Weiterleben 3

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Die nächsten Wochen schlichen wir uns nachts in leere Klassenzimmer und übten. Unauffällig hatten James und ich, McGonagall über Animagi und die Verwandlung ausgefragt. Sie war ja schließlich einer. Zusätzlich hatte ich alle Bücher aus der Bibliothek gelesen, die über Animagi handelten. James war auch in der Verbotenen Abteilung. Nach zwei Montane hatten wir einige Vorschritte gemacht. Zu mindestens James und Sirius. James wuchs ein Geweih und Sirius Hundeohren. Leider verschwanden sie nach einigen Sekunden wieder. Es war kurz vor den Sommerferien, und wir übten wieder heimlich. Ich las gerade einen Buch nach. Sirius stand vor mir und konzentrierte sich. Ich hob meinen Blick von dem Buch und sah ihm in seine grauen Augen. Plötzlich stand mir ein großer, zottliger Hund gegenüber. „Sirius! Du hast es geschafft!" James drehte sich zu uns. „Wow. Und kannst du wieder zu Mensch werden?" Sekunden später stand wieder Sirius vor uns. Er grinste. „Wiederhole das nochmal." Er wechselte fließend von Mensch zu Hund und zurück. „Sehr gut." „Verdammt, jetzt bist du uns allen einen Schritt voraus." „Was genau hast du gemacht?" Er wurde etwas rot. „Ähmm, mich konzentrierte und ganz fest daran gedacht meine Gestalt zu wechseln." „Mhh. Es klingt wirklich einfach. Ich schlage vor, dass wir in den Ferien weiterüben." Die Jungen nickten und wir machten uns leise auf den Rückweg zu Gemeinschaftsraum. „Apropos Ferien. Hast du was dagegen, wenn ich bei dir vorbei komme? Du weißt ja, meine Eltern." „Ja, klar. Meine Eltern sind auch nicht da. 6 Wochen bei Verwandtenbesuch. Zum Glück musste ich nicht mit." Gut, dann komme wahrscheinlich Montag zu dir." „Nimmst du den fahrenden Ritter?" „Ja." „Wunderbar, dann freue ich mich auf dich. Gute Nacht." „Nacht, Ceyda." Leise verschwand ich im Schlafsaal, ich wollte die anderen Mädchen nicht aufwecken.

Am Bahnhof verabschiedete ich mich von Remus, James, Sirius und Peter. Da meine Eltern bereits gefahren waren, nahm ich mir ein Taxi und fuhr nach Hause. Wir wohnten in einer ruhigen Vorgegend von London, direkt neben einem Park. Ich freute mich, dass Sirius zu mir kam, so musste ich nicht ganz alleine bleiben. Nicht, dass ich nicht auf mich aufpassen konnte, aber ich fühlte mich mit ihm an der Seite viel wohler. Müde ließ ich mich aufs Sofa fallen und schaltete den Fernseher an. Mum und Dad hatten sich letztes Jahr einen gekauft und ich liebte dieses Gerät. Ich zappte mich durch die Programme und blieb bei einer Sendung über Meditation hängen. Eine Frau berichtete über diese Art zu entspannen und den Kopf freizubekommen. Ich überlegte. Wenn Sirius Recht hatte und man sich entspannen musste, um sich zu verwandeln, sollte ich es mal ausprobieren. Ich schaltete den Fernseher aus, setzte Sola, die es sich auf meinem Bauch gemütlich gemacht hatte, auf den Boden und stand auf. Draußen war es bereits dunkel und ich zündete einige Kerzen an. Ich setzte mich im Schneidersitz hin, schloss die Augen und atmetet gleichmäßig ein und aus. Sola miaute verwirrt. „Sei leise", schimpfte ich und sie zog sich beleidigt zurück. Ich versuchte meinen Kopf frei zu bekommen und an nichts zu denken. Es war schwerer, als ich vermutet hatte. Doch dann spürte ich ein leichtes Ziehen in meiner Magengegend. Meine Knochen schienen sich zu verformen und plötzlich stand ich auf allen vieren. Ich sah auf meine Hände, aber dort waren schwarze Pfoten. Vorsichtig machte ich einen Schritt nach dem anderen. Sola folgte mir neugierig. Endlich erreichte den Spiegel im Bad. Ich blickte in meinen grünen, funkelnde Augen, doch ich war nicht mehr ich. Ich hatte schwarzes Fell, einen langen Schwanz und Ohren, die ich in alle Richtungen bewegen konnte. Ich fauchte und entblößte spitze, lange Zähne. Außerdem hatte ich scharfe Krallen. Sola saß neben mir und war mein absolutes Gegenteil. Klein, helles Fell. Und ich stand neben ihr, als ein großer, schwarzer Panther. Ich versuchte mich zurück zu verwandeln und es gelang mir auf Anhieb. Dann probierte ich nochmal mich in den Panther zu verwandeln. Auch das gelang mir. Jubelnd drehte ich mich im Kreis, packte Sola und wirbelte sie durch die Luft. Sie fauchte wütend. Ich konnte mich verwandeln und zwar in ein so großes Tier, sodass ich Remus auf jeden Fall beistehen konnte. Diese Nacht schlief ich gut. Es war Wochenende und ich beschloss nach London zu gehen. Man lief fast eine halbe Stunde in die Innenstadt, trotzdem entschied ich mich, zu laufen. In der Stadt angekommen, setzte ich mich in ein Café. Später spazierte ich durch London. Ich musste noch Lebensmittel einkaufen. Die Straßen waren verstopft und überall waren Menschen. Es war schön zu sehen, dass sich hier nichts veränderte. Spät abends kam ich nach Hause, fütterte Sola und legte mich mit einem Buch ins Bett. Um Mitternacht schlief ich ein. Sonntags richtete ich Sirius das Gästezimmer her, und verbrachte den Tag im Garten. Montags läutete gegen Mittag die Klingel. Ich hatte gerade Wasser für Nudeln aufgesetzt und lief jetzt rasch zur Tür. Dort stand Sirius, mit einem großen Koffer in der Hand. Seine Haare waren noch verwuschelter, als sonst und er wirkte etwas blass. „Hallo", ich nahm ihn freudig in die Arme. „Du siehst etwas mitgenommen aus." „Fahr du mal mit dem fahrenden Ritter." Gemeinsam schleppten wir seinen Koffer nach oben. „Willst du auch was essen?" „Ja, bitte." Ich deckte für zwei Personen und setzte sich zu mir. Während dem Essen erzählte ich ihm dann freudestrahlend, dass ich es geschafft hatte, mich zu verwandeln. Er lächelte schief. Auch sonst war er den ganzen Tag sehr schweigsam. Abends saßen wir auf dem Sofa, er hatte einen Arm um mich gelegt, mit der Anderen streichelte er Sola. „Sirius, was ist los?", platze ich schließlich heraus. „Was soll denn sein?" „Naja, du bist so still und lachst viel weniger, als sonst. So kenne ich meinen besten Freund nicht." „Besten Freund?" „Ja! Haben dich deine verzaubert, oder was ist los?" „Nein, es ist nur, ich dachte, ich habe angenommen, dass dein bester Freund Remus, oder James wäre." „Nein, dass bist du. Das weißt du doch." „Ist ja auch egal. Tut mir leid, mir geht es nicht so gut. Habe wenig geschlafen." „Du Armer. Vielleicht sollten wir schlafen gehen." „Ja, wäre besser." Ich stand auf und er folgte mir. Ich wünschte ihm eine gute Nacht, aber er schien nichts mitzubekommen. Kopfschüttelnd betrat ich mein Zimmer und legte mich hin. Verstehe einer Sirius Black.

Die nächste Woche wurde sehr warm, sogar für England. Sirius und ich beschlossen zu einem nahelegenden See zu gehen. Seine Laune hatte sich wirklich verbessert, er lachte wieder viel. Ich packte Schwimmsachen ein, er hatte zum Glück auch welche dabei. Schwätzend liefen wir zum See. Es war niemand dort, was daran lag, dass in der Nähe wenige Kinder lebten, die hier schwimmen gingen. Sirius zog sich sein T-Shirt über den Kopf. Er stand mit dem Rücken zu ihm und musterte kurz seine kräftigen Schultern. Er versteckte das wirklich gut. Ich schlüpfte aus meinem Sommerkleid, meine Badesachen hatte ich schon drunter. Sirius drehte sich zu mir um. Sein Blick wanderte kurz über mich, er hob eine Augenbraue. Ich sah auf seinen Bauch und mir stockte kurz der Atem. Überall waren Schnittwunden und alles war blau und grün. „Sirius Black, du sagst mir auf der Stelle, warum du so zugerichtet bist!" Ich funkelte ihn wütend an. Er setzte ein schiefes Grinsen auf. „Da war meine Mutter. Sie hat herausgefunden, dass ich mich in eine muggelstämmige Hexe verliebt habe. Sie war ja sowie schon nicht gut auf mich zu sprechen, aber danach ist sie völlig ausgeflippt. Mein Bruder hatte sie glücklicherweise von Schlimmeren abgehalten." „Ohh Sirius, dass tut mir so leid. Deine Mutter ist so eine böse Hexe." Ich nahm ihn in den Arm. Seine Hände strichen beruhigend über meinen Rücken. „Ich lebe ja noch." „Wir müssen damit zum Arzt gehen." „Ceyda! Es ist nicht so schlimm, wie es aussieht." „Nichts da. Morgen früh gehen wir zu einem Doktor." Er seufzte. „Aber nur, weil du es bist." Ich lächelte. Er grinste mich an. „Wer zuerst im Wasser ist." Er rannte sofort los und ich hatte keine Chance ihn einzuholen. „Das war fies", schimpfte ich. Ich spritzte ihn nass. „Wer ist eigentlich die Hexe? Du musst sie mir vorstellen." „Du kennst sie schon recht gut." „Sirius, wer ist es?" „Sei nicht immer so neugierig." Er hob mich hoch und warf mich ins Wasser. Prustend tauchte ich wieder auf und wollte ihn ebenfalls untertauchen. Ich hatte aber keine Chance. Lachend schubste ich ihn zur Seite, als er mich schon wieder untertauchen wollte. „Pause", keuchte ich. „Jetzt schon?" „Du hast ja nicht den halben See getrunken." Er lachte. „Dann machen wir halt eine Pause." Wir legten uns auf die Decke, die ich mitgenommen hatte und aßen etwas. Sirius schloss zufrieden die Augen. Leise griff nach der Wasserflasche, drehte sie auf und goss sie ihm über den Kopf. Er prustete und riss erschrocken die Augen auf. „Ceyda!" Ich lachte. „Na, warte." Doch ich war schon aufgesprungen und losgelaufen. Sirius rappelte sich auf und nahm die Verfolgung auf. Natürlich war er deutlich schneller, als ich. Er holte mich ein. Aus Übermut blieb ich stehen und er lief in mich hinein. Im Fallen riss er mich mit und wir landeten aufeinander. Er lächelte nicht mehr und war wieder todernst. Langsam stand er auf und reichte mir eine Hand. Ich zog mich hoch und stand dicht vor ihm. Sein Atem ging immer noch schnell und er sah mir direkt in die Augen. Er kam näher, bis unsere Nasen sich berührten. „Ceyda, ich..." Ich legte ihm einen Finger auf die Lippen. „Sag einfach nichts." Vorsichtig legte ich meine Lippen auf seine und küsste ihn kurz. Bevor er den Kuss erwidern konnte, hatte ich mich schon wieder gelöst und umgedreht. Warum hatte ich das gemacht? Sirius schien genauso verwirrt, und wir verloren kein Wort mehr darüber. Trotzdem war die gute Stimmung verloren.

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