Charlie Weasley 7

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Mr. Smith und Charlie unterhielten sich sehr lange. Ich hatte es aufgegeben, auf Charlie zu warten. Als es dämmerte, habe ich meine letzte Runde gedreht und mich schließlich in mein Zelt begeben. Ich wärmte mir gerade mein Abendessen von gestern auf, als jemand das Zelt betrat. „Charlie? Bist du das?" „Ja!" Er betrat die kleine Küche. Rasch ließ ich einen weiteren Teller auf dem Tisch erscheinen. „Setz dich", bat ich ihn. „Du brauchst mir nichts zum Essen machen." „Zu spät." Leise seufzend setzte er sich zu mir. „Was kam bei dem Gespräch heraus?", fragte ich ihn. Ein kleines Lächeln huschte über sein Gesicht. „Ich habe mich nicht in ihm getäuscht. Mr. Smith liebt seine Tiere über alles und wir sind zum Entschluss entkommen, die Jungtiere mit ihren Eltern zurück nach Australien zu bringen, um sie dort zu beobachten." Ich starrte ihn an. Wie er für diese Tiere mit solcher Inbrunst einstand, fand ich so beachtenswert. Er lebte für die Drachen. Er fing meinen Blick auf und ich sah schnell auf meinen Teller, natürlich nicht ohne rot zu werden. „Rachel..." Charlie nahm sanft meine Hand. „Weißt du eigentlich, dass ich..." „Ms. Hamilton?" Erschrocken zog ich meine Hand zurück. „Einen Moment", rief ich ihm zu. Meine Hand kribbelte und ich war sicher tomatenrot geworden. Am Zelteingang stand einer der Mitarbeiter des Reservats, der täglich die Post verteilte. „So viele Briefe habe ich ja noch nie an eine einzige Person verteilt, Ms. Hamilton. Wer schreibt ihnen denn alles?" Er drückte mir einen ganzen Stapel Briefe in die Hand. „Das wüsste ich auch gerne. Haben sie denn noch viel zu tun?" „Nur noch Mr. Weasley, dann bin ich durch." „Geben sie mir doch seinen Brief. Er isst mit mir zu Abend." „Wunderbar, hier bitte schön und einen schönen Abend noch." „Danke, gleichfalls." Ich ging zurück in die Küche, in der Charlie noch wartete. „Etwas Wichtiges?" „Nur die Post. Hier für dich." Ich überreichte ihm den Umschlag, den seinen Namen trug. Rasch überflog ich meine Briefe. Es waren drei Stück. Der erste war von meinen Eltern, die vor einen Tagen in den Urlaub gefahren waren, und mir nun schöne Grüße und eine Karte schickten. Der zweite war von Hagrid. Erfreut las ich mir den Text durch, der wegen seiner unordentlichen Handschrift kaum zu entziffern war. Hagrid erzählte mir, dass er von McGonagall wieder zum Wildhüter berufen worden war. Er kümmerte sich vor allem um den verbotenen Wald, der im Krieg stark gelitten hatte. Er lud mich auf einen Tee in seiner Hütte ein. Ich betrachtete den letzten Umschlag. Es war ein edles Papier, das Wachssiegel zeigte ein W. „Was wollen denn die Zwillinge von dir?" Charlie hatte seinen Brief zur Seite gelegt und sah fragend auf den Umschlag in meiner Hand. „Ich habe keine Ahnung." Ich öffnete den Brief und begann zu lesen.

Rachel,

ich bin es, Fred Weasley. Ich bin noch gar nicht, dazu gekommen, mich angemessen bei dir zu bedanken. Damals bei der Schlacht von Hogwarts hast du mir wahrscheinlich das Leben gerettet. Ich kann mir einfach vorstellen, was passiert wäre, wenn du nicht da gewesen wärst. Danke, dafür. Wie du weißt, betreiben George und ich immer noch einen Laden. Wieso kommst du nicht mal vorbei? Es würde mich wirklich freuen, meine Lebensretterin wieder zu sehen. Natürlich hast du freie Auswahl.

Ich wünsche dir alles Gute,

Fred Weasley

Ich lächelte breit, als ich den Brief zur Seite legte. „Ist etwas passiert?"; fragte Charlie. „Lies selbst." Rasch überflog er den Text, anschließend grinste er ebenfalls breit. „Das hätte ich nie von Fred gedacht. Ein so formeller Brief." Ich schmunzelte. „Würdest du mitkommen?", meinte ich. „Was? Wohin?" Ich verdrehte die Augen und klopfte ihm spielerisch gegen den Kopf. „Jemand zu Hause? Zu Weasleys Zauberhafte Zauberscherze natürlich!" „Achso, ja klar. Gerne." Ich lächelte ihm zu. Schweigend sahen wir uns in die Augen und die Zeit schien stillzustehen. Tat sie selbstverständlich, stattdessen schlug meine Wanduhr elf Uhr. „Ich sollte langsam los", murmelte Charlie. Ich wollte nicht, dass er ging. Doch leider hatte er Recht. Wir mussten morgen wie immer früh raus. Ich brachte ihn noch zur Tür. „Schlaf gut, Charlie." „Du auch, Rachel." Nachdenklich blickte ich ihm hinterher, wie er in der Dunkelheit verschwand. Ich hatte mich wirklich unausweichlich in ihn verliebt. Normalerweise fackelte ich nie lange, und sagte Menschen, was ich von ihnen dachte, aber ich hatte Angst, unsere Freundschaft zu zerstören. Andererseits würde ich an meinen Gefühlen noch ersticken, wenn ich es ihm nicht sagte. Wenn der nächste gute Moment gekommen war, würde ich es ihm sagen, das schwor ich mir.

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