdem." Er setzte einen treuherzigen Hundeblicke auf und ich musste nicken. Er grinste. Mit einem Schlenker meines Zauberstabs spülte sich das Geschirr, mit einem anderen wurde der Boden gekehrt und der Tisch gewischt. Nach fünf Minuten blinkte die Küche. Ich hörte Sirius im Schlafzimmer auf und ab gehen. Er kam die Treppe mit zwei Lederjacken und einem Haarband zurück. Er trug wieder diese seltsame Brille. Er reichte mich eine Jacke und das Haarband und lief nach draußen. Seufzend folgte ich ihm. Er lachte vergnügt und ich schwang mich hinter ihm auf das Motorrad. Er startete und wir hoben ab in nächtlichen Himmel von London.

Durchgefroren und mit klammen Fingern kletterte ich von der Maschine. „Es war wundervoll." Sirius küsste mich überschwänglich. Ich zerzauste ihm seine Haare. „Ja, ganz hübsch." „Tue nicht so, es hat dir auch gefallen." Ich seufzte. Er kannte mich zu gut. Sirius lachte. Er griff nach meiner Hand und zog mich ins Haus. „Hast du irgendwas vor?", fragte ich feixend. Er grinste zustimmend. Ich hängte meine Jacke auf und befreite die Haare aus dem Zopf. Zärtlich fuhr er durch meine braune Mähne. „Du bist so wunderschön." Er strich jetzt mit beiden Händen über mein Gesicht. Ich legte meine Arme um seinen Hals. „Du bist süß." Ich küsste ihn leidenschaftlich.

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