Regulus Black 6

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Dieses Schuljahr war sehr ruhig, abgesehen von Professor Slughorns kleinen Partys. An Weihnachten war es wieder soweit. Bisher waren Regulus und ich immer alleine hingegangen, doch es sollte diesmal einen kleinen Ball geben und wir brauchten Tanzpartner. Ich war also nicht sonderlich überrascht, als er mich fragte, ob wir nicht zusammen gehen wollten. Natürlich willigte ich ein und so trafen wir uns am Abend der Party im Gemeinschaftsraum. Ich hatte mich für ein schlichtes rotes Kleid entschieden, welches allerdings einen wunderschönen Schnitt hatte, welchen meine Figur hervorragend betonte. Da das Kleid trägerfrei war, nahm ich noch eine Jacke mit und beeilte mich dann in den Gemeinschaftsraum zu kommen. Regulus wartete bereits auf mich. Ein breites Lächeln huschte über sein Gesicht, als ich auf ihn zukam. Ich musste ebenfalls lächeln. Er trug einen schlichten grauen Anzug, der perfekt mit seinen Augen harmonierte. In seiner Hand hielt er eine einzelne rote Rose. Mit einer leichten Verbeugung überreichte er sie mir. „Du siehst wundervoll, Anabel." „Danke." Galant hielt er mir seinen Arm hin. Ich hakte mich unter und wir machten uns auf den Weg zu Slughorns Party. Etliche Schüler kamen uns entgegen, die uns mal mehr, mal weniger unverhohlen musterten. Professor Slughorn begrüßte uns herzlich am Eingang. Mit einer überschwänglichen Handbewegung deutete er auf den Raum, in dem er sich bereits an die sechzig Schüler befanden. „Anabel, Liebes. Sie sehen fantastisch aus. Wirklich fantastisch. Schade, dass ich schon so alt bin, sonst würde ich mit Regulus glatt um sie prügeln", lachte er. Höflich erwiderte ich sein Lachen. „Feiern sie schön und frohe Weihnachten", rief er uns nach, als wir uns unter die Gäste mischten. Hier und da grüßten uns Schüler, einige tanzten bereits. Regulus und ich steuerten zuerst da Buffet an, danach setzten wir uns in eine ruhige Ecke abseits des Geschehens. Im einvernehmlichen Schweigen aßen wir und beobachteten die restlichen Gäste. „Willst du tanzen?", fragte mich Regulus, nachdem wir aufgegessen hatten. „Nicht unbedingt." „Komm schon." Er hielt mir seine Hand hin. Seufzend ergriff ich sie und ließ mich von ihm auf die Tanzfläche führen. Es lief ein ruhiges Lied. Regulus und ich waren beide hervorragende Tänzer und es machte mir Spaß mit ihm zu tanzen. Bei einem besonders langsamen Lied zog er mich eng an sich. Wir sahen uns still in an. Ich verlor mich in seinen grauen Augen. Seine Hand lag angenehm auf meiner Taille, die andere hielt meine Hand fest. Ich hatte meinen Kopf leicht gegen seine Schulter gelegt und sah lächelnd zu ihm hinauf. „Anabel", flüstere er, „Ich muss dir was sagen." Ich richtete mich auf und blickte ihn fragend an. „Hey Regulus!" Eins der Mädchen aus meinem Schlafsaal winkte ihm zu. „Oh, ähm... Hallo", gab er zurück. Ich zog meine Stirn ärgerlich zusammen. „Willst du nicht mal mit mir tanzen?", fragte sie. „Tut mir leid, aber ich habe bereits eine Tanzpartnerin." „Du tanzt doch schon ewig mit Anabel." Sie zog einen Schmollmund. „Und ich werde auch noch weiter mit ihr tanzen." Ich lächelte das Mädchen kalt an. Im nächsten Moment ergriff jemand meine Hände und zog mich an sich. „Wir tauschen mal", rief Evan Rosier laut. „Was soll das", zischte ich. Über Evans Schulter konnte ich Regulus beobachten, der von dem Mädchen nach draußen geschleift wurde. „Ich wollte nur mit dir tanzen, Anabel." Ich sah ihn scharf an. „Was ist los, Evan? Seit wann nennst du mich Anabel?" „Ist mir so rausgerutscht. Hör mal, ich will bloß nicht, dass du Regulus das Herz brichst, deshalb habe ich dich abgelenkt, sodass die andere ihre Chance nutzen konnte." „Wieso sollte ich ihm das Herz brechen?", fragte ich verwundert. Evan lachte laut. „Sag mir nicht, dass du es nicht bemerkt hast." „Bemerkt?" „Anabel, vielleicht bist du in der Schule gut, aber im Leben gibt es noch mehr." „Was willst du mir sagen, Evan?", schimpfte ich genervt. Er grinste mich an. „Du hast es wirklich nicht bemerkt." „Was denn?" „Regulus ist total verschossen in dich." „Bitte was!" „Schrei doch nicht so rum." Er beugte sich vor und sprach leise weiter. „Er ist verliebt in dich und du scheinst es nicht zu bemerken, deshalb soll er sich mal ablenken." In meinem Kopf machte es deutlich Klick. „Darum hat sie ihn mit nach draußen gezogen." Ich machte mich von Evan los und eilte Richtung Tür. „Wo willst du hin?" „Zu Regulus!" Ich hörte Evan lachen, während ich durch die Tür lief. Sobald ich den Raum verlassen hatte, wurden meine Schritte schneller. Ich hörte Stimmen vom Ende des Ganges. „Wohin gehst du, Regulus?" „Zurück." Ich rannte um die nächste Ecke und stieß mit einer vertrauten Gestalt zusammen. „Regulus!" „Anabel!" In der nächsten Sekunde hatte ich schon meine Lippen auf seine gelegt und ihn zärtlich geküsst. Er zuckte leicht erschrocken zusammen, dann schlang er seine Arme um mich und erwiderten den Kuss so leidenschaftlich, wie ich es mir gar nicht vorstellen konnte. Ich drückte mich an ihn und wollte ihn nie wieder loslassen. Doch leider ließ uns ein erstauntes Lachen wieder auseinander fahren. Es war Evan, der uns grinsend ansah. „Na endlich", lachte. „Ist zwar schade, dass du jetzt nicht zu haben bist, Selwyn, aber es war echt nicht zum Aushalten mit euch beiden." „Verschwinde einfach, Rosier", gab ich lachend zurück. Mit einem Zwinkern verabschiedete er sich. Regulus und ich sahen uns an. Ein Lächeln huschte über mein Gesicht. „Komm mit. Wir setzten uns draußen auf eine Bank", flüsterte er.

„Ich habe mich schon im ersten Schuljahr in dich verliebt", gestand er mir, als wir uns gesetzt hatten. „Warum hast du mir denn nie etwas gesagt?" „Ich hatte Angst vor deiner Reaktion, aber dann letztes Jahr sah ich meine Chance und habe sie zum Glück genutzt. Die Probleme mit meinem Zaubertrank damals waren nur vorgetäuscht." „Du bist echt ein Idiot, Regulus." Irritiert blickte er zu mir. „Warum?" „Weil du mich ewig in Unwissenheit gelassen hast." Er lächelte und fuhr mir zärtlich durch die Haare. „Weißt du, dass du aussiehst wie ein Engel? Für mich bist du ein Engel. Ein Engel ohne Flügel, damit du nicht mehr von mir davon fliegen kannst", sagte er leise. „Das würde ich auch gar nicht wollen", erwiderte ich. Er lächelte breit. Seine Augen strahlten und er sah einfach nur glücklich aus. Wieso hatte ich nicht schon vorher gemerkt, dass ich ihn liebte? Er beugte sie vor, um mich wieder zu küssen und mein Magen schlug Saltos. Meine Lippen prickelten unter dem Druck seiner. Ich schloss meine Augen und kuschelte mich an ihn. Ich war mir sicher, niemand war so perfekt, wie Regulus Black.


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