Wiederanfang 9

319 12 0
                                    

„James hat geschrieben. Harry und Lily sind gesund und glücklich. Er hat ein Foto beigelegt!" Sirius nahm es mir aus der Hand. „Er sieht aus wie James." „Nur die Augen hat er von Lily." Auf dem Foto war ein kleiner, eine Woche alter Harry zu sehen. Seine kleinen Hände bewegten sich wild hin und her. „Er ist wunderbar", sagte Sirius ganz leise. „Und ich bin sein Pate." Lächelnd fuhr ich ihm durch die Haare. „Und du wirst der beste Pate der Welt sein."

Auf der Taufe drei Monate später, war Harry ganz ruhig. Er schrie nicht. Remus, Peter und ich waren einige der wenigen Besucher. Ich lächelte breit, als Sirius den Kleinen in den Arm nahm und liebevoll an sich drückte. Er hatte Tränen in den Augen. Schließlich saßen wir zu fünft bei den Potters zuhause und unterhielten uns. Harry sah sich mit großen Augen um. „Willst du ihn mal halten?", fragte mich Lily. Ich nickte. Sie übergab mir den Kleinen. Er gluckste fröhlich und zog an einer meiner Haarsträhnen. Ich strahlte. „Wirst du da nicht eifersüchtig, Tatze? Ein weiterer Mann in Teresas Leben." James grinste seinem besten Freund zu. „Und so ein hübscher dazu", fügte ich hinzu. „Wenn du mich gegen Harry eintauscht, dann..." Ich lachte. „Keine Angst. Ich verlasse dich schon nicht." Er beugte sich vor und gab mir einen Kuss. „Na, na, na. Macht ihr das wohl, wenn ihr alleine seid", schimpfte James lachend. Wir stimmten mit ein. Ich gab Lily ihren Sohn zurück. „Ich gehe hoch und bring ihn ins Bett", sagte sie und wollte aufstehen. „Bleib sitzen, ich mach das schon." James sprang auf. „Ich denke, wir sollten auch langsam gehen", meinte ich. Wir verabschiedeten uns und ließen die junge Familie zurück.

Ich fasste mir an den Kopf. Dieser Vollmond kündigte sich schmerzhaft an. „Was ist los?", fragte Sirius besorgt. „Nur Kopfschmerzen. An Halloween ist Vollmond." Er nahm mich in den Arm. „Du schaffst das schon." „Muss ich wohl." Er grinste schief.

Am 31. gab ich Sirius einen Kuss und lief zu dem nahelegenden Wald. Die Verwandlung war noch qualvoller, als sonst. Ich versuchte nicht zu schreien, als meine Knochen sich streckten und tausende Haare meine Haut durchbohrten. Ich wand mich vor Schmerzen. Schwer atmend lag ich auf dem Boden, als der Mond hinter den Wolken hervorbrach und die Verwandlung abschloss. „Sirius?" Es war früh morgens und ich hatte mich gerade wieder in einen Menschen verwandelt. „Sirius?", rief ich nochmal, aber niemand antwortete. Vielleicht war er nochmal nach draußen gegangen. Er wird bestimmt gleich, redete ich mich ein. Ich ließ mich auf das Bett fallen und war fast sofort eingeschlafen. „Teresa? Wach auf, schnell!" Jemand rüttelte an meiner Schulter. „Sirius?", murmelte ich verschlafen. „Nein, ich bin's. Remus." „Remus? Was ist passiert?" „Komm mit runter. Bitte. Beeile dich ein bisschen." Verschlafen tapste ich die Treppe nach unten. Er reichte mir ein Glas Wasser, aber seine Hände zitterten. „Remus, wo ist Sirius?" „Bitte setz dich." Mir schwante böses. „Wo ist Sirius?" Seine Stimme bebte leicht. „Gestern Nacht ist Lord Voldemort gefallen. Er ist in James' und Lilys Haus eingebrochen. Er hat sie getötet, doch als er den Todesfluch gegen Harry richtete, ist er abgeprallt und zurück geschleudert worden." „Aber ihr Haus war doch versteckt. Er hätte es nicht finden können." „Jemand hat es ihm verraten. Der Geheimniswahrer." „Remus, das glaubst du selber nicht. Sirius wäre gestorben, anstatt seine Freunde zu verraten." „Er ist geflohen, aber Peter wollte ihn aufhalten. Er und zwölf Muggel ließen ihr Leben. Sirius wurde festgenommen. Er sitzt jetzt lebenslang in Askaban." „Nein!" Ich begann zu schluchzen. „Er ist... unschuldig." „So leid es mir tut, Teresa. Sirius Black ist ein Mörder." Ich brach weinend auf dem Sofa zusammen, Remus nahm mich in den Arm und hielt mich fest. Das konnte nicht sein! Er würde so etwas nie tun!

Die nächste Zeit wurde schwer für mich, aber Remus war mein rettender Hafen. Ich war bei ihm eingezogen, aber wir sahen uns selten. Ich übernahm viele Nachtschichten im St. Mungos. Trotzdem vergaß ich zu leben. Vielleicht war mein Leben zerbrochen, aber ich sah nach vorne. Vielleicht war die große Liebe meines Lebens, ein Mörder, aber ich lebte weiter. Gerne hätte ich Harry bei mir aufgezogen, aber er war bei seinen leiblichen Verwandten untergekommen. Ich hoffte er würde glücklich aufwachsen, er hatte es verdient.

Harry Potter - Lange KurzgeschichtenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt