Sirius Black 9

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Ich musste eingeschlafen sein, denn draußen war es stockdunkel. Mein Rücken schmerzte von dem ungemütlichen Sofa und ich richtete mich leise grummelnd auf. Ich bemerkte jetzt erst, dass etwas auf mir lag. Im Dunklen erkannte ich Sirius in seiner Menschengestalt. Er schlief friedlich. Vorsichtig, ohne ihn zu wecken, stand ich auf und vertrat mir die Beine. Es war bestimmt erst zwei Uhr morgens, aber ich konnte nicht mehr schlafen. Aus irgendeinem Grund war ich hellwach und aufgekratzt. Ich kochte mir einen Tee und setzte mich vor den Kamin. Das Feuer war fast runtergebrannt, aber es war noch angenehm warm. Ich starrte in die Glut und dachte einfach an gar nichts. „Guten Morgen, Kleines", weckte mich eine vertraute Stimme. Ich öffnete ein Auge und blickte in Sirius' graue Augen. „Morgen", nuschelte ich zurück. Er zog mich auf die Beine. „Warum schläfst du denn auf dem Boden?", murmelte er in mein Haar. „Weil ein gewisser Sirius Black das ganze Sofa für sich beansprucht hat." Er lachte. „Komm, lass uns frühstücken." Ich hatte gerade den Tisch gedeckt, als Mad-Eye Moody den Raum betrat. „Ist was passiert?", fragte ich sofort panisch. Ich war es nicht gewohnt, dass er so früh kam. „Nein. Nichts wichtiges zu mindestens." Er ließ sich auf einen Stuhl fallen. „Ich wollte dir nur sagen, dass du in meinem Büro herzlich willkommen bist. Ich kann dich nicht im Grimmauldplatz ausbilden." Ich schwieg. Meine Ausbildung hatte ich ganz vergessen. In dem Moment als ich ihm antworten wollte, betrat Sirius die Küche. Sein Blick fand augenblicklich meinen und er lächelte kaum merklich. Ich müsste ihn wieder alleine lassen, wenn ich mich weiter ausbilden lasse. Das konnte ich ihm nicht antun. „Ehrlich gesagt", wandte ich mich wieder an Moody, „würde ich gerne eine Pause einlegen." Er verzog das Gesicht. „Nur weil du einmal in Gefahr geschwebt hast, willst du aufgeben. Das hätte ich nicht von dir gedacht." „Nein, es ist etwas anderes", meinte ich mit einem weiteren Blick auf Sirius. Moody war meinem Blick gefolgt. Er schüttelte den Kopf und schnaubte leise. „Im Orden bleibe ich natürlich weiterhin", fügte ich rasch hinzu. Moody seufzte. „Nun gut, dass ist deine Entscheidung." Er verabschiedete sich wieder und verschwand. „Was wollte Mad-Eye?", fragte Sirius. „Er wollte wissen, wann ich meine Ausbildung fortsetzte." „Und wann?" „Erstmal gar nicht." „Weshalb denn? Es ist doch dein größter Traum Auror zu werden." „Ja, aber..." „Hast du Angst, dass dir etwas passiert?" „Nein, das ist es nicht." „Sondern?" Ich sah auf meine Hände. „Ich will dich nicht alleine lassen", nuschelte ich. „Wegen mir?", rief er aus. „Ich will nicht, dass du wegen mir kein Auror wirst!" „Aber du wärst dann wieder alleine." „Nur tagsüber, die Nächte bist du wieder da." „Ich muss auch manchmal abends arbeiten." „Du würdest trotzdem hier wohnen bleiben, das langt mir." Er war auf mich zugekommen und legte seine Arme um mich. „Bitte, sag Moody, dass du dich weiter ausbilden lässt." Ich sah ihn an. „In Ordnung." „Und jetzt lass uns endlich frühstücken, ich sterbe vor Hunger!"

Ich sandte sofort eine Eule zu Moody. Sie kam nach einer halben Stunde schon wieder zurück. Eigentlich sollten wir keine Eulen vom Grimmauldplatz schicken, aber das war eine Ausnahme. Eine weitere Nachricht sendete ich an Tonks um ihr zu sagen, dass Sirius und ich endlich zusammen waren. Zwei Tage später traf ich sie in Moodys Büro. Sie freute sich sehr für uns. Die Ausbildung wurde wirklich hart und gefährlich, aber ich lebte auf. Ich war so glücklich, wie lange nicht mehr. Sirius war, wie er mir immer wieder versicherte, nicht einsam, sondern freute sich für mich. Ab und an war ich auf mit anderen Ordensmitgliedern auf Streife. So fanden Kingsley Shacklebolt und ich Arthur Weasley schwer verletzt in der Ministeriumsabteilung. Zu Weihnachten war er wieder halbwegs gesund und er, die Weasleys, Hermine und Harry feierten mit Sirius und mir im Grimmauldplatz. Ich hatte mich zwar auf ein gemütliches Weihnachtsfest zu zweit gefreut, aber Sirius strahlte nur so vor Freude, dass sein Pate da war. Ich freundete mich rasch mit Fred und George an. Die beiden Spaßvögel überzeugten mich sofort mit ihrer Geschäftsidee und ich versprach ihnen, viel in ihrem Laden einzukaufen, sobald sie einen eröffnen würden. Aber leider ging auch diese friedliche und fröhliche schnell vorbei. Wir begleiteten die Kinder zum Bahnhof, Tonks und ich in Verkleidungen, die anderen Ordensmitglieder unauffällig. Eigentlich sollte Sirius nicht mitkommen, aber als ich ihn sah, nahm ich ihn an die Leine. Er spielte mit. Moody schimpfte ihn leise aus und Sirius benahm sich auch nicht sonderlich. Erst als ich energisch an der Leine zog und ich ihn wütend maßregelte, benahm er sich etwas. Aber es wäre nicht Sirius, wenn er sich so einfach so erziehen lassen würde. Als wir die Kinder verabschiedeten, sprang er an Harry hoch und leckte ihm quer über das Gesicht. „Sirius!", zischte ich genervt. Er bellte leise und ich schüttelte den Kopf. Mit einem Blick auf Moody versicherte ich mich, dass wir gehen konnten. Ich schleifte ihn hinter mir her, bis wir in einer unbelebten Ecke disapparierten. „Stell dir vor, was passiert wäre, wenn dich jemand erkannt hätte!", schimpfte ich sofort als wir wieder zu Hause waren. „Es ist doch nichts passiert", versuchte er mich zu beruhigen. „Ich würde es nicht aushalten, wenn du nach Askaban zurück müsstest." Ich verschränkte die Arme und wandte mich von ihm ab. „Ich doch auch nicht." Er umarmte mich von hinten. Ich lehnte mich gegen ihn. „Ich liebe dich viel zu sehr, um wieder nach Askaban zu gehen." „Dann benimm dich das nächste Mal besser", murmelte ich. „Versprochen", flüsterte er. Er drehte mich wieder zu sich und küsste mich liebevoll. Ich verschränkte meine Arme in seinem Nacken und zog ihn mit mir Richtung Treppe. Er legte seine Hände um meine Hüften und hob mich leicht nach oben. Jemand räusperte sich vernehmlich. Ich öffnete meine Augen und ließ Sirius wieder los. Er setzte mich wieder auf den Boden. Remus stand vor uns, die Arme verschränkt. „Eigentlich wollte ich maßregeln, aber ich denke das hat Kacie schon erledigt." „Mehr oder weniger", kam es von Sirius zurück. Wie selbstverständlich legte er seinen Arm um meine Taille und drückte mich an sich. „So gerne ich dich auch mag, Remus. Würdest du uns jetzt alleine lassen?" „Nein, wird er nicht", rief eine energische Stimme. Molly Weasley betrat das Zimmer und stemmte beide Hände in die Hüften. „Remus soll bloß richtig mit dir schimpfen, sonst erledige ich das. Und ich habe sieben Kinder, zwei davon sind Fred und George, also würde ich mich auf etwas gefasst machen." „Hilf mir", wisperte Sirius mir ins Ohr. „Selber schuld, Schnuffelchen." Ich gab ihm einen Kuss und eilte in die Küche. Ich hörte Molly noch durch das ganze Haus zetern, während Remus versuchte sie beruhigen. Nach einer halben Stunde schlurfte Sirius in die Küche, wie ein geprügelter Hund. „Mir tun Fred und George wirklich leid", murmelte er. „Mein armer, kleiner Sirius", meinte ich ironisch. Die Küchentür öffnete sich wieder. „Ich weiß wirklich nicht, wie du es mit ihm aushalten kannst", kam es von Molly. „Ach Molly, das ist ganz einfach." Die Rothaarige folgte dem Blick, den Sirius und ich austauschten, und seufzte. „Junge Liebe. Passt bloß auf, dass ihr euch nicht verliert." „Ich gebe sie nie wieder her", sagte Sirius und sah mich liebevoll. „Ich auch nicht." Molly seufzte. „Ich mache jetzt was zu essen, also helft mir, oder sucht euch einen anderen Platz." „Wir helfen dir." „Wir gehen ja schon", kam es gleichzeitig von Sirius und mir. „Helfen!", sagte ich energisch. Er setzte einen Hundeblick auf: „Nein." „Doch!" Er seufzte. „Na gut." Grinsend griff ich nach meinem Zauberstab und deckte den Tisch. Sirius begann maulend Karotten kleinzuschneiden. Molly versuchte sich ein Lachen zu verkneifen. Es wurde ein ruhiger Abend. Remus, Tonks, Molly, Arthur, Sirius und ich saßen noch lange zusammen und plauderten. Es tat gut einmal Abstand von den schrecklichen Vorkommnissen zu haben und mit guten Freunden zusammenzusitzen.

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