Regulus Black 9

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Sein Blick wanderte immer wieder zu seiner Freundin. Sie saß ziemlich hilflos zwischen Narcissa Malfoy und Miranda Rosier. Gerne hätte er ihr geholfen, aber Lucius Malfoy, Antonin Dolohow und Rodolphus Lestrange unterhielten sich gerade mit ihm über wichtige Angelegenheiten und es wäre unhöflich gewesen, sie stehenzulassen. Er wusste, dass Anabel ihre Situation meistern würde. „Nun, Regulus", wandte sich Antonin Dolohow an ihn, „ich finde es wirklich beachtlich, wie du, als so junger Zauberer, dem dunklen Lord so eifrig nacheiferst. Viele sollten sich an dir ein Beispiel nehmen." „Ich eifre dem dunklen Lord nicht mehr nach, als alle anderen. An so einer beachtlichen Person, wie er es ist, kann man sich nur orientieren, wenn man eine Karriere mit Machteinfluss anstrebt." „Da hast du wohl Recht", stimmte Rodolphus Lestrange zu. „Ich könnte mir gut vorstellen, wie ein talentierter Zauberer, wie du eines Tages eine wichtige Position im Ministerium besitzt", pflichtete auch Lucius Malfoy bei. „Ich kenne den Zaubereiminister zufällig sehr gut. Ich könnte euch bekannt machen." „Ich werde darauf zurückkommen", bedankte er sich.

Es war schon nach Mitternacht, bis wir aufbrachen. „Wollen wir ein Stück laufen?", fragte mich Regulus. Ich nickte. Die frische Luft tat mir gut. Ich griff nach Regulus' Hand und wir machten uns auf den Nachhauseweg. „Du hast dich gut mit Narcissa und Miranda verstanden", stellte er fest. Ich nickte. „Es hat etwas gedauert, aber eigentlich sind sie ganz nett." Er lachte leise. „Du hast dich ja kaum von den anderen losmachen können", meinte ich. „Ja, es waren geschäftliche Gespräche." „Typisch. Nicht mal auf einer Feier kannst du aufhören an deine Karriere und den dunklen Lord zu denken." „Erstens, war es eine Feier von Anhängern des dunklen Lords und zweitens habe ich nicht andauernd an die Karriere gedacht. Ehrlich gesagt, habe ich die meiste Zeit an eine ganz bestimmte Person gedacht." „Und wenn?", fragte ich mit einem frechen Grinsen. Er blieb stehen und zog mich in seine Arme. „Nur an dich, Anabel. Die ganze Zeit." Ich legte meine Hände an seine Wangen und küsste ihn sanft. „Du bist einfach so toll, Regulus. Ich könnte mir niemand anderen an meiner Seite vorstellen, als dich." „Ich könnte mir auch niemand anderen an deiner Seite vorstellen." „Jetzt hast du die ganze romantische Stimmung kaputt gemacht!", schimpfte ich spielerisch. Er lachte und ich stimmte mit ein. Nach einem zwanzigminütigem Fußmarsch, der immer wieder von zärtlichen und leidenschaftlichen Küssen unterbrochen wurde, kamen wir schließlich zu Hause an. Meine Hände waren schon ganz kalt, da es für Ende September schon sehr frisch war. Leise begaben wir uns nach oben und betraten sein Zimmer. Mit einem leidenschaftlichen Kuss wünschte er mir eine gute Nacht und ich verschwand durch die Verbindungstür in meinem kleinen eigenen Reich.

Ende Oktober hatte ich Geburtstag und Regulus hatte mir versprochen mich ganz groß auszuführen. Walburga war den ganzen Vortag aufgeregt hin und her gelaufen und hatte Aufgaben verteilt, damit alles perfekt sein würde. An besagten Tag saßen wir alle zusammen. Einige Freunde der Blacks, sowie meine Eltern waren vorbeigekommen, um mit mir zu feiern. Es war wirklich schön, aber ich hätte es lieber etwas ruhiger gehabt. Regulus kannte mich wohl zu gut, denn gemeinsam apparierten wir abends in ein kleines Restaurant, das abseits lag und kaum Besucher hatte. Kerzen schwebten über den Tischen und leise spielte eine Geige. „Gefällt es dir?", fragte er leise. Ich nickte und küsste ihn liebevoll auf die Wange. Das Essen war herrlich und wir lachten viel. Irgendwann wurde Regulus allerdings ernst. Seine Hand strich nervös über sein Jackett. „Ist alles in Ordnung?", fragte ich ihn leicht verwundert. Er nickte. „Weißt du Anabel, wie viel du mir eigentlich bedeutest? Du bist mir wichtiger, als alles andere auf der Welt. Seit der ersten Klasse habe ich immer wieder geträumt, dass dieser Moment heute eintritt und nun ist es soweit. Ich möchte dich etwas fragen, Anabel." Zögerlich ließ er seine Hand in sein Jackett gleiten und holte etwas hervor. Es war eine kleine quadratische Schachtel. Er nahm meine Hand und sah mir fest in die Augen. „Anabel Selwyn, willst du mich heiraten?" Er war in die Knie gegangen und hatte die Schachtel geöffnet. In ihr befand sich ein Silberring mit einem großen Saphir. Vor Schreck verschlug es mir die Sprache. Fassungslos nickte ich. Regulus wollte mich heiraten! Ein erleichtertes Lächeln huschte über sein Gesicht, gefolgt von einem glücklichen Lachen. Er drückte mich an sich. „Meine Mutter meinte, es sei doch etwas früh, aber das ist mir ganz egal. Ich liebe dich, Anabel!" „Ich liebe dich auch, Regulus!"

Die nächsten Tage konnte ich nicht mehr aufhören zu strahlen. Wie sich herausstellte wusste sowohl Orion, Walburga, als auch meine Eltern von Regulus' Antrag und sie alle freuten sich, dass ich angenommen hatte. Meine Mutter und Walburga stürzten sich sofort mit Freude auf die Planungen. Sie wollten eine große Feier mit vielen Gästen, Regulus und ich wollten es ruhig. Sie wollten ein pompöses Kleid, ich ein Schlichtes. Sie wollten auf einem großen Anwesen feiern, Regulus und ich zuhause. Es dauerte wirklich lange, bis alle Parteien zufrieden gestellt waren. Gemeinsam mit Walburga und meiner Mutter war ich zu einer Schneiderei gegangen. Nach stundenlangen Anprobieren, zurechtstecken, etlichen Beratungsgesprächen und bestimmt drei Dutzend Kleidern, waren wir alle zufrieden. Das Kleid war eng geschnitten und ging bis zum Boden. Am Rock war es gerafft, das letzte Stück war etwas weiter, damit ich Bewegungsfreiheit hatte. An der Taille war es mit einem hübschen Band verschönert. Ich trug einen langen Schleier und Walburga hatte den Familienschmuck mitgebracht, da dieser auf das Kleid passen musste. Als ich mich so angezogen meiner Mutter zeigte, hatte sie das erste Mal, seit ich denken konnte, Tränen in den Augen. Sie und Walburga waren sich einig, dass es kein hübscheres Mädchen auf dieser Welt gab. Ich winkte ab. „Sag mal Anabel, hast du dir Gedanken über einen Trauzeugen gemacht?", fragte mich meine Mutter, als wir die Schneiderei verlassen hatten. Ich schüttelte den Kopf. „Also Regulus hat den Mann seiner Cousine Bellatrix genommen, Rodolphus." Über den Trauzeugen hatte ich mir wirklich noch keine Gedanken gemacht. Ich hatte keine Geschwister, oder nahstehende Verwandte, die in Frage kämen. So etwas, wie eine beste Freundin hatte ich auch nicht. Ich überlegte. „Anabel?" Meine Mutter sah mich fragend an, da ich stehen geblieben war. „Geht schon einmal vor. Ich muss jemanden besuchen gehen." Ich disapparierte.

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