Forever 5

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„Bist du dir ganz sicher, Acacia?" Kingsley sah mich fragend an. Ich nickte. „Hundertprozentig. Zweifel sind ausgeschlossen." „Ich werde das sofort überprüfen, aber wir können ziemlich sicher sein, dass das Ministerium schon länger unterwandert ist." Nach dem Vorfall hatte ich Kingsley augenblicklich ein Memo geschickt und wir hatten uns unter einem Vorwand im Büro getroffen. „Sei bitte vorsichtig", bat ich ihn. „Ich weiß nicht, wie gefährlich dieser Mann ist." „Keine Angst, anscheinend wirkt dein Zauber immer noch, sonst hätte er sich anders verhalten." „Das denke ich auch." Er hob die Hand und verließ das Büro. „Nanu, war das nicht Mr. Shacklebolt?" Madam Bones war gerade eingetreten. „Sie treffen sich in letzter Zeit ja sehr häufig mit ihm, Ms. Morgan", stellte sie fest. „Tatsächlich? Wir verstehen uns ganz gut, das ist alles." „Verstehe. Naja, es ist auch ihre Sache." Sie lächelte. „Kommen sie? Wir haben noch eine Anhörung." „Natürlich, Madam Bones."

„Clint Gibbon, so heißt er." „Gibbon... Gibbon... Irgendwas sagt mir das", murmelte Moody, nachdem Kingsley verkündet hatte, was er herausgefunden hatte. „Lebt alleine in einer ruhigen Gegend von London. Reinblut, mittelmäßig vermögend." „Bestehen irgendwelche Verbindungen zu Lord Voldemort oder anderen Todessern?" Kingsley schüttelte den Kopf. „Er hält sich ziemlich verdeckt, hat kaum Bekannte oder Freunde im Ministerium." „Also absolut unauffällig", schloss Arthur. „Wir sollten ihn im Auge behalten, mehr können wir aber auch nicht machen." Während die Anderen sich noch beratschlagten, stand ich auf und lief durch das Haus. „Machst du dir Sorgen?" Remus hatte mich aufgeholt und ging neben mir. „Ja, schon", meinte ich. „Solche Sorgen sind zwar begründet, aber du solltest dich nicht verängstigen lassen. Die Zeiten werden noch dunkler werden." Ich seufzte. „Ja, ich weiß, trotzdem ist es schlimm, sich immer der Gefahr bewusst zu sein, in der man schwebt. Früher, vor dem Orden, da war es anders. Da brauchte ich keine Angst zu haben. Fudge hat immer gesagt, Voldemort sei nicht dort draußen und alle haben ihm geglaubt." „Ich verstehe dich, aber überlege doch mal was dieser Orden alles leistet." Mit einem kleinen Grinsen fügte er hinzu: „Außerdem würden wir uns gar nicht kennen, wenn du nicht dem Orden beigetreten wärst." Ich lachte leise. „Da hast du auch wieder Recht, Remus." Da tat er etwas Unerwartetes. Kurz umarmte er mich und murmelte: „Bitte habe keine Angst mehr." Ich atmete tief ein und roch seinen angenehmen Geruch." Ich reichte ihm nur knapp bis zur Brust und legte sein Kinn kurz auf meinem Kopf ab. Genauso schnell, wie der Moment kam, war er auch schon wieder vorbei. Wir beiden waren etwas rot geworden und mieden den Augenkontakt. „Ich gehe wieder nach unten", murmelte ich. Er nickte. Ich musste mich sehr zusammenreißen, die Treppe nicht herunterzuhüpfen. In meinem Bauch flatterten die berühmten Schmetterlinge und meine Wangen waren noch leicht gerötet. Ein breites Grinsen zierte mein Gesicht, was auch Sirius auffiel, der mich prüfend musterte.

So ging es noch einen ganzen Monat zwischen Remus und mir hin und her. Kurze, unauffällige Berührungen und Blickkontakt, bis einer errötet weg sah. Sirius musste sich immer sehr zusammenreißen, nicht zu lachen, doch niemand von uns Beiden wagte es den ersten Schritt zu machen. Es war früher Morgen und ich wachte auf, weil ich durstig war. Müde tapste ich durch Grimmauldplatz Richtung Küche, als ich zwei Stimmen hörte, die sich hinter Sirius' Zimmertür stritten. „Ich verstehe nicht, warum du dich so anstellst, Moony." „Du weißt es ganz genau!" Das war doch Remus. Was machte er so früh hier? „Ich will ja nur sagen, dass du es dir nicht gerade leicht machst. Es ist offensichtlich, dass ihr beide total verschossen ineinander seid, bloß keine von euch traut sich etwas zu sagen." „Ich will sie nicht in Gefahr bringen!" „Bei Merlin, Remus! Wie oft haben wir es dir schon gesagt! Ich weiß es noch genau. Jeden Vollmond dasselbe: ‚Ihr solltet nicht mitkommen. Ich bin gefährlich! ' Dann hat James gesagt: ‚Spinn doch nicht, Moony. Du bist nicht gefährlich, du hast bloß ein kleines, haariges Problem.' " „Halt James da raus!" „Nein! Er hätte genauso wie ich gewollt, dass du ihr alles gestehst." „Sie würde mich hassen", murmelte Remus jetzt leise. „Nein, würde sie nicht. Vielleicht wäre sie erschrocken oder etwas verängstigt, aber sie würde dich immer noch lieben." „Ich könnte sie töten, Sirius. Das will ich nicht! Ich bin ein Monster!" Sirius schien langsam die Beherrschung zu verlieren: „Jetzt hör mir mal gut zu! Du bist kein Monster, sondern ein ganz normaler Mann! Wie oft muss ich dir das noch sagen? Nur weil du dich einmal im Monat in einen Werwolf verwandelst, heißt das nicht, dass du wirklich einer bin!" „Was weißt du schon?" Wutentbrannt wurde die Tür vor mir geöffnet und Remus stürmte mir entgegen. Als er mich sah, wurde er kreidebleich. „A-Acacia, hast du etwa... Also, ob du...?" Meine Hände zitternden und ich konnte den Blick nicht von ihm abwenden. Der Mann, in den ich mich Hals über Kopf verliebt hatte, war ein Werwolf! Ich drehte mich um und eilte davon. Ich musste erstmal verarbeiten, was ich da gehört habe.

Schockiert sah er ihr hinterher. Er hatte das Entsetzen in ihren Augen genau gesehen. „Sie hasst mich", murmelte er und hätte sich am liebsten irgendwo verkrochen. „Siehst du, du hättest es ihr selber sagen sollen? Das wäre auf jeden Fall besser, als diese Situation." „Halt einfach deine Klappe, Sirius." „Na entschuldige mal. Ich schäme mich nicht für mich und meine Gefühle." „Das mache ich auch nicht!" „Doch, ich wäre sehr froh, wenn du jetzt nach Hause gehen würdest, bis du dich wieder beruhigt hast. So wütend und verwirrt bringt es dir gerade nichts." Er hatte seine Hände zu Fäusten geballt. „Vielleicht hast du Recht?", grummelte er, die Zähne fest zusammengebissen. „Wir sehen uns, Sirius." Er war so wütend auf alles, als er seine Haustür aufschloss. Wieso musste ihm immer so etwas passieren?

Er war ein Werwolf! Das erklärte alles. Sein müdes und heruntergekommenes Aussehen. Sein teilweise seltsames Verhalten. Ich seufzte. Warum musste ich mich ausgerechnet in einen Werwolf verlieben. Sowas passierte auch nur mir. Es klopfte. „Herein." Es war Sirius. Er trug noch seinen Schlafanzug und seine Haare waren verwuschelt. „Darf ich mich setzen?", fragte er. Ich nickte. „Du hast unseren kleinen Streit also mitbekommen." „Ja." „Es wäre besser gewesen, wenn Remus es dir persönlich gesagt hätte, aber so ist es nun halt. Ich will nur eine Sache wissen. Wie wichtig ist dir Remus?" Er blickte mir, ohne zu Zwinkern, in die Augen. Ich überlegte kurz. „Sehr wichtig. Ich fühle mich bei ihm so wohl, er versteht mich immer. Auch ohne Worte. Er passt auf mich auf und respektiert mich. Ich denke, ich habe mich ziemlich in ihn verliebt." Sirius nickte lächelnd. „Und er ist auch in dich verliebt, auch wenn er es immer versucht abzustreiten." „Ich weiß einfach nicht, wie ich mich ihm gegenüber verhalten soll", gestand ich. „So wie immer. Wenn du ihn wirklich liebst, ist alles egal. Und du liebst ihn doch, richtig?" Ich lächelte zaghaft und nickte. „Sehr gut!" Sirius sprang auf. „Ich bringe euch schon zusammen. Ich habe schon ganz andere verkuppelt." „Das klingt nach einer lustigen Geschichte. Lass mich raten. Es waren James und Lily, oder? Harrys Eltern?" Sirius grinste etwas wehmütig. „Richtig." Er lächelte mir zu und verließ das Zimmer dann wieder. Ich schüttelte den Kopf. Es war alles so kompliziert.

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