Charlie Weasley 2

950 23 0
                                    

Er entdeckte seinen Bruder, während er sich mit einer jungen Frau unterhielt. Unsicher trat er an die Beiden heran. Als Bill ihn bemerkte, stellte er ihm die junge Frau vor. Überwältig reichte er ihr meine Hand. Sie war mit Abstand das hübscheste Mädchen, das er jemals gesehen hatte. Als Bill ihren Namen nannte, brannte er sich sofort in sein Gehirn. Rachel Hamilton. Der Name passt zu ihr. Sie lächelte ihm zu und sein Herz machte einen Salto. Er konnte nicht anders als zurückzulächeln. Rachel hatte wunderschöne smaragdgrüne Augen, die freudig blitzten. Ihre schwarzen Locken trug sie nur knapp bis unter die Ohren. Sie war groß und sportlich gebaut. Ihre Haut war braun gebrannt, als ob sie oft draußen arbeiten würde. Ihre Lippen waren leicht geschwungen. Kurz gesagt, sie sah einfach perfekt aus. Er beugte sich vor und fragte sie, ob sie tanzen wolle.

Charlie hatte sich vorgebeugt und fragte mich leise: „Willst du tanzen?" Erfreut nickte ich. Er führte mich auf die Tanzfläche. Sanft legte er eine Hand auf meine Hüfte, die andere hielt mein Hand fest. Meine freie Hand platzierte ich auf seiner Schulter. Langsam drehten wir uns im Kreis und konnten den Blick nicht voneinander abwenden. „Woher kennst du Bill?", fragte er nach einer gefühlten Ewigkeit. „Aus Hogwarts. Er ist sowas wie mein bester Freund." „Seltsam, dass wir uns nicht vorher schon begegnet sind." „Ja, es ist schade." Ich lächelte ihm zu. „Was machst du beruflich, Rachel?" „Ich werde eine Ausbildung im Ministerium beginnen." Er nickte und drehte mich einmal um die eigene Achse. Dann zog er mich noch näher an sich. Ich lächelte, als er sagte: „Du siehst übrigens toll aus." Schlagartig wurde ich rot und sah zu Boden. „Danke", murmelte ich zu besagtem Boden. Charlie lachte leise. Rasch wechselte ich das Thema: „Was machst du denn so?" „Ich bin..." Ein leuchtender Patronus unterbrach ihn. „Das Ministerium ist gefallen. Sie kommen!" Im selben Augenblick brach ein Tumult los. Leute schrien panisch, Zauber rauschten nur knapp an meinem Kopf vorbei. Todesser, die urplötzlich erschienen waren, kämpften gegen die Gäste der Hochzeit. Auch ich hatte meinen Zauberstab gezogen und schockte einige der Todesser. „Rachel, hierher!!" Charlie winkte mir zu. Eilig lief ich zu ihm. Kaum ergriff ich seinen Arm, disapparierten wir auch schon. „Was soll das? Wir müssen ihnen helfen!" „Mum und Dad haben abgesprochen alle Gäste hierher zu bringen, falls so etwas passiert. Es ist durch Zauber geschützt." Mit einem Knall erschienen die Zwillinge mit ein paar Gästen. Nach und nach füllte sich der Raum mit verängstigten Menschen. Einige trugen leichte Blessuren vom Kampf, aber im Allgemeinen war keiner verletzt. Zuletzt apparierten Bill und Fleur mit Molly und Arthur. Fleur war völlig außer sich. Sie hielt ein kleines Mädchen umklammert, welches am Kopf blutete und ohnmächtig war. Die Kleine war kreidebleich. Zitternd legte Fleur sie auf dem Boden ab. Einige Tränen rollten über ihre Wangen und tropften zu Boden. „Was ist passiert?", fragte ich Bill. Charlie, der mir gefolgt war, besah sich sorgenvoll das kleine Mädchen. „Fleurs Schwester hat irgendeinen Fluch abgekommen und verliert zu viel Blut." Jetzt erst sah ich, dass auch das Kleid der Kleinen mit Blut getränkt war. Ich ließ mich neben sie sinken, zog meinen Zauberstab und wollte einen Zauber sagen, als mich jemand am Arm festhielt. „Was machst du da?", fragte Fleur entsetzt. „Ihr helfen", kam es knapp von mir zurück. „Lass sie nur", sagte Bill. „Sie kennt sich mit Heilkunde aus." In ruhigen Kreisen bewegte ich meinen Zauberstab über Fleurs Schwester und murmelte dreimal die Formel Vulnera Sanentur. Es kehrte wieder Farbe in ihr Gesicht zurück und die Wunden schlossen sie. „Wenn wir Diptam auftragen, werden keine Narben zurückbleiben", erklärte ich. Die Kleine schlug ihre Augen auf und keuchte. Fleur fiel ihr um den Hals. „Gabrielle! Ich bin so froh, dass es dir gut geht!" Erleichtert schlossen auch Fleurs Eltern ihre Tochter in die Arme. Fleur sah zu mir. „Vielen Dank", sagte sie und lächelte ehrlich. „Ich mochte dich eigentlich nicht, weil du so gut mit Bill auskamst, aber du bist wirklich toll." Ich wurde rot. Ehe ich mich versah hatte mich Fleur umarmt und reichte mich dann an ihre Eltern weiter, die hastig auf Französisch auf mich einredeten. Ich kratzte meine letzten Französischkenntnisse zusammen, um ihnen zu erklären, dass es doch selbstverständlich war, dass ich ihrer Tochter geholfen habe. Die übrigen Gäste hatten sich mittlerweile zerstreut, nur noch die Weasleys, Delacours und ich waren dageblieben. „Ich würde mich dann auch verabschieden", wandte ich mich an Mrs. Weasley. „Deine Sachen sind doch noch im Fuchsbau", stellte sie fest. „Ich hole sie rasch und appariere dann weiter." „Nein, nein! Du wirst die Nacht bei uns verbringen. Und morgen früh kannst du dann frisch ausgeruht ins Ministerium." „Mrs. Weasley, machen sie sich keine Umstände wegen mir." Sie schüttelte energisch den Kopf. „Wir können dich aber nicht alleine in den Fuchsbau lassen. Es könnten dort noch Todesser sein." Sie sah zu ihren Söhnen. „Ich mache das schon, Mum", rief Charlie, bevor Mrs. Weasley irgendetwas sagen konnte. „Komm aber sofort wieder zurück!" „Ja, Mum." Ich sah zu Bill. Er grinste mir zu. „Ich würde sagen, dass ist ein weiterer Abschied. Viel Spaß bei deiner Ausbildung, Rachel." „Danke Bill. Pass gut auf deine Familie auf." Er zog mich an sich und umarmte mich lange. „Wenn dieser Krieg vorbei ist, treffen wir uns bei Hagrid, trinken Tee und plaudern über die gute alte Zeit." „Und essen seine ungenießbaren Kekse", lachte ich. Bill stimmte mit ein. „Stimmt." Ich verabschiedete mich von den restlichen Anwesenden. Charlie reichte mir seinen Arm. Einen Augenblick später standen wir auch schon im Fuchsbau. Sofort zogen wir unsere Zauberstäbe und horchten, doch das Haus blieb still. Bei meinen Sachen angekommen, sammelte ich rasch alles zusammen. Charlie sah mir dabei zu. Schließlich wollte ich mich auch bei ihm verabschieden, doch mir fehlten die Worte. Er wusste auch nicht, was er sagen sollte. „Auf Wiedersehen, Charlie", murmelte ich nach einer Weile. „Auf Wiedersehen, Rachel." Er lächelte mir zu und wurde warm. Ich sah ihn an, bis sein Gesicht vor meinen Augen verschwamm und alles sich einen Mix aus Farben verwandelte.

Harry Potter - Lange KurzgeschichtenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt