Sirius Black 5

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Ich protestierte zwar, aber Sirius ließ sich nicht umstimmen. Um mich abzulenken, versprühte er selbst bei einem Hausputz gute Laune. Erst wurden wir von einer Herde wütender Doxys angegriffen, dann trafen wir auf zwei Irrwichte. Eine Tabakdose hatte sich in meinem Finger verbissen und ließ mich erst nach vier Schockzaubern wieder los. Im Keller fanden wir ein großes Rattennest. Sirius war kreidebleich geworden und hatte den Keller mit dem Kommentar: „Hunde mögen keine Ratten" wiederverlassen. Ich hatte die Viecher erfolgreich erledigt. Einige von ihnen waren dreimal so groß, wie mein Fuß gewesen. Sirius hatte auf dem Dachboden riesige Spinnen gefunden. Ich war ziemlich froh, mit den Ratten beschäftigt gewesen zu sein. In einem hübschen, aber eingestaubten Zimmer hatten wir eine Nifflerfamilie entdeckt. Der Raum gefiel mir sehr gut. Er war in grün-und-Silbertönen gehalten worden, wirkte aber trotzdem fröhlich und offen. Das Bett war riesig und im Teppich versank man. Das Schönste aber war ein Schminktisch. Er hatte wunderschöne Verzierungen und bestand aus Ebenholz. Sirius erwähnte nebenbei, dass sein Bruder diesen Tisch wohl angeschafft hatte, einige Zeit nachdem er nicht mehr hier wohnte. Mir fiel sofort ein Foto ins Auge, das auf besagten Tisch stand. Es zeigte eine junge, wunderschöne Frau und einen attraktiver Mann. Ihr Lächeln galt dem Betrachter, dem sie leicht hochnäsig entgegen sah, während er nur Augen für sie hatte. Das Foto war alt und vergilbt. Ich stellte es wieder auf den Tisch und fragte mich, wer diese Frau war, denn sie war wirklich wunderschön. Kreacher, Sirius Hauself, betrat schlurfend den Raum. „Kreacher rät den Tisch zu öffnen", meinte er an Sirius gewandt. Verwundert tat dieser, wie ihm geheißen. „Von wem ist dieser Brief, Kreacher?" Die Augen des Hauselfen füllten sich mit Tränen. „Lesen sie einfach." Ich warf einen Blick auf den versiegelten Umschlag. Anabel Black. „Kennst du diese Frau?" Sirius schüttelte den Kopf und ließ den Brief in seiner Tasche verschwinden. Zuletzt fanden wir einen Ghul im Spülkasten der Toilette. Fix und fertig saßen wir abends im Wohnzimmer. Ich sah Sirius fragend an, denn er starrte schon wieder auf meine Haare. „Sie sind wieder Türkis", stellte er sachlich fest. Ich kicherte. „Was ist?" „Deine Haare sind so eingestaubt, dass sie grau sind." Sirius beugte sie etwas vor und wuschelte sich mit beiden Händen durch die Haare. Der komplette Staub wirbelte um mich. Hustend und lachend fächerte ich mir Luft zu. „Sag mal" begann ich, als sich der Staub gelegt hatte, „Warum magst du keine Ratten? Und warum bist du hier weggegangen?" „Lange Geschichte." „Ich habe dir meine auch erzählt, Sirius." Ich zog einen Schmollmund. „Schon gut, schon gut." Er holte tief Luft und begann zu erzählen. „Also war dieser Peter Pettigrew der wahre Verräter und du warst unschuldig in Askaban? 12 Jahre lang?" „Ja." „Aber wie hast du das überlebt?" „Der Gedanke an meine Unschuld, an Harry, an meine Freunde. Sie brauchen mich und ich konnte sie nicht einfach im Stich lassen." „Du bist ein wundervoller Mensch, Sirius." Täuschte ich mich, oder wurde er gerade etwas rot. Er beugte sich leicht nach vorne und wickelte sich einer meiner Haarsträhne um den Finger. „Ich mag diese Farbe", flüsterte er. Jetzt war es an mir, rot zu werden. Ich rückte etwas näher zu ihm. Unsere Gesichter waren nur ein paar Zentimeter entfernt. „Sirius, ich...", setzte ich an, als die Tür zum Wohnzimmer aufgerissen wurde. Erschrocken fuhren wir auseinander. Remus Lupin trat gefolgt von Tonks ein. Als sie uns sahen, kicherte Tonks und Remus lächelte erfreut. „Ähm....", setzte ich an. „Warum seid ihr schon da?", sprang Sirius mir bei. „Die Versammlung soll doch erst um acht Uhr abends stattfinden." „Es ist acht Uhr abends", stellte Remus fest. „Und wir wollen heute besprechen, wie wir Harry am besten zum Grimmauldplatz eskortieren. Morgen kommen die Weasleys und eine Freundin von ihm. Hermine Granger. Harry soll erst nächste Woche abgeholt werden, aber umso früher wir anfangen zu planen, desto besser." Also folgten Sirius und ich den Beiden in die Küche. Es herrschte Schweigen, das erst gebrochen wurde, als Kingsley Shacklebolt erschien. Tonks, er und ich begannen ein Gespräch über potentielle Todesser im Ministerium. Nach und nach trudelten die anderen Ordensmitglieder ein und das Treffen begann.

„Endlich!" Gähnend streckte ich meine müden Glieder von mir. Tonks seufzte ebenfalls erleichtert. „Ich gehe dann mal", erklärte sie und stand auf. „Warte!" Remus war von seinem Stuhl aufgesprungen. „Ich bringe dich lieber nach Hause. Die Zeiten sind viel zu gefährlich." Tonks nickte. „Wie nett von dir." Sie umarmte mich. „Ich warte am Eingang, Remus", rief sie vergnügt und verschwand. Sirius grinste seinen besten Freund anzüglich an und hob eine Augenbraue. „Das hätte ich gar nicht von dir erwartet, Moony." „Lass das, Tatze. Ich möchte einfach nur sichergehen, dass niemanden etwas passiert." „Jaja." Sirius ignorierend murmelte Remus ein Auf Wiedersehen in meine Richtung und ging ebenfalls. "Tatze? Ich finde Schnuffel passt besser." „Wag dich mich so zu nennen!" „Warum denn, Schnuffel?" Ehe ich mich versah, war Sirius aufgesprungen, hatte mich gepackt und drehte sich so schnell im Kreis, dass mir Schwindling wurde. „Erbarmen", japste ich lachend. Ebenfalls lachend, setzte er mich wieder ab und wuschelte sich durch die Haare. Ich ging zur Tür und drehte mich dort nochmal um. „Gute Nacht, Schnuffel." Sirius schnaubte, als ich rasch aus dem Zimmer rannte, um einer weiteren Attacke seinerseits auszuweichen.

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