Never apart 5

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„Und wie war das 'Training'?" James grinste mir anzüglich zu. „Ob du es glaubst oder nicht. Steven ist ein ziemlicher Idiot. Er hat wirklich jeden männlichen Schüler schlechtgeredet und keinen einzigen Ball gehalten." Genervt ließ ich mich neben meinen besten Freund auf das Sofa fallen. „Und die Höhe war als er mich fragte, wie es denn so sei, mit euch Flaschen Quidditch zu spielen." „Wie bitte? Wir spielen ja wohl deutlich besser als diese Ravenclaws." „Eben. Das habe ich ihm auch gesagt. Darüber hat er nur gelacht. Darauf bin ich gegangen. Die ganze Zeit hat er mich so seltsam von der Seite angeschaut. Richtig widerlich." „Wenn er dir nochmal zu nahe kommt, prügle ich ihn windelweich. Niemand beleidigt unsere Quidditchmannschaft oder meine beste Freundin." „Wen wollt ihr verprügeln?" Mit einem eleganten Schwung sprang Sirius über die Lehne des Sofas und landete neben mir. Kurz berichtete James ihm was vorgefallen war. Peter hatte sich währenddessen ebenfalls zu uns gesetzt. „Wieso bekomme ich eigentlich immer die Idioten ab?", seufzte ich. „Erst der eine aus Hufflepuff, dann der Siebtklässler aus Gryffindor und jetzt auch noch Steven. Fehlt nur noch ein Slytherin." Sirius grinste. „Ich kann dir sagen, warum." Fragend sah ich ihn an. „Du bist bekannt, weil du Quidditch spielst, du siehst gut aus und hast eine tolle Figur und nicht zuletzt bist du mit mir und James befreundet." Ich verdrehte die Augen, lachte aber trotzdem. „Was haltet ihr davon, wenn wir die Nacht durchmachen?", schlug Peter vor. „Morgen ist immerhin Sonntag." „Klasse Idee, Pete! Das haben wir ewig nicht mehr gemacht." James stimmte seinem Kumpel zu. „Wo ist eigentlich Remus?", fragte ich. Die Jungs schüttelten ratlos die Köpfe. „Nach dem Abendessen ist er mal wieder verschwunden", antwortete James. „Naja, er wird wieder auftauchen." Den ganzen Abend spielten wir Zauberschach, Zauberschnippschnapp, Knallpoker und etliche Muggelspiele, die ich den Jungs beigebracht hatte. Sirius hatte etwas zu Trinken organisiert und auch eine Kleinigkeit zu Essen. McGonagall würde die Krise bekommen, wenn sie wüsste, dass wir mal wieder wach waren, deshalb saßen wir jetzt im Jungenschlafsaal. Glücklicherweise konnte ich die Treppe unbeschadet nach oben gelangen, da sie sich manchmal in Rutschen verwandelten. Peter nickte immer wieder ein und Sirius gähnte herzhaft. Ich hatte mich an James gelehnt und versuchte wachzubleiben. „Wie viel Uhr ist es überhaupt?", fragte mein bester Freund gerade. „Schon nach vier", klärte ihn Sirius auf. „Stimmt, die Sonne geht gleich auf", meinte ich und warf einen Blick aus dem Fenster. Der Mond war gerade untergegangen und nur noch vereinzelt blitzen Sterne am Himmel. In diesem Moment ging die Tür auf. Erschrocken starrten wir Remus an, der mindestens genauso erschrocken zurückschaute. „Wo warst du?" „Wieso seid ihr wach?" „Wie siehst du denn aus?" „Was ist passiert?", fragten wir alle durcheinander. Remus war kreidebleich, seine Haare hingen verwuschelt von seinem Kopf, seine Kleidung war zerrissen und einige tiefe Kratzer zierten sein Gesicht. Er zitterte am ganzen Körper. „Remus." Ich stand auf und legte ihm zaghaft eine Hand auf den Arm. "Ihr dürftet nicht wach sein", murmelte er. "Du kannst mit uns reden", versuchte ich ihn zu beruhigen. Anstatt zu antworten, drehte er sich um und lief davon. „Remus!" „Was ist bloß passiert?", fragte Sirius ratlos. „Ich weiß es nicht", antwortete James. „Er sah gar nicht gut aus, irgendwie krank", bemerkte Peter. „Ich könnt ja gerne weiter hier rumsitzen, aber ich sehe jetzt nach ihm." Ich verließ den Schlafsaal und eilte in den Gemeinschaftsraum. Dort stieß ich mit einer Person zusammen, die gerade aus dem Mädchenschlafzimmer kam. „Lily?" „Elysia?" Wir rappelten uns wieder auf. „Ist etwas passiert?", fragte mich die Rothaarige sofort. „Hast du Remus gesehen?" „Ja. Er hat gerade den Gemeinschaftsraum verlassen, aber..." „Danke." Ich ließ sie stehen und beeilte mich nach draußen in den Korridor zu kommen. „Elysia, warte", zischte Lily. „Wo willst du denn hin?" „Remus suchen." „Dann komme ich mit dir", erklärte sie. „Wir auch!" James kletterte, gefolgt von Sirius und Peter, aus dem Portraitloch hinter uns. „Wo könnte er bloß sein?", fragte Peter. „Wir suchen einfach das ganze Schloss ab. Wir dürfen uns bloß nicht von Filch erwischen lassen." James nickte mir zu. „Gute Idee." „Und wo wollen wir zuerst suchen?", unterbrach uns Lily, „Hogwarts ist riesig." „Er kann in keinen Klassenzimmern, oder der Bibliothek sein. Diese Räume sind verschlossen und sein Zauberstab lag auf seinem Nachtisch." „In der großen Halle ist er bestimmt auch nicht." „Genauso wenig, wie in den Kerkern. Was sollte er denn da?" „Die große Tür nach draußen ist bestimmt auch abgeschlossen." „Und in die anderen Gemeinschaftsräume kommt er auch nicht rein." „So viele Orte bleiben also nicht übrig." „Bloß die Eulerei, das Bad mit der Maulenden Myrte...", überlegte Sirius laut. „Der Astronomieturm!", rief Lily. „Da muss er sein!" „Du bist genial, Lily!", kam es von James. Sie wurde erst rot, dann funkelte sie ihn wütend an. „Kommt schon!" Sirius und ich waren bereits losgelaufen und warteten jetzt ungeduldig bis die anderen aufschlossen. Gemeinsam eilten wir durch die langen Gänge von Hogwarts und erklommen die Stufen zum Turm im Rekordtempo. Tatsächlich fanden wir Remus dort. Er hatte sich an den Rand der Plattform gehockt, den Kopf auf die angezogenen Knie gelegt und schluchzte leise. „Remus", flüsterte ich und setzte mich zu ihm. Die anderen stellten sich um unseren Freund. Vorsichtig legte ich ihm eine Hand auf den Rücken. „Ist schon gut", flüsterte ich. „Du kannst mit uns reden." „Nein, kann ich nicht!" Er hob den Kopf und blickte uns aus tränennassen Augen an. „Weil ihr mich hassen würdet!" „Hör mal, Kumpel", James hockte sich vor Remus und sah ihm fest in die Augen, „wir werden dich nie hassen, klar?" „Also sag uns was los ist, wir machen uns Sorgen um dich", fügte Sirius dazu. „Ich.. Ich.." Remus atmete tief ein und aus. „Ich kann es euch nicht sagen. Ich will nicht miterleben, wie ihr mich hasserfüllt anseht." „Remus, ich verspreche dir, dass wir dich niemals hasserfüllt ansehen werden." Lily ließ sich zwischen mich und James fallen. „Das stimmt", meinte auch Peter, „Du bist ein toller Freund. Für uns alle hier." Als auch er sich gesetzt hatte, sah Remus von einem zum anderen, dann blickte er zu Boden und murmelte. „Ich bin ein Werwolf." Stille breitete sich aus. Niemand traute sich etwas zu sagen. „Seht ihr, ich habe euch gesagt, ihr würdet mich hassen!" „Du darfst unser Schweigen nicht falsch auffassen", meinte ich. James nickte. „Wir sin bloß schockiert, dass du es solange verheimlichst hast." „Wir sind deine Freunde, Remus. Du hättest es uns sagen sollen. Uns kannst du vertrauen." „Ihr... hasst mich nicht?" Verständnislos starrte Remus uns an. „Niemals!" „Du bist der einer der wunderbarsten Menschen, den wir kennen", versicherten wir ihm. Ganz langsam breitete sich ein Lächeln über sein Gesicht aus. Ein so glückliches Lächeln, wie ich es noch nie an ihm gesehen hatte und es machte ihn, in meinen Augen, wunderschön. Ehe wir uns versahen, hatte Sirius uns alle in eine Gruppenumarmung gezogen. „Ich mag euch, Leute. Das musste einfach mal gesagt sein. Ich bin froh, dass ich euch kenne." „Wir dich auch, Sirius", versicherte James. Nachdem wir alle Beine und Arme wieder sortiert hatten, machten wir uns zurück zum Gemeinschaftsraum. Remus war immer noch sehr schweigsam. James, Sirius und ich tauschten immer wieder Blicke aus. Wie konnte man ihm bloß helfen? Wir standen vor dem Portrait und versuchten die fette Dame zu wecken, als uns ein Geräusch zusammenzucken ließ. Schritte, die eindeutig näher kamen! Bevor wir uns verstecken konnten, kam Filch mit Mrs. Norris um die Ecke. „Schüler aus den Betten!", rief er wütend. Wir standen da, wie vom Donner gerührt. Fieberhaft suchte ich nach einer glaubhaften Erklärung, doch mir fiel nichts ein. „Da sind sie ja endlich, Mr. Filch!" Lily trat nach vorne und funkelte den Hausmeister wütend an. „Sollte es eigentlich nicht ihre Aufgabe sein, dafür zu sorgen, dass nachts keine Schüler auf den Gängen sind?" „Ja, genau. Deshalb..." „Dann sehen sie sofort nach, welche Störenfriede im Schloss unterwegs sind. Uns haben nämlich gruselige Geräusche geweckt und weil niemand nachsah, mussten wir das selbst überprüfen." „Wie? Aber..." „Gehen sie schon, und sehen sie nach den Übeltätern." „Natürlich! Sofort!" Er flitzte davon. Endlich konnten wir den Gemeinschaftsraum klettern. „Das war genial, Lily!" Sie verdrehte die Augen. „Das hast du heute schon mal gesagt, James." Sie wandte sich zu mir. „Ich gehe jetzt schlafen. Kommst du mit?" Ich nickte. „Gute Nacht, Jungs." „Schlaf gut!"

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