Forever

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„Entschuldigen sie, Miss Morgan. Haben sie einen Moment Zeit für mich?" Ich drehte mich zu dem Mann um, der gesprochen hatte. „Natürlich, Mister Shacklebolt. Was gibt es denn?" „Es wäre besser es nicht mitten im Flur zu besprechen. Kommen sie bitte mit mir." Etwas verwirrt folgte ich ihm durch die vollen Flure des Zaubereiministeriums. „Eigentlich wartet meine Chefin schon auf mich. Wir haben viel zu tun", merkte ich an. „Ich bin sicher, Madam Bones wird fünf Minuten auf sie warten können." „Ich bin in meiner ganzen Karriere noch nie zu spät gekommen." „Es gibt immer ein erstes Mal." Ich seufzte leise. „Was wollen sie denn eigentlich, Mr. Shacklebolt?", fragte ich, als wir stehen blieben. „Ich muss mit ihnen sprechen, weil sie eine der wenigen im Ministerium sind, denen man vertrauen kann." „Ähm... Danke." „Lord Voldemort ist zurückgekehrt und..." „Sagen sie doch seinen Namen nicht!" Rasch sah ich mich um, dass niemand in der Nähe war, doch der Flur war menschenleer. Shacklebolt lächelte. „Ich habe keine Angst vor seinem Namen. Was ich aber sagen will, es wurde ein Orden gegründet, um Sie-wissen-schon-wer zu stürzen, doch die Zahl unserer Verbündeten ist gering. Vor allem im Ministerium, deshalb bin ich auf sie zugekommen. Ich hoffe, dass sie uns tatkräftig unterstützen würden." „Wie bitte? Ich soll was?" „Als Sekretärin von Amelia Bones haben sie viele Kontakte und bekommen viel mit, dass könnte uns helfen, falls Todesser im Ministerium inkognito arbeiten." „Tut mir leid, Mr. Shacklebolt, aber ich kann keine Regierungsgeheimnisse an einen Orden geben, der selbst nicht ganz legal ist." „Hören sie Ms. Morgan, wollen sie, dass die Zauberwelt erneut in eine Dunkelheit gestürzt wird und Schrecken und Gewalt an der Tagesordnung sind?" „Nein, natürlich nicht, aber..." „Deshalb brauchen wir jede Hilfe, die wir bekommen können. Von Dumbledore weiß ich, dass sie eine sehr kluge Schülerin waren, die..." „Momentan mal! Dumbledore? Was hat er mit ihrem seltsamen Orden zu tun?" „Er ist so etwas, wie unser Anführer." „Wenn sogar Dumbledore ihre Vereinigung gut heißt..." Ich überlegte. „Mr. Shacklebolt, ich habe einen guten Job und ein recht hohes Ansehen im Ministerium. Wenn ich mich ihnen anschließe, werde ich das alles aufs Spiel setzen." „Richtig." Er nickte. „Andererseits war Dumbledore immer eins meiner Vorbilder, schon zu Schulzeiten." Er sah mich abwartend an. „Wann sagten sie, war das nächste Treffen ihres Ordens?" Er lächelte mich breit an. „In zwei Tagen, wenn es ihnen nichts ausmacht, hole ich sie bei ihnen zu Hause ab. Wir haben etliche Vorsichtsmaßnahmen getroffen." „Verstehe. Nun sie scheinen ja zu wissen, wo ich wohne, bis in zwei Tagen also." Er reichte mir die Hand. „Wenn sie jetzt bei uns tätig sein wollen, nennen sie mich doch Kingsley." Ich schüttelte seine Hand. „Acacia Morgan." Leise lachte Kingsley. „Das weiß ich schon, Dumbledore hat dich in höchsten Tönen gelobt." Ich errötete leicht. „Wir sehen uns." Kingsley nickte mir zu und eilte den Flur entlang. Rasch griff ich nach meiner Tasche, die ich während unserer Unterhaltung auf den Boden gestellt hatte und beeilte mich in mein Büro zu kommen. Madam Bones würde mich sicher schon erwarten.

Zwei Tage später wartete ich nervös auf Kingsley Shacklebolt. Was ist, wenn ich auf etwas hereingefallen war? Das könnte mir den Job kosten. In diesem Moment klingelte es an der Tür. Rasch öffnete ich. Anstatt Shacklebolt stand mir ein Mann mittleren Alters. Er hat blonde, leicht angegraute Haare und grüne Augen. Er war relativ blass, hatte tiefe Augenringe und einige Kratzer im Gesicht. Trotz seines kränklichen Aussehens war sein Handdruck fest. „Guten Tag, ich bin Remus Lupin. Sie müssen Miss Morgan sein, nehme ich an?" „Richtig. Sollen sie mich zu ihrem Hauptquartier eskortieren?" Mein Gegenüber schmunzelte. „Das stimmt. Kingsley ist leider verhindert und bat mich sie hier abzuholen." „Verstehe. Nun ja, dann werde ich ihnen folgen." Ich schloss die Haustür und drehte den Schlüssel zweimal um. „Es ist nicht weit von hier", erklärte mir Remus Lupin. Schweigend liefen wir nebeneinander durch Londons Straßen. „Weshalb wollen sie eigentlich mich für ihren 'Orden' rekrutieren?", fragte ich irgendwann leise. „Dumbledore hat sie als eine sehr talentierte, kluge und engagierte Frau beschrieben. Genau solche Leute können wir immer gebrauchen." „Von Dumbledore wissen sie also von mir." „Er scheint sie noch aus ihrer Schulzeit in Erinnerung zu haben. Anscheinend haben sie Hogwarts mit Bestnoten abgeschlossen." Ich wurde etwas rot. „Ja, das stimmt." „Ich nehme an, sie waren in Ravenclaw", schloss er. Ich nickte. „Und sie?", fragte ich dann. „Zu meiner Schulzeit war ich im Haus Gryffindor." „Ich hatte mir immer gewünscht in dieses Haus zu kommen. Meine Mutter war eine stolze Löwin. Sie war sehr mutig, aber dann wurde nach Ravenclaw geordnet." „Ihre Mutter war?", fragte er. „Ja", meinte ich kurz angebunden. „Sie war zu tapfer und im ersten Zaubererkrieg ist sie getötet worden." „Tut mir leid. Ich wollte nicht unhöflich sein", kam es rasch von Mr. Lupin. Ihm stand sein Unbehagen ins Gesicht geschrieben. Ich zuckte mit den Schultern und schwieg. „Oh, hier sind wir ja schon", meinte er nach fünf Minuten. „Hier?" Ich sah mich um. Es standen etliche Muggelhäuser herum, aber nichts sah aus, wie ein Geheimversteck. „So offensichtlich ist es dann doch nicht", schmunzelte er. Er reichte mir einen Zettel. Ich las ihn halblaut vor. „Das Hauptquartier des Phönixordens befindet sich im Grimmauldplatz Nummer 12." Kaum hatte ich die letzte Silbe ausgesprochen, schob sich vor mir ein Haus langsam zwischen die übrigen. Die Muggel schienen davon gar nichts mitzubekommen. „Das sind die stärksten Schutzzauber, die ich jemals gesehen habe", murmelte ich fasziniert. „Sie sind auch von Dumbledore geschaffen", erklärte Remus Lupin lächelnd. „Nach ihnen." Er hielt mir die schwere Eingangstür auf. Ich bedankte mich mit einem kleinen Lächeln und betrat das große Haus. Es war dunkel. „Einfach weiter gehen", murmelte er hinter. „Aber vorsichtig", fügte er hinzu. Tastend wagte ich mich vor. Mit meinem Fuß stieß ich gegen einen Gegenstand, der mit einem Scheppern umfiel. Sofort begann ein lautes Gebrülle. Ich hielt mir die Ohren zu, bis die Geräusche wieder verstummten. „Kannst du nicht besser aufpassen", fragte mich eine genervte Stimme. Ich blickte kurz zu dem Mann, der aus einem der anliegenden Räume gekommen sein musste. Mir verschlug es die Sprache. „Sie sind... Also... Sie sehen aus wie Sirius Black, der Mörder, der aus Askaban geflohen ist", stotterte ich erschrocken. „Das liegt wohl daran, dass ich Sirius Black bin." „Aber dann dürfen sie doch nicht einfach so frei herumlaufen. Das Ministerium sollte augenblicklich verständigt werden!" „Das lässt du mal schon bleiben, Kleine." Sirius Black funkelte mich bedrohlich an und ich zog den Kopf ein. Remus Lupin. „Sirius, verschreck unseren Gast doch nicht so." Er wandte sich an mich. „Ich darf doch du sagen, oder?" Ich nickte. „Also Sirius ist weder ein Mörder, noch gehört er nach Askaban." „Aber wieso..." „Das soll er dir am besten selbst erklären, aber nicht jetzt. Zuerst stellen wir dich den Anderen vor. Keine Angst, sie sind alle nett." Er führte mich in eine große Küche, in denen sich bestimmt ein Dutzend Personen aufhielten. Bei unserem Eintreten drehten sie sich alle um. Manche musterten mich eindringlich. Ich entdeckte Kingsley auf einem Stuhl sitzen und mir fiel ein Stein vom Herzen. Endlich jemand, den ich kannte! Er stand auch sogleich auf und kam auf mich zu. „Ah Acacia. Schön, dass du endlich da bist. Es tut mir wirklich leid, dass ich nicht persönlich vorbeikommen konnte." Er legte mir einen Arm um die Schulter und lächelte breit in die Runde. „Also das hier ist Acacia Morgan. Dumbledore und ich haben ja schon etwas über sie erzählt. Es war super, wenn ihr euch alle mal vorstellen könntet." „Dann rufe ich am besten noch die Kinder", meinte eine rundliche Frau mit roten Haaren und einem freundlichen Gesicht. Sie verließ kurz die Küche. Keine Minute später hörte man Schritte. „Sie hätten die Kinder nicht meinetwegen holen müssen, Ma'am." Sie lachte. „Ach was, das gebietet die Höflichkeit und spar dir das Ma'am. Ich bin Molly Weasley." Sie schüttelte mir die Hand. In diesem Moment apparierten zwei Gestalten neben mir und zuckte erschrocken zusammen. „Fred! George! Wie oft habe ich euch schon gesagt, dass ihr die Treppe nehmen sollt?" Die beiden Jungen lachten nur. Da ging auch schon die Küchentür auf und einige Kinder betraten den Raum. Naja, Kinder war vielleicht übertrieben. Es waren Jugendliche. Nachdem sich alle gesetzt hatten und wieder Ruhe eingekehrt war, bat Kingsley erneut zu einer Vorstellungsrunde. Molly begann sogleich, in dem sie sich jeweils hinter den Betreffenden stellte und den Namen nannte. „Das hier ist mein Mann Arthur, das ist Ron, hier sitzt Ginny. Fred und George..." „George und Fred", riefen die Zwillinge. „George und Fred", korrigierte sich Molly. „Mir machen nur Spaß. Fred und George ist richtig." Sie verdrehte die Augen und übersprang die Beiden kurzerhand. „Meine anderen beide Söhne Charlie und Bill sind auch im Orden, arbeiten momentan aber. Achja, das hier ist Hermine Granger und dort sitzt Harry Potter. Beide sind sehr gute Freunde von Ron." Freundlich hatten alle Hallo gesagt. „Ich bin Tonks", stellte sich dann eine Frau mit knallrosa Haaren vor. „Nur Tonks?", fragte ich. Sie nickte und grinste mir zu. „Alastor Moody", knurrte der Mann neben ihr. Ich kannte ihn flüchtig aus dem Ministerium, aber schließlich war Alastor „Mad-Eye" Moody auch eine Legende. „Sirius und mich kennst du ja schon", schloss Remus Lupin die Runde. Ich nickte. „Gut, meinen Namen scheinen sie alle schon zu kennen", meinte ich dann. „Kingsley hat mich gebeten ihrem Orden beizutreten und hier bin ich. Auch wenn ich mir nicht sicher bin, weshalb ich genau gebraucht werde." „Erstmal: Wir sind hier alle per Du, kein Grund für übertriebene Höflichkeiten. Der Grund für dein Hiersein kann dir Kingsley am besten erklären", kam es von Moody. „Aber erst nach dem Abendessen!" Energisch klatschte Molly in die Hände.

„Das Essen war köstlich", lobte ich die Köchin. „Vielen Dank, Liebes." Ich half Molly rasch die Teller zu spülen, bis Kingsley mich zu sich bat. Er erklärte mir ausführlich, für was der Orden meine Hilfe in erster Linie brauchte. „Du bist die Sekretärin von Amelia Bones. Somit bist du eine der wichtigsten Kontaktpersonen für uns. Du bekommst alles mit, jede kleinste Straftat und ich wette du hast auch Einfluss auf Amelia Bones." „Naja, sie lässt mir freie Hand und vertraut mir viel an. Ich bin immer dort, wo sie auch ist. Sie hat noch nie eine Sitzung oder ein Verhör ohne mich gehalten." Kingsley nickte. „Siehst du? Du bist sehr wichtig für sie und damit auch für uns. Du hast bestimmt mitbekommen, dass Harry Potter angeklagt wurde, richtig." „Natürlich, Amelia hat sich fürchterlich darüber aufgeregt. Bisher ist sie sicher, dass Harry unschuldig ist. Schließlich hat er ja Dementoren verjagt und somit das Leben von seinem Cousin und ihm selbst gerettet." „Darauf hatten wir alle gehofft. Amelia ist sehr gerecht. Es wäre sehr wichtig für uns, wenn du uns auf dem Laufenden hältst. Wenn Amelia Bones auf Nicht-schuldig plädiert, werden sich ihr die meisten anschließen." Ich nickte. „Sie hat sehr viel Einfluss und ist beliebt." „Also bitte berichte uns jede Neuigkeit über Harrys Fall, die du erhältst." Ich seufzte. „Mir gefällt es immer noch nicht, dass ich meine Chefin hintergehen soll." „Es ist für das große Ganze. Wir arbeiten immerhin gegen Voldemort." Bei dem Klang des Namens zuckte ich kurz zusammen. „Also gut. Ich werde sie bedingungslos unterstützen, solange es für etwas Gutes ist." Kingsley lächelte. „Du wirst es nicht bereuen, Acacia." Ich hoffte es inständig.

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