Charlie Weasley 8

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Mit großer Freude überwachte ich Liara und Nacre, während sie brütete. Ich dokumentierte alles penibel. Leider sah ich Charlie dadurch weniger, als sonst. Deswegen freute ich mich umso mehr, als er nach einem anstrengenden Arbeitstag, mich besuchen kam. „Charlie, was für eine Überraschung! Komm rein." Wir ließen uns auf meinem kleinen Sofa nieder. Es entstand, wie so oft ein Schweigen, welches wir gleichzeitig brachen. „Charlie, ich muss..." „Rachel, weißt du..." Wir grinsten uns an. „Du zuerst", sagten wir wieder unisono. „Also gleichzeitig", schloss ich. Charlie schmunzelte. „Charlie, ich habe mich in dich verliebt." „Rachel, ich muss dir sagen, dass ich dich liebe." Wir starrten uns mit offenem Mund an und konnten nicht glauben, was der andere gerade gesagt hatte. „Ich... ähm..." Charlie fuhr sich nervös durch die Haare. „Ich würde dich gerne küssen, Rachel. Sowas macht man ja, wenn man sich liebt." Es war wirklich niedlich, wie er nicht genau wusste, was er tun sollte. Zaghaft beugte er sich zu mir und legte zögerlich seine Lippen auf meine. Ich erwiderte seinen Kuss ebenfalls sanft. Wir lächelten. Es war einfach perfekt.

Es war ein warmer Herbsttag, als die Drachenbabys schlüpften. Ich war so nahe herangegangen, wie es möglich war. Die letzten Nächte hatte ich kaum geschlafen. Jetzt saß ich gut versteckt unter einem Baum. Die Sterne standen schon hoc. Ich beobachtete, wie Liara immer wieder die Eier anstupste. Die Schalen knackten bereits leise. Nach fünf Minuten, während denen ich wie unter Strom stand, ertönte ein erstes leises Quicken, dann ein weites, bis es drei Drachenbabys waren, die nach ihrer Mutter schrien. Liara und Nacre antworteten ihrem Nachwuchs. Ich beobachtete die Familie noch einige Zeit, bis ich mich leise davon schlich.

Mr. Smith strahlte über das ganze Gesicht, als ich ihm alles berichtete. „In einigen Tagen, vielleicht einer Woche schicken wir sie zurück. Ich würde mich freuen, wenn Charlie und du sie begleiten." „Selbstverständlich, Mr. Smith."

Charlie erwartete mich bereits vor der Bürotür und zog mich an sich, sobald ich die Tür geschlossen hatte. „Hast du was dagegen, Fred und George einen Besuch abzustatten?", fragte ich ihn, nachdem ich ihn liebevoll geküsst hatte. „Nein." Ich lächelte ihn an. „Für heute habe ich frei, also können wir direkt los", fügte er hinzu. Ich war so glücklich, seit wir zusammen waren. Mrs. Weasley hatte die Hände über ihrem Kopf zusammengeschlagen und konnte es nicht glauben. Bill hat sich sehr für uns gefreut und mich dauernd an sich gedrückt und geflüstert: „Jetzt gehörst du ganz offiziell zur Familie." Hagrid hatte ich einen Brief geschrieben und versprochen, Charlie zum nächsten Tee mitzubringen. Meine Eltern waren hoch erfreut, als ich ihnen meinen Freund vorgestellt hatte. Jetzt standen wir vor dem Eingang zu Weasleys Zauberhafte Zauberscherze. Charlie hatte meine Hand genommen und wollte gerade die Tür öffnen, als eine Kundin sie von innen öffnete. Sie musterte uns kurz und mir fielen sofort ihre großen blauen Augen auf. Dann lief sie schon weiter. Fred begrüßte uns herzlich, nicht ohne seinem Bruder einen anzüglichen Blick zuzuwerfen. „Es freut mich immer, wenn ihr kommt", rief Fred lautstark. Ich antwortete lachend: „Ich habe schließlich freie Auswahl." „Das hast du dir auch verdient." George streckte seinen Kopf durch die Tür nach draußen. „Fred, kommst du? Ich will Kassensturz machen." „Komme schon!" Wir folgten den Zwillingen in den Laden. Während sie das Geld zählten, sahen Charlie und ich uns um. „Ihr habt euch wirklich eine gute Geldquelle aufgebaut." „Es geht nicht nur um das Geld, Bruderherz." „Sondern um den Spaß!" Die Zwillinge erschienen rechts und links von uns. „Kommt mit hoch." „Wir haben etwas gekocht." „Kann man das auch essen, ohne vergiftet zu werden?", fragte ich grinsend. „Natürlich", sagten sie gleichzeitig. „Man kann uns vertrauen." Charlie hustete gekünstelt und erntete dafür grinsende Blicke von Fred und George. Wir saßen lange beisammen und lachten viel. „Sag mal, George", fragte Charlie schließlich. „Ich habe gehört, du willst dich mit Angelina verloben." George strahlte über das ganze Gesicht. „Ja, aber es dauert noch ein bisschen. Ich wollte sie an unserem Jahrestag ausführen und dann den Antrag machen, aber unser Jahrestag ist erst in 4 Monaten." Charlie nickte. „Plane lieber zu früh, als zu spät." „Und du, Fred?", fragte ich, „Kein Glück mit den Frauen." „Naja, die eine Kundin heute, hat dich ja echt umgehauen", antwortete George an seiner Stelle. Fred wurde rot. „Quatsch, ich war nur höflich. Das ist alles." „Ja, klar." George, Charlie und ich brachen in Lachen aus, während Fred noch röter wurde. Gegen Mitternacht verließen Charlie und ich, vollgepackt mit einigen Geschenken, den Laden der Zwillinge. „Du hast wirklich die verrückteste und beste Familie, die ich kenne", meinte ich zu Charlie. Er erwiderte nichts, sondern küsste mich einfach. „Und du gehörst dazu."

„Nehmt doch noch Kekse! Ihr müsst doch Hunger haben." Hagrid reichte einen Teller mit Gebäck an Bill und mich. „Nein danke, Hagrid. Ich habe schon gut gegessen", wimmelte ich ihn rasch ab. „Ich habe auch keinen Hunger. Danke." Hagrid sah von Bill zu mir. „Keinen Appetit auf Kekse, das es so was gibt. Naja egal, dann eben nur Tee." Er schenkte uns etwas ein und ließ sich dann auf seinen Stuhl fallen. „Es ist wirklich ein Wunder, dass wir alle beisammen sitzen. Wie in guten alten Zeiten", plapperte Hagrid auch sogleich los. „Ich weiß noch, wie ich Rachel in ihrem ersten Schuljahr im verbotenen Wald gefunden hatte. Sie hat ganz ruhig dagesessen und Einhörner beobachtet. Die Tiere hatten überhaupt keine Angst vor dir, weißt du? Und als ich dich dann gefragt habe, weshalb du hier bist, weil es ja verboten ist, der Wald heißt schließlich nicht umsonst so, hast du ganz traurig geguckt und gemeint, dass du dann wieder gehst. Von diesem Moment an wusste ich, dass du etwas besonders bist." Hagrid redete immer weiter und erzählte noch etliche Geschichten aus unserer Schulzeit. Bill, Hagrid und ich lachten viel. Es war einfach herrlich, einfach mit guten Freunden zusammenzusitzen und zu reden. Es war schon dunkel, als wir aufbrachen. „Morgen reist du mit Charlie zu den Drachen, oder?", fragte Bill. Ich nickte. „Du und mein Bruder. Ihr müsst wirklich füreinander bestimmt sein." Ich lächelte. „Es war Liebe auf den ersten Blick." Bill grinste.


„Dort sind sie!" Ich deutete auf den großen Umriss am Horizont. Wir liefen los. Der Umriss wurde rasch größer. Charlie und ich ließen uns auf einem Hügel nieder. Vor uns, in einem tiefen Tal, konnte man fünf Drachen erkennen. Zwei lagen in der Sonne, während die drei Kleineren um sie herum rannten und laut schrien und quiekten. Die Wesen geheimnisvoll funkelten in der untergehenden Sonne. „Wir werden nie alle Mysterien hinter diesen Geschöpfen erklären können." Charlie sah mich aus dem Augenwinkel an. „Das brauchen wir auch nicht. Wichtig ist, dass sie hier sind und mit uns leben. Alles andere ist nicht wichtig." Ich nickte und lächelte ihm zu. Schweigend beobachteten wir die Tiere vor uns. „Sie sind eine richtige Familie", flüsterte ich. „Genau wie wir, mein Schatz." Charlies Hand strich sanft über meinen leicht gewölbten Bauch. Mein Blick fiel auf den Ring an meiner Hand. Langsam ging die Sonne unter. „Ja, genau wie wir."

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