Sirius Black 11

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„Bist du sicher?" Tonks sah mich fragend an. Ich saß in ihrem Wohnzimmer auf dem Sofa und umklammerte ein Kissen. Sie blickte mich mitleidend, aber auch erfreut an. „Der Arzt hat es bestätigt." Ich warf einen Blick aus dem Fenster. Es war schon Ende Mai, die Sonne schien, die Vögel zwitscherten fröhlich und die Blumen blühten. „Wie soll ich es ihm bloß sagen?" „Einfach so." „Er wird es nicht wollen." „Das vielleicht nicht, aber er dich schon nicht umbringen." „Danke, Tonks", gab ich ironisch zurück. „He, ist schon gut. Du sagst es ihm einfach und wenn er es nicht akzeptiert, hat er dich nicht verdient, in Ordnung?" „Aber ich liebe ihn!" „Er dich auch." Ich stand auf. „Ich gehe jetzt gleich zu ihm." „Falls er wirklich wütend ist, du kannst immer zu mir kommen." „Danke." Ich umarmte meine beste Freundin fest. „Viel Glück!", rief sie mir noch zu. Ich landete vor dem Grimmauldplatz und betrat unsicher das alte Haus. „Sirius? Wo bist du?" „Hier oben!" Ich eilte die Stufen nach oben und öffnete die Tür, hinter der ich seine Stimme gehört hatte. Er strahlte mich an, aber als er mein Gesicht sah, wurde er sofort ernst. „Ist was passiert?" „Ja." „Ist jemand gestorben?" „Nein." „Sondern?" „Sirius, ich.... Ich bin schwanger." „Was?" Ich schwieg und sah zu Boden. „Von wem?" „Von dir natürlich!", gab ich leicht aufgebracht zurück. „Aber..." „Ich bin schwanger von dir! Wir werden Eltern, verdammt nochmal!" „Ja, das habe ich verstanden!" „Willst du vielleicht irgendeine Reaktion zeigen?" „Ich kann kein Vater werden." „Was?" „Ich meine nicht körperlich. Ich bin ein gesuchter Häftling, ich kann doch kein Kind aufziehen." „Natürlich kannst du das." „Nein, kann ich nicht!" „Gut, wenn das dein letztes Wort ist." „Ja. Such dir jemanden der in deinem Alter ist. Nicht zehn Jahre älter. Und jemanden der kein Askabanhäftling ist." „Es ist mir egal, ob du zu alt bist, oder ob du gesucht wirst!" „Mir aber nicht! Kacie, ich sage es nur einmal: Geh! Ich will dieses Kind nicht!" Ich erwiderte nichts, weil ich sonst in Tränen ausgebrochen wäre. Stattdessen drehte ich mich um, verließ das Haus so schnell es ging und apparierte sofort zu Tonks. Ich brauchte ihr nichts zu sagen. Sie nahm mich nur in den Arm und hielt mich fest, bis ich mich wieder etwas beruhigt hatte. „Du bleibst erstmal bei mir", entschied sie und in diesem Moment war ich so froh sie zu haben.

„Kacie? Ich muss weg! Harry Potter und seine Freunde sind in Gefahr!" „Ich komme mit!" „Nein, du bist schwanger!" „Aber..." „Keine Widerrede. Ich bin bald wieder da!" Sie disapparierte. Wütend ließ ich mich auf das Sofa fallen und wartete. Irgendwann musste ich eingeschlafen sein, denn Tonks und Remus weckten mich. Sie hatten Kratzer und Dreck im Gesicht, schienen aber unverletzt. Dann bemerkte ich Tonks tränenüberströmtes Gesicht. Remus war noch blasser als sonst. „Was ist geschehen?", fragte ich panisch und stand auf. „Sirius...", setzte Tonks an, während weitere Tränen über ihre Wangen liefen. Remus' Hand, die er um ihre Schulter gelegt hatte, verkrampfte sich „Er ist tot", flüsterte Tonks. Meine Beine gaben nach und ich kippte nach vorne. Remus packte mich und setzte mich wieder auf dem Sofa ab. Ich zitterte unkontrolliert. Mein Puls raste. Irgendwo in meinem Kopf rief eine kleine Stimme: „Er ist nicht tot! Er kann nicht tot sein!" Ich schüttelte heftig meinen Kopf, eine Panikwelle überfiel mich. „Nein!" Ich starrte Remus an. „Nein! Er ist nicht tot!" Vorsichtig strich er über meinen Kopf. „Doch Kacie. Er kommt nicht wieder." Im Sitzen disapparierte ich zum Grimmauldplatz. „Sirius! Sirius? Bist du hier? Wo bist du?" Ich rannte durch das ganze Haus. Nirgendwo fand ich ihn. Er war nicht im Badezimmer, nicht in der Küche, oder im Wohnzimmer. Ich sah in das Zimmer seines Bruders, das hübsche Zimmer daneben und in den Raum mit den Fotos. Doch ich fand keine Spur von Sirius Black. Zuletzt riss ich die Tür zu seinem Zimmer auf. Sein vertrauter Geruch schlug mir entgegen. Mit zittrigen Beinen durchquerte ich den Raum. Er war nicht hier! Ich brach auf dem Bett zusammen. Er war nicht hier! Er war nicht mehr hier! Er würde nie wieder kommen! Er war tot!

Ich kehrte nicht zu Tonks zurück. Ich verbrachte diese letzte Nacht im Grimmauldplatz. Als am Morgen die schwere Eingangstür hinter mir ins Schloss fiel, wusste ich, dass sich eine Tür in meinem Leben geschlossen hatte. Ich wollte nur an einen einzigen Ort. Das kleine Haus mitten im Grünen. Ich wollte dort bleiben. Für immer! Mit zitternden Fingern öffnete ich die Tür und betrat das Haus. Es roch nach frischem Holz. Ich wanderte durch das komplette Gebäude. Es war wunderschön. Alles war klein und schlicht gehalten, aber wunderhübsch. Zuletzt betrat ich ein kleines Esszimmer. Auf dem Tisch stand ein Schachtel. Verwundert öffnete ich sie. Einige Briefe lagen darin. Vorsichtig faltete ich den ersten auf und legte ihn sofort wieder weg, als ich die Schrift erkannte. Sirius! Doch die Neugierde packte mich und so begann ich doch die Zeilen zu lesen:

Kacie,

ich weiß nicht, wann du das hier liest, aber ich hoffe doch bald. Ich möchte dich wissen lassen, dass dich immer noch liebe. Als du weg warst und nicht wiederkamst, erkannte ich, dass mir etwas fehlt. Du. Und dann wurde mir klar, dass ich das Kind nie nicht wollte. Ich hatte jeglich Angst vor der Verantwortung. Aber jetzt bin ich schlauer: Ich will mit dir leben. Ich will mit dir unser Kind aufziehen. Ich will es meinen Armen halten. Ich will dich wieder küssen und wissen, dass du mich liebst. Ich will deine Stimme wieder hören.

Kacie, wenn ich dir wirklich noch etwas bedeute, dann bitte ich dich: Komm wieder zu mir zurück. Ich flehe dich an!

In tiefster Liebe,

Dein Sirius

Die Tinte verwischte an den Stellen, an der meine Tränen das Papier trafen. Er musste doch denken, ich würde ihn nicht mehr lieben!

Harry Potter - Lange KurzgeschichtenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt