Together 2

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Gähnend streckte ich mich auf meinem Stuhl. Es war schon nach Mittag und ich hatte Hunger. Molly kochte einen Eintopf, merkte aber an, dass mal wieder jemand einkaufen gehen sollte. „Das kann ich nachher machen. Was brauchen wir denn alles?", meinte ich. „Alles Mögliche. Bort, Gemüse, etwas Obst..." „Feuerwhiskey! Ich hatte seit zwölf Jahren keinen mehr!", unterbrach Sirius sie. Ich verdrehte die Augen. „Ich bringe dir welchen mit, Sirius." „Und Butterbier, wenn du schon dabei bist." „Du sollst dich nicht betrinken." „Ich hatte zwölf Jahre Entzug, du wirst mir wohl ein kleines Bier gönnen." Ich seufzte, musste aber trotzdem lachen. Molly schüttelte den Kopf und machte sich daran eine Einkaufsliste aufzusetzen. Ich stand auf, um mir die Beine zu vertreten. Im Wohnzimmer traf ich auf Remus Lupin, der sich gerade die Gemälde an der Wand ansah. „Scheußliche Bilder, oder?" Er zuckte zusammen. „Tut mir leid, ich wollte dich nicht erschrecken." „Schon gut." Ich stellte mich zu ihm. „Walburga hat diese Abscheulichkeiten geliebt", murmelte ich. „Walburga Black war deine Tante, richtig?" Ich nickte. „Ich hatte zum Glück nie das Vergnügen sie kennenzulernen, aber Sirius hat sich immer über seine Mutter beschwert", meinte Remus. „Sie war eine sehr strenge und herrische Frau", stimmte ich ihm zu. „Ich habe das Haus von ihr geerbt." „Die Black-Familie ist groß, wie kann es sein, das ausgerechnet du dieses Haus bekommst." „Ich war die einzige, die noch übrig war. Man hat Walburgas Testament nicht gefunden und alle meinen Cousinen und Cousins waren in Askaban oder aus der Familie verstoßen worden, deshalb habe ich es bekommen", erklärte ich. „Sirius hat auch kein Interesse mehr an dieser Bruchbude", sagte Remus. „He! Ich tue, was ich kann, um das Haus nicht verfallen zu lassen." „Ich wollte nicht unhöflich sein", entschuldigte er sich hastig. Ich kicherte. „Schon gut, ich kann es ja verstehen." „Was machst du eigentlich beruflich, Hester?", wechselte er das Thema. „Nichts." „Wie nichts?" „Bis zum Tod meiner Eltern habe ich im Ministerium gearbeitet, weil sie es wichtig fanden, aber es war auf Dauer nichts für mich. Danach habe ich mehrere kleine Jobs gehabt. Als Walburga starb und ich ihre Erbin wurde, habe ich gänzlich mit dem Arbeiten aufgehört und lebe seitdem von dem Familienvermögen." „Mir würde rasch langweilig werden, wenn ich so ganz alleine leben würde." „Ja, ich bin ziemlich froh, dass das Haus wieder etwas belebt ist. Ich mag es zwar gerne ruhig, aber irgendwann wurde es zu ruhig, wenn du verstehst, was ich meine." Er nickte. „Aber du hast doch sicherlich Freunde, die dich besuchen kommen. Da kann es doch gar nicht so langweilig gewesen sein." „Naja, die meisten meiner früheren Freunde und Bekannten sind jetzt Todesser, sitzen in Askaban oder sind tot. Und Sirius, der eigentlich immer mein bester Freund gewesen ist, saß zwölf Jahre in Askaban. Ich habe zwar Molly und ihre Familie ab und an im Fuchsbau besucht, aber die letzten Jahre war ich schon etwas einsam." „Das tut mir Leid für dich, Hester." Er lächelte mir zu. „Muss es nicht", wehrte ich ab, „man gewöhnt sich dran." Ich versuchte meine Stimme fröhlich klingen zu lassen, aber tatsächlich waren die letzten Jahre wirklich nicht einfach für mich gewesen. Der einzige, mit dem ich immer unterhalten konnte, was Kreacher, ansonsten beschränkte sich meine Gespräche und Kontakte auf die Muggel-Verkäuferin im kleinen Geschäft zwei Straßen weiter. „Ist alles in Ordnung? Ich wollte nicht unhöflich werden", sagte Remus. „Oh, wie? Nein, nein alles ist gut." Ich grinste ihm schief zu und er lachte leise. „Was ist?", fragte ich verwundert. „Du sahst Sirius gerade sehr ähnlich." „Wirklich? Meine Eltern haben auch immer gemeint, dass wir uns ähnlicher sind, als Sirius und Regulus." „Ja, die Zwei waren grundverschieden und haben sich nur gestritten. Und dann ist Regulus den Todessern beigetreten, das hat ihr angespanntes Verhältnis endgültig zerstört." „Ich war sicher, dass sie sich noch versöhnen, aber dann ist Regulus ja... Er ist... Es war ein schwerer Schlag für uns alle, als wir erfahren, dass er gestorben ist." „Du hattest es wirklich nicht leicht, oder?" „Bei dieser Familie? Sicher nicht. Aber ich habe dennoch alle geliebt und gern gehabt, trotz ihrer Fehler und Ansichten." „Das nenne ich doch mal aufgeschlossen." Remus schenkte mir ein breites Lächeln und ich erwiderte es erfreut. Eine Uhr schlug vier. „Oh, schon so spät! Ich hatte Molly doch versprochen einkaufen zu gehen!" Hektisch suchte ich nach meiner Jacke, Muggel-und Zauberergeld, sowie meinem Zauberstab. „Soll ich dich begleiten?"; fragte Remus. „Nicht nötig." Ich verabschiedete mich eilig von allen und verließ dann das Haus. Zum Glück war es August, sodass es noch länger hell blieb. Die Zeiten waren einfach nicht sicher genug, im Dunklen herumzulaufen, egal, was da Ministerium behauptete. Ich betrat das kleine Lebensmittelgeschäft, das nur zehn Minuten Fußweg von Grimmauldplatz entfernt war. Die alte Verkäuferin begrüßte mich freundlich. Wir plauderten ein wenig und ich packte währenddessen alles zusammen, was Molly mir aufgeschrieben. „Nanu, Ms. Black-Prewett, seit wann brauchen sie denn so viel zu essen? Sie leben doch alleine." „Nicht mehr. Einige gute Freunde sind vorübergehend eingezogen." „Ach, dass freut mich für sie. Es muss schrecklich sein, so ganz alleine zu leben." „Man gewöhnt sich dran", lachte ich und bezahlte. „Wollen sie denn nicht noch für eine Tasse Tee dableiben? Ich habe Kuchen gebacken und muss wissen, ob er mir gelungen ist." „Ihre Kuchen schmecken doch immer hervorragend, Mrs. Jacobson." „Jetzt werde ich schon ganz rot, meine Liebe. Also möchten sie ein Stückchen?" „Liebend gern." Sie huschte in ihre Wohnung über dem Laden und brachte etwas Geschirr, sowie Kuchen und Tee mit. Gemeinsam aßen und tranken wir. Mrs. Jacobson war eine ältere, rüstige und herzensgute Dame, die mit ihrem Mann und zwei Katzen ein vollkommen friedliches Leben führte. Sie war ein Muggel und glaubte auch nicht an Zauberei. Und ihre Kuchen toppten sogar fast Mollys Kochkünste. Nach einer halben Stunde kam auch ihr Man dazu und wir saßen noch lange zusammen. Ich warf einen erschrockenen Blick auf die kleine Wanduhr. Es war schon nach acht! „Vielen Dank für den Kuchen, Mrs. Jacobson. Ich muss aber leider noch weiter, sonst macht man sich noch Sorgen um mich." Ich gab Beiden die Hand zum Abschied, schnappte mir meine Einkaufstasche und disapparierte einige Schritte vom Laden entfernt. Ich erschien wieder in der Winkelgasse, um ebenfalls noch magische Lebensmittel und den versprochenen Feuerwhiskey einzukaufen. Auch Kürbissaft und Butterbier besorgte ich noch. Ich war mir sicher, dass sich Sirius über einige Süßigkeiten freuen würde, schließlich gab es in Askaban weder Schokofrösche, Kesselkuchen oder Bertie Botts Bohnen jeder Geschmacksrichtung. Vollgepackt eilte ich durch das abendliche London, als ich plötzlich ein Geräusch hörte und stehen blieb. Hinter mir waren drei Gestalten in dunklen Umhängen erschienen. Ihre Gesichter konnte man nicht erkennen. Ich wollte weitergehen, doch sie kamen näher und umkreisten mich. „Hester Elektra Black-Prewett", innerlich verdrehte ich die Augen, als eine der Gestalten meinen recht langen Namen nannte, „Hast du Kontakt zu Mitgliedern des Ordens des Phönix?" Ich erstarrte. „Wie bitte?" Sie kamen noch näher. Der, der gesprochen hatte, hob seinen Zauberstab. „Antworte!" „Ich weiß nicht, wer ihr seid, oder was ihr wollt, also lasst mich in Ruhe." Die Gestalten lachten. „Du wärst schon längst tot, wenn wir wollten." „Ich wäre schon längst disapparierte, wenn ich wollte." Meine Schlagfertigkeit schien zwei der Gestalten etwas zu verwirren. Die dritte, die den Zauberstab immer noch auf mich richtete, machte noch einen Schritt auf mich zu. „Du sollst antworten!" Ich zog jetzt ebenfalls meinen Zauberstab. „Lasst mich in Ruhe und verschwindet!" Ich konnte den Zauber gerade noch abwehren, den die Gestalt ohne Vorwarnung abfeuerte. „Stupor!", rief ich und zielte auf meinen Angreifer. Er wehrte wich ihm aus, dafür traf sein Fluch meinen linken Arm. Ich fluchte leise und machte mich bereit zu disapparieren. In diesem Moment rutsche die Kapuze meines Gegenübers ein Stück zur Seite und ich erkannte Lucius Malfoy, der mich erschrocken anstarrte. Im nächsten Moment war ich auch schon verschwunden und auf der Türschwelle von Grimmauldplatz 12 wieder aufgetaucht.

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