Together 6

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Gähnend drehte ich mich zur Seite und wäre fast gefallen. Wieso lag ich denn immer noch auf dem Sofa? Verwirrt schüttelte ich den Kopf und setzte mich auf. Ich war gestern wohl eingeschlafen und anscheinend hatte mir Remus fürsorglich eine Decke umgelegt. Wie lieb von ihm! Mit der Decke um den Schultern tapste ich noch verschlafen die Treppen zu meinem Schlafzimmer, um mich dort noch etwas hinzulegen.

Regelmäßig hielten wir in der nächsten Zeit Ordenstreffen ab und Tonks und ich wuchsen sehr zusammen. Man konnte uns eigentlich nur noch gemeinsam antreffen. Auch wenn wir uns wirklich alle gut verstanden, kamen die anderen bei ihrer Suche im Ministerium nicht weiter. Diese verdammte Prophezeiung ließ sich einfach nicht finden! So gingen Monate ins Land. Meistens verbrachte ich die Zeit zu Hause mit Sirius oder im Fuchsbau. Ab und an besuchten uns auch Remus und Tonks. Mrs. Jacobson besuchte ich wie immer einmal in der Woche um Einkäufe zu erledigen. Anfang Dezember begann ich Plätzchen zu backen. Kaum achtete ich einmal nicht auf den Teig, hatte sich Sirius großzügig bedient. Kein Wunder, dass er später über Bauchschmerzen klagte. Rohen Teig sollte man eben nur in Maßen genießen, aber Maßen und Sirius passten nicht sonderlich gut zusammen. Von den gebackenen Plätzchen hingegen konnte mein Cousin nicht genug bekommen. Auch die anderen futterten das Gepäck in Rekordzeit. Sirius hatte das Haus weihnachtlich geschmückt und es wurde sehr gemütlich. Es war mitten in der Nacht, als er mich aufgeregt weckte. „Sirius? Was ist denn? Ich will schlafen!" „Hester, wach auf! Arthur wurde angegriffen und schwer verletzt! Die Kinder und Molly kommen vorbei!" „Was?" Mit einem Schlag war ich wach, schnappte mir einen Morgenrock und eilte hinter Sirius die Treppen hinunter ins Wohnzimmer. Tatsächlich erschienen in diesem Moment die Weasley-Kinder, sowie Harry. Kreacher war ebenfalls anwesend und musterte die Kinder wütend. „Die Gören der Blutsverräter, sieh an, sieh an. Stimmt es, dass der Vater im Sterben liegt?" „Kreacher", sagte ich scharf. Sirius war nicht so ruhig, wie ich. Wütend brüllte er den Hauselfen an, der sofort verschwand. Ich entzündete einige Kerzen. „Was ist passiert?", fragte Sirius, nachdem er Ginny auf die Beine geholfen hatte. „Keine Ahnung!" „Frag Harry", kam es von den Zwillingen. Abwartend blickten wir zu Harry Potter. Er schluckte, atmete tief durch und erzählte dann von seinem Traum. Arthur Weasley war anscheinend von einer Schlange angegriffen geworden, während er im Auftrag des Ordens in der Mysteriumsabteilung unterwegs gewesen war. Kaum hatte Harry geendet, fragte einer der Zwillinge, ich vermutete, es war Fred: „Ist Mum hier?" Ich schüttelte den Kopf. „Wahrscheinlich informiert Dumbledore sie gerade", meinte Sirius ruhig. „Wir gehen jetzt zum St. Mungo!", rief Ginny nervös. Ihre Brüder nickten zustimmend. „Ihr könnt jetzt nicht gehen!" Sirius sah die Kinder an. „Wie wollt ihr denn erklären, woher ihr wisst, dass euer Dad angegriffen wurde? Bevor es eure Mutter erfahren hat?" „Das ist doch egal! Es geht um unseren Dad!", schimpfte Fred. „Wir dürfen keine Aufmerksamkeit auf Harry lenken. Wie würde die Zauberwelt wohl reagieren, wenn er Visionen von Dingen hat, die weit weg geschehen? Nichts da! Ihr bleibt hier!" „Aber wie hätten es von jemandem erfahren können, als von Harry, zum Beispiel..." Sirius unterbrach Ginny. „Euer Vater wurde angegriffen, während er im Auftrag des Ordens unterwegs war. Wenn ihr jetzt auch noch im St. Mungo auftauchen würdet, könnte es die Sache des Ordens schwer beschädigen!" „Was interessiert uns der Orden! Unser Dad wurde verletzt!", schrie Fred aufgebracht. „Euer Vater wusste sehr wohl, worauf er sich einließ und er wird nicht gerade froh sein, wenn ihr die Sachen des Ordens zerstört." Auch Sirius erhob seine Stimme jetzt. „Du hast ja leicht reden, wo du hier drin hockst!", brüllte Fred, „Du riskierst ja nicht deinen Kopf!" Sirius wurde kreidebleich. Für einen Moment dachte ich, er würde Fred schlagen und ich legte ihm beschwichtigend eine Hand auf den Arm. „Hört mal Kinder, ihr müsst warten bis Molly kommt, auch wenn es euch nicht gefällt. Zu mindestens auf eine Nachricht solltet ihr warten", meinte ich ruhig. Ich ließ meinen Blick über die Anwesenden schweifen. Ginny hatte sich auf einen Stuhl fallen lassen, Ron war bleich, stimmte mir aber zu. Auch aus Harrys Gesicht war die Farbe gewichen. Fred und George hatten die Hände wütend zu Fäusten geballt, nickten aber. Sirius entspannte sich ebenfalls ein wenig. „Ich-ich hole uns mal etwas zu trinken aus der Küche", murmelte er und verschwand. Ich konnte ihm ansehen, wie sehr ihn Freds Worte verletzt hatten. Nach und nach setzten sich alle still auf das Sofa. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach, bis Sirius aus der Küche zurückkam. Er verteilte Butterbier und setzte sich dann vor mich auf den Boden. Das dämmerige Licht ließ die Atmosphäre noch trauriger und angespannter wirken, als es ohnehin schon war. Irgendwann verteilte ich ein paar Decken. Ginnys Hände zitterten, als sie mir den Stoff abnahm. Fred und George mussten sich wirklich zusammenreißen nicht zu weinen und Ron reagierte noch nicht einmal, als ich ihm die Decke um die Schultern legte. Nur Harry und Sirius tranken ihr Butterbier. Plötzlich erhellte eine Stichflamme vor uns den Tisch, auf dem noch einige Teller standen. Erschrocken griff ich nach meinem Zauberstab. Ginny und Ron schrien verschreckt auf. In diesem Moment fiel eine Pergamentrolle auf den Tisch. Sirius sprang auf und griff nach dieser. „Das ist nicht Dumbledores Handschrift." „Aber Mollys." Ich war aufgestanden und stand jetzt neben meinem Cousin. „Hier." Ich reichte George den Brief, der ihn sofort laut vorlas: „Dad ist noch am Leben. Ich mache mich jetzt auf den Weg in St. Mungo. Bleibt, wo ihr seid. Ich benachrichtige euch, sobald ich kann. Mum." Langsam sah er auf. „Noch am Leben..." Wir wussten alle, was das bedeutete. Arthur schwebte womöglich zwischen Leben und Tod. Ginny ließ einen unterdrückten Schluchzer ertönen. Vorsichtig legte ich ihr einen Arm um die Schultern. Sie drückte sich unmerklich an mich, während ihre Brüder ins Leere starrten. Sirius las den Brief erneut durch, schüttelte dann den Kopf und setzte sich wieder.

Die ganze Nacht tat niemand ein Auge zu. Gesprochen hatten wir kaum. Fred war irgendwann eingeschlafen, Ginny hatte sich zusammengerollt, war aber hellwach. Ron hatte den Kopf in die Hände gestützt. Sirius und ich tauschten immer wieder Blicke aus. Harry gähnte zaghaft. Die Uhr hatte vor einigen Minuten fünf geschlagen, als die Küchentür aufging und Molly hereinkam. Sie war kreidebleich, ihre Haaren waren verwuschelt und standen in alle Richtungen ab. Ein schwaches Lächeln erhellte ihr Gesicht, als sie alle zu ihr wandte. „Er hat es geschafft." Ihre Stimme war leise und müde. „Bill ist noch bei ihm. Morgen dürft ihr ihn alle besuchen." Ginny und George sprangen auf und nahmen ihre Mutter in den Arm. Fred vergrub sein Gesicht in den Händen und lehnte sich erleichtert auf dem Stuhl zurück. Ron versuchte ein zittriges Lachen. Sirius sprang auf. „Frühstück! Ich mache Frühstück für uns", er zählte kurz nach, „Für uns acht!" Ich und Harry folgten ihm und machten uns nützlich. Wir wollten die Familie nicht stören.

Nach zwei Minuten ging die Tür wieder auf. Molly sprach leise mit Harry, dann kam sie zu Sirius und mir. „Ich weiß wirklich nicht, wie ich euch danken soll. Vielen Dank, dass ihr auf die Kinder aufgepasst." „Wirklich Molly, das ist doch selbstverständlich", winkte ich ab. Sie zog mich in eine feste Umarmung. „Molly, ihr solltet hier bleiben, solange Arthur im Krankenhaus ist", meinte Sirius. „Also wenn es in Ordnung ist, wir würden dann über Weihnachten bleiben." „Das ist kein Problem!", riefen Sirius und ich ehrlich erfreut. Wir hatten schon Bedenken, dass wir zu Weihnachten ganz alleine wären. „Sirius", vernahmen wir eine leise Stimme. Es war Harry. „Kann ich mal mit dir reden? Ähm...Alleine?" Sirius nickte und verschwand mit Harry in der Speisekammer. Sie kamen erst nach einigen Minuten wieder. Fragend sah ich Sirius an, dieser winkte nur ab. Nach dem Frühstück wollte ich eigentlich das Wohnzimmer aufräumen, war aber so müde, dass ich kurzerhand auf dem Sofa einschlief. Geweckt wurde ich von Tonks' Lachen. Freudig begrüßte ich sie und Moody. Beide wollten die Weasleys und Harry zum St. Mungo begleiten. Und so waren Sirius und ich wieder alleine. Stille legte sich über Grimmauldplatz Nummer 12.

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