Never apart 14

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„Ich hoffe, du hast eine gute Erklärung, weshalb du eine Woche nicht bei mir aufgetaucht bist!" Remus zuckte erschrocken zusammen und drehte sich um. „Elysia", murmelte er leise, „Was machst du hier?" „Ich wollte zu dir. Wollte wissen, ob es dir gut geht. Du warst eine Woche verschwunden und ich habe mir Sorgen gemacht!" „Du hast dir Sorgen gemacht? Um mich?" „Ähmm... Ja? Du bist mein Freund, Remus, natürlich mache ich mir Sorgen." „Dein Freund?" „Remus, was ist bloß los mit dir?" Ich war zu ihm getreten und wollte seine Hände nehmen, doch er steckte sie rasch in seine Jackentaschen. „Du möchtest also wissen, was los ist?", fragte er ganz leise. Ich nickte. „Ich habe etwas beschlossen und ich werde es auch umsetzen. Ich musste mir bloß überlegen, wie ich es am besten überbringen kann." „Was meinst du?" „Ich habe entschieden, einfach ehrlich zu sein." Er holte tief Luft. „Elysia, ich möchte nicht mehr mit dir zusammen sein. Es ist zu gefährlich." Vor Verblüffung blieb mir der Mund offen stehen. Mir fehlten die Worte! „Ich möchte nicht, dass mich wieder jemand begleitet, wenn ich mich verwandele. Weder James, noch Sirius oder Peter. Und am wenigsten du." „Aber... Ich...", stotterte ich, völlig überfordert mit der Situation. „Es geht nicht mehr Elysia. Es tut mir leid." Endlich ordneten sich die Gedanken in meinem Kopf wieder. Remus wollte nicht mehr mit mir zusammen sein! Er wollte, dass wir uns trennen! Weil er sich für gefährlich hielt! „Remus, du..." „Mache es nicht noch schwerer, als es ist. Bitte akzeptiere meine Entscheidung." „Also war's das einfach?" Er nickte. Ich atmete tief ein. „Gut." Ich drehte mich um. Über meine Schulter sagte ich kalt: „Bis dann, Remus." „Bis dann", hörte ich ihn noch murmeln, als ich die Eulerei eilig verließ. Ich stürmte durch den Gemeinschaftsraum in den Schlafsaal. Ich brauchte Zeit für mich. Ich stand kurz davor in Tränen auszubrechen. Zu meiner Verwunderung war der Raum nicht leer. James, Sirius und Lily saßen dort und sahen mich aus an. „Wusstet ihr das?", fragte ich tonlos. Sie nickte langsam. „Er hat es also wirklich getan", meinte James. „Ich hatte gehofft, er würde es sich nochmal überlegen." „Hat er aber nicht!" Meine Stimme brach fast, als ich ihnen den Satz entgegenschleuderte. „Ely", James war aufgestanden und hatte mich vorsichtig zu sich gezogen. Langsam strich er über meinen Rücken. „Es wird wieder gut. Versprochen." Ich biss die Zähne zusammen, trotzdem traten mir Tränen in die Augen. James hatte mich auf mein Bett gezogen. Sirius und Lily saßen ziemlich betreten neben uns. Jetzt begann ich doch zu weinen. „Er hat gesagt, dass es er nicht will, dass ihr weiterhin mit ihm unterwegs seid, wenn er ein Werwolf ist. Aber James, er kann das nicht alleine! Er wird daran zerbrechen!", schluchzte ich. „Denkst du, wir hören auf ihn?", fragte Sirius und versuchte ein Grinsen. „Was soll ich denn jetzt tun?" „Erstmal aufhören mich zu ertränken, Prinzessin." James strich mir einige Haarsträhnen aus dem Gesicht. „Ich brauche Remus", wisperte ich. James nickte. „Ich liebe ihn doch, James!" „Ich weiß."

Ich ließ mir nicht anmerken, wie schlecht es mir ging. James, Lily und Sirius kümmerten sich aufopfernd um mich, aber ich wollte es eigentlich nicht. Ich wollte nicht, dass mich jemand bemitleidetet. Als ich Remus das nächste Mal sah, wirkte er sehr unausgeschlafen und ich schwankte dazwischen in seine Arme zu springen und ihn zu bitten, es sich alles nochmal zu überlegen, oder ihm die Nase zu brechen. Ich entschied mich aber dann dazu, ihn zu ignorieren. Ich ignorierte ihn im Unterricht, während dem Essen und wenn wir uns zufällig im Gang begegneten. Ich ignorierte ihn immer! Stattdessen konzentrierte ich mich auf Lernen und Quidditch. Unsere nächsten Spiele gegen Hufflepuff und Slytherin gewannen wir, gegen Ravenclaw verloren wir. Deshalb lagen wir auch auf Platz zwei der Häuserrangliste. Nachdem Slytherin Ravenclaw vernichtend geschlagen hatte und wir gegen Hufflepuff in einem harten Spiel gewonnen hatten, stand das Finale fest. Gryffindor gegen Slytherin. Es würde im April stattfinden, aber vorher standen unsere UTZs an. Wir büffelten den ganzen Tag, bis spät in die Nacht hinein. Mir schwirrte der Kopf vor Zauberformeln, Zahlen, Zutaten für Zaubertränke und magischen Tieren und Pflanzen. Immer wieder schlief ein Schüler völlig übermüdet im Unterricht ein. Die Lehrer gaben uns kaum etwas auf, damit wir uns vollkommen aufs Lernen konzentrieren konnten. Wenn ich eine Auszeit brauchte, schwang ich mich auf meinen geliebten Besen und drehte eine Runde. Meistens waren es nur zehn bis zwanzig Minuten, aber es half mir den Kopf freizubekommen. James trainierte uns noch härter, er wollte den Pokal um jeden Preis gewinnen. Ich war mir sicher, er würde über Leichen gehen, um sein Ziel zu erreichen. Umso verbissener übte unsere Mannschaft. Wir waren schnell zusammengewachsen, so neu die Mannschaft auch war. James und ich hatten uns schon Gedanken gemacht, wer sein Nachfolger werden würde und hatten uns darauf geeinigt, nach dem Finalspiel den, in unseren Augen, besten Spieler zum neuen Kapitän zu erklären. Jetzt aber saßen wir in der großen Halle und schrieben unsere Prüfungen in Astronomie und Zauberkunst. Die praktischen Überprüfungen würden heute Abend, beziehungsweise morgen stattfinden. Zaubertränke am Donnerstag war dann die letzte Prüfung, den Rest hatten wir bereits hinter uns. Ich streckte mich auf meinem Stuhl, als der Prüfer die Zettel einsammelte. Der Donnerstag ging rasch vorbei und ich war noch nie so erleichtert gewesen, den Unterrichtsraum endlich verlassen zu dürfen. James und Lily gingen vor uns, Sirius, Peter und ich folgten den Beiden. Jemand überholte uns mit gesenktem Kopf. Auch wenn er versuchte nicht erkannt zu werden, bemerkte ich Remus sofort. Mir kamen fast die Tränen, als ich ihn sah. Er war dünn geworden, nicht mehr schlaksig, sondern schrecklich dünn. Er war blass und seine Augenringe waren tief. Während die anderen weitergingen, blieb ich stehen und beobachtete ihn. Er eilte weiter den Gang hinauf, weg von den Schülern. Ich folgte ihm. Nachdem wir um zwei Ecken gebogen waren, bemerkte er mich. „Was ist?", fragte er unwirsch, doch ich bemerkte, wie seine Stimme zitterte. „Du siehst schrecklich aus", platzte es aus mir heraus. Er schnaubte. „Noch was?" „Ich mache mir Sorgen um dich." „Mir geht es gut", kam es patzig zurück. „Sicher?" „Ja! Geh jetzt bitte." „Warum? Wir haben uns so lange angeschwiegen, Remus. Wieso können wir nicht wenigstens Freunde bleiben?" „Das geht nicht." Er wandte sich ab und bog um eine weitere Ecke. Ich blieb stehen und lauschte seinen Schritten, bis das Geräusch plötzlich erstarb, der Stille folgte ein seltsames Geräusch. „Remus?" Ich folgte ihm jetzt doch. Er saß auf dem Boden, seinen Kopf gegen die Wand gelehnt. Er atmete schwer und seine Augen waren halb geschlossen. Ich kniete mich vor ihnen. „Dir geht es gut, nicht wahr?", fragte ich sarkastisch. „Geh einfach wieder, Elysia." Seine Hände zitterten, als er sich an der Wand abstützen wollte, um wieder aufzustehen. Seine Beine gaben wieder nach. „Lass mich dir helfen", sagte ich leise und half ihm auf. Er stand unsicher. „Wann hast du das letzte Mal richtig gegessen?", fragte ich, „Ich habe dich so gut wie nie in der großen Halle gesehen." „Ist schon etwas länger her. Habe mich hauptsächlich von Äpfeln und Brot ernährt. Ich wollte nicht, dass du mich siehst und dir es deswegen schlecht geht." „Wie kommst du denn darauf?" „Du musst mich hassen." „Nein, Remus, ich hasse dich nicht." „Nein?" „Nein!" „Ich werde es nie verstehen. Was findest du bloß an mir? Warum bleibst du bei mir, wenn sich alle anderen abgewandt haben?" „Das erkläre ich dir wann anders. Jetzt bringe ich dich erstmal in den Krankenflügel. Madame Pomfrey soll dich wieder aufpäppeln." Ich schleppte ihn, seine Schulsachen und mich zum Krankenflügel und gab Remus in Madame Pomfreys Obhut. Sie verfrachtete Remus in ein Bett und ich setzte mich zu ihm. „Siehst du? Mit Hilfe geht alles einfacher." Ich lächelte ihm zu und er erwiderte es schief. „Ruhe dich aus", meinte ich sanft und küsste ihn zärtlich auf die Stirn. „Ely...", flüsterte er. Ich lächelte ihm noch einmal zu und verließ dann leise den Krankenflügel.

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