Together 14

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Remus war wie ausgewechselt. Er lachte so oft und kümmerte sich aufopfernd um mich und Teddy. Leider wurde unser kleines Familienglück Ende April von Kingsley Shacklebolt gestört, der verkündete, dass ich die Widerstandskämpfer in Hogwarts gegen Voldemort versammelten. Auch wenn Remus sich heftig wehrte, kam ich mit ins Schloss. Ich konnte nicht zu Hause bleiben, während sich alle meine Freunde in Todesgefahr brachten. Teddy blieb bei Andromeda, die jetzt schon wie eine Großmutter für ihn war. Bevor ich ging drückte ich meinem kleinen Engel einen Kuss auf die, mittlerweile orangenen, Haare und legte ihm zärtlich meine Kette um, die ich damals von Remus geschenkt bekommen hatte. „Mummy ist bald wieder da, Liebling."

Alles war voller Rauch. Schreie erfüllten die Luft. Zauber zuckten durch die Luft. Gerade rannte ich durch einen der langen Flure in Hogwarts. Ich hatte Remus aus den Augen verloren. Ein Todesser war mir auf den Fersen gewesen, doch ich hatte in erfolgreich geschockt. Keuchend lehnte ich mich gegen eine Wand. Seltsamerweise drang kein Geräusch zu mir. Es war als würde gar nicht gekämpft werden. Meine Gedanken kreisten um Ted. Tonks meinte, bei ihrer Mutter sei er sicher. Ich hoffte so sehr, dass Remus und ich gesund zu ihm zurückkehren würden. Bestimmt hatten sich seine Haare wieder Türkis verfärbt. Ich grinste, als ich an Tonks dachte, die immer scherzend meinte, dass Ted wohl ganz nach seiner Patentante kommen würde. Näherkommende Schritte ließen mich zusammenzucken. Ein Todesser kam langsam auf mich zu. Er grinste verächtlich, doch ich schockte ihn sofort. Im selben Augenblick traf mich etwas in meinen Bauch. Ich wollte erschrocken schreien, doch in meiner Lunge war nicht genug Luft. Ich kippte langsam nach vorne. Mein Blick glitt an meinem Körper nach unten. Eine riesige Wunde zierte meinen Bauch. Blut tropfte zu Boden. Keuchend sah ich, wie ein zweiter Mann auf mich zutrat. Er hatte einen Zauber auf mich geschossen, über seinen Treffer grinste er zufrieden. Langsam hob er seinen Zauberstab. „Ich dachte, dieser Fluch tötet dich schon. Naja, dieser hier wird es auf jeden Fall. Avada Ked..." „Stupor!" Der Mann brach zusammen. „Hester! Bei Merlin! Bitte nicht!" Remus sank neben mir auf die Knie. Seine Augen schwammen in Tränen, als er das Blut sah, welches sich um meinen Körper ausbreitete. „Remus." Ich schluchzte leise. „Was... Was ist mit Ted?" „Liebling, bleib ganz ruhig. Du darfst nicht noch mehr Blut verlieren. Ich muss dich in die große Halle bringen." Remus! Mein Sohn!" Panisch versuchte ich aufzustehen. Ich durfte Ted nicht verlassen. Er brauchte seine Mutter. Remus hob mich vorsichtig hoch. „Bitte sei still. Du wirst unseren Sohn wieder sehen, aber jetzt ist dein Leben in Gefahr, nicht seins." „Es war alles umsonst, Remus. Wir können nichts mehr tun. Alle sind tot. Diese Welt wird untergehen, ohne dass ich sie verteidigen kann." „Hester", Remus blieb stehen und sah mich ernst an, „Du kannst nicht die ganze Welt retten. Und es war nichts umsonst." „Ich konnte meine Familie nicht beschützen!" „Doch das konntest du, aber es gibt etwas viel Wichtigeres, was du geschafft hast. Deshalb war nichts umsonst." „Was habe ich geschafft, Remus?", fragte ich schwach. „Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen", gab er mir als Antwort. Wieder rannen mir Tränen über die Wange. „Du hast uns Liebe geschenkt, Hester. Sirius, Tonks, Teddy und mir. Das ist das Wichtigste im Leben. Ich bringe dich jetzt in die große Halle und du bleibst dort. Versprochen?" Schwach nickte ich. Remus hatte Recht, wie immer. Remus bog in einen Gang ab, aus dem Schreie klangen. „Hester, du musst alle schocken, die uns angreifen." „Ja." In dem Flur kämpften über ein Dutzend Zauberer. Die Luft glühte vor Magie. Remus beeilte sich und duckte sich vor vielen Flüchen. Immer mehr schwarze Punkte tanzten vor meinen Augen, aber ich versuchte krampfhaft wach zu bleiben. Beinahe hatten wir es geschafft. Ich konnte die großen Türen der Halle schon sehen, als plötzlich alles gleichzeitig passierte. Jemand brüllte Avada Kedavra, Menschen schrien erschrocken und wichen dem Todesfluch aus. Dann weiteten sich Remus Augen erschrocken und er brach zusammen. Ich schlug hart auf dem Boden auf. „Remus! Sag doch etwas! Remus! NEIN!" Er atmete nicht mehr, sein Blick war gebrochen. Keuchend und schluchzend sah ich mich um. Ein großer Todesser sah mich verächtlich an. Ich schleuderte einen Fluch auf ihn. Er wehrte ihn ab. Meine Beine zitterten. Ich sank neben der Leiche meines Mannes auf die Knie. Jeden Zauberer, der uns zu nahe kam, schockte ich, aber meine Kräfte verließen mich. Verschwommen erkannte ich eine Gestalt mit bonbonrosa Haaren, die sich vor mir niederkniete. „Hester, oh nein! Remus! Er ist..." „Tonks", hauchte ich. „Du.. musst auf Ted aufpassen. Danke, dass ich... dich kennen durfte. Wir sehen uns wieder... irgendwann." Tränen tropften auf mein Gesicht. „Natürlich passe ich Teddy auf. Versprochen!" Ein Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus. „Danke." Dann fiel ich über Remus toten Körper.

Ich folge euch jetzt, Sirius und Remus. Vielleicht sollten wir im Hier nicht glücklich werden. Im Tod werden wir uns wiedersehen und in Frieden sein. Von dort kann ich über Ted wachen. Ein letztes Mal atmete ich die Luft dieser Welt ein, dann war alles vorbei. Es war beendet.

Harry Potter - Lange KurzgeschichtenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt