Fred Weasley 2

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„Fred!" Sein Bruder klopfte ihm zum wiederholten Mal auf die Schulter. „George?", fragte er etwas verwundert. „Möchtest du weiterhin die Tür anstarren, oder die Kunden bedienen." „Die Tür ansta... natürlich die Kunden bedienen!" Abwesend reichte er einem jungen Mädchen ihr Wechselgeld, während sein Blick immer wieder zur Tür glitt. Ob sie noch kommen würde? Er hat sie erst einmal gesehen, aber ihr Name hatte sich in sein Gedächtnis eingebrann: Serena Monroe. Ein wunderschöner Name, wie er fand. Sie war auch wunderschön gewesen, fast genauso schön, wie die Kundin, die gerade den Laden betrat. Sie sah ihr sogar ähnlich. Er zuckte zusammen. Das war sie! Sofort rief er nach einer Angestellten und beeilte sich zu Serena zu kommen. Sie besah sich die Ware sehr genau, als ob sie überlegen musste, ob sich der Kauf lohnte. Er betrachtete sie von der Seite. Ihre langen braunen Haaren waren verwuschelt zu einem Zopf zusammengefasst. Ihre Stupsnase war von hunderten Sommersprossen gesprenkelt und ihre großen dunkelblauen Augen funkelten frech. „Kann ich dir helfen?" Erleichtert stellte er fest, dass sich seine Stimme nicht so piepsig angehört hatte, wie er dachte.

„Kann ich dir helfen?" Ich sah auf. „Oh, Hallo Fred. Nein, ich sehe mich nur um." „Wie hast du gewusst, dass ich Fred bin?" „Betriebsgeheimnis", grinste ich. „Verstehe", gab Fred lachend zurück. „Du bist mal wieder zu spät, wir wollten eigentlich bald schließen." „Wenn ihr wollt, dass ich wieder gehe..." Ich tat so, als ob ich zur Tür gehen wollte. „Nein, nein! So war das nicht gemeint!" Fred hielt mich am Arm fest. „Bleib einfach solange du willst. Ich kann dir alles zeigen, wenn die Kunden weg sind." Er zwinkerte mir zu. „Das hört sich nach einem guten Angebot an", lachte ich. „Ich bleibe einfach solange hier stehen und beweg mich nicht vom Fleck." „Dann beeile ich mich wohl besser." Langsam leerte sich der Laden und ich beobachtete Fred und George, wie sie alles abschlossen und die das Geld in der Kasse zählten. „Fred, ich muss los! Angelina wartet!" „Bis nachher!" George disapparierte mitten im Laden. „Du bist wirklich noch da", stellte Fred erfreut fest. „Natürlich. Ich wollte mir doch keine Privatführung entgehen lassen." „Wenn ich bitten darf?" Er reichte mir seinen Arm. „Willkommen in Weasleys Zauberhafte Zauberscherze." Fast eine Stunde lang zeigte mir Fred die komplette Ware und erläuterte mir die Funktionen. Wir verstanden uns so gut, als ob wir uns schon ewig kennen würden. „Das war echt lustig mit dir. Danke schön", verabschiedete ich mich abends von ihm. „Gerne. Ich freue mich, wenn du morgen wieder kommst." Er zwinkerte mir zu. „Natürlich." Ich winkte ihm zu und disapparierte anschließend.

Wie hätte es man anders erwartet, besuchte ich den Laden der Zwillinge jeden Tag kurz vor Ladenschluss, um mit ihnen zu plaudern. Sie waren einfach lustig und nett. Ich hatte das Gefühl, als wären sie meine besten Freunde, weshalb ich abends nach einem kleinen Einkaufsbummel durch Muggel-London auch etwas panisch bei ihnen klingelte. „Serena?" George öffnete mir die Tür. Er trug einen Anzug und hielt einen Strauß Rosen in der Hand. „Ist etwas passiert? Ich wollte gerade los." „Ist denn Fred da? Ich habe mich ausgesperrt." „Für was bist du denn eine Hexe?" „Mein Zauberstab ist IN der Wohnung!" George lachte laut los. „So was schusseliges, wie du ist mir echt noch nie untergekommen. Geh einfach durch den Laden nach oben. Fred ist da." „Danke!" „Immer wieder gerne." Ich flitzte die Treppe nach oben und klopfte an die Tür. „Ja?" „Hey Fred, hier ist Serena!" Eine Tür wurde geöffnet und Fred stand vor mir. Rasch erklärte ich ihm, was geschehen war. Er lachte herzlich. „Dann bist du wohl heute mein Gast. Deine Einkäufe kannst in die Küche stellen." „Habt ihr einen Kühlschrank?" „Was für einen Schrank?" „Einen Kühlschrank!" „Nicht, dass ich wüsste." Er war mir in die Küche gefolgt und sah mir zu, wie ich die Sachen notbedürftig in Schränken verstaute. „Was wollen wir denn den ganzen Abend machen?" „Ich habe keine Ahnung. Was macht man so als junger Erwachsener?" Fred lachte. „Das musst du doch besser wissen. Du bist jünger, als ich." „Stimmt doch gar nicht!" „Ach ja, wann hast du Geburtstag. Vor oder nach dem 1. April 1978?" Etwas kleinlaut murmelte ich: „Nach." Fred lachte laut. „Na bitte. Also was macht man als junger Erwachsener?" „Ich habe keine Ahnung", wiederholte ich. „Na dann hole ich Butterbier und wir setzen uns ins Wohnzimmer." „Hört sich gut an." Ich ließ mich auf der Couch nieder und wartete auf Fred, der mit einigen Flaschen wieder kam. „Um dein Bett kümmern wir uns nachher. Oder willst du bei mir schlafen?" Er grinste. „Ich glaube, ich nehme das Sofa", lachte ich. Ich schnappte mir eine Flasche und trank einen großen Schluck. „Vielleicht hört sich das dumm an, aber warum bist du nicht zu Freunden gegangen?", fragte Fred. „Nicht, dass ich es nicht toll finde, wenn du hier bist", setzte er dazu. „Naja, irgendwie seid ihr meine einzigen Freunde." „Wie darf ich das verstehen? Eine so tolle Hexe und Frau, wie du, hat doch bestimmt viele Freunde." Ich schüttelte den Kopf und wurde ein bisschen rot. „Es ist ein bisschen komplizierter." „Erzähl. Wir haben Zeit." „Frag einfach, was du wissen willst?" „Wieso kennen wir jemanden mit so einem guten Humor nicht schon länger?" „Weil ihr Ravenclaws für Spießer haltet." „Ich verstehe nicht." „Uns Ravenclaws wird gerne nachgesagt, dass wir keinen Humor haben und nur lernen. Dabei sind wir nur wissbegierig." „Und schon sind wir wieder bei den guten alten Vorurteilen", meinte Fred. Ich nickte. „Aber egal", sprach ich weiter, „Zu meiner Zeit in Hogwarts lebte ich mit meiner Tante in London. In meinem Haus hatte ich viele Freunde. Keine wirklich guten, aber ich war beliebt. Ich wäre eine Musterschülerin, wenn ich etwas anderes als Unsinn im Kopf gehabt hätte. Trotzdem fiel mir die Schule leicht und ich bestand mit Bestnoten. Ich wusste nicht, was ich nach der Schule machen sollte, bis meine Tante einen Schlaganfall hatte und die Treppe herunterfiel. Sie hat überlebt, aber saß seitdem im Rollstuhl und brauchte Pflege. Bevor dem Unfall hat sie ihre Wohnung in London verkauft und ist nach Deutschland gezogen, wo sie eigentlich herkommt. Ich bin schließlich zu ihr gezogen und habe sie gepflegt." „Was war mit deinen Eltern?" „Mein Vater ist abgehauen, als sich herausstellte, dass ich eine Hexe bin und meine Mutter hat meine Geburt nicht überlebt." „Oh, dass tut mir leid." „Muss es dir nicht." „Also warst du Muggelstämmig", schloss Fred. Ich stimmte ihm zu. „Und deine Tante, war sie eine Hexe?" „Nein, aber eine sehr aufgeschlossene Frau." „Du sprichst immer in der Vergangenheitsform von ihr." „Ja, sie ist vor zwei Monaten gestorben." Fred schwieg. „Tut mir leid, ich wollte nicht fragen." „Kein Problem, Fred. Ich bin vielleicht traurig, weil sie nicht mehr da ist, aber ich weiß, dass es ihr gut geht, dort wo sie ist und das sie auf mich aufpasst." Ich lächelte leicht. „Sie wollte immer, dass ich meinen Traum erfülle in der Winkelgasse einen Laden zu eröffnen, aber anscheinend war das nicht nur mein Traum." Ich grinste ihm zu und er lachte. „Stimmt." „Es muss toll sein, hier zu arbeiten." „Ist es auch. Wo arbeitest du denn momentan?" „Nirgends. Ich habe alles von meiner Tante geerbt. Allerdings will ich es auch nicht ausgeben, also such ich einen Job." „Wie wäre es, wenn du bei uns aushilfst. Unsere einzige Mitarbeiterin ist schwanger und wir können jede Unterstützung gebrauchen." „Meinst du das ernst?" „Natürlich." „Bei Merlins grünkarierter Unterhose! Wie lieb von dir, Fred!" Übermütig fiel ich ihm um den Hals. Er lachte. „Gerne Serena. Gerne doch." Durch die Wucht meiner Umarmung war er fast vom Sofa gefallen und ich half ihm jetzt lachend auf. „Erzähl mir mehr über dich, Fred. Wie war es so in London, während dem Zauberkrieg?" „Nicht wirklich schön. Viele Leute sind gestorben, oder wurden gefoltert. Die Schlacht in Hogwarts haben wir nur mit hohen Verlusten überlebt." „Ich bin froh, dass du und George noch lebt." „Ich hatte damals einen Schutzengel. Sie hat mir das Leben gerettet." „Wer ist sie?" „Die Freundin meines Bruders Charlie, Rachel Hamilton." „Zum Glück war sie da. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie es wäre dich und George nicht zu kennen." „Ja, ich mir auch nicht", murmelte Fred und blickte nachdenklich aus dem Fenster. „Ist auch egal, was gewesen wäre. Hauptsache, alles ist so wie jetzt ist." Fred lächelte mir zu. „Stimmt." Wir saßen noch lange auf dem Sofa und plauderten über alles, was uns in den Sinn kam. Es war schon sehr spät und ich nickte immer wieder ein. Gerade erzählte Fred, wie er und George einmal einen ganzen Korridor in Hogwarts in einen Sumpf verwandelt hatten, als mein Kopf endgültig auf seine Schulter rutschte und ich fast sofort einschlief.

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