Charlie Weasley 6

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Es war ein Schock für uns alle, als Harry Potter starb. Noch größer war der Schock allerdings, als er wieder quicklebendig aufstand und Lord Voldemort mutig die Stirn bot. Die meisten Zauberer und Hexen strömten in die große Halle. Gerade betrat ich sie ebenfalls, als jemand schrie: „Rachel!" Ich drehte mich um. „Mum!" Sie drückte mich fest an sich. Ihre Haare waren wirr und sie hatte einige Kratzer. „Geht es dir gut?", fragte sie besorgt. „Den Umständen entsprechend." Wir durchquerten die Halle und steuerten auf die Weasleys zu. Und mit einem Mal war alles vorbei. Draußen gab es laute Geräusche, dann öffnete sich die Tür und Harry Potter trat ein. Er sah sehr fertig, aber glücklich aus. Seine Freunde umarmten ihn. Dann entdeckte ich eine große Gestalt, die ich schon zu lange nicht mehr gesehen hatte. Diese Gestalt wurde gerade von Harry Potter fest umarmt. Ich sprang auf, ignorierte die wiedereingetreten Schmerzen in meinen Beinen und rannte auf meinen besten Freund zu. „Hagrid! Merlin sei Dank! Du lebst!" Hagrid drehte sich um und in diesem Moment hatte ich ihn schon erreicht und war in seine Arme gesprungen. „Rachel! Ich kann es nicht glauben! Rachel!" Er erdrückte mich fast. Tränen der Freude rannen über meine Wangen. „Hagrid, ich habe dich so vermisst!", schluchzte ich leise. „Ich dich auch, Rachel. Ich dich auch." Ein Winseln ließ mich aufhorchen. Fang saß zu Hagrids Füßen und sah mich mit großen Hundeaugen an. Ich umarmte ihn ebenfalls. Er leckte mir erfreut über das ganze Gesicht. Ich strahlte Hagrid an, der sich nun ebenfalls die Tränen aus den Augen wischte. „Hast du Bill gesehen?", fragte er mich. „Bestimmt bei seiner Familie", antwortete ich. Er lächelte mir breit zu. Wir brauchten keine Worte, um zu wissen, wie glücklich wir gerade waren. Gemächlich und mit Fang an meiner Seite, liefen wir zu den Weasleys, bei denen auch meine Mum stand. Bill umarmte gerade Fleur, die völlig aufgelöst war. Zwischen all den Rotschöpfen erspähte ich ein vertrautes Gesicht. Charlies Blick suchte meinen über die Köpfe der Menschen hinweg. Ich ging auf ihn zu. Ich versicherte mich, dass er nicht verletzt war. Mir fiel ein Stein vom Herzen. Ihm schien es ähnlich zu gehen. Wir sahen uns still an. Ein kleines Lächeln erschien auf seinem Gesicht und ehe ich mich versah hatte er mich an sich gezogen und mich an sich gedrückt. „Ich bin so froh, dass es dir gut geht", nuschelte er in mein Haar. „Ich bin auch froh, dass es dir gut geht", gab ich leise zurück. Ich wollte ihn nicht mehr loslassen, aber leider zog mich jemand zu sich. „Tut mir leid, Charlie, aber ich muss Rachel auch mal umarmen. Schließlich hast du meinen Bruder gerettet." Bills Arme schlangen sich um mich. „Ihr gefallt mir zusammen", wisperte er mein Ohr. Ich wurde rot. Bill lachte leise. Als er mich wieder losließ, warf ich ihm einen schiefen Blick zu. Er grinste. Auch auf meinen Lippen erschien ein Lächeln. Ich versuchte dagegen anzukämpfen, aber ich brach in Lachen aus. Bill stimmte mit ein. Die Übrigen sahen uns erstaunt an, bis auch sie begannen zu lachen. Es tat so gut, nach all diesen schrecklichen Zeiten voll mit Angst und Trauer, frei zu lachen.

Ich hatte Dad noch nie so erleichtert erlebt, wie als wir die Tür öffneten und leicht verletzt, aber froh nach Hause kamen. Er hat uns fünf Minuten nicht mehr losgelassen. Ich verbrachte die nächsten Tage im Bett, da die Schmerzen in meinen Beinen wieder stärker wurden. Als endlich wieder alles in geregelten Bahnen verlief, flatterte ein Brief ins Haus.

Sehr geehrte Ms. Hamilton,

es freut mich sehr, ihnen erneut nahe zulegen, in unserem Drachenreservat zu arbeiten. Ihre Arbeit mit den Tieren hat mich sehr beeindruckt. Wir würden ihnen für die erste Zeit einen Mitarbeiter an die Seite geben, aber ich bin mir sicher, dass sie hervorragende Arbeit in unserem Reservat leisten könnten.

Über eine rasche Antwort sehr erfreut,

Jason Smith

Meine Koffer waren noch nie so schnell gepackt. Ich konnte in Rumänien arbeiten! Bei Charlie! Mum und Dad freuten sich sehr über meine Anstellung. Einige Tage später stand ich erneut vor dem großen Tor, dass zum Gehege zu den Antipodischen Opalaugen führte. Charlie war an meiner Seite. Mr. Smith hatte mir ein Zelt neben ihm zugewiesen und Charlie half mir noch so gut es ging bei allem. Wir harmonierten perfekt zusammen und Mr. Smith hatte bereits zugesagt, dass ich auch weiterhin mit Charlie arbeiten sollte. Jetzt öffnete ich leise das große Tor und machte mich auf zu der Lichtung der Drachen. In letzter Zeit benahmen sich die beiden Drachen sehr seltsam und ich sollte herausfinden, woran es lag. Ruhig nährte ich mich Nacre. Liara konnte ich nirgends erkennen. Er beobachtete mich genau. Vorsichtig sah ich mich um. Wo konnte sie denn nur stecken? Nach einer kurzen Suche, fand ich eindeutige Spuren die mich tiefer in den Wald führten. Ich lauschte, ob ich Liara hörte. Nach zehn Minuten Fußmarsch, fand ich die Drachendame. Sie lag zurückgezogen unter einigen Bäumen. Als sie mich erkannte, schnaubte sie warnend. „Schon gut, Mädchen", sagte ich leise. „Lass mich nur schauen, ob es dir gut geht." Liara hob wütend ihren Kopf. Langsam ging ich um sie herum. Sie ließ mich nicht einmal aus den Augen. „So ist das also", murmelte ich nachdenklich. Sie knurrte drohend. „Ist gut, Große. Ich gehe ja schon." Ich beeilte mich, dass Gehege zu verlassen und Mr. Smith zu finden.

„Eier? Bist du dir sicher, Rachel?" „Ja, Mr. Smith. Hundertprozentig." „Das ist unglaublich! Bisher haben sich Drachen noch nie im Reservat fortgepflanzt! Es werden die ersten Drachen sein, die unter Menschen aufgewachsen sind! Das gibt uns die Möglichkeit, die Jungtiere genau zu studieren. Rachel, du wirst auf die Eier und die Babys Acht geben. Die Eltern sind schließlich an dich gewöhnt. Ich gebe dir Charlie zur Unterstützung. Ich muss sofort dem Ministerium Bescheid geben! Drachenbabys in unserem Reservat, dass gab es noch nie!" Mr. Smith sprang auf und verließ sein kleines Büro. Ich tat es ihm gleich. Draußen traf ich auf Charlie. Mein Magen schlug Saltos und ich lächelte ihm breit zu. Mein Lächeln erfror sofort wieder, als ich sein ernstes Gesicht sah. „Was ist passiert?", fragte ich ihn. „Ist es wahr, was Mr. Smith gesagt hat? Brütet Liara wirklich?" „Ja, ist das nicht fantastisch?" „Rachel..." Er packte mich am Arm und zog mich energisch zu seinem Zelt. „Charlie, was ist los?" „Die Reservat, es war dafür gedacht, die Drachen und Menschen voneinander fernzuhalten. Drachen sind wilde Geschöpfe. Sie lieben die Freiheit. Kannst du dir ein solches majestätisches Tier vorstellen?" Ich nickte. „Und jetzt überlege doch mal! Ein Drache, der nie die Freiheit erlebt hat. Was ist das dann für ein Drache? Sie sind nicht dafür gemacht, in Gefangenschaft aufzuwachsen. Wir haben bisher nur ausgewachsene Tiere in unsere Reservate aufgenommen. Diese kleinen Drachen. Sie müssen in ihren natürlichen Lebensraum gebracht werden, um friedlich aufzuwachsen." Er sah mir fest in die Augen. „Kannst du das verstehen, Rachel?" Zögerlich nickte ich. „Gut." Er wandte sich um. „Aber Charlie, was willst denn machen? Die Eier sind nun mal hier." „Ich werde mit Mr. Smith reden." Charlie verließ das Zelt. „Er wird es nicht verstehen!" Ich eilte ihm hinterher. „Ich hoffe doch, denn sonst habe ich mein Vertrauen in den falschen Mann gesetzt." Ich beeilte mich, mit Charlie Schritt zu halten. „Jemand, der Tiere nicht respektiert, die unter seinem Schutz stehen, kann kein Reservat leiten."

Harry Potter - Lange KurzgeschichtenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt