Weiterleben 4

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Gegen Ende der Sommerferien kamen die Bücherlisten und wir machten uns auf zur Winkelgasse. Wir mussten mit dem fahrenden Ritter fahren. Das war eine Erfahrung, auf die ich gerne verzichtet hätte. Mir war immer noch schwindlig, als wir Flourish & Blotts betraten und uns die Bücher kauften. „Lass uns noch ein Eis essen gehen", schlug Sirius vor. „Klar." Vor dem Eisgeschäft trafen wir auf James und Remus. Ich fiel den Beiden glücklich um den Hals. Auch Sirius begrüßte sie glücklich. Zu viert saßen wir schließlich, eisessend, auf einer Bank. „Ihr werdet es nicht glauben", begann James, „in den Ferien habe ich es wirklich geschafft, mich zu verwandeln. In einen Hirsch!" „Ich habe es auch geschafft. Ich wurde ein schwarzer Panther." „Toll, dann sind wir alle Animagi, bis auf Peter. Aber dem können wir zu dritt bestimmt helfen." „Denke ich auch." „Ach übrigens", James grinste. „Unser guter Moony ist Vertrauensschüler geworden." „Moony?" „Vertrauensschüler?", fragten Sirius und ich gleichzeitig. „Ja, das Abzeichen kam mit der Bücherliste." „Herzlichen Glückwunsch." „James, warum nennst du ihn Moony?" „Ich dachte, Spitznamen wären eine gute Idee, so können wir uns unterhalten und niemand weiß, wer gemeint ist." „Du hast Recht, eine gute Idee. Die Rumtreiber bekommen Spitznamen", ich kicherte. „Sirius wäre Tatze." „Und du Shadow, wie dein Fell." Er grinste. James schüttelte den Kopf. „Nach den nächsten Sommerferien müssen wir wohl mit froher Kunde rechnen." „Wie meinst du das?" „Ach nichts. Schon gut." Er sah zu Sirius und grinste anzüglich. Remus lächelte ebenfalls, aber wechselte zum Glück das Thema. „Und James, wie wäre es mit Krone? Du hast doch sein tolles Geweih." Ich musste kichern. „Einfallsreich sind wir wirklich nicht: Moony, Krone, Tatze und Shadow, die Rumtreiber von Hogwarts." Die Jungs lachten.

Am 1. September rief ich ein Taxi. Am Bahnhof trafen wir auf Peter, James und Remus. Zusammen suchten wir uns ein Abteil und erzählten Peter von der Idee der Spitznamen. Er fand es eine tolle Idee, wie hätte es auch anders sein können. Die Zugfahrt verlief sehr unterhaltsam. Einmal hatte Lily Evans in unser Abteil geschaut, sie war ebenfalls Vertrauensschülerin. James hatte sich nervös durch die Haare gewuschelt und sie angegrinst. Sirius und ich hatten uns Lachen nicht mehr halten können, als Lily James fragte, ob es ich gut ginge, oder warum er so eine dämliche Grimasse zog. James hatte verwirrt erwidert, dass es ihm gut ginge und Lily ist gegangen. Es endete damit, dass ich immer noch lachend auf Sirius' Schoß lag, während er verzweifelt versuchte, nicht zu grinsen. James sah uns wütend an. Leider brachte uns das nur noch mehr zum Lachen. James schmollte etwas und war die restliche Zugfahrt sehr wortkarg. Irgendwann hatten wir uns wieder beruhigt, aber ich blieb liegen. Sirius begann gedankenverloren mit meinen Haaren zuspielen. Jetzt war es an James zu lachen. Sirius war rot geworden und ich hatte James einen bösen Blick zugeworfen. Endlich erreichten wir Hogwarts und stiegen aus dem Zug. Wir ließen die Aufnahmezeremonie über uns ergehen und konnten danach endlich etwas essen. Während des Essens redeten alle durcheinander und es war sehr lustig. „Heute Abend, wie immer", zischte James mir zu. Ich nickte und flüsterte es Sirius zu, der neben mir saß. Nach dem Essen gingen wir in den Gemeinschaftsraum. Das neue Passwort war ein kompliziertes Wort, das mir einige Schwierigkeiten einbrachte. Nachdem ich es endlich geschafft hatte, Hippogreiffutterüberwachungszentralbeamter richtig auszusprechen, ohne dass ich durcheinander kam, betraten wir den Gemeinschaftsraum. Ich lief rasch in den Schlafsaal, wo bereits zwei andere Mädchen waren. Ich begrüßte sie kurz und packte meinen Koffer aus. Danach ging ich wieder nach unten. Nur Peter war bisher. Ich setze mich zu ihm und fragte ihn über seine Ferien. Mit großen Augen erzählte er mir von einem Urlaub an die Küste, den er mit seinen Eltern unternommen hatte. Nach einer viertel Stunde kamen endlich die Anderen und wir konnten verschwinden. In dem Klassenraum verwandelten wir uns. Remus und Peter waren beeindruckt. „Los, Peter! Bis zum nächsten Vollmond musst du das auch drauf haben, außer du willst nicht mitkommen." James klopfte ihm auf die Schulter. „Ich weiß nicht, ob ich so gut bin, wie ihr." Ich auch nicht, dachte ich. „Wir können dir irgendwie helfen." „Genau bei mir hat Entspannung geholfen. Setze dich hin und atme gleichmäßig. Leere deinen Kopf und denke nur daran, sich zu verwandeln." Peter folgte meine Anweisungen. Gleich darauf gab er entnervt auf. „Ich schaffe das nicht." „Doch, doch. Bleib ganz ruhig." Ich setzte mich zu ihm und machte ihm die Übungen vor. Wieder schloss er die Augen, doch diesmal lief ein leichtes Zittern durch seinen Körper. Ehe wir uns versahen, saß eine kleine Ratte vor uns. „Sehr gut, Peter!" jubelten Sirius und James. Peter verwandelte sich zurück und strahlte über das ganze Gesicht. „Ich würde sagen, für den nächsten Vollmond sind wir bereit." Remus schien nicht so begeistert, sagte aber nichts. „Ich schlage vor, Peter wird Wurmschwanz." „Gute Idee, Sirius. Die Herren Moony, Wurmschwanz, Tatze, Krone und Lady Shadow. Die berüchtigten Rumtreiber." James und Sirius klatschten sich ab. „Wir sollten langsam zurück in den Gemeinschaftsraum. Gleich am ersten Tag einen Verweis zu bekommen, wäre nicht so gut." „Schon gut, Remus." Leise lachend machten wir uns auf den Weg zurück. Sirius lief rückwärts und schnitt ein paar Grimassen. Tatze, pass auf", sagte ich noch, aber er war bereits gegen eine Rüstung gelaufen, die laut scheppernd umfiel. „Verdammt." James half ihm auf und wir rannten los. Entfernt hörten wir Schritte. „Schneller", zischte ich. Unser Rückweg in den Gemeinschaftsraum war versperrt, da die Schritte aus dieser Richtung kamen. „Hier lang", James rannte an der Spitze und wir folgten ihm. Er zog uns hinter eine Nische, die durch einen Vorhang verborgen war. Eng zusammen standen wir da und lauschten. Ich stand auf Sirius' Fuß und er unterdrückte einen Schmerzenslaut. Die Schritte kamen näher. Es war Filch, der durch die Gänge schlurfte. „Glück gehabt", hauchte ich. „Tut mir leid, Sirius", fügte ich hinzu, als er leise zu jammern begann. Eilig machten wir uns zurück in Richtung Gemeinschaftsraum. Vor dem Portrait stand...Professor McGonagall! „Dachte ich mir doch, dass sie das sind." Sie sah uns wütend an. „Was machen sie so spät noch draußen?" Keiner der Jungs sagte etwas. „Es tut mir schrecklich Leid, Professor. Ich bin geschlafwandelt." „Das erklärt nicht, warum ich hier fünf Personen sehe und nicht nur eine." Remus trat neben mich. „Ich war noch wach, und habe Lärm aus dem Gemeinschaftsraum gehört. Zusammen mit den Anderen sind wir nachsehen gegangen. Ceyda hat gerade den Raum verlassen und wir sind ihr gefolgt. Wir haben sie eingeholt und wieder zurück gebracht. Dabei haben wir eine Rüstung umgeschmissen." „Es tut mir so leid, Professor. Wissen sie, ich träume manchmal schlecht und dann schlafwandle ich immer. Bitte seien sie nicht so streng mit den Jungs, sie können nichts dafür." Sie schüttelte den Kopf. „Machen sie, dass sie in die Betten kommen. Ich will keinen von ihnen mehr draußen sehen." „Vielen Dank, Professor", murmelten wir und beeilten uns zu verschwinden. Ich wünschte den Anderen eine gute Nacht und schlich ins Bett.

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