Together 9

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Sofort als wir in der Mysteriumsabteilung wieder aufgetaucht waren, befreiten die anderen die Kinder, während ich den ersten Todesser schockte, der mir begegnete. Alles passierte so schnell. Flüche flogen durch die Luft. Irgendjemand hatte Ginny und zwei ihrer Freunde hinter einer Steinwand in Sicherheit gebracht, doch sie schickten immer noch Zauber auf die Todesser. Ich duellierte mich gerade mit einem Mann, der bestimmt zwei Köpfe war als ich. Seinem Zauber wich ich aus und verpasste ihm einen Schockzauber in die Brust. Suchend sah ich mich um. Tonks und Remus hatten gerade zwei Todesser erfolgreich niedergestreckt. Moody kämpfte gegen einen weiteren, war aber sichtlich besser als er. Kingsley hatte es gleich mit zwei Todessern aufgenommen. Und Sirius kämpfte an Harrys Seite gegen Lucius Malfoy und einen weiteren Mann. Gerade schockte Harry den einen Mann und Sirius entwaffnete Lucius. Aus dem Augenwinkel erkannte ich einen Todesser auf mich zu kommen. Mit einem kleinen Schlenker meines Stabs flog er in eine Wand und blieb bewusstlos liegen. In diesem Moment ertönte ein Lachen durch den Raum. Unverkennbar Sirius. „Komm schon! Das kannst du besser!", lachte er eine Frau mit wirren Haaren aus. Auf den zweiten Blick erkannte ich Bellatrix Lestrange, eine meiner zahlreichen Cousinen. Sie feuerte einen Fluch auf Sirius ab und traf ihn mitten in der Brust. „Sirius!" Ich rannte auf ihn zu. Sein Körper schwang langsam in einem anmutigen Bogen nach hinten. Seine Augen blieben kurz an mir hängen. Er wollte lächeln, aber sein Gesicht war wie erstarrt. Harry schrie seinen Namen, als Sirius langsam durch den seltsamen Vorhang fiel. Ich blieb stehen. Wo war er hin? Wieso war er verschwunden? „SIRIUS!", schrie Harry, als ob sein Leben davon abhängen würde. Er wollte auf den Vorhang zu rennen, aber Remus packte ihn und hielt Harry fest. „SIRIUS!" Ich war wie erstarrt. Ich konnte meine Beine kein Stück bewegen. Ungläubig sah ich, wie sich Harry von Remus losriss und Bellatrix verfolgte. Sie rief lachend: „Ich habe Sirius Black getötet! Ich habe ihn getötet!" Sirius... Er war nicht tot. Er war nur verschwunden. Zitternd gelangte ich die Kontrolle über meine Beine zurück und rannte auf den Vorhang zu. „Sirius", flüsterte ich unentwegt. „Hester, nicht! Bleib hier!", rief Remus, aber ich ging an ihm vorbei auf den Schleier zu. Alles andere hatte ich ausgeblendet, nur dieser Vorhang zählte. Ich kletterte auf das Podest, auf dem der Schleier stand. Er ist tot. Er ist tot. Er kommt nicht wieder. Immer wieder hörte ich diese Sätze in meinem Kopf. Er ist nicht tot. Nicht auch noch er. Er kommt nie wieder. Ich wollte die Hand nach dem Schleier ausstrecken, doch meine Beine gaben wieder nach. Am ganzen Körper zitternd sank ich auf meine Knie. „NEIN!" Ganz langsam begann ich zu verstehen, was gerade passiert war. Sirius war tot. Er kommt nie wieder. Tränen liefen stumm über mein Gesicht. Wieso er? Wieso? Alles drehte sich, das einzige was still stand war dieser grausige Vorhang. Arme legten sich um mich und zogen mich vorsichtig an sich. Panik breitete sich in meinem Körper aus, als ich immer wieder diesen einen Satz wiederholte: Sirius ist tot. „Hester." Remus' Stimme, die meinen Namen sagte, holte mich wieder zurück. Unkontrolliert begann ich zu schluchzend und sank endgültig in mich zusammen. Sanft strich er mir über die Haare. Nach einigen Minuten in denen ich nur stumm geweint hatte, meinte er leise: „Wir disapparieren jetzt, in Ordnung." Ich brachte ein Nicken zustande. Gleich darauf überkam mich das Gefühl in einen Schlauch gepresst zu werden.

Ich erinnerte mich erst wieder klar, als ich auf meinem Sofa im Grimmauldplatz saß. Remus saß rechts von mir und Tonks links. Während sie leise schluchzte, versuchte er gefasst zu bleiben. Moody und Kingsley kamen noch einigen Minuten ebenfalls hinzu. „Dumbledore ist aufgetaucht und Lord Voldemort ist direkt vor der Nase des Zaubereiministers erschienen", klärte Shacklebolt uns auf. Niemand antwortete. „Am besten bleibst du über Nacht bei Tonks", meinte Remus irgendwann zu mir. Ich nickte schwach. Es war schon dunkel, als wir vor Tonks' Elternhaus standen. Ihre Mutter Andromeda öffnete die Tür und schlug die Hände über dem Kopf zusammen, als sie uns sah. Tonks erklärte ihr und ihrem Vater mit bleierner Stimme, was geschehen war. Als Andromeda erkannte, dass ich wohl auch mit ihr verwandt war, nahm sie mich in den Arm und ließ mich nicht mehr los, bis ihr Mann, Ted, vorschlug das Gästezimmer für mich vorzubereiten. Seit diesem Tag lebte ich bei der Familie Tonks. Ich sprach kaum und aß wenig. Remus kam einmal vorbei um sicherzugehen, dass es uns wenigstens körperlich gut ging. Jedes Mal wenn ich an Sirius oder den Grimmauldplatz Nummer 12 dachte, überfiel mich eine Panik, die ich nicht richtig beschreiben konnte. Nach einigen Tagen traf ich eine Entscheidung, aber dafür musste ich nach Hogwarts. Der Unterricht ging noch zwei Tage, als ich nach sehr langer Zeit wieder die Ländereien von Hogwarts betrat. Professor McGonagall begrüßte mich freundlich und begleitete mich in ihr Büro. Ich sah mich in den Schulgängen genau um, doch alles war noch genauso, wie zu meiner Zeit. „Ich werde ihn holen", erklärte mir McGonagall und ließ mich in ihrem Büro alleine. Nur wenige Minuten später kehrte sie mit Harry zurück. „Hier ist ihr Besuch, Potter", meinte sie, bevor sie uns verließ. Harry und ich starrten uns still an, als die Tür ins Schloss gefallen war. Ich versuchte ein schiefes Lächeln, welches er erwiderte. „Ich wollte dich etwas fragen", begann ich dann. Er nickte. „Wie du weißt gehört mir Grimm... das Haus, in dem der Orden seine Treffen abgehalten hatte." Wieder nickte Harry stumm. „Ich... Ich kann und will nicht mehr in diesem Haus leben, aber ich möchte auch nicht, dass es leer steht. Deshalb dachte ich, dass du vielleicht... Also nur wenn du möchtest..." „Sie wollen mir das Haus schenken?" Ich nickte. „Aber warum?" „Vielleicht birgt es für dich schönere Erinnerungen, als für mich." Ich schluckte. „Sirius hätte sicher gewollt, dass du einmal von ihm erbst und genau genommen gehörte das Haus ihm, also wenn du möchtest... Das Geld kannst du natürlich auch haben, ich brauche nicht viel." „Ich will kein Geld", wehrte er rasch ab, „Aber wenn sie mir Grimmauldplatz wirklich schenken wollen, würde ich es annehmen." Ich nickte erleichtert. „Du nimmst mir eine große Last von den Schultern, Harry. Ich wusste wirklich nicht, was ich mit dem Gebäude tun sollte." „Aber wo werden sie dann wohnen?" „Ich bin bei Tonks untergekommen." „Das ist gut." Wir blickten uns in die Augen. Nach kurzem Zögern umarmte mich der Junge. Ein kleines Lächeln erschien, als ich die Umarmung erwiderte.

Der nächste Schritt war der schwerste. Harry wollte das Haus, aber es hatte immer noch einen Bewohner, der mir sehr am Herzen lag. Seidenschnabel hatten wir umquartiert, mit Kreacher wäre das nicht so einfach. Aus diesem Grund stand ich jetzt vor der großen Haustür und drehte den Knauf mit einiger Überwindung. Zögerlich trat ich ein. „Kreacher?" Mit einem Ploppen erschien der Hauself. „Miss Black, da sind sie ja! Ich dachte, sie lassen Kreacher alleine!" „Hör mal, Kreacher..." Er unterbrach mich. „Ich habe schon alles für ihr Zurückkommen vorbereitet. Kreacher weiß, dass sie ihn niemals alleine lassen würden." Es tat mir in der Seele weh, als ich sagte: „Das Haus gehört nicht mehr mir, Kreacher. Harry Potter ist sein neuer Besitzer." Kreacher verstummte und blickte mich aus großen Augen an. „Aber Herrin... Sie haben doch nicht..." „Harry ist jetzt dein neuer Herr, Kreacher. Mein letzter Wunsch ist, dass du ihm dienst, wie du mir gedient hast. Du kannst Harry vertrauen. Er ist ein guter Junge." Zu meiner Überraschung rollte dem alten Hauself eine Träne über die faltige Wange. „Kreacher mag aber Harry Potter nicht dienen. Er ist ein Blutsverräter und Freund von Schlammblütern." „Kreacher", murmelte ich schwach. „Bitte erfülle diesen einen Wunsch." Langsam nickte der Hauself. „Kreacher wird sie vermissen, Miss Black." „Ich dich auch, Kreacher." Er schlurfte davon, wandte sich aber immer wieder nach mir um. Ich atmete tief ein und aus. Dieses Haus. Ich stellte mir vor, wie Sirius jeden Moment die Treppen nach unten laufen würde. Ein breites Grinsen auf dem Gesicht. Sein unverkennbares Grinsen, das nur er hatte. Er würde mich in den Arm nehmen und sagen: „Da bist du ja wieder." Schwindel überfiel mich. Meine Beine zitterten wieder und drohten nachzugeben. Ich musste hier raus! So schnell mich meine Beine trugen, verließ ich Grimmauldplatz Nummer 12. Ich hörte ein letztes Mal die Tür zuschlagen, als ich zu dem erstbesten Ziel apparierte, dass mir einfiel.

Harry Potter - Lange KurzgeschichtenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt