Together 12

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Die Beiden sollten Recht behalten. Ich war wirklich schwanger. Das schlimmste allerdings war, dass ich wusste nicht ob ich glücklich, oder erschreckt sein sollte. Einerseits wollte ich schon immer einmal Kinder haben, andererseits, wie würde Remus reagieren? Man konnte in diesen gefährlichen Zeiten keine Kinder aufziehen. Ich zermarterte mir das Hirn, kam aber auf keine Lösung. So beschloss ich Remus nach der Hochzeit von Fleur und Bill, davon in Kenntnis zu setzen, dass er Vater wird. Vorausgesetzt, er war bis dahin wieder zuhause. Tatsächlich klopfte es genau einen Monat nach Remus' Fortgehen an der Tür. Er war blass und hatte einige Kratzer, aber war ansonsten unverletzt. Erleichtert fiel ich ihm um den Hals. Die Hochzeit von Mollys Ältesten war sehr romantisch. Ich trug ein hübsches, blaues Kleid mit schwarzer Spitze, was mir laut Remus hervorragend stand. Leider wurden die Feierlichkeiten von einem Patronus unterbrochen. Kingsley hatte ihn geschickt. Der Zaubereiminister war tot, die Todesser wieder an der Macht. Augenblicklich apparierten etliche vermummte Gestalten und schossen wahllos Flüche auf die Gäste. Sofort zogen Remus und ich unsere Zauberstäbe und erwiderten das Feuer. Zum Glück wurde niemand verletzt, aber die Hochzeit war vorbei. Kaum waren wir wieder zu Hause, bat ich Remus um ein Gespräch. Leicht verwirrt setzte er sich auf einen Sessel und sah mich abwartend an. Ich holte tief Luft. „Also, während deiner Abwesenheit ist Tonks und Andromeda etwas aufgefallen. Ich hätte nie gedacht, dass es noch möglich wäre, aber naja so ist es jetzt nun mal. Remus, ich bin schwanger. Wir werden Eltern." Seine Gesichtszüge entgleisten und er wurde kreidebleich. „Was? Wir werden was? Du bist..." „Schwanger", vollendete ich seinen Satz leise. „Das geht nicht!" „Es ist aber so, Remus." „Das meine ich doch nicht. Ich kann kein Vater werden! Was ist, wenn das Kind so wird wie ich?" „Dann wird es ein wundervolles Kind", entgegnete ich verwundert. „Nein! Es würde ein Werwolf werden! Diese Gene sind vererbbar! Es müsste sich immer für seinen Vater schämen, dessen Bürde es geerbt hat!" „Du meinst, das Kleine könnte ein Werwolf werden?" Er nickte. „Ist das nicht egal? Ich würde es immer noch über alles lieben. Es ist immerhin mein Kind!" „Ich hätte das nicht tun sollen!" „Was? Mich schwängern?" „Das alles hier! Ich hätte dich niemals heiraten sollen! Es war der größte Fehler, den ich jemals begangen habe! Ich habe dein Leben ruiniert und das des Kindes!" Meine Stimme war eiskalt, als ich fragte: „Unsere Hochzeit war ein Fehler?" Er sah zu Boden und nickte langsam. „Das ich das jemals von dir hören würde! Ich hätte dich nicht für so gefühlslos gehalten, Remus Lupin! Wie lange denkst du schon, dass es ein Fehler war, mich zu heiraten?" „Seit ich fortgegangen war", gestand ich leise. „Hätte ich das gewusst, hätte ich dich niemals geheiratet", zischte ich. „Das wäre vielleicht besser gewesen", hauchte er so leise, dass ich ihn fast nicht verstand. Dieser Satz war zu viel. Ich disapparierte auf der Stelle. Mein Ziel war unterbewusst der Laden von Mrs. Jacobson gewesen, der jetzt verlassen vor mir lag. Hier war ich schon immer hingegangen, wenn es mir schlecht ging und ich nicht darüber sprechen wollte. Die gute Mrs. Jacobson mit ihren Kuchen, Keksen und dem verständnisvollen Lächeln. Ich hoffte, ihr ging es gut. Alleine lief ich durch die belebten Straßen von London, darauf bedacht nicht an Remus oder dieses Kind zu denken. In einem Park schließlich setzte ich mich auf eine Bank und starrte Löcher in die Luft. Es war schon dunkel und es wehte ein frischer Wind. Ich wollte nicht zurück nach Hause, wo Remus sicherlich war, ich wollte nicht zu Tonks, dort hätte ich erklären müssen, was passiert war. Kurz überlegte ich. Auch Grimmauldplatz kam nicht in Frage, genauso wenig, wie der Fuchsbau. Ich seufzte. Ich konnte die Nacht schlecht im Freien verbringen, viel zu gefährlich. Irgendwo hörte ich eine Kirchenglocke zwölf Mal schlagen. „Also doch zu Tonks", murmelte ich und stand auf. Doch bevor ich zu meiner Freundin apparieren wollte, spazierte ich noch durch den kleinen Park. Die Nachtluft war herrlich frisch und die Stille beruhigte mich. Als ich einmal durch den gesamten Park gelaufen war, disapparierte ich.

„Hester! Mein Gott, ich habe mir solche Sorgen gemacht!" Tonks fiel mir schreiend um den Hals. „Remus hat sich nach dir erkundigt, er wollte anscheinend wissen, ob du irgendwo bist, wo es ist sicher ist. Was genau ist denn passiert?" Ich seufzte. „Kann ich erstmal reinkommen?" Sie nickte. Kurz darauf saßen wir in der gemütlichen Küche und ich fasste zusammen, was geschehen war. Tonks blieb der Mund offen stehen, dann sprang sie auf und nahm mich in den Arm. Diese Geste brachte mich dazu, doch noch in Tränen auszubrechen. „Du wohnst jetzt erstmal wieder bei uns", beschloss Tonks. „Remus wird sich schon wieder einkriegen." „Soll er doch. Ich bin ihm anscheinend egal." Sie lächelte leicht. „Bist du nicht. Ganz und gar nicht. Aber du solltest jetzt schlafen gehen. Ich sage nur Mum schnell, dass du hier bist." Ich nickte. Tatsächlich war ich ziemlich müde und schlief rasch ein.

„Wo ist eigentlich Ted?", fragte ich am nächsten Morgen Andromeda. Sie wurde blass. „Er ist geflohen, da sie doch muggelstämmige Zauberer verfolgen. Er wollte Nymphadora und mich nicht in Gefahr bringen." „Ich hoffe, dass es ihm gut geht", murmelte Tonks und sah gedankenverloren aus dem Fenster. Niemand sprach die Gedanken aus, aber es war sehr unwahrscheinlich, dass sich Ted lange verstecken konnte. Tonks verabschiedete sich nach dem Frühstück. Der Orden traf zusammen, aber ich schloss mich nicht an. Ich war ja schwanger. Den ganzen Tag hörte ich Radio. Andromeda hatte mir empfohlen Potterwatch zu hören, dort erfuhr mal viel über den Widerstand gegen Voldemort. Gegen Abend kam Tonks wieder und gerade aßen wir zu Abend, als die Todesfälle durchgegeben wurden. „Lasst uns einen Moment schweigen für die Toten, die der Tagesprophet für nicht nennenswert hält. Mit größten Bedauern informieren wir unsere Hörer über die Verstorbenen Ted Tonks und Dirk Cresswell." Niemand sagte ein Wort. Andromeda fiel die Gabel aus der Hand. Klirrend landete sie auf dem Boden. Tonks brach über ihrem Teller schluchzend zusammen. Ich saß einfach nur da, das Gesicht in den Händen vergraben. Wann nimmt dieser Wahnsinn endlich ein Ende?

Harry Potter - Lange KurzgeschichtenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt