Forever 4

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Obwohl ich anfangs wirklich skeptisch war, vertraute ich den Ordensmitglieder sehr schnell. Ich verbrachte viel Zeit im Grimmauldplatz Nummer 12, einfach weil ich mich wohlfühlte, dort zu sein. Dies waren die ersten Menschen, bei denen ich mich wirklich, wie ich selbst fühlte. Leider war auch vielen anderen Zauberern aufgefallen, dass ich mich oft mit Kingsley oder Arthur zu unterhalten schien. Einige waren wohl ziemlich misstrauisch geworden, anders konnte ich mir nicht erklären, was nach einigen Monaten, genaugenommen Mitte Oktober, passierte. Es war schon dunkel draußen, ich war gerade erst von der Arbeit heimgekommen und hatte mich schnell umgezogen. Es war noch ein Treffen angesetzt, deswegen eilte ich jetzt durch die abendlichen Straßen. Ein seltsames Geräusch ließ mich erschreckt herumfahren, doch niemand war zu sicher. Mit gespitzten Ohren ging ich weiter, immer meine Umgebung beobachtenden. Da war dieses Geräusch schon wieder! Im Lichtkegel einer Straßenlaterne blieb ich stehen und sah mich genau um. Da war eine dunkle Gestalt, die in meine Richtung blickte. Sofort überlegte ich, was jetzt zu tun war. Ich könnte nach Hause disapparieren, aber dann wusste ich nicht, ob die Gestalt mich nicht vielleicht wieder verfolgen würde. Wenn ich direkt zum Grimmauldplatz laufen würde, würde ich unser Geheimversteck verraten. Aber hier in der Nähe war ein Park, vielleicht könnte ich die Gestalt dort abschütteln oder wenigstens außer Gefecht setzen. Rasch lief ich weiter. Der Park war einige Querstraßen vom Grimmauldplatz entfernt. Hier brannten fast keine Laternen mehr und keine Menschenseele war unterwegs. Die Gestalt war immer noch da. Ich setzte mich auf eine Bank und wartete. Langsam kam sie näher.

„Und was hast du dann gemacht?" Kingsley, Remus und Sirius sahen mich abwartend an. „Die Gestalt hat sich mir von hinten genährt, sie dachte wohl, ich hätte sie immer noch nicht bemerkt. Kaum war sie dann in Reichweite, bin ich aufgesprungen und habe einen Obliviate-Zauber auf sie gelegt. Einen Moment dachte ich, es hätte nicht funktioniert, aber dann hat die Gestalt die Kapuze abgenommen und mich ganz verdattert angeschaut. Es war ein gedrungener Mann mit Halbglatze mit dunklen Augen. Ich habe ihn dann gefragt: ‚Kann ich ihnen helfen, Sir? ' Er hat mich angestarrt und langsam den Kopf geschüttelt. Dann hat er sich umgedreht und ist gegangen. Ich bin dann so schnell es ging hierher gelaufen." „Du hast sehr gut reagiert, Acacia", lobte mich Kingsley. „Ja, es war genau richtig einen kühlen Kopf zu bewahren", meinte auch Sirius. „Und die Idee mit dem Vergessenes-Zauber war genial", schloss sich Remus an. Ich wurde leicht rot. „Ach was, man sollte immer gewappnet sein", winkte ich ab. „Trotzdem solltest du erstmal nicht alleine unterwegs sein. Keiner von uns." Kingsley seufzte. „Du könntest ja hier bleiben!", rief Sirius enthusiastisch. „Danke für das Angebot, aber das ist nicht nötig." „Ich denke, es wäre wirklich das Beste, wenn du vorübergehend hier einziehst." Remus sah mich lange an. „Aber ist es nicht sehr auffällig, wenn ich plötzlich nicht mehr zu Hause bin? Da wird man mich doch gleich verdächtigen." „Das stimmt auch wieder", meinte Sirius betrübt. Er hatte auf etwas Gesellschaft gehofft. „Ich will auch nicht, dass du alleine irgendwo bleibst", bemerkte Kingsley, „Wenn dein Haus unter Beobachtung steht, werden sie meins sicherlich auch überwachen." Er überlegte. „Manchmal hasse ich es, wirklich so klein und unschuldig auszusehen", schimpfte ich. „Jemand wie dich, Kingsley, würde man nie angreifen." Er nickte. „Acacia könnte doch bei dir unterkommen, Remus, oder?" Alle sahen zu ihm. „Also... Ähm... Nein, das geht nicht. Ich... Ich.." „Warum nicht?", fragte Kingsley. Sirius warf seinem besten Freund einen langen Blick zu. „Nein, bei Remus unterzukommen, wäre keine Alternative", meinte er dann. Remus schenkte ihm einen dankbaren Blick. „Also bleib wirklich nur noch der Grimmauldplatz. Ich fühle mich nämlich nicht wohl mit dem Gedanken, dass jemand mein Haus und mich beobachtet. Was wäre, wenn die einbrechen würden?" „Dann bleibst du bei mir!" Sirius klatschte erfreut in die Hände. „Ich entstaube sofort ein Zimmer!" Er sprang auf und flitzte die Treppen nach oben. Kingsley verabschiedete sich und ging in die Küche. „Hier ist es wirklich am sichersten, Acacia. Ich mag mir gar nicht vorstellen, was passiert wäre, wenn du angegriffen worden wärst", murmelte Remus. „Ich mir auch nicht." Wir schwiegen. „Also ich hätte dich gerne bei mir aufgenommen, aber es geht nicht", meinte er dann noch, ehe auch Remus sich erhob. „Schon gut." Er schenkte mir ein schiefes Lächeln und sofort erwiderte ich es. Mein Bauch kribbelte, als ich ihm hinterher sah. Ich beschloss noch einmal die Bibliothek aufzusuchen. Als ich an einer Tür vorbeikam hörte ich leise Stimmen. Eigentlich wollte ich nicht lauschen, doch ich war zu neugierig. „Mensch Remus, es wäre doch keine große Sache es ihr zu erzählen." „Vergiss es. Sie war angewidert und erschreckt." „Waren wir doch auch nicht." „Ihr ward auch etwas anderes", zischte Remus. Ich konnte Sirius grinsen hören. „Kann es sein, dass dir viel an dir liegt?" „Das geht dich gar nichts an!" „Also stimmt es!" Kurze Stille. „Kann sein." Ich wurde rot und eilte weiter. Remus lag viel an wem? Etwa an mir?

Nach der Sitzung verkroch ich mich wieder in Bibliothek. Etliche der Bücher hatte ich mittlerweile entstaubt und notdürftig repariert. Mir tat es in der Seele weh, wenn eins der Bücher fast komplett zerstört war. Es war schon sehr spät, als jemand an der Tür klopfte. „Acacia?" „Oh. Hallo Remus", murmelte ich und versuchte nicht rot zu werden. „Wenn du nichts dagegen hast, würde ich dich kurz nach Hause begleiten, damit du etwas zusammenpacken kannst." Ich nickte. „Das wäre nett von dir." Ich schloss die Haustür auf und stieß einen kleinen Schrei aus. „Ähm, ich nehme an, normalerweise sieht es hier ordentlicher aus, oder?" Alles lag durcheinander, ein Stuhl war umgestoßen worden. „Woher wissen sie bloß, dass..." Ich legte Remus sofort eine Hand auf den Mund, sodass er nicht weitersprechen konnte. Ich gab ihm zu verstehen leise zu sein. Diese Typen könnten noch hier sein. Er befreite sich und flüsterte: „Ich bin sicher, dass sie nicht mehr hier sind." Langsam kletterte ich über das Chaos. „Das darf doch nicht sein!", rief ich jetzt gegen alle Vorsicht. „Bei Merlin!" Meine Bücher lagen auf dem Boden, Seiten waren herausgerissen worden, Buchrücken war gebrochen und Einbände beschädigt. Vorsichtig ließ ich mich zwischen die Unordnung fallen. „Worauf habe ich mich bloß eingelassen?", murmelte ich tonlos. Beim Anblick meiner zerstörten Bücher, war mir erst klar geworden, was diese Menschen mit mir gemacht hätten, wenn ich zu Hause gewesen wäre. Ich vergrub mein Gesicht in den Händen. „Acacia komm, steh auf. Wir müssen hier weg." Zitternd nickte ich und erhob mich langsam. Zögerlich legte mir Remus einen Arm um die Schulter. „Wir gehen jetzt rasch einige Sachen holen und verschwinden dann sofort." Gesagt, getan. „Du solltest vielleicht erstmal nicht ins Ministerium gehen." Remus sah mich von der Seite an. „Ich werde arbeiten gehen! Madam Bones braucht mich! Ich lasse mich doch von ein bisschen Chaos nicht aufhalten!" Erschrocken über meinen Ausbruch, zog er den Kopf an und schwieg. „Tut mir leid, ich wollte dich nicht anschreien. Ich bin nur so durcheinander", entschuldigte ich mich sofort wieder. Er zuckte nur mit den Schultern.

Im Grimmauldplatz berichteten wir den Anderen, was passiert war. Sie waren alle erschüttert. „Wir müssen viel vorsichtiger sein", meinte Kingsley. Molly war kreidebleich geworden. „Ich gehe sofort nach Hause und sehe nach den Kindern!", rief sie und eilte davon. Arthur sah ihr nach. „Vor allem im Ministerium dürfen keine Gespräche mehr über den Orden geführt werden. Am besten jeden Kontakt vermeiden, solange es nichts sehr, sehr Wichtiges ist", sagte Moody eindringlich. Wir nickten alle. Diese Nacht schlief ich unruhig, dementsprechend müde saß ich dann auch später im Büro. Amelia warf mir immer wieder strenge und fragende Blicke zu, doch ich sagte ihr nicht, was passiert war. Gerade bat sie mich einige Papiere, die streng vertraulich waren, zu Rufus Scrimgeour zu bringen. Er war der Leiter der Aurorenzentrale und arbeitete eng mit Madam Bones zusammen. Auf dem Weg zur Zentrale kam mir ein bekannter rosa Haarschopf ins Blick Feld. Kurz kreuzten sich Tonks' und meine Blicke, doch wir ließen uns nichts anmerken und sagten beide kein Wort. Mr. Scrimgeour gab mir eine Papiere mit und fragte mich, ob ich zufällig Zeit hätte, in die Abteilung zur Verwaltung des Zaubergamonts zu laufen. „Normalerweise würde ich ja selbst gehen, aber gibt noch so viel zu tun. Und mit einem Memo kann ich es auch nicht schicken. Dafür ist es viel wichtig." „Natürlich Sir." „Vielen Dank, Ms. Morgan. Es langt auch schon, wenn sie es irgendjemandem geben, der dort arbeitet." Ich verabschiedete mich und eilte durch den Gang, die Arme voller Papiere. An der Verwaltungsstelle angekommen, klopfte ich gegen die Tür, aber niemand antwortete. Zögerlich öffnete ich. „Hallo?" „Einen Moment bitte!" Keine zwei Minuten später ging eine Verbindungstür auf und ein kleiner gedrungener Mann kam mir entgegen. Er hatte eine Halbglatze und sehr dunkle Augen. Mir verschlug es die Sprache, als er fragte: „Wie kann ich ihnen helfen, Miss?" „Ähm..." Nichts anmerken lassen, Acacia! „Also... Ich soll ihnen das hier von Mr. Scrimgeour bringen. Es ist dringend." „Ah! Vielen Dank, dass wird den Chef freuen." Er wollte mir die Blätter abnehmen, stockte aber. „Sagen sie, kennen wir uns nicht zufällig?" „Nein, da müssen sie mich verwechseln." Ich lachte gekünstelt, aber er schien es mir zu glauben. Zu mindestens nahm er mir endlich die Papiere ab und meinte dann augenzwinkernd: „Eine so bezaubernde Frau würde ich doch nicht verwechseln, aber sie kommen mir wirklich bekannt vor." Er überlegte. „Naja, vielleicht fällt es ihnen auch wieder ein. Ich muss jetzt leider weiter. Schönen Tag noch." „Wünsche ich ihnen auch." Ich musste mich sehr zusammenreißen, um nicht durch den Flur ins Büro zu rennen. Er war es, kein Zweifel! Es war der Mann, der mich verfolgt hatte.

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