Charlie Weasley 4

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„Sie müssen Ms. Hamilton sein. Sie wurden bereits angekündigt." Der ältere Mann reichte mir freundlich die Hand. „Ich bin Jason Smith und der Vorstand dieses Reservats." „Freut mich." Ich schüttelte seine Hand. „Ich habe sie einem Mitarbeiter zugewiesen. Er wird sie herumführen und einweisen. Während ihrer Anwesenheit im Reservat können sie sich ein Zelt mit ihm teilen, wenn es für sie in Ordnung ist." „Natürlich, kein Problem." „Dann kommen sie doch mit. Ich werde sie gleich ihrem Aufpasser vorstellen." Ich folgte Mr. Smith durch eine Reihe von Zelten, die alle mehr oder weniger ordentlich aufgebaut waren. Es waren keine kleine Camping-Zelte, sondern Große aus wetterfesten Planen. „Innen sind die Zelte eingerichtet, wie eine normale Wohnung, mit Küche, Bad, Schlafzimmer und einem kleinen Wohnzimmer. Ah! Hier sind wir schon." Er deutete auf ein schlichtes braunes Zelt. Er öffnete die Plane und trat ein. „Kommen sie, Ms. Hamilton. Er ist da." Etwas zögerlich betrat ich das Zelt. Mr. Smith unterhielt sich mit einem großen, rothaarigen Mann. „Charlie, das ist Rachel Hamilton. Rachel, das ist Charlie Weasley." Charlie drehte sich um, und seine blauen Augen blitzten erfreut, als er mich erkannte. „Rachel! Was für eine Überraschung!" „Hallo, Charlie!" „Ihr kennt euch?" Mr. Smith sah von einem zum Anderen. „Ja, ich bin eine gute Freundin von seinem älteren Bruder Bill." „Na dann werden sie sich sicher blendend verstehen. Ms. Hamilton, sie entschuldigen mich. Es gibt immer so viel zu tun." „Auf Wiedersehen, Mr. Smith." Er verabschiedete sich mit den Worten: „Ich wünschen ihnen viel Spaß und vor allem einen guten Einblick in unsere Arbeit." Kaum war Mr. Smith verschwunden, wandte ich mich zu Charlie um, wusste aber nicht was ich sagen sollte. Es entstand ein Schweigen, während wir uns nur gegenseitig anstarrten. In seiner normalen Kleidung gefiel er mir genauso gut, wie in einem Anzug. Ich wurde leicht bei dem Gedanken an die Hochzeit. „Möchtest du..." „Sollte ich...", begannen wir beide gleichzeitig. Wir sahen uns einen Moment überraschten an, dann brachen wir in Lachen aus. „Sag du zuerst", kicherte ich. „Möchtest du vielleicht deine Sachen auspacken. Ich habe dir dort hinten ein Bett aufgestellt. Wenn du fertig bist, können wir sofort zu den Drachen." „Genau das wollte ich auch gerade sagen", grinste ich. Charlie schmunzelte. „Brauchst du irgendwelche Hilfe?" „Nein, aber kann ich meine Eule irgendwohin stellen." „Wir halten die Eule normalerweise außerhalb des Reservats, wegen der Drachen, aber wenn du sie ihm Käfig lässt..." „Ich kann ihn auch wieder zurück schicken." „Es wäre vielleicht sicherer." Ich lächelte ich zu. „Ich, ähm... warte dann draußen auf dich", murmelte er unsicher und verschwand aus dem Zelt. Ich starrte ihm hinterher. Er war wirklich süß. In Gedanken versunken machte ich mich daran meine Sachen auszupacken. Auf einen Zettel kritzelte ich rasch eine Nachricht für meine Eltern und schickte Merlin damit fort. Ich zog mir rasch Arbeitskleidung über und beeilte mich dann zu Charlie zu kommen.

„Ich führe dich am besten erstmal herum. Dann kannst du einen Eindruck bekommen, was wir hier so alles zu tun haben. Wenn du Fragen hast, frag mich einfach." Sie nickte lächelnd und ihm wurde warm ums Herz. Er kannte dieses Mädchen seit zwei Tagen, aber er hatte sich sofort in sie verliebt. Er wusste nicht, woran es lag. Er hatte nie eine Freundin, noch irgendwelche Interesse an ihnen gezeigt. Aber irgendwie hatte Rachel ihn sofort verzaubert. Er fragte sich, weshalb er sie nie vorher getroffen hatte. Sie war Bills beste Freundin, aber  er hatte sie nie nach Hause eingeladen. Bill war zwei Jahre älter, als er und Rachel war einen Jahrgang unter seinem Bruder gewesen. Wo er jetzt so darüber nachdachte, war es gar nicht verwunderlich, dass er und sie nicht vor der Hochzeit kennengelernt hatten. Sie war in Hufflepuff und er in Gryffindor und sie war ein Jahr älter als er. Wahrscheinlich würde sie sich gar nicht mit ihm abgeben, wäre er nicht der Bruder ihres besten Freunds. Er betrachtete sie von der Seite, während sie den matschigen Weg entlang gingen, der zu den Drachengehegen führte. Für einen kurzen Moment dachte er, sie hätte ihn angesehen, aber das hatte er sich bestimmt nur eingebildet. Allerdings... Er hatte etwas gespürt. Zwischen ihnen war etwas, da war er sich sicher. Er wusste nicht, wie er es beschreiben sollte. Es war einfach magisch. „Charlie?" Sie sah zu ihm und er zuckte leicht zusammen. Ihre Haare hatte sie sich zu einem kurzen Zopf gebunden, fiel ihm auf. Nicht ablenken lassen! Er lächelte ihr zu: „Ja?"

„Ja?", fragte er mich. „Was habt ihr für Drachen hier?" „Eigentlich von fast jeder Rasse ein oder zwei. Interessiert dich einer besonders?" Ich wurde etwas rot. Aus seinen blauen Augen sah er mich fragend an. „Ich interessiere mich vor allem für Antipodisches Opalaugen." „Newt Scamander hat viel über diese Drachen geschrieben. Aus seinen Büchern wissen wir, dass sie in Neuseeland vorkommen", begann Charlie zu erklären. „Vor eineinhalb Jahren hat eine kleinere Gruppe eine Exkursion unternommen, um sie zu studieren. Zwei Drachen haben sie dabei in der Nähe eines kleinen Dörfchens entdeckt. Sie hätten die Muggel bedroht, und so kamen die zwei Drachen hier in unser Reservat. Es war ein sehr anstrengender Transport, aber wir sind stolz zwei dieser Tiere hier zu haben." „Aber sind die Opalaugen nicht normalerweise vollkommen ungefährlich und leben sehr zurückgezogen." „Ausnahmen bestätigen die Regel." Er zwinkerte mir zu. „Das klingt so spannend!", rief ich begeistert. „Willst du sie sehen?" „Was? Ja, unbedingt!" „Dann bitte hier entlang." Er bog nach rechts auf einen kleinen Seitenweg ein. „Du solltest wissen, dass ein Hauptweg alle Gehege verbindet. Du musst nur wissen, wann du abbiegen musst." „Und wie füttert ihr die Tiere?" „Wie dir vielleicht aufgefallen ist, befinden wir uns in einem großen Waldgebiet." Ich schüttelte den Kopf und meinte ironisch: „Was du nicht sagst, ist mir noch gar nicht aufgefallen." Er lachte dunkel und eine Gänsehaut rann über meine Arme. „Die Tiere erbeuten sich ihre Nahrung selbst, wir achten vor allem auf die Gesundheit der Drachen, und das ihnen die Beute nicht ausgeht. Einige Arten allerdings, brauchen spezielle Nahrung. Die befindet sich immer in der kleinen Hütte am Eingang des Geheges." „Können die Drachen nicht davonfliegen." „Nein, das Gelände ist magisch geschützt. Deshalb musstest du doch auch vor den Eingang apparieren. Man kommt ihr nur durch die Tür raus und rein." „Wahrscheinlich ist es hier sogar besserer geschützt, als Hogwarts oder das Ministerium." Charlie lachte. „Das stimmt wahrscheinlich." „Und hier sind wir auch schon." Er deutete auf ein hohes Tor, vor dem ein kleines Holzhäuschen stand. „Ab hier sind Zauberstäbe Pflicht. Bleib ruhig. Keine hektischen Bewegung und keine lauten Geräusche", zählte er auf. Ich nickte, obwohl ich das bereits alles wusste. „Komm!" Wir betraten das Gelände und folgten einem breitem Pfad. „Sie sind meistens auf einer Lichtung", erklärte Charlie flüsternd. „Sie lieben die Sonne", fügte ich hinzu. Er nickte überrascht. „Dort vorne sind sie", bemerkte er leise, nachdem wir fünf Minuten schweigend gelaufen waren. „Wir können ruhig bis zum Waldrand gehen." Sanft zog Charlie mich an der Hand ein Stück weiter, als ich stehen geblieben war. Mein Mund klappte vor Staunen auf. Keine fünfzehn Meter vor mir lagen zwei ausgewachsenen Drachen. Ihre Haut glänzte in der Sonne, wie Perlmutt. Der größere Drache hatte seine Augen geschlossen und seinen Kopf dem Himmel entgegen geregt. „Er sieht aus, als würde er sich sonnen", hauchte ich ehrfürchtig. Ich beobachtete, wie der zweite Drachen seinen Hals in unsere Richtung drehte. Ich konnte seine pupillenlosen Augen sehen, die in allen Regenbogenfarben schillerten. Sie sahen so unbeschreiblich schön aus. „Der kleinere ist Nacre, das Männchen und die größere ist seine Partnerin Liara." Ich ging einen Schritt nach vorne und Nacre drehte seinen Kopf sofort in meine Richtung. Ich griff leicht erschrocken nach Charlies Hand. „Keine Angst", flüsterte er in mein Ohr. „Siehst du, er schaut sich nur an, wer du bist." Er hatte Recht. Nacre musterte mich kurz, schnaubte leise und legte sich dann wieder ruhig hin. Mit großen Augen beobachtete ich die Tiere weiter. Mir fehlten die Worte. So etwas Schönes hatte ich noch nie gesehen. Die Muskeln konnte man unter ihrer herrlichen, glänzenden Haut bei der kleinsten Bewegung arbeiten sehen. Ihre Augen funkelten in jeder Sekunde in einem andern Farbton. „Das sind die schönsten Tiere, die ich jemals gesehen habe", flüsterte ich Charlie zu. Er stimmte mir leise zu. „Komm, ich muss dir noch mehr zeigen, als diese Schönheiten." Etwas widerwillig folgte ich ihm zurück zum Hauptweg. Auf halben Weg bemerkte ich, dass ich die ganze Zeit über seine Hand gehalten hatte. Ich wurde rot und zog sie rasch zurück. Hoffentlich war es ihm nicht unangenehm gewesen.

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