Regulus Black 11

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Es wurde eine lange Feier. Die letzten Gäste verabschiedeten sich erst um drei Uhr morgens. Wie erschlagen fiel ich neben Regulus auf das Bett. „Ich heirate nie wieder!" „Das will doch hoffen", lachte er. Ich schlüpfte aus den unbequemen Schuhen und warf sie in die Ecke. „Würdest du bitte das Kleid öffnen? Alleine komme ich nicht raus." Ich setzte mich auf und löste den Verschluss. Das Kleid rutschte über meine Schulter, Richtung Boden. Sanft strich Regulus über meinen nackten Rücken und bedeckte ihn mit tausenden Küssen. „Weißt du wie glücklich du mich machst?", fragte er. „Nein." „Ich könnte sterben vor Glück." „Beweise es mir." Er ließ sich nicht zweimal bitten. Das Kleid rutschte endgültig zu Boden, gefolgt von seinem Anzug. Eine Gänsehaut rann über meinen Körper, als ich sein Gewicht auf mir spürte und er mich leidenschaftlich küsste.

Ich hatte mir das Eheleben wirklich anstrengender vorgestellt, aber eigentlich war alles, wie früher, abgesehen von dem Ring an meinem Finger und der Tatsache, dass Regulus und ich fortan ein Bett teilten. Er war trotzdem immer seltener zu Hause, und wenn er kam, war er bleich, zitterte und sagte kein Wort. Ich hatte es zwei Monate still beobachtete, doch als Walburga und Orion eines Abends nicht da waren, stellte ich ihn zur Rede. Leise und blass, erzählte er mir: „Ich habe einen schrecklichen Fehler gemacht, Anabel. Die Todesser... sie sind skrupellose, fanatische Mörder und ich bin ihnen beigetreten. Wir... Sie foltern Muggel und töten sie. Vor Zauberern machen sie auch nicht Halt! Vor einiger Zeit, da musste ich... Ich konnte es nicht, aber ich musste! Ich kann es nicht mehr!" „Regulus", ich nahm seine Hände in meine, „atme tief ein und aus und erzähl mir dann, was passiert ist." Zitternd und den Tränen nahe, wisperte er. „Ich habe ein Mädchen getötet. Ein kleines Muggelmädchen. Sie haben sie gefoltert und dann sollte ich sie töten." „Regulus..." „Sie war noch nicht mal 12 Jahre alt!", schrie er. „Ich kann ihre Schreie immer noch hören. Ich kann ihr schreckensvolles Gesicht sehen, wenn ich die Augen schließe." Einige Tränen liefen über seine Wangen. Zärtlich strich ich sie weg. „Und jetzt will er Kreacher haben!" „Regulus, bitte bleibe ruhig. Wir werden eine Lösung finden." „Sie werden dich töten, falls ich austrete! Mutter und Vater werden schrecklich enttäuscht sein und wir könnten uns nirgends verstecken!" Er vergrub sein Gesicht in den Händen und schluchzte leise. „Kreacher! Kreacher, bitte komme her! Wo bist du?" Mit einem Ploppen erschien der alte Hauself. „Ja, Mrs. Black?" „Ich brauche einen starken Beruhigungstee und deine Hilfe, Kreacher." „Sofort, Ma'am." Kurz darauf stellte der Hauself eine dampfende Tasse Tee vor mir ab. Regulus hatte sich nicht bewegt, sondern nur leise geschluchzt. Sanft strich ihm über die Haare. Aus tränennassen Augen sah er mich verzweifelt an. Ich reichte ihm den Tee. Während er zögerlich trank, berichtete ich Kreacher davon, dass der Dunkle Lord nach ihm verlangt hatte. „Kreacher wird das tun, was ihm befohlen wird." „Es ist wichtig, dass du genau das tust, was ich dir jetzt sage. Egal, was der Dunkle Lord dir befiehlt, du wirst zu Regulus und mir zurückkehren und zwar sofort, nachdem du seine Befehle ausgeführt hast. Merke dir alles, was gesagt und getan wurde und berichte es Regulus und mir anschließend. Es ist wichtig für uns, dass du niemandem etwas erzählst, noch nicht einmal Walburga oder Orion. Hast du das verstanden?" „Natürlich. Kreacher wird alles für Sir Regulus und Madam Anabel tun." „Danke, Kreacher." Ein freudiges Lächeln huschte über sein Gesicht. Ich wandte mich wieder an meinen Mann. Er hatte den Tee fast ausgetrunken und atmete wieder ruhiger. „Wenn wir wissen, was Voldemort plant, können wir einen Gegenschlag vorbereiten. Alles wird wieder gut werde, Regulus." Er nickte. „Wie lange sind Walburga und Orion verreist?", fragte ich. „Die Herrschaften planten Verwandtenbesuch, bis einschließlich Juni dieses Jahr." „Danke Kreacher."

Regulus und ich taten alles, was in unserer Macht stand, um Lord Voldemort aufzuhalten. Doch es gab nicht viel, was wir tun konnten. Wir mussten warten, bis er Kreacher ausleihen wird und der Hauself zurückkehren würde. „Weißt du Regulus, auf eine gewisse Art und Weise stehst du jetzt gegen deine Familie." „Ich weiß." „So muss sich Sirius oft gefühlt haben, was meinst du?" „Wahrscheinlich." „Vielleicht wäre es an der Zeit sich bei ihm zu entschuldigen und alte Wunden zu verschließen." „Wie meinst du das?" „Er ist dein Bruder, Regulus, und das wird er dein Leben lang bleiben." „Er hat unser Haus und unser Blut verraten!" „Nun ja, das machen wir auch irgendwie." „Du hast Recht, aber..." „Aber?" „Ich kann nicht einfach zu Sirius gehen, klopfen und mit ihm reden." „Warum?" „Du verstehst du das nicht. Es ist schwer zu erklären..." Ich seufzte. „Ich bin sicher, er vermisst seinen kleinen Bruder." „Ach was, er hat ja Ersatz." „Du meinst James Potter, Remus Lupin und Peter Pettigrew?" Regulus nickte. „Es steht einfach zu viel Hass und Streit zwischen uns. Man kann das nicht so einfach begraben." „Ich verstehe." „Tust du?" „Ich denke schon." Ich lächelte ihm zu. In letzter Zeit sah er so alt aus. Bleich und abgemagert, mit tiefen Augenringen und verstrubbelten Haaren. „Morgen holt er ihn, oder?" „Ja." Regulus' Blick wanderte zum dem Fenster. „Es wird alles gut werden. Ich bin mir sicher." Meine zuversichtlichen Worte schienen ihn nicht aufzumuntern.

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