Together 10

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„Hester, ist etwas passiert?" „Darf ich reinkommen?" „Natürlich." Hinter mir schloss Remus die Tür wieder. Im letzten Moment konnte er mich auffangen, bevor ich zusammenbrach. Vorsichtig trug er mich ins Wohnzimmer und legte mich auf das Sofa. „Was ist los, Hester?" „Ich war im Grimmauldplatz und dann hat mich Panik ergriffen. Ich wusste nicht, was ich tun sollte, da bin ich disappariert", erklärte ich leise. „Remus, ich habe Angst. Angst, dass alle, die mir wichtig sind, sterben. Ich kann kaum noch atmen, ständig beginnt sich alles zu drehen, ich zittere unkontrolliert, mein Herz schlägt so schnell, dass es sich anfühlt, als ob es meine Brust zerreißt." „Du hast Panikattacken?", fragte er. Ich nickte schwach. „Warte kurz." Nach einer Minute kam er wieder und reichte mir etwas. „Iss." „Was ist das?" „Schokolade. Das hat mir früher geholfen, wenn der Vollmond näher gekommen ist." „Danke", nuschelte ich, als ich etwas von der Tafel abbiss. Remus lächelte sanft und strich mir vorsichtig über die Haare. „Du solltest vielleicht etwas Abstand von allem nehmen. Nur bis du dich wieder im Griff hast", meinte Remus. „Ich kann euch jetzt nicht alleine lassen. Die Zauberwelt braucht jeden Zauberstab gegen Voldemort." „Du nutzt und gar nichts, wenn du einfach zusammenbrichst. Hester, bitte, denk doch einmal zuerst an dich und nicht an die anderen." „Ich will doch nur helfen, Remus. Ich will nicht, dass wieder jemand... Wie Sirius..." „Gleichmäßig atmen, Hester. Bleib ganz ruhig." Ich konzentrierte mich ganz auf Remus sanfte Stimme und tatsächlich beruhigte ich mich rasch wieder. Er nahm meine Hand. „Ich mache mir Sorgen um dich, Hester." „Das brauchst du nicht." „Doch." Er sah mir fest in die Augen. „Remus, warum?", fragte ich leise. „Weil ich... Ich...", murmelte er, bevor sich vorbeugte und mich zärtlich küsste. Für einen Moment war ich erschrocken, doch dann schloss ich die Augen und erwiderte den Kuss. Mein ganzer Körper kribbelte und ein kleines Lächeln stahl sich auf meine Lippen, als wir den Kuss vertieften. Ich legte vorsichtig meine Arme um seinen Nacken und zog ihn näher zu mir. Da löste sich Remus schon wieder von mir, schüttelte den Kopf und sah zu Boden. „Ich hätte das nicht tun sollen", murmelte er. „Tut mir leid, Hester. Das zwischen uns geht nicht." „So ein Quatsch. Du hast doch gerade gemerkt, dass es funktioniert." „Nein!" Er fuhr sich nervös durch die Haare. „Verstehe doch Hester. Ich bin zu gefährlich. Ich könnte dich verletzten und das würde ich mir nie verzeihen. Es ist besser, wenn du dich von mir fernhältst." „Wie könnte ich das jetzt tun? Du bedeutetest mir so viel, Remus. Denkst du wirklich, dein Schicksal ist es, alleine alt zu werden?" „Mein Schicksal ist es unschuldige Menschen anzugreifen und sie zu töten!" Erschrocken von seinem plötzlichen Gefühlsausbruch rutsche ich von ihm weg. „Entschuldige, ich wollte dich nicht anschreien", sagte er sofort. „Verstehst du nicht, was ich sagen will, Remus. Jeder Mensch hat ein Recht darauf, geliebt zu werden und von allen Menschen, die ich kenne, verdienst du es am meisten." „Hester..." „Weißt du, ich stelle mir gerade vor, wie Sirius uns beobachtet und dich anschreit, weil du endlich einmal zu deinen Gefühlen stehen sollst und nicht alles ruinierst, weil du einfach zu dickköpfig bist." Ein kleines Schmunzeln erschien auf seinem Gesicht. „Ja, das würde er gerade wohl wirklich machen." Wir schwiegen beide, da keiner wusste, was er erwidern sollte. Langsam ging ich wieder auf Remus zu. „Du würdest das wirklich wollen, oder? Das mit uns beiden?", fragte er leise. Ich nickte. „"Ich verstehe einfach nicht, was du an mir findest", gestand er. Ich lächelte. „Du bist immer für mich da. In jeder Situation. Bei dir fühle ich mich verstanden, ohne dass ich etwas sagen musste. Du weißt sofort, wie es mir geht." „Aber ich viel jünger, als du und nicht halb so schön wie du." „Für mich bist du wunderschön, Remus und vier Jahre Altersunterschied würde ich nicht als viel beschreiben." In seinen Augen leuchtete etwas auf. Ein kleiner Funken Hoffnung. „Du meinst es ernst, oder?" „Natürlich, du Idiot, sonst wäre ich schon längst verschwunden." Ganz langsam breitete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus, bis er förmlich strahlte. Er zog mich in seine Arme und drückte mich fest an sich. „Ich liebe dich, Hester und ich kann gar nicht beschreiben, wie sehr." Er küsste mich sanft auf den Scheitel. „Ich liebe dich auch, Remus." Lachend küsste er mich nochmal. Ich werde ihn nie wieder loslassen, schwor ich mir.

Als die Ordensmitglieder erfuhren, dass Remus und ich nun ein Paar waren, freuten sich alle sehr. Einmal im Monat immer an Vollmond verbrachte ich die Nacht bei Tonks, da er darauf bestand. Zu groß war seine Angst mich zu verletzten. Doch dann wurde Remus von Dumbledore gebeten, in den Untergrund zu gehen und sich bei den Werwölfen umzuhören. Sie sollten wenn möglich, auf unsere Seite gebracht werden. Die Zeiten wurden düsterer. Immer mehr Zauberer verschwanden und allen war klar, dass die Todesser dahinter steckten. Umso größer wurde meine Angst um meine Familie. Jeden Tag wartete ich auf eine Nachricht von Remus, die sagte, dass es ihm gut ginge, aber nur selten flatterte mir ein Brief ins Haus. Am letzten Junitag ereignete sich ein Vorfall, der uns alle schwer erschütterte. Dumbledore wurde von Severus Snape getötet. Dieser verriet uns und verschwand mit anderen Todessern. Bill Weasley wurde von Fenrir Greyback schwer verletzt und es konnte sein, dass er einige „Werwolfsattribute" angenommen hatte. Für Remus und mich war es ein Zeichen nur noch vorsichtiger zu sein. Es war schrecklich. Von meinem Geld hatte ich Mrs. und Mr. Jacobson eine Reise ans Mittelmeer gekauft und ihnen, verständlicherweise anonym, geschenkt. Sie wurden mit einem riesigen eisernen Vogel fliegen, die die Muggel Flugzeug nannten. Keine zehn Pferde hätten mich jemals in ein solches Monstrum bringen können. Das einzige, was wichtig war, dass die beiden alten Herrschaften aus der Gefahrenzone gebracht waren. Es war Mitte Mai 1997 und ich wartete nervös auf Remus. Er hatte mir gesagt, dass er heimkommen wollte. Allerdings schon vor drei Tagen. Ich war voller Sorge und konnte kaum stillsitzen. Jede Minute sah ich zur Tür und horchte auf jedes kleinste Geräusch. Ich hatte das ganze Haus aufgeräumt, hatte im Garten gearbeitet und gekocht, um mich abzulenken, aber nichts half. Von Minute zu Minute wurde ich ängstlicher und rechnete mit dem Schlimmsten. Draußen ging die Sonne schon fast wieder unten, als die Haustür aufgeschlossen wurde. „Remus? Bist du das?" Keine Antwort. „Remus?" Ich eilte von der Küche in den Flur. Erschrocken schlug ich die Hände vor den Mund. „Was ist passiert?" Es war zwar Remus, der dort vor mir stand, allerdings sah er schrecklich aus. Tiefe Kratzer im Gesicht und den Armen, sein Gesicht war zerschlagen und seine Kleidung zerrissen. Seine Lippen waren aufgeplatzt und rau. Eins seiner Beine zog er mit Schmerzen nach. Rasch eilte ich auf ihn zu und stütze ihn. Vorsichtig brachte ich ihn zum Sofa. Auf dieses ließ er sich mit schmerzverzerrtem Gesicht sinken. Prüfend betrachtete ich seine Verletzungen. „Tut mir leid, dass ich so spät komme", meinte er mit einem schiefen Grinsen. „Ich hatte eine Auseinandersetzung mit ein paar Todessern." „Seit wann hinterlassen Todesser Kratzer?", fragte ich. „Das waren wohl einige verärgerte Werwölfe." Ich verdrehte die Augen. „Beweg dich nicht. Ich hole Jod und Diptam." Ich hörte Remus leise stöhnen. Vorsichtig kniete ich mich neben ihn auf das Sofa und begann seine Wunden zu reinigen. Er verzog sein Gesicht, als das brennende Jod mit den Wunden in Berührung kam, aber es kam kein Laut über seine Lippen. Nach dem Jod trug ich Diptam auf, damit die Wunden besser heilten. „Dreh dich mal um", bat ich ihn leise. Folgsam tat er es. Ich zog ihm sein T-Shirt über den Kopf und besah mir großen Augen seinen Rücken. Dort hatte er wohl am meisten abbekommen. „Bitte geh nicht mehr weg, Remus", flüsterte ich, während mir Tränen in die Augen stiegen. „Es tut mir Leid, Hester, dass du dir solche Sorgen machen musst." Zärtlich strich er mir über mein Gesicht. „Ich werde erstmal zu Hause bleiben, versprochen." Ich lehnte meinen Kopf vorsichtig auf seine Schulter. „Das ist gut", hauchte ich. Nach einer Stunde hatte ich alle Wunden versorgt, nur sein Fuß bereitete mir Sorgen. Ich war keine ausgebildete Heilerin, aber ich war mir sicher, dass er gebrochen war. Notdürftig hatte ich ihn geschient, doch Remus weigerte sich ins St. Mungo zu gehen. „Man kann niemandem mehr vertrauen, Hester", erklärte er. Es war spät geworden. Wir saßen noch auf dem Sofa. Ich hielt seine Hand, während er mir von seinen Einsatz berichtete. Plötzlich wechselte er das Thema. „Ich bin so froh dich zu haben, weißt du das eigentlich?" Ich zuckte mit den Schultern und kuschelte mich etwas an ihn. „Ich meine es ernst, Hester. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr. Das kommt vielleicht etwas überraschend und überhaupt nicht traditionell, aber willst du mich heiraten?" „Wie bitte?" Ich setzte mich erschrocken auf. „Du willst was?" „Ich will, dass du mich heiratest", wiederholte er. „Die Zeiten sind nicht sicher und ich weiß nicht, ob wir diesen Krieg überleben werden. Ich will aber, dass du weißt, wie sehr ich dich liebe. Und da dachte ich..." Ich unterbrach ihn. „Natürlich will ich dich heiraten." Er lächelte mich an. „Auf diese Antwort hatte ich gehofft." Langsam beugte er sich vor und küsste mich kurz. „Einen Ring will ich trotzdem noch", nuschelte ich gegen seine Lippen. Er lachte. „Den bekommst du noch."

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