Wiedersehen Teil 9

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Am nächsten Morgen wachte ich spät auf. In Haus war es sehr still. Ich zog mir etwas über und ging in die Küche. Niemand da. „Sirius? Remus? Mrs. Weasley?" Vielleicht waren sie schon gegangen, aber Sirius sollte doch hier bleiben. Typisch. Kopfschüttelnd durchsuchte ich die Schränke nach etwas zu essen. Ich fand Brot und Butter. Na, immerhin etwas. Gerade hatte ich mich gesetzt und in eine Scheibe Brot gebissen, als jemand den Raum betrat. Es war ein alter Hauself, der mich aus zusammengekniffen Augen ansah. „Verräter und Schlammblüter besudeln dieses Haus. Meine arme Herrin. Und Kreacher muss dienen", murmelte er. Er ignorierte mich völlig und schlurfte wieder aus der Küche. Ich zuckte mit den Schultern und aß weiter. Später erkundete ich das Haus. Es war in einem sehr schlechten Zustand und einige Gegenstände sollte man nicht anfassen. Sie waren eindeutig verflucht. An einer Tür blieb ich stehe. Sirius stand an dieser. Vorsichtig öffnete ich sie und zuckte zusammen. Ein Hippogreif sah mich aus aufmerksamen Augen. Was sollte man nochmal tun, wenn man einem Hippogreif gegenüber stand? Ich grübelte. Höflich sein. Ich hatte mich wirklich besser im Unterricht beteiligen sollen. Auf gut Glück verneigte ich mich. Zu meinem Erstaunen knickte er die Beine und neigte den Kopf. Vorsichtig strich ich ihm über den Schnabel. Er krächzte. Ich fuhr ihm durch das seidige Fell und er stupste mich gegen die Schulter. „Du bist ein wirklich hübsches Tier." Der Hippogreif krächzte zufrieden. Nachdem ich noch etwas gestreichelt hatte, sah ich mich in diesem Raum um. Ein Mobile hing an der Decke, das Bett war nicht gemacht und das Bücheregal war eingestaubt. Interessiert griff ich eins der Bücher und schlug es auf. Es war ein Buch über die Familie Black, die dieses Haus schon lange bewohnte. Ihre ganze Geschichte war niedergeschrieben worden. Alle in Slytherin, fast alle Todesser. Ich blätterte weiter nach hinten. Das letzte Kapitel handelte von Walburga und Orion Black. Sie hatten zwei Söhne: Regulus und Sirius. Von seiner Familie hatte Sirius mir nie viel erzählt. Ich wusste bloß, dass seine Eltern und sein Bruder tot waren. Außerdem hatte er erzählt, warum er von zuhause abgehauen war. „Liest sich langweilig, oder?" Ich zuckte zusammen. Sirius stand im Türrahmen. „Wo warst du denn?" „Am King's Cross." „Aber du solltest doch hier bleiben." „Wann habe ich mich das letzte Mal an eine Regel gehalten?" „Ich weiß nicht. In der Schule nicht. Danach auch nicht. Und du bist aus Askaban ausgebrochen, was natürlich auch gegen die Regeln ist." „Schon gut, schon gut. Ich bin ein schlimmer Junge." „So schlimm auch wieder nicht", flüsterte ich. Sirius grinste. „Komm, wir gehen nach unten. Ins Wohnzimmer. Wir haben viel zu besprechen."

„Sirius, ich will eine Sache wissen. Wie bist du aus Askaban gekommen? An den Dementoren vorbei?" Er stand auf. „Erschrick nicht." In einer Sekunde stand ein großer, schwarzer, zotteliger Hund vor mir. In der nächsten Sekunde stand wieder ein Mann dort. „Seit wann?" „Fünftes Schuljahr. James und Peter auch." „Und Remus?" „Ähmm... Er hat es dir nie gesagt?" „Was denn?" „Na, dass er ein Werwolf ist." „WAS?" „Wusstest du es nicht?" „Nein." „Ohh." „Das erklärt aber einiges. Zum Beispiel warum ihr immer so müde wart, oder die ganzen Kratzer. Und deine Verletzung damals auch." „Aber die hatte auch was Gutes." Er grinste schelmisch. Sein Blick blieb an meinen Lippen hängen. Mir wurde heiß, als er vorsichtig die Hand hob und mir über die Wange strich. Ich biss mir auf die Lippen. „Wolltest du nicht noch was wissen?", fragte ich leise. Er blinzelte und sah mir wieder in die Augen. „Erzähl' mir einfach was du gemacht hast, nachdem ich nicht mehr da war." Ich berichtete ihm alles, was geschehen war und er hörte still zu. „Du hast dich über 14 Jahre vor deinem Leben versteckt?" „Kann man so sagen." „Es tut mir so leid", rief er plötzlich. „Hätte ich damals auf dich gehört, wäre ich nicht in Askaban gelandet. Ich hätte Harry aufwachsen sehen können, und du wärst nicht alleine gewesen. Es tut mir so unendlich leid." Er saß da und starrte auf den Boden. Er machte sich wirklich Vorwürfe, für die Geschehnisse. Sanft legte ich meine Arme um ihn. „Sirius, du kannst nichts dafür. Der Schuldige ist Peter. Er hat James und Lily verraten, die Muggel getötet und seinen Tod vorgetäuscht. Es war seine Schuld, nicht deine." Er schlang seine Arme um mich. „Ich war in Askaban. Bin alt geworden. Ein gesuchter Mörder. Und du hast dich nicht verändert, bist noch du. Du hast keinen Grund, bei mir zu bleiben." „Ich habe jeden Grund bei dir zu bleiben. Ich liebe dich immer noch, Sirius." Sanft legte ich meine Lippen auf seine. Eine Sekunde war er wie erstarrt, doch dann erwiderte er den Kuss so leidenschaftlich, dass mir schwindelig wurde. Er drückte mich auf die Polster des Sofas. „Ich liebe dich auch, Ria", nuschelte er gegen meinen Hals. Ich hatte die Augen geschlossen und genoss seine Liebkosungen. Ich hatte ihn so vermisst.

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